Neuburger

Neuburger
Foto: BA für Wein- und Obstbau Klosterneuburg

Die weiße Rebsorte „Neuburger“ ist eine autochthone Rebsorte aus Österreich und gilt als Qualitätsweinrebsorte.

Registernummer: 248

Offenlegungsdatum

Die Entdeckung der Rebsorte Neuburger geht vermutlich auf die Winzer Christoph Ferstl und Franz Machherndl um 1860 zurück.

1872 wurde bereits aus dem bis dahin noch unbekannten Traubengut Wein gekeltert.

Titel

Neuburger

Kurzdarstellung oder Behauptung

Neuburger ist eine, durch spontane Kreuzung entstandene, weiße autochthone Rebsorte aus den Rebensorten Roter Veltliner und Silvaner. Hauptanbaugebiete sind die Thermenregion (Niederösterreich) und das Weinbaugebiet Leithaberg (Burgenland).

Der Neuburger erbringt vornehm-zurückhaltende, manchmal im Duft etwas neutrale Weißweine von kraftvoller, aber milder Art. Charakteristisch ist sein feiner, nussartiger Geschmack.

Produktbezeichnung, Produktklasse

Weißwein, Wein

Name der Region

Niederösterreich, Burgenland, Wien, Österreich

Suchgebiet

Lebensmittel und Landwirtschaft

Name des Informationsgebers

überarbeitet von F. Regner (HBLA und BA für Wein- und Obstbau Klosterneuburg)

Name des Antragstellers für den Titel

Keine Angabe

Inhaber des Wissens oder zugehöriger Quellen

Keine Angabe

Empfänger, Inhaber, Bevollmächtigter, Eigentümer eines Titels

Keine Angabe

Beschreibung

Geschichte:

Geschichte des Neuburgers:

Die Herkunft des Neuburgers ist historisch gut erfasst:

Der Überlieferung nach fanden die Winzer Christoph Ferstl und Franz Machherndl, die auch als Schiffer tätig waren, um 1860 ein Rebbündel, das ans Arnsdorfer Ufer der Donau (in der Wachau, Niederösterreich) geschwemmt wurde. Die beiden pflanzten das Rebholz im „Ecklgrund“ nahe dem St. Peter-Keller (= Kloster) aus und konnten bereits 1872 aus dem Traubengut dieser damals noch unbekannten Rebsorte einen Wein keltern. Von Arnsdorf kam die Rebe dann vermutlich über die Donau nach Spitz an der Donau, wo sie bei der Ruine Hinterhaus – im Volksmund „die Burg“ oder auch „Burgberg“ genannt (auch als „1000-Eimer-Berg“ bekannt) – ausgesetzt wurde. So bekam der Wein seinen Namen: NEUer vom BURGberg, also „Neuburger“. Er verbreitete sich aufgrund seiner Trockenresistenz im Spitzer Graben, lange bevor die Rebflächen der Wachau bewässert werden konnten.

Unbestritten ist aber die enge Verbindung mit der Wachau, wo der Neuburger 1935 in Oberarnsdorf anlässlich des 9. Österreichischen Weinbaukongresses ein eigenes Denkmal bekam. Im Mai 1941 wurde das Neuburger-Denkmal von SA-Angehörigen zerstört. 1983 wurde an dessen Stelle eine Weinsäule errichtet, welche wiederum im Jahr 2000 durch ein neues kappelartiges Neuburger-Denkmal ersetzt wurde, das dem ursprünglichen ähnelt.

Der vermehrte Einsatz von Bewässerungsanlagen in der Wachau führte dazu, dass die Winzer nicht mehr auf die unter trockenen Verhältnissen sehr gut wachsende Rebe angewiesen waren und somit andere Rebsorten pflanzten.

Der Neuburger erlangte Mitte des vergangenen Jahrhunderts das Image als „Schankwein“.

Engagierte Winzer, vor allem aus der Thermenregion in Niederösterreich sowie dem Burgenland, schenken dem Neuburger jedoch wieder mehr Bedeutung und bemühen sich heute um die Herstellung eines Qualitätsweins.

Kleine Flächen mit Neuburger bepflanzt gibt es auch in den angrenzenden Weinbaugebieten in Tschechien und der Slowakei (siehe Synonyme).

1972 wurde die Rebsorte „Neuburger“ als Qualitätsrebsorte anerkannt (BGBL. 2/1972) und zählt bis heute zu den empfohlenen Rebsorten.

