Pielachtaler Dirndl
Die traditionelle Verwendung der Kornelkirschen im Pielachtal geht gesichert bis in die Zeit Maria Theresias zurück (18. Jahrhundert).
Registernummer: 90
Offenlegungsdatum
Die traditionelle Verwendung der Kornelkirschen im Pielachtal geht gesichert bis in die Zeit Maria Theresias zurück (18. Jahrhundert).
Titel
Pielachtaler Dirndl
Kurzdarstellung oder Behauptung
Traditioneller Anbau der Kornelkirsche (Cornus mas L.) in der Region Pielachtal im Mostviertel, Niederösterreich.
Produktbezeichnung, Produktklasse
Frischobst, Obst
Name der Region
Pielachtal, Mostviertel, Niederösterreich, Österreich
Suchgebiet
Landwirtschaft und Lebensmittel
Name des Informationsgebers
Regionalbüro Pielachtal
Schloßstraße 1
3203 Kirchberg an der Pielach
Name des Antragstellers für den Titel
Keine Angabe
Inhaber des Wissens oder zugehöriger Quellen
Rund 300 Bauern in der Region und 15 Weiterverarbeitungsbetriebe
Empfänger, Inhaber, Bevollmächtigter, Eigentümer eines Titels
Keine Angabe
Beschreibung
Geschichte:
Zahlreiche römische Schriftsteller wie Horaz, Ovid, Plinius der Ältere und Vergil erwähnten den „cornus“ (Kornelkirschenbaum) bereits in ihren Werken.
Schon im 12. Jahrhundert hatte die heilige Hildegard von Bingen (1098 bis 1179) in ihrem medizinischen Werk „Physica“ ein Kapitel der Heilkraft der Kornelkirsche gewidmet.
Die traditionelle Verwendung der Kornelkirschen zur Schnapsherstellung im Pielachtal geht gesichert bis in die Zeit Maria Theresias zurück (18. Jahrhundert).
Die Dirndl scheint im Pielachtal seit mehr als zehntausend Jahren vorhanden zu sein.
Der heimische Strauch diente vor allem als Grenzhecke. Ursprünglich wurde überwiegend sein Holz genutzt.
Die veredelte Form der Dirndl wurde Anfang der 1990er gepflanzt.
Zur Erhaltung und Nutzung des bodenständigen Kornelkirschenstrauches wurde 1996 die „Edelbrandgemeinschaft Pielachtal“ gegründet.
1999 wurde die „Pielachtaler Dörrobstgemeinschaft“ gegründet und 2006 wurde die „Produktions- und Vermarktungsgemeinschaft Pielachtaler Dirndlprodukte“ gegründet.
Juli 2007 haben sich die drei Gemeinschaften „Edelbrandgemeinschaft“, „Dörrobstgemeinschaft“ und die „Produktions- und Vermarktungsgemeinschaft Pielachtaler Dirndlprodukte“ zur „Dirndl-Edelbrand-Dörrobstgemeinschaft Pielachtal“ (DED) zusammengeschlossen. Die Gemeinschaft umfasst ca. 50 Mitglieder.
2006 und 2007 wurden zahlreiche Dirndln in der Region gepflanzt.
Insgesamt kann man heute von ungefähr 11.000 nutzbaren Dirndlstauden in der Region ausgehen.
Rund 300 Bauern produzieren zurzeit in der Region die Pielachtaler Dirndl, davon produzieren ca. 120 nach biologischen Richtlinien. Weitere 15 Betriebe sind für die Weiterverarbeitung der Früchte zuständig.
Gebiet/ Region:
Das Pielachtal liegt im niederösterreichischen Mostviertel, südlich der Donau, rund 80 Kilometer von der Hauptstadt Wien und 20 Kilometer von Sankt Pölten, der Landeshauptstadt von Niederösterreich, entfernt.
Das Pielachtal liegt im Bezirk Sankt Pölten-Land.
Das Pielachtal erstreckt sich von 280 bis 1.195 Meter Seehöhe und umfasst die Gemeinden Ober-Grafendorf, Weinburg, Hofstetten-Grünau, Rabenstein an der Pielach, Kirchberg an der Pielach, Loich, Frankenfels und Schwarzenbach.
Klima und Bodenbeschaffenheit:
Die Region zeichnet sich durch relativ mildes Klima mit kurzen Hitzephase im Sommer aus. Das jährliche Niederschlagsmittel liegt bei 850 bis 1.100 Millimeter.
Die Böden in der Region sind besonders kalkhaltig.
Die Dirndlsträuche befinden sich vorwiegend auf den warmen, sonnenexponierten Südhängen in der Region.
Kornelkirsche:
Die Europäische Kornelkirsche (Cornus mas L.), auch Dirndlstrauch (Herkunft des Namens unbekannt) oder Hornstrauch genannt, gehört zur Familie der Hartriegelgewächse (Cornaceae) und ist ein großer Strauch oder Baum, der 5 bis 12 Meter hoch werden kann.
Die Dirndln sind seit Jahrhunderten von Bedeutung für das Pielachtal und deren Bauern und Bäuerinnen, die sie seit vielen Generationen pflegen und erhalten.
Baumbeschreibung:
Die Kornelkirsche wächst hauptsächlich auf den Südhängen des Pielachtales. Sie ist ein prägendes Element der Kulturlandschaft unter anderem weil der Strauch auch als Begrenzung zu anderen Grundstücken dient.
Der wildwachsende Strauch kann eine Höhe von bis zu 10 Meter erreichen, ist wärmeliebend und wächst vor allem auf sonnigen, buschbestandenen Hängen, in lichten Wäldern, an Waldrändern und in Hecken.
Der Strauch trägt im Februar leuchtend gelbe Blüten, noch bevor die Blätter zum Vorschein kommen. Er gilt als einer der ersten Frühlingsboten sowie als erste Nektarquellen für blütenbesuchende Insekten.
Blüten und Früchte:
Die Dirndln/Kornelkirschen sind Steinfrüchte, die zwar eine Ähnlichkeit mit der Kirsche (Prunus cerasus) haben, aber mit dieser botanisch nicht verwandt sind.
Die länglich ovalen Früchte enthalten einen Samen. Ab Mitte August färben sich je nach Sorte korallenrot bis fast Schwarz, abhängig von der jeweiligen Sorte.
Geschmack und Inhaltsstoffe:
Die Früchte sind reich an Vitamin C und schmecken saftig-säuerlich, leicht grasig mit intensivem Aroma und öligem Abgang.
Sie weisen einen hohen Gerbstoffgehalt sowie ein breites Spektrum an weiteren Inhaltsstoffen auf.
Produktionsmethode:
In der Region werden keine Pflanzenschutzmaßnahmen getroffen.
Ernteverfahren:
Das Wissen um das Ernteverfahren wurde von Generation zu Generation weitergegeben und die Dirndln werden heute noch weitestgehend in traditioneller Handarbeit geerntet.
Zur Ernte werden feinmaschige Plastiknetze (früher wurden Decken verwendet) unter den Sträuchern ausgebreitet. Wenn die Früchte reif sind, fallen sie von selbst vom Baum und müssen täglich aussortiert werden um beste Qualität für die Weiterverarbeitung der Früchte zu erhalten. Die Reifezeit der Früchte ist abhängig von der jeweiligen Sorte und erstreckt sich etwa über 6 Wochen, wobei die Ernte sehr arbeitsintensiv ist.
Die Erntemenge kann stark variieren und liegt zwischen 10 Kilogramm und 130 Kilogramm pro Staude. In Jahren, in denen die Sträucher wenige Dirndln tragen, lohnt sich die Ernte nicht.
Qualität:
Qualitätskontrolle:
Die Dirndln unterliegen einer strengen Kontrolle durch die Mitglieder der „Dirndl-Edelbrand-Dörrobstgemeinschaft Pielachtal“ (DED).
Die Beurteilung erfolgt durch Blindverkostungen.
Qualitätskennzeichnung:
Produkte der Dirndl-Edelbrand-Dörrobstgemeinschaft Pielachtal (DED)“ tragen das Logo „Die Dirndltaler“.
Vermarktung:
Die Vermarktung der Pielachtaler Dirndl erfolgt direkt durch Ab-Hof-Verkauf und Bauernmarkt sowie über Bioladen, Regionalladen, Gastronomiebetriebe, Handelsbetriebe.
Zusammenhang mit dem geographischen Gebiet und Traditionellem Wissen:
- Besondere Boden- und Klimaverhältnisse im Anbaugebiet bieten beste Voraussetzung für den Anbau von Kornelkirschen bester Qualität.
- Pielachtaler Dirndln wachsen auf Sträuchern, welche freistehend auf Wiesen oder an Feldrainen stehen. Sie sind Teil einer einzigartigen Kulturlandschaft.
- Dank der Kulturart und besonderen geographischen Verhältnisse können Dirndln erzeugt werden, die hinsichtlich Geschmack Besonderes bieten.
- Der einzigartige Geschmack und das Aroma der Pielachtaler Dirndln stehen in direkter Beziehung zu dem milden Klima und den kalkhaltigen Böden.
- Die Erzeugung von Pielachtaler Dirndln ist das Ergebnis des Traditionellen Wissens, das an die in diesem Bereich Tätigen weitergegeben wurde: Traditionelles Wissen und Erfahrung der Obstbauern (Anpassung der Erziehungsform an die Gegebenheiten der Umwelt, Auswahl von Unterlagen, Verbesserung des Erbguts, Know-how der Strauchpflege und des Ernteoptimums), der Erfahrung der Weiterverarbeiter (Dirndl-Edelbrand-Dörrobstgemeinschaft Pielachtal) sowie der Erfahrung der Ankäufer und Einzelverkäufer in der Vermarktung.
Verwertung:
Seit Jahrhunderten findet die Kornelkirsche im Pielachtal Verwendung.
Die Bauern veredeln die vitaminreichen roten Früchte unter anderem zu Marmeladen, Dörrobst, Säften und Likören sowie zum bekannten Dirndlschnaps.
Schutz:
„Original Pielachtaler Dirndlbrand“ wird im österreichischen Codex Alimentarius Austriacus, Kapitel 23, „Spirituosen“ als geschützte Angabe mit regionaler Bedeutung geführt.
Schlüsselworte
Lebensmittel und Landwirtschaft, Traditionelles Wissen, Österreich, Niederösterreich, Mostviertel, Pielachtal, Dirndl, Kornelkirsche, Hornstrauch, Hartriegelgewächse, Pielachtaler Dirndl, Cornaceae, Cornus mas L.
Bibliographie/ Referenzen
- ARNDORFER, M.: Auswirkungen der Erntetechniken und Sorteneigenschaften auf die Qualität verschiedener Verarbeitungsprodukte der Kornelkirsche. 2002; Seite 86
- C.Gr. Tsipouridis: Description of Cornelian cherry
- Das Pielachtal - das Dirndltal
- Die obstbauliche Nutzung von Wildobstgehölzen
- Dirndl - Wasser – Lebensraum
- Dirndlbrand
- European Cornel
- Hartriegel
- Im Tal der Dirndl - Niederösterreichs Spezialitäten (niederoesterreich.at)
- Kornelius Kirschen Baum
- Kornelkirsche
- Kornelkirsche
- Kornelkirsche (Cornus mas)
- Pielachtal
Letzter Zugriff aller Internetreferenzen erfolgte am 19.12.2023.
Sprachcode
Deutsch
Regionaler Ansprechpartner
Regionalbüro Pielachtal
Schloßstraße 1
3204 Kirchberg an der Pielach
Telefon: +43 2722 7309 25
E-Mail: regionalbuero@pielachtal.at
Homepage: www.pielachtal.at
Autoren
Mag.a Eva Sommer, Dr. Erhard Höbaus