Wiesenwienerwald Elsbeere

Elsbeere
Foto: Norbert Mayer

Traditionelle Kultivierung von freistehenden einheimischen Elsbeerbäumen (Sorbus torminalis L) auf Wiesen oder an Feldrainen in der Region Wiesenwienerwald, Niederösterreich, in Höhenlagen zwischen 300 und 900 Metern.
 

Registernummer: 74

Offenlegungsdatum

Älteste bekannte Erwähnung der deutschen Bezeichnung Elsbeere von Martin Luther (1483 bis 1546).

Titel

Wiesenwienerwald Elsbeere

Kurzdarstellung oder Behauptung

Traditionelle Kultivierung von freistehenden einheimischen Elsbeerbäumen (Sorbus torminalis L) auf Wiesen oder an Feldrainen in der Region Wiesenwienerwald, Niederösterreich, in Höhenlagen zwischen 300 und 900 Metern.
Die Bäume sind gut an das Klima sowie an die Bodenbedingungen der Region angepasst.
Die reifen Beeren haben ein trockenes Fruchtfleisch, mit einem sandig-mehligen und süß-säuerlichen Geschmack und ein charakteristisch intensives Aroma. Elsbeeren werden in frischer oder getrockneter Form verzehrt, als Marmelade, Sirup, Chutney, eingelegte Frucht, Likör, usw. verarbeitet, in der traditionellen Küche verwendet oder zu Elsbeerenbrand destilliert.

Produktbezeichnung, Produktklasse

Frischobst, Trockenobst, Obst

Name der Region

Wiesenwienerwald, Wienerwald, Mostviertel, Niederösterreich, Österreich

Suchgebiet

Lebensmittel und Landwirtschaft

Name des Informationsgebers

Verein Elsbeerreich, Norbert Mayer

Name des Antragstellers für den Titel

Keine Angabe

Inhaber des Wissens oder zugehöriger Quellen

Bauern der Gemeinden Brand-Laaben, Kasten, Stössing, Michelbach, Pyhra, Neustift-Innermanzing, Sankt Veit an der Gölsen, Rohrbach an der Gölsen, Hainfeld, Ramsau, Kaumberg, Altenmarkt, Furth, Weißenbach, Klausen-Leopoldsdorf, Eichgraben, Maria Anzbach, Neulengbach, Asperhofen, Kirchstetten, Böheimkirchen, Wilhelmsburg, Altlengbach

Verein Elsbeerreich

Empfänger, Inhaber, Bevollmächtigter, Eigentümer eines Titels

Keine Angabe

Beschreibung

Geschichte:

Schon lange finden die Früchte des Elsbeerbaumes in der traditionellen Medizin Verwendung, zurückzuführen auf seine adstringierende Wirkung durch den hohen Tanningehalt.

Martin Luthers (1483 bis 1546) Notiz über die Elsbeere, die er für die seine Frau Katharina von Bora anforderte, ist die älteste bisher bekannte Nennung der Elsbeere.

Viele der Elsbeerbäume in der Region Wiesenwienerwald sind bereits über 200 Jahre alt.

2007 wurde der „Verein Elsbeerreich gegründet.

25 Mitglieder traten dem Verein bei und schufen die Bezeichnung “Elsbeerreich“ für das Gebiet. Mittlerweile ist die Mitglieder auf über 100 angestiegen, 45 davon sind landwirtschaftliche Betriebe.

Die Ziele des Vereins sind es, den alten Baumbestand zu erhalten, neue Bäume zu pflanzen und die Vermarktung von Elsbeerprodukten, insbesondere die hervorragenden Spirituosen, zu unterstützen. Derzeit bestehen rund 1000 „alte“ Elsbeerenbäume in der Region Wiesenwienerwald.

Im August 2008 wurde der Wiesenwienerwald Elsbeerbaum mit dem Titel „Presidi“ der internationalen Slow Food Foundation ausgezeichnet.