1995 wurde die Rebsorte Neuburger von der Europäischen Gemeinschaft als empfohlene Rebsorte für die Bundesländer Niederösterreich, Wien und Burgenland anerkannt (Verordnung (EG) Nr. 2276/95). Die Rebsortenzulassung wurde aber wieder in die alleinige Verantwortung der Mitgliedsstaaten transferiert. Die Kategorie „empfohlene Rebsorten“ umfasst jene Sorten, die in einem Bundesland bevorzugt gepflanzt werden sollten und zur Art Vitis vinifera zählen.

Die Anbaufläche liegt unter 0.6 % der gesamten Rebfläche Österreichs (Stand: 2021) und befindet sich in Niederösterreich, hier großteils in der Thermenregion sowie in Gebiet Leithaberg Burgenland. Geringe Flächen finden sich noch in der Wachau und in Wien.

Der starke Rückgang der Rebfläche ist einerseits auf den im Moment nicht nachgefragten neutralen Weintypus ohne spezifische Aromatik und der Kurzinternodien Degeneration zurückzuführen. Diese Degeneration kommt mit zunehmenden Alter der Rebstöcke zum Vorschein und verändert die Physiologie des Rebstockes zunehmend. Der Ertrag geht stark zurück und der Stock zeigt einen gestauchten Wuchs. Oftmals sterben die Stöcke über den Winter ab.

Leithaberg DAC:

Seit 2002 bietet das österreichische Weingesetz Weinbaugebieten die Möglichkeit, Qualitätsweine mit regionaltypischen Herkunftscharakter und unverkennbarem Geschmacksprofil unter der Bezeichnung DAC (Districtus Austriae Controllatus) zu vermarkten. Ab 2010 darf Wein, hergestellt aus der im Weinbaugebiet Leithaberg geernteten Trauben der Rebsorte „Neuburger“ als „Leithaberg DAC“ angeboten werden.

Gebiet/Region:

Österreich, insbesondere Niederösterreich (Thermenregion) und Burgenland (Leithaberg). Außerhalb dieser Gebiete ist der Neuburger nur noch selten anzutreffen.

Der Neuburger hat nur geringe Standortansprüche an Boden und Lage, wobei er seichte und leichte Böden bevorzugt. Er gedeiht im Vergleich zu anderen Sorten auch gut auf tonigen kalkreichen Böden, wird aber aufgrund seiner guten Trockenheitsresistenz bevorzugt auf trockenen und kargen Böden ausgepflanzt. Auf fruchtbaren, tiefgründigen Böden wächst der Neuburger zu intensiv und zeigt häufig Verrieselung der Blüte.

Thermenregion:

Die Anbaufläche liegt bei 0,6% der gesamten Rebfläche Österreichs (Stand: 2021) und befindet sich in Niederösterreich, hier großteils in der Thermenregion sowie im Gebiet Leithaberg Burgenland. Geringe Flächen finden sich noch in der Wachau und in Wien.

Leithaberg:

Das Weinanbaugebiet Leithaberg liegt im Norden Burgenlands. Zu den bekanntesten Weinorten in der Region zählen Breitenbrunn, Donnerskirchen, Jois, Mörbisch, Oggau, Purbach und St. Margarethen.

Aber auch in der Freistadt Rust gibt es eine Neuburger Tradition, die auch für den Ruster Ausbruch DAC genützt werden kann.

Klima- und Bodenverhältnisse:

Das Klima der Thermenregion ist geprägt durch warme Sommer, einen trockenen Herbst und milde Winter. Das Klima ist pannonisch geprägt. Bis zu 2.000 Sonnenstunden im Jahr, eine Jahresdurchschnittstemperatur von über 10 °C sowie eine ständige Luftbewegung, die im Herbst die Trauben nach Regen oder Tau schnell trocknen lässt, machen das Gebiet zu einem optimalen Weinanbaustandort mit langen Reifezeiten. Die jährliche Niederschlagsmenge beträgt ca. 550 mm.

Bei den relativ schweren Böden (lehmige Tone, sandige Lehme und Braunerde mit hohem Muschelkalkgehalt) bewirkt vor allem der darunter liegende Verwitterungsschutt sowie tiefe Schichten von Schwemmland eine optimale Entwässerung und Durchwärmung der Böden. Mit diesen Böden kommt die Sorte Neuburger gut zu recht.

Das Klima ist pannonisch gekennzeichnet. Nach dem meist milden Frühling folgt ein heißer Sommer, ein milder Herbst und ein moderat kalter Winter. Die Region weist bis zu 2000 Sonnenstunden im Jahr auf, eine Jahresdurchschnittstemperatur von 12 °C, sowie eine Jahresniederschlagsmenge von etwa 600 mm.

