Ländle Apfel
Traditioneller Apfelanbau auf Obstanlagen in Vorarlberg, Österreich, unter Einhaltung der Richtlinien der Ländle Qualitätsprodukte Marketing GmbH.
Registernummer: 83
Offenlegungsdatum
Bereits im 13. Jahrhundert nahm der Obstbau in Vorarlberg eine bedeutende Rolle ein.
Titel
Ländle Apfel
Kurzdarstellung oder Behauptung
Traditioneller Apfelanbau auf Obstanlagen in Vorarlberg, Österreich, unter Einhaltung der Richtlinien der Ländle Qualitätsprodukte Marketing GmbH. Diese Richtlinien verbieten das Ausbringen von Glyphosat und geben einen schonenden Einsatz von Pflanzenschutzmitteln vor. Richtlinien gibt es sowohl für den konventionellen als auch den biologischen Anbau.
Die besonderen Klimaverhältnisse und die naturnahe Produktion verleihen den Äpfeln eine hervorragende Qualität und einen ausgezeichneten Geschmack.
Ländle Äpfel werden in erster Linie als frisches Tafelobst verkauft oder zu Apfelsaft, Most, Edelbränden oder zu traditionellen Gerichten verarbeitet.
Produktbezeichnung, Produktklasse
Apfel, Kernobst, Obst
Name der Region
Ländle, Vorarlberg, Österreich
Suchgebiet
Lebensmittel und Landwirtschaft
Name des Informationsgebers
Martin Wagner
Ländle Qualitätsprodukte Marketing GmbH
Name des Antragstellers für den Titel
Keine Angabe
Inhaber des Wissens oder zugehöriger Quellen
Apfelbauern, die die Richtlinien der Ländle Qualitätsprodukte Marketing GmbH einhalten.
Empfänger, Inhaber, Bevollmächtigter, Eigentümer eines Titels
Ländle Qualitätsprodukte Marketing GmbH
Beschreibung
Geschichte:
Funde von versteinerten Äpfeln bei den Pfahlbauten rund um den Bodensee liefern Hinweise über die Nutzung von Wildformen des Apfels um 5000 bis 2500 vor Christus.
Im Mittelalter förderte Karl der Große (747 bis 814 nach Christus) in seiner Landgüterverordnung „Capitulare de villis vel curtis imperii“ von 802 den Obstanbau in ganz Europa.
Urkunden aus Sankt Gallen-Bodensee (Schweiz) aus dem 8. Jahrhundert nach Christus beweisen Obstbau an den Gestaden des Bodensees.
Im 9. Jahrhundert wurden bereits Äpfel und andere Obstsorten aus dem Garten des Klosters Sankt Gallen schriftlich erwähnt.
Da eine enge Beziehung des Klosters Sankt Gallen zu Vorarlberg bestand, nahm das Kloster viel Einfluss auf den dortigen Obstbau.
Urkunden belegen, dass der Obstbau in Vorarlberg im 13. bis 16. Jahrhundert florierte.
1862 wurde der „Vorarlberger Landwirtschaftsverein“ gegründet. Ziel war die Förderung und Verbesserung des Obstbaus durch Ausbildung der Lehrerschaft zur Weiterbildung der Obstbauern.
Im Jahr 1868 wurde in Dornbirn ein Versuchsgarten für den Obstbau eingerichtet.
1889 gründete Schuldirektor Maximilian Schmidinger den ersten Obstbauverein in Dornbirn.
Um 1875 förderte der Verein die Errichtung von privaten Obstanlagen und von gemeinschaftlichen Baumpflanzungen entlang von Straßen.
Zwischen 1870 und 1900 wurden große Anstrengungen zur Förderung und Verbesserung des Obstbaues unternommen.
Im Jahre 1900 beauftragte das Ackerbauministerium der Österreich-Ungarischen Monarchie den Oberlehrer Max Schmidinger damit, zur Weltausstellung nach Paris zu fahren.
Dort präsentierte Vorarlberg 8 Kisten Obst, welche 25 Sorten Äpfel und 16 Sorten Birnen enthielten.
Der Vorarlberger Verein erhielt eine goldene Medaille und Max Schmidinger wurde die silberne Mitarbeitermedaille verliehen.
Um 1900 gewann die Verwendung von Kunstdünger an Bedeutung und der Export von Obst begann, eine wichtige Rolle zu spielen.
Um die Mitte des 20. Jahrhunderts nahm der Obstbau in Vorarlberg gewaltig zu und zahlreiche Baumschulen wurden gegründet.
Im Jahr 2001 wurde die Ländle Qualitätsprodukte Marketing GmbH gegründet. Sie ist die zentrale Stelle für Marketing und Qualitätssicherung landwirtschaftlicher Produkte aus Vorarlberg. Ziel ist es, die heimischen Produkte bekannter zu machen, deren Qualität zu steigern und die Wertschöpfung zu erhöhen.