Gebiet/Region:

Im Zusammenhang mit dem Baumvorkommen wird die Bezeichnung „Wiesenwienerwald“ für einen Randbereich des Wienerwaldes, der von Wiesen dominiert ist, verwendet. Das Gebiet umfasst den südwestlichen Teil des Wienerwaldes, welcher von den Flüssen Traisen, Gölsen und Triesting im Südwesten und den Flüssen Tulln und Laabenbach im Osten begrenzt wird.

Es beinhaltet die Gemeinden Brand-Laaben, Kasten, Stössing, Michelbach, Pyhra, Neustift-Innermanzing, Sankt Veit an der Gölsen, Rohrbach an der Gölsen, Hainfeld, Ramsau, Kaumberg, Altenmarkt, Furth, Weißenbach, Klausen-Leopoldsdorf, Eichgraben, Maria Anzbach, Neulengbach, Asperhofen, Kirchstetten, Böheimkirchen, Wilhelmsburg, Altlengbach.

Landschaftsbild:

Das „Elsbeerreich befindet sich auf einer Seehöhe zwischen 300 bis 900 Meter.

Der höchste Berg im Wienerwald ist der Schöpfl (893 Meter), welcher den Wienerwald in zwei unterschiedliche Landschaften teilt:
Eine dicht bewaldete Region in Richtung Wien und auf der anderen Seite eine weitläufigere und sanftere Landschaft mit Wiesen, Ackerland und alten Obstbäumen in Baumgruppen und Strauchzeilen. Die Bezeichnung Wiesenwienerwald weist auf diese spezifische Landschaft hin.
Die großkronigen, freistehenden Elsbeerbäume, bilden eine Landschaft, die weltweit einzigartig ist.

Klima und Bodenverhältnisse:

Die Region Wiesenwienerwald liegt im Übergangsbereich zwischen dem atlantischen Klima im Westen und dem kontinentalen Klima im Osten.

Die durchschnittliche Niederschlagsmenge liegt bei rund 1.000 Millimeter pro Jahr, die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt circa 12 Grad Celsius.

Die Böden des Wiesenwienerwaldes sind meist schwer und tiefgründig. Sie gehören der Flysch- beziehungsweise Sandsteinzone an.

Elsbeere

Der Elsbeerenbaum (Sorbus torminalis L.) gehört zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae), zur Unterfamilie Maloideae, und zur Gattung der Mehlbeeren (Sorbus).
Der wissenschaftliche Name ist abgeleitet von lateinisch sorbere (schlürfen; den Saft, der aus den Früchten gepresst wurde) und torminalis („gut gegen Kolik“).

Die Elsbeere wird auch als Ruhrbirne bezeichnet, da die Beeren als traditionelles, pflanzliches Heilmittel gegen Koliken galten.

Des Weiteren ist sie auch unter den Namen Atlasbaum, Adlitzbeere, Arlsbeere, Arisbeere, Elzbeere, Odlatzbia, Schweizer Birnbaum sowie Wilder Sperberbaum bekannt.

Baumbeschreibung:

Elsbeerbäume kommen vor allem in den Laubwäldern von Mittel- und Südeuropa bis hin zum Kaukasus vor und sind für die Anpflanzung auf Streuobstwiesen geeignet.

Der Elsbeerbaum ist ein sommergrüner Laubbaum, der eine Höhe von bis zu 20Meter erreicht und bis 300 Jahre alt werden kann.
Gelegentlich ist er auch als niedriger Strauch zu finden, vor allem auf flachgründigen, felsigen Böden.

Die Bäume bevorzugen kalk- und lehmhaltige, trockene Böden. Sie sind wärmeliebend und empfindlich gegen starken Frost.

Das äußerst harte und maßhaltige Holz der Elsbeere ist ausgesprochen wertvoll, wurde früher für Schullineale und Pressspindeln herangezogen, findet aber auch im Instrumentenbaum Anwendung.

Blüten und Früchte:

Bäume, älter als fünfzehn bis zwanzig Jahre, bilden im Mai weiße Blüten in Doldenrispen.
Die Früchte sind rund bis oval, 8 bis 10 Millimeter groß und reifen im September bis November.
Die Elsbeere ist eine bräunliche, bis daumennagelgroße Wildfrucht. Die anfangs rötlich-gelben Früchte verfärben sich in der Vollreife braun mit heller Punktierung.