Der Neusiedler See sorgt für ein eher seltenes Mikroklima. Er wirkt einerseits als Wärmespeicher und andererseits reguliert er das Klima (temperaturausgleichende Wirkung), was für einen milden Herbst sorgt und optimale Bedingungen für den Weinbau bietet. Die erhöhte Luftfeuchte wirkt sich günstig für die Ausbildung von Edelfäule zur Produktion von Prädikatsweinen aus.

In der Region findet man die unterschiedlichsten Bodenbeschaffenheiten. Allerdings dominieren Lehm-, Sand- und Schwarzerdeböden. Neuburger wird auf kargen insbesondere auf sandigen Böden gepflanzt.

Neuburger:

Die weiße Rebsorte „Neuburger“ ist eine autochthone Rebsorte aus Österreich und ist nach dem Weingesetz als Qualitätsweinrebsorte zugelassen.

Bis vor kurzer Zeit war die Abstammung der Rebe unbekannt bzw. nicht gesichert. Genetische Untersuchungen haben jedoch ergeben, dass der Neuburger eine, vermutlich spontane, Kreuzung zwischen Silvaner und Rotem Veltliner ist.

Früher wurde angenommen, dass der Neuburger aus einer Kreuzung zwischen Weißem Burgunder und Silvaner hervorging.

Für den Neuburger finden sich in der Literatur Synonyme wie Brubler, Brugler, Féher, Neiburger, Féher Neuburgi ujvari, Neiburger, Neuburg, Neuburger Alb, Neuburger Blanc, Neuburgi, neuburgske, Neuburske, Neue Rebe, Neuburger bijeli, Nojburger, Novogradski und Ujvari

Ampelographische Beschreibung (Bundesamt für Wein- und Obstbau Klosterneuburg):

Der junge Trieb weist offene Triebspitzen auf. Er ist wollig behaart, seine Anthozyanfärbung schwach und seine Triebhaltung halbaufrecht. Die mittel-langen Ranken sind diskontinuierlich verteilt.

Die ventralen Internodien weisen eine grüne Farbe auf, die dorsalen ebenso. Die Knospenschuppen besitzen keine Anthozyanfärbung.

Das junge Blatt ist an seiner Oberseite grün, die Unterseite ist zwischen den Nerven stark behaart. Die Blüte ist zwittrig.

Das ausgewachsene Blatt ist fünfeckig bis kreisförmig mit 5 bis 7 Lappen und ebenem Profil, häufig auch nach außen umgerollt. Die Hauptnerven auf der Blattoberseite sind grün oder mit rotem Stielansatz. Die Spreite ist schwach gewaffelt und schwach bis mittel-stark blasig. Die Blattzähne sind gerade bis rundgewölbt und die Stielbucht ist etwas überlappend mit V-förmiger Basis und nicht von Nerven begrenzt. Zähne in der Stielbucht und in den oberen Seitenbuchten fehlen.

Die Blattunterseite ist mittel-stark behaart, die Beborstung der Hauptnerven schwach.

Der Traubenstiel der Rebsorte ist kurz (3 bis 5 cm) und die Traube ist von mittlerer Größe (14 bis 18 cm) und dicht. Die Grundtraube ist kegelförmig mit 1 bis 3 Flügeln, eine Beitraube fehlt oder ist rudimentär vorhanden. Die Beeren sind rundlich, oval (l = 14 bis 20 mm, b = 14 bis 20 mm) mit geringem Einzelbeerengewicht (~2 g). Die Haut der Beeren ist grün-gelb und das Fruchtfleisch ungefärbt. Ihr Geschmack ist neutral, die Samen sind vollständig ausgebildet.

Phänologische Beschreibung (Bundesamt für Wein- und Obstbau Klosterneuburg):

Der Austrieb ist mittel bis spät; die Blütezeit mittel und auch die Reifezeit ist als mittel einzustufen.

Die Rebsorte besitzt eine schwache Resistenz gegenüber Winterfrost, die Regeneration nach Frühjahrsfrost ist mittel.

Die Resistenzen gegenüber pilzlichen Schaderregern, wie Plasmopara ist schwach, gegenüber Oidium mittel und gegenüber Botrytis schwach.

Die Beeren besitzen eine starke Neigung zum Platzen nach Herbstniederschlägen.

Methode der Produktion:

Die Traubenlese erfolgt heute Ende September.

Der Wein wird in Stahltanks oder im großen Holzfass ausgebaut.