Die Bezeichnung „Ländle Apfel“ wurde vor etwa 35 Jahren für Qualitätsäpfel aus der Region eingeführt. Inzwischen ist der Ländle Apfel ein Markenprogramm der Ländle Qualitätsprodukte Marketing GmbH. Teilnehmende Obstbauern unterzeichnen die Einhaltung der Richtlinien und können ihre Äpfel dafür mit dem Ländle Siegel ausloben.
Äpfel in der Geschichte:
Äpfel treten in vielen religiösen Traditionen in Erscheinung, oft als mystische oder verbotene Frucht. In der christlichen Mythologie ist er als verbotene Frucht "Sinnbild der Sünde und Verführung" (Adam und Eva).
Der Apfel galt lange Zeit als Symbol der Macht. Kaiser und Könige hielten ein goldenes Zepter und einen vergoldeten "Reichsapfel" als Symbol für die Weltkugel in ihren Händen.
1683 belagerte die türkische Armee Wien, mit dem Ziel, den "goldenen Apfel" an der Spitze des Stephansdoms zu erobern.
Medizinische Verwendungen:
Bereits in der Antike beschrieben der griechische Arzt Hippokrates (circa 460 vor Christus bis circa 370 vor Christus) und die römischen Schriftsteller Dioskurides (1.Jahrhundert nach Christus) und Plinius der Ältere (23 bis 79 nach Christus) die heilenden Wirkungen von Äpfeln. Süße Äpfel galten als schwer verdaulich, gekochte als abführend und reife Äpfel als stopfend. Die Volksmedizin der Antike verwendete Blüten, Wurzeln und Apfelkerne gegen verschiedene Probleme wie Gallensteine, Magenleiden, Kahlköpfigkeit, Augenschmerzen und Krampfadern.
Hildegard von Bingen (1098 bis 1179) erwähnt Äpfel als heilende Früchte. Sie empfahl, die Blätter des Apfelbaumes gegen Augentrübungen, die Knospen gegen Leber-, Milz-, Darmleiden und Kopfschmerzen. Der Boden unter einem Apfelbaum wurde als wirksam gegen Rücken-, Lenden- und Bauchschmerzen angesehen.
Gebiet/Region:
Vorarlberg (Dialektausdruck: „Ländle“) ist das westlichste Bundesland Österreichs. Es ist begrenzt durch den Bodensee und den Rhein im Westen, durch die Gebirgszüge Arlberg und Fervallgruppe im Osten, die Gebirgszüge des Rätikons und der Silvretta im Süden und das deutsche Allgäu im Norden.
Vorarlberg grenzt an Bayern (Deutschland), Graubünden und Sankt Gallen (Schweiz), das Fürstentum Liechtenstein und Tirol (Österreich).
Im Kontext mit Genuss-Region umfasst die Region Ländle Apfel das Rheintal vom Ufer des Bodensees bis in den Raum Feldkirch sowie den Walgau.
Der weite, flache Talboden ist geprägt von Apfel- und Birnenbaumstämmen auf Streuobstwiesen und Obstanlagen auf einer Seehöhe zwischen 400 und 800 Meter.
Die Anbaufläche für Ländle Apfel mit Siegel beträgt derzeit ca. 22 Hektar (Stand: 2020), die von 10 Obstbauern bewirtschaftet werden.
Boden- und Klimaverhältnisse:
Die Böden variieren zwischen Pseudogley- und Gleyböden. Es gibt Böden auf Carbonatgestein, kalkhaltige Braunerde und lehmige Böden, ähnlich der braunlehmigen Böden.
Die tiefgründigen und nährstoffreichen Böden bieten optimale Bedingungen für den Anbau von Äpfeln von besonderer Qualität.
Das Klima ist, auf Grund der Westwinde vom Bodensee, stark atlantisch geprägt.
Temperaturgegensätze sind durch die große Wasserfläche des Bodensees gemäßigt. Die Winter sind mild und schneereich, die Sommer eher kühl. Die Jahresmitteltemperatur liegt bei circa 10 Grad Celsius.
Häufig treten Föhnwinde im Rheintal und im Walgau auf.
Das Wetter im Herbst ist stabil und trocken mit niedrigen Nachttemperaturen.
Die jährlichen Niederschlagsmengen sind hoch (1.500 bis 2.000 Millimeter).
Ländle Apfel:
Äpfel (Malus domestica) gehören zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae), Gattung Malus.
Apfelsorten:
Die Apfelbäume in Obstanlagen umfassen zahlreiche Sorten, wobei Elstar, Topaz, Boskoop, Gala und Jonagold die am meisten angebauten Sorten sind.
Traditionelle Apfelsorten auf extensiven Streuobstwiesen sind unter anderem Brentewinar, Zenteler und Maschansker. Sie werden für die Saft-, Most- und Edelbrand-Produktion verwendet.
Erzeugung:
Ländle Äpfel werden nach den Vorgaben der Richtlinien der Ländle Qualitätsprodukte Marketing GmbH, die sich stark an die Richtlinien der Integrierten Produktion (IP) orientieren, erzeugt - unter Berücksichtigung eines schonenden Umgangs mit dem Boden und eines minimierten Einsatzes ausschließlich umweltverträglicher Pflanzenschutzmittel. Das Ausbringen von Glyphosat ist untersagt.
Ländle Apfel wird in erster Linie als Tafelobst produziert. Äpfel von minderer Qualität werden an heimische Mostereien zur Saft- und Mosterzeugung geliefert.
Baumpflanzung:
Die jungen Apfelbäume stammen aus eigenen Vermehrungen oder aus Baumschulen aus der Steiermark oder Holland. Da die Fläche eher konstant ist, werden aber nur wenige beziehungsweise nur selten Bäume nachgepflanzt.
Die Bäume auf Obstanlagen werden in Reihen gepflanzt und sind kleinkronig (maximal circa 3 Meter hoch).
Im Winter und im Sommer werden die Apfelbäume zurückgeschnitten.
Die Apfelblüte dauert für gewöhnlich von Mitte April bis Mitte Mai. Die Bäume werden ausgedünnt, indem alle beschädigten oder schädlingsbefallenen Früchte entfernt werden.
Damit wird gewährleistet, dass die verbleibenden Früchte genügend Platz haben, um eine ideale Größe und Reife zu erreichen.
Düngung:
Die Bäume werden, wenn nötig, mit Mineraldünger, Wirtschaftsdünger und Kompost gedüngt. Großteils werden diese Dünger zugekauft.
Die Häufigkeit des Düngeeinsatzes richtet sich individuell nach den im Boden vorhandenen Nährstoffmengen.
Pflanzenschutzmaßnahmen:
Pflanzenschutzmaßnahmen dürfen nur bei Erreichen von definierten Schadschwellen eingesetzt werden. Nur jene Pflanzenschutzmittel sind zu verwenden, die nach den Richtlinien der Integrieren Produktion (IP) erlaubt sind. Die Anwendungen sind in der Ackerschlagkartei schriftlich zu dokumentieren. Das Ausbringen von Glyphosat ist untersagt.
Bewässerung:
Aufgrund der ausreichenden Niederschläge und speicherfähigen Böden ist eine Bewässerung meist nicht notwendig. Einige Obstbauern haben nach dem Totalausfall der Ernte 2017 durch Frost in eigene Frostberegnungsanlagen investiert. Im Sommer mit längeren Trockenphasen kommt diese Anlage für die Bewässerung zum Einsatz.
Ernte, Lagerung und Verlesung:
Ernte, Lagerung und Verlesung der Ländle Äpfel erfolgen ausschließlich bei den Obstproduzenten in der Region.
Die reifen Äpfel werden, abhängig von der Sorte, von Ende August bis Anfang November geerntet. Die Äpfel werden von den Obstproduzenten händisch gepflückt und vorsichtig in Pflückkörbe gelegt, damit keine Druckstellen oder Verletzungen entstehen.
Danach werden die Äpfel von den Bauern nach Sorten, Qualitätsklasse und Größen (Durchmesser) sortiert.
Durchschnittlich werden jährlich rund 500 Tonnen Ländle Äpfel geerntet, was einer Zahl von über 3 Millionen Äpfeln entspricht.
Die Obstproduzenten haben eigene Lagerräume, vom einfachen kühlen Keller bis hin zum modernen Kühlhaus mit kontrollierter Atmosphäre (CA-Lager).
Äpfel unter kontrollierter Atmosphäre werden unter Bedingungen von 2 Prozent Sauerstoff, 92 Prozent Luftfeuchtigkeit und 1 bis 3 Grad Celsius gelagert.
Optimale Lagerbedingungen ermöglichen eine ganzjährige Vermarktung der Äpfel.
Die Ernte wird im Handel und ab Hof in einheitlich gebrandeten Kartons unterschiedlicher Füllmenge verkauft.
Ernährungsaspekte von Äpfeln:
Äpfel sind reich an Nährstoffen. Der Apfel deckt rund ein Viertel des täglichen Vitamin C-Bedarfs und enthält über 20 Mineralstoffe wie Kalium, Eisen, Phosphor und Magnesium.
Das Fruchtfleisch ist reich an Flavonoiden, die positive Gesundheitseffekte haben (anti-inflammatorisch, bakterizid, Regulation von Blutzucker und Blutdruck, Stimulation des Immunsystems).
Die Apfelschale enthält Carotinoide, die das Immunsystem anregen und als freie Radikalfänger agieren können. Äpfel enthalten Pektin, das einen positiven Effekt auf die Verdauung und das Sättigungsgefühl hat.
Ursprungsnachweis:
Ländle Äpfel sind vom Obstbauern bis zum Einzelhandel rückverfolgbar, indem der Name der Hersteller auf den Lieferkisten angeführt ist. Außerdem ist durch den hohen Anteil der Direktvermarktung (ein Drittel) eine Garantie über die Herkunft der Äpfel gegeben.
Qualität:
Ländle Äpfel entsprechen im Lebensmitteleinzelhandel der Qualitätsklasse I.
Die Qualitätskriterien für Obst liegen in der Festigkeit des Fruchtfleisches, im Aroma und dem Vitamin- und Zuckergehalt.
Qualitätskontrolle:
Alle Ländle Apfel-Produzenten sind zur Aufzeichnung aller durchgeführten Maßnahmen verpflichtet.
Die Ländle Qualitätsprodukte Marketing GmbH überprüft jährlich über ein Fachlabor die Äpfel auf Pflanzenschutzmittelrückstände. Weiters werden die verpflichtenden Aufzeichnungen in Bezug auf Pflanzenschutz und Düngung, die ordnungsgemäße Funktion der Geräte zur Pflanzenschutzmittelausbringung, die Lagerstätten für Pflanzenschutzmittel und der gesamte Betrieb kontrolliert.
Qualitätskennzeichnung:
Ländle Äpfel sind mit dem Ländle Siegel versehen, welches für die heimische Produktion und Verarbeitung der Produkte in Vorarlberg steht und die Einhaltung der strengen Qualitätsrichtlinien garantiert.
Vermarktung:
Die Vermarktung der Ländle Äpfel erfolgt sowohl ab Hof und auf Bauernmärkten als auch über den Lebensmitteleinzelhandel. Die Ländle Qualitätsprodukte Marketing GmbH unterstützt den Verkauf durch Werbemaßnahmen.
Ländle Äpfel werden von Ende August bis März – je nach Erntemenge und Lagerung auch das ganze Jahr über – im regionalen Lebensmitteleinzelhandel oder direkt von den Bauern ab Hof und auf Bauernmärkten angeboten. Etwa ein Drittel der Ernte wird über Direktvermarktung und circa zwei Drittel über Einzelhandelsketten vermarktet.
Zusammenhang zwischen dem geographischen Gebiet und Traditionellem Wissen:
- Besonders fruchtbare Böden und das atlantisch bestimmte Klima liefern optimale Bedingungen für den Anbau von Äpfeln in der Region. Der einzigartige Geschmack und das Aroma stehen in direkter Beziehung zu den zahlreichen Sonnenstunden im Sommer und den teils großen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht im Herbst.
- Die Erzeugung von Ländle Äpfeln ist das Ergebnis des traditionellen Wissens und der Erfahrung der Obstbauern (Anpassung der Produktionsmethode an die Gegebenheiten der Umwelt, Auswahl der Sorten, Ernteverfahren und Lagerungstechniken) und Verarbeiter (Fruchtsäfte, Fruchtspirituosen).
Verwertung:
Ländle Äpfel werden in erster Linie als Tafelobst vermarktet oder zu Fruchtsäften, Most und Edelbränden weiterverarbeitet.
Schutz:
Wort-Bildmarke: Ländle Produkte (Österreichisches Patentamt, Register Nummer 219 535, im Jahr 2004)
Wort-Bildmarke: Ländle Qualität – Luag druf (Österreichisches Patentamt, Register Nummer 210 540, im Jahr 2003)
Wort-Bildmarke: Ländle Qualität – i luag druf (Unionsmarke, Register Nummer 15632912, im Jahr 2016)
Schlüsselworte
Lebensmittel und Landwirtschaft, traditionelles Wissen, Österreich, Vorarlberg, Ländle, Region, Apfel, Steinobst, Obst, Ländle Apfel
Bibliographie/ Referenzen
- Äpfel
- Bregenz: Historische Entwicklung
- Ländle Apfel
- Klimadaten Vorarlberg
- Obstbau
- Obst- und Gartenbaugeschichte
- ÖPUL 2007 – Integrierte Produktion
- Vorarlberg
Letzter Zugriff aller Internetreferenzen erfolgte am 2.1.2024.
Sprachcode
Deutsch
Regionaler Ansprechpartner
Ländle Qualitätsprodukte Marketing GmbH
Montfortstraße 11/7
6900 Bregenz
www.laendle.at
Autoren
Daniela Trenkler B.A., Mag.a Eva Sommer, Dr. Erhard Höbaus, Benjamin Hehle MSc, Martin Wagner