Die Beeren sind anfangs noch hart, werden aber bei Vollreife teigig und sind äußerst schmackhaft.

Geschmack und Inhaltsstoffe:

Die Beeren schmecken leicht säuerlich, haben eine sandig-mehlige Konsistenz und entfalten schließlich einen mandel-marzipanähnlichen Geschmack.

Sie weisen Flavonoide und Fruchtsäuren auf.

Ernte und Lagerung:

Die Ernte ist äußerst zeitaufwendig, da die Früchte nicht von selbst abfallen.
Die Früchte werden samt Ästchen mit Hilfe von Leitern,
in einer Höhe bis zu 12 Metern, von Hand geerntet.
Die Beeren werden samt Zweige an luftigen, kühlen Orten zum Nachreifen liegengelassen, damit alle Beeren der Trugdolde verwertungsfähig werden. Danach werden die
Beeren von den Zweigen abgetrennt („o´röwen“), verarbeitet, tiefgefroren oder eingemaischt.

Vermarktung:

Die Vermarktung der Beeren erfolgt direkt sowohl über Landwirte, über Postversand als auch über die Gastronomie.

Zusammenhang mit dem geographischen Gebiet und Traditionellem Wissen:

  • Besondere Boden- und Klimaverhältnisse bieten beste Vorraussetzung für den Anbau von Elsbeerenbäumen bester Qualität.
  • Dank der Kulturart und besonderen geographischen Verhältnisse können Elsbeeren erzeugt werden, die hinsichtlich Geschmack Besonderes bieten.
  • Der einzigartige Geschmack und das Aroma der Wiesenwienerwald Elsbeeren stehen in direkter Beziehung zu dem milden, feuchten Klima.
  • Die Erzeugung von Wiesenwienerwald Elsbeeren ist das Ergebnis des Traditionellen Wissens, das an die in diesem Bereich Tätigen weitergegeben wurde: Traditionelles Wissen und Erfahrung der Obstbauern (Anpassung der Erziehungsform an die Gegebenheiten der Umwelt, Auswahl von Unterlagen, Verbesserung des Erbguts, Know-how des Ernteoptimums), der Erfahrung der Weiterverarbeiter und Einzelhändler in der Vermarktung.

Verwertung:

Die Elsbeeren werden in Zusammenarbeit mit der Schokolademanufaktur Hagmann in Krems zu Elsbeerschokolade verarbeitet.
Als weitere Spezialitäten sind die Elsbeermarmelade,
der Elsbeerblütensirup, das Elsbeerchutney, die Elsbeertorte, der Elsbeerwürfel oder eingelegte Elsbeeren in Honig, Likör oder Sirup zu nennen.
Eine traditionelle Spezialität sind der Elsbeerbrand und der Elsbeerlikör.
„Wiesenwienerwald Elsbeerbaum“ ist als Presidi von Slow Food anerkannt.

Schutz:

„Odlatzbia o´röwen“ als immaterielles Kulturerbe Österreichs.

Schlüsselworte

Lebensmittel und Landwirtschaft, Traditionelles Wissen, Österreich, Niederösterreich, Region, Wienerwald, Wiesenwienerwald, Elsbeere, Sorbus torminalis L, Ruhrbirne, Atlasbaum, Adlitzbeere, Arlsbeere Arisbeere, Elsbeere, Elzbeere, Odlatzbia, Schweizer Birnbaum, Wilder Sperberbaum, Wiesenwienerwald Elsbeere

Bibliographie/ Referenzen

Letzter Zugriff aller Internetreferenzen erfolgte am 09.08.2024.

Sprachcode

Deutsch

Regionaler Ansprechpartner

Verein Elsbeerreich
Obmann: Ing. Norbert Mayer
Mayerhöfen 1
3074 Michelbach

E-Mail: elsbeere@aon.at
Telefon: +43
664 3508953

Autorin

Mag.a Eva Sommer überarbeitet von Norbert Mayer Verein Elsbeerreich