Der Neuburger braucht eine entsprechende Gradation (Mostgewicht) sowie mindestens eine ein- bis zweijährige Reifezeit, um seinen typischen nussigen Geschmack entfalten zu können. Bei niedrigen Mostgewichten ist der Neuburger im Geschmack neutral und manchmal eigenartig krautig.

Im Ertrag ist die Rebsorte niedrig bis mittelhoch und liegt im langjährigen Durchschnitt bei 30 bis 65 hl/ha.

Der Neuburger gilt als mittlere Qualitätssorte, kann aber bei guten Jahrgängen sehr an Ausdruckskraft gewinnen, wenn der Wein eine sorgfältige Vinifizierung erfährt und trocken ausgebaut wird. Die Reifespanne liegt zwischen 2 und 5 Jahren.

Neuburger wird überwiegend sortenrein hergestellt, aber manchmal auch zu Cuvées verschnitten. Dabei bringt der Neuburger die Fülle und Persistenz ein.

Geschmack, Aussehen:

Der Neuburger erbringt vornehm-zurückhaltende, manchmal im Duft etwas neutrale Weißweine von kraftvoller, aber milder Art. Charakteristisch ist sein feiner, nussartiger Geschmack.

Der Wein besitzt eine gelbe Farbe mit Goldschimmer, die in höherer Qualität goldgelb wird.

Die meisten Weine weisen einen mittleren Alkoholgehalt von etwa 12,5 % auf, kann aber bei günstigen Verhältnissen auch alkohol- und extraktreich als Prädikatswein ausfallen und erinnert dabei an einen Weißen Burgunder.

Vermarktung:

Neuburger wird ab-Hof, in Vinotheken sowie in der Gastronomie, insbesondere beim Heurigen, und im Lebensmittelhandel angeboten.

Wein aus der Qualitätswein-Rebsorte „Neuburger“ kann als Leithaberg DAC (DAC-Verordnung „Leithaberg“) vermarktet werden.

Leithaberg DAC:

Seit dem Jahrgang 2009 werden kontrollierte Neuburger Weine aus dem früher Neusiedlersee-Hügelland genannten Gebiet unter der Bezeichnung „Leithaberg DAC“ vermarktet.

Das Weinbaugebiet Leithaberg bilden der politische Bezirk Eisenstadt Umgebung, die Freistadt Eisenstadt und Rust sowie die politischen Gemeinden Jois und Winden.

Weißer Leithaberg DAC unterliegt den allgemeinen Anforderungen für österreichische Qualitätsweine gemäß § 10 des Weingesetzes 1999. Zusätzlich darf er ausschließlich aus den Rebsorten Grüner Veltliner, Weißburgunder, Chardonnay und/oder Neuburger vinifiziert werden. Somit kann der weiße Leithaberg DAC sortenrein oder ein Verschnitt aus zwei oder mehreren der genannten Sorten sein.

Der Wein darf nur in Glasflaschen mit einem Nennvolumen von 0,75 Liter bzw. eines Vielfachen dessen abgefüllt werden. Der Alkoholgehalt darf mindestens 12,5 und maximal 13,5 % betragen.

Der Wein darf nur in der Region Leithaberg hergestellt und abgefüllt werden.

Verwertung:

Neuburger passt unter anderem zu gekochten, gebratenen oder geräucherten Fischen, sowie zu dunklem und hellem Fleisch, Steak, Rindsbraten und gekochtem Rindfleisch.

Der Wein schmeckt im Allgemeinen zu allen Gerichten, die mit Soßen gebunden sind.

Die ideale Trinktemperatur für klassischen Neuburger sollte zwischen 8 und 10 °C betragen und liegt damit tiefer als bei vielen anderen Weißweinen.

Neuburger Prädikatswein eignet sich auch hervorragend als Dessertwein.

Schutz:

Laut DAC-Verordnung „Leithaberg“ BGBl. II Nr. 252/2009 ist für Neuburger aus dem Weinbaugebiet Leithaberg ein Gebietsschutz vorhanden.

Schlüsselworte

Lebensmittel und Landwirtschaft, Traditionelles Wissen, Österreich, Region, Thermenregion, Neusiedlersee, Roter Veltliner, Sylvaner, Neuburger

Bibliographie/ Referenzen

Letzter Zugriff aller Internetreferenzen erfolgte am 12.08.2024..

Sprachcode

Deutsch

Regionaler Ansprechpartner

Keine Angabe

Autoren

Daniela Trenker B.A., Mag. Eva Sommer überarbeitet von Dr. Ferdinand Regner (HBLA und BA für Wein- und Obstbau Klosterneuburg) 2021