Mohnzelten
Mohnzelten sind eine Süßspeise bestehend aus Kartoffelteig und Mohn-Fülle.
Registernummer: 220
Offenlegungsdatum
Der Ursprung von Mohnzelten liegt im Dunkeln der Geschichte. Der Anbau von Mohn im Waldviertel ist seit dem 13. Jahrhundert dokumentiert. Früher waren Mohnzelten traditioneller Bestandteil der bäuerlichen Küche.
Titel
Mohnzelten
Kurzdarstellung oder Behauptung
Mohnzelten sind eine Süßspeise bestehend aus leichtem Kartoffelteig, gefüllt mit einer Mohn-Fülle (je nach Rezeptur mit Zucker, Butter, Honig oder Marmelade, Vanille und Zimt angereichert), die im Ofen gebacken wird.
Während Mohnzelten früher nur auf die Waldviertler Bauernküche beschränkt waren, sind sie heute auch auf Märkten, besonders im Waldviertel und in der Weihnachtszeit, erhältlich.
Produktbezeichnung, Produktklasse
Süßspeisen
Name der Region
Waldviertel, Niederösterreich, Österreich
Suchgebiet
Lebensmittel und Speisen
Name des Informationsgebers
Keine Angabe
Name des Antragstellers für den Titel
Keine Angabe
Inhaber des Wissens oder zugehöriger Quellen
Keine Angabe
Empfänger, Inhaber, Bevollmächtigter, Eigentümer eines Titels
Keine Angabe
Beschreibung
Geschichte:
Mohn: (Schlaf-) Mohn (Papaver somniferum) zählt zu den ältesten europäischen Kulturpflanzen und stammt ursprünglich wahrscheinlich aus Westasien. Neuerdings wird auch ein Ursprung aus dem Mittelmeergebiet in Betracht gezogen.
In Europa ist Mohn bereits seit der Jungsteinzeit (6000 v. Chr.) bekannt. Die Sumerer erwähnen Mohn, damals auch als „Pflanze der Freude“ bezeichnet, erstmals 4000 v. Chr. (vor Christus) in Keilschrifttexten zur Herstellung von Arzneimitteln.
In der Antike glaubte man, dass Mohn aus den Tränen der Aphrodite gewachsen sei, als diese um Adonis, ihren Geliebten, trauerte.
Zu dieser Zeit wurde Mohn vor allem wegen seines Ölgehaltes geschätzt. Aber auch die narkotische und schmerzlindernde Wirkung von Opium (getrockneter Milchsaft der unreifen Samenkapseln des Schlafmohns) war den Heilern damals schon bekannt. Sie benutzten es unter anderem bei Wassersucht, Durchfall, Gebärmutterleiden und gegen Schlafstörungen. Es wurde entweder geraucht oder meistens mit Wein vermischt. Wegen der berauschenden Wirkung wurde Opium auch rituell verwendet.
Im 4. Jahrhundert verbot das frühe Christentum, das in Schmerzen und einer Krankheit eine Strafe Gottes sah, die Anwendung von Opium als schmerzstillendes Mittel. Erst mit der arabischen Medizin kehrte Mohn als Schmerzmittel nach Europa zurück.
Pädagogisch umstritten wurde die beruhigende und „schlafmachende“ Wirkung des Opiums, lange von der bäuerlichen Bevölkerung in Form von „Mohnzuzel“ genutzt. Mit Hilfe von Mohn und Honig wurden die Kinder beruhigt und ruhig gestellt, damit die Eltern in Ruhe ihrer Arbeit auf dem Feld nachgehen konnten.
Heute werden die ölhaltigen Samen des Schlafmohns als Lebensmittel (für Süßspeisen und Gebäck, Mohnöl) und als Schmerzmittelieferant in der Pharmazie genutzt.
Die österreichische Küche ist reich an Mohnrezepten, wobei Mohn vor allem in der Waldviertler Küche seinen festen Platz hat. Viele Mehlspeisen (z.B. Mohnstrudel, Mohnnudeln, Mohnknödel, Mohnzelten) werden durch Mohnbeigaben verfeinert oder sättigender.
Ernährungsphysiologische Eigenschaften:
Mohnsamen enthalten 40 bis 50 % fettes Öl, das durch kalte Pressung in einer Ausbeute von 12 bis 18 % gewonnen wird. Es zeichnet sich durch einen hohen Gehalt an ungesättigten Fettsäuren, vor allem Linolsäure, aus. Darüber hinaus ist Mohn reich an Kalzium, Kalium, Magnesium, Eisen, Zink, Kupfer und Mangan sowie an Vitamin B1 und Biotin.
Der Alkaloidgehalt der Mohnsamen ist sehr gering (0,005%) und pharmazeutisch unbedeutend. Allerdings kann nach dem Genuss von mohnreichen Speisen durchaus Morphin im Urin nachgewiesen werden, was zu positiven Drogentests führen kann.
Mohnanbau im Waldviertel:
Waldviertler Graumohn dürfte durch die Klöster ins Waldviertel gekommen sein, da die Mönche seit dem frühen Mittelalter Gartenmohn kultivierten, um daraus Heilmittel wider Schmerzen und Schlaflosigkeit herzustellen. Ein Beweis dafür ist das älteste Urbar des Stiftes Zwettl, das Urbar des Abtes Ebro von 1280. Erstmals in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts wird der Mohn im Waldviertel in Zehentbüchern (Zehent: Pachtentgelt der Bauern an den Grundherrn) erwähnt. Mohn wurde damals auch für die Produktion von Mohnöl herangezogen, das für die Beleuchtung „des ewigen Lichts“ in Kirchen diente.
Für das Jahr 1912 geht aus einer Agrarstatistik der K.u.K. Monarchie hervor, dass im Waldviertel 1200 ha Mohn angebaut wurden. Noch um 1930 notierte man den Zwettler Graumohn sogar an der Londoner Handelsbörse.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Mohn allmählich durch einfacher zu kultivierende, weil weniger Handarbeit verlangende, Pflanzen verdrängt. Erst ab ca. 1980 wurde die alte Tradition des Mohnanbaus im Waldviertel durch Initiativen zur Förderung landwirtschaftlicher Alternativprogramme (Gründung des Vereines zur Förderung der Sonderkulturen im Waldviertel) wiederbelebt.
Die Hauptanbaugebiete von Mohn in Österreich sind Niederösterreich (Waldviertel) und das nördliche Oberösterreich. Während in Oberösterreich hauptsächlich Blaumohnsorten angebaut werden, ist das Waldviertel für seinen Graumohn berühmt.
Mohnzelten:
Das Wort „Zelten“ ist germanischen Ursprungs und bedeutet „flacher Kuchen“. In Österreich werden unter „Zelten“ flache Gebäcke verstanden, die Früchte oder Samen im Teig enthalten bzw. mit ihnen gefüllt sind. Darüber hinaus umfasst der Begriff „Zelten“ auch das bei uns bekannte Früchtebrot.
Mohnzelten waren in der Vergangenheit wichtige Energielieferanten bei Holzarbeiten im Wald oder bei bäuerlichen Tätigkeiten auf dem Feld, sowie Festtagsgebäck, das vor allem am Heiligen Abend serviert wurde.
Während Mohnzelten früher nur auf die Waldviertler Bauernküche beschränkt waren, sind sie heute auch auf Märkten, besonders in der Weihnachtszeit, erhältlich.
Einige Produzenten prägen ihre Mohnzelten auf der Unterseite mit dem Christusmonogramm IHS, was jedoch keine spezifische religiöse Bedeutung hat, sondern das Ursprüngliche symbolisieren soll.
Gebiet/ Region:
Österreich, Waldviertel, Niederösterreich
Mohnzelten:
Mohnzelten sind eine Waldviertler Spezialität. Sie bestehen aus einem leichten Kartoffelteig, der mit Mohn-Masse (je nach Rezeptur mit Zucker, Butter, Honig oder Marmelade, Vanille und Zimt angereichert) gefüllt und anschließend im Ofen gebacken wird.
Herstellungsverfahren
Rezept: Mohnzelten (Quelle: Genussland Österreich. Was Küche und Keller zu bieten haben)
Teig:
500 g glattes Mehl
300 g gekochte, mehlige Erdäpfel (gerieben)
250 g Butter
2 Eier
2 EL Rahm
1 TL Backpulver
Salz
Fülle:
200 g geriebener Mohn
200 g Zucker
100 g Butter
Etwas Honig, Rum, Zimt
1 Päckchen Vanillezucker
Zubereitung:
Aus den Zutaten für den Teig einen Kartoffelteig bereiten.
Für die Fülle die Butter erhitzen, Mohn und Zucker einrühren; die Füllmasse mit Honig, Rum, Zimt und Vanillezucker abschmecken.
Aus dem Teig eine Rolle formen, gleich große Stücke abschneiden, diese mit der ausgekühlten Mohnmasse belegen und zu Knödeln formen. Diese Knödel dann zu Zelten flach drücken und auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen. Auf jeder Seite etwa 15 Minuten bei 200 Grad backen.
Schlüsselworte
Lebensmittel und Speisen, Traditionelles Wissen, Österreich, Süßspeisen, Mohnzelten, Zelten, Mohn, Waldviertler Graumohn g.U.
Bibliographie/ Referenzen
- MAIER-BRUCK F. Vom Essen auf dem Lande. Das große Buch der österreichischen Bauernküche und Hausmannskost. Verlag Kremayr & Scheriau, Wien, 1995. S.180f., 184
- MOERWALD, T. und WAGNER, C. Die süße Küche, Das österreichische Mehlspeisenkochbuch, NP Buchverlag, St. Pölten, Wien, Linz, 2003, S. 321
- REGAL, W. und NANUT, M. Heitschi bumbeitschi (Narrenturm 88). In: Ärzte Woche, 9/2007, Springer-Verlag GmbH
- SIEVERS G. W. Genussland Österreich. Was Küche und Keller zu bieten haben. Leopold. Stocker Verlag, Graz, 2007 S 190
- Gebäck mit reicher Vergangenheit
- Mohn Mohnhof
- Mohn (Papaver somniferum L.)
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- Reise zum Mohn
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- Schlafmohn
Letzter Zugriff aller Internetreferenzen erfolgte am 04.01.2024
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Deutsch
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Autorin
Mag. Doris Reinthaler