Marillenknödel
Marillenknödel sind eine traditionelle Mehlspeise der böhmisch-österreichischen Küche.
Registernummer: 256
Offenlegungsdatum
Bereits im 17. Jahrhundert sind Rezepte von „Weixel- oder Kirsch-Knödel oder Klöße“, „Äpfel-Knödel“ und „Mandel-Knödel“ bekannt, die jedoch mit unseren heutigen Obstknödeln wenig gemein haben. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts finden sich in heimischen Kochbüchern die ersten Zwetschken- und Marillenknödel aus Erdäpfel-, Topfen- oder Brandteig.
Titel
Marillenknödel
Kurzdarstellung oder Behauptung
Marillenknödel sind eine traditionelle Mehlspeise der böhmisch-österreichischen Küche, für die Marillen in Erdäpfel-, Topfen- oder Brandteig gehüllt, zu kleinen Knödel geformt und im siedend heißen Wasser gekocht werden. Die Knödel werden in gebräunten Bröseln gewälzt und mit Staubzucker bestreut serviert. Marillenknödel eignen sich sowohl als süße Hauptspeise als auch als Dessert.
Produktbezeichnung, Produktklasse
Mehlspeise, Knödel, Fruchtknödel, Marillenknödel
Name der Region
Österreich
Suchgebiet
Lebensmittel und Speisen
Beschreibung
Geschichte:
In Pfahlbauten der Stein- und Bronzezeit (circa 2000 vor Christus) finden sich Speisereste die belegen, dass Fleisch und Obst schon in der damaligen Zeit mit Teig umhüllt wurden.
Schriftliche Erwähnung finden Knödel erstmals in Pergamentschriften aus dem Jahre 1000.
Das Wort „Knödel“ leitet sich vom mittelhochdeutschen Wort „Knode“ für kleinen Knoten ab.
Die erste bildliche Darstellung eines Knödels stammt aus dem 12./13. Jahrhundert. Ein Fresko in der Hochkapelle von Hocheppan in Südtirol zeigt eine Person beim Knödelverzehr.
Im „Neuen und nutzbahren Koch-Buch“ des „Granat-Apffels“ (1699) sind zwar schon Rezepte von „Weixel- oder Kirsch-Knödel oder Klöße“, „Äpfel-Knödel“ und „Mandel-Knödel“ zu finden, diese haben mit unseren heutigen Obstknödeln aber wenig gemein. Die Knödel wurden aus gehackten, gekochten Äpfeln, gedörrten Weichseln oder Kirschen und geriebenen, in Schmalz oder Butter gerösteten Semmeln, Zimt und Zucker zubereitet. Die Masse wurde zu Knödeln geformt, mit Mehl bestaubt und in heißem Schmalz gebacken. Anschließend ließ man die Knödel in einer Kirschensuppe ziehen.
Für das normale Volk waren diese Mehlspeisen kaum leistbar, da kandierte und glasierte Früchte, Schokolade, Kartoffel, Zucker und viele Gewürze kostspielige Nahrungsmittel darstellten.
Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurden Zucker und Kartoffeln billiger und die Fruchtknödel entwickelten sich zu einer sogenannten „ordinären Mehlspeise“. Die billigen Knödelgerichte wurden zur Fastenspeise sowie zur Hausmannskost. Sie eigneten sich für die einfache Küche, da sie mit wenig finanziellen Mitteln und wenig Aufwand zubereitet werden konnten.
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts finden sich in heimischen Kochbüchern die ersten Zwetschken- und Marillenknödel aus Erdäpfel-, Topfen- oder Brandteig.
Heute sind Fruchtknödel weit über die Grenzen Österreichs als süße Hauptspeise oder als Dessert bekannt und beliebt.
Gebiet/Region:
Österreich
Marillenknödel:
Marillenknödel sind eine traditionelle Mehlspeise der böhmisch-österreichischen Küche, für die Marillen in Erdäpfel-, Topfen- oder Brandteig gehüllt, zu kleinen Knödel geformt und im siedend heißen Wasser gekocht werden. Die Knödel werden in gebräunten Bröseln gewälzt und mit Staubzucker bestreut serviert.
Herstellungsverfahren:
(Rezept aus „Die Hundert Klassischen Gerichte Österreichs)
Zutaten für 4 Personen:
Erdäpfelteig / 18 Stück Knödel:
500 Gramm Erdäpfel, mehlig, roh, geschält
120 Gramm Mehl, griffig
40 Gramm Butter
2 Eidotter
Prise Salz
Topfenteig / 18 Stück Knödel:
400 Gramm Topfen (10%)
150 Gramm Mehl, glatt
60 Gramm Butter, handwarm
1 Ei
1 Eidotter
Schale von ½ Zitrone, gerieben
Prise Salz
Brandteig / 12 Stück Knödel:
3 Deziliter Milch
30 Gramm Butter
160 Gramm Mehl, griffig
1 Ei
Prise Salz
18 (beziehungsweise 12) Marillen
18 (beziehungsweise 12) Stück Würfelzucker
150 Gramm Butter
130 Gramm Semmelbrösel
Staubzucker zum Bestreuen
Zubereitung:
Erdäpfelteig:
Erdäpfel in kleine, gleichmäßige Stücke teilen. In Salzwasser kernig weich kochen, abseihen, auf dem Backblech im heißen Backrohr circa 15 Minuten ausdampfen lassen. Heiße Erdäpfel durch ein Passiersieb streichen, erkalten lassen. Mit den restlichen Zutaten vermengen und zu einem glatten Teig verkneten.
Topfenteig:
Butter mit Salz und Zitronenschale schaumig rühren. Ei und Eidotter untermengen. Mehl sowie Topfen beifügen und zu einem glatten Teig kneten. 3 bis 4 Stunden im Kühlschrank rasten lassen.
Brandteig:
Milch mit Butter und Salz zum Kochen bringen. Mit dem Kochlöffel Mehl einrühren und Teig so lange rühren, bis er sich von Geschirr und Löffel löst. Teig kurz abkühlen lassen. Ei einrühren.
Marillen waschen, abtrocknen. Kern mit Kochlöffelstiel herausdrücken. Würfelzucker anstelle des Kerns in die Frucht füllen. Aus Teig eine circa 5 cm dicke Rolle formen, in Scheiben schneiden. Teig flachdrücken, Marillen darin einhüllen. Knödel in siedendes Wasser einlegen, zart wallend kochen, leicht anstoßen, damit sich die Knödel wenden.
Butter und Brösel einrühren, goldbraun rösten. Knödel aus dem Wasser heben, abtropfen lassen, in Butterbrösel wälzen, mit Staubzucker bestreuen.
Garzeit: Je nach Größe 12 bis 15 Minuten
Schlüsselworte
Lebensmittel und Speisen, Traditionelles Wissen, Österreich, Mehlspeise, Knödel, Fruchtknödel, Marillenknödel
Bibliographie/Referenzen
- KELLERMANN M. Das große Sacher Backbuch. Verlag Seehamer, Weyarn, 1994, S. 32f.
- MAIER-BRUCK F. Klassische österreichische Küche. Verlag Seehamer, Weyarn, 2008, S. 495-497
- PLACHUTTA et. al. Die 100 klassischen Gerichte Österreichs, Paul Zsolnay Verlag, Wien, 2003, S. 189
- Geschichte der Knödel
- Klöße
- Knödel
- Knödel – eine runde Sache
- Marillenknödel
Letzter Zugriff aller Internetreferenzen erfolgte am 26.05.2023.
Sprachcode
Deutsch
Regionaler Ansprechpartner
Keine Angabe
Autorin
Mag. Doris Reinthaler