Meisterwurz
Traditionell hergestellter Obst- und Gemüsebrand aus den Wurzeln des Meisterwurz (Imperatoria ostruthium syn. Peucedanum ostruthium) in Nord- und Osttirol.
Registernummer: 37
Offenlegungsdatum
Erste Erwähnung der Meisterwurz durch Hildegard von Bingen im Werk „Physica“ (zwischen 1150 und 1160) als Astrenica.
Titel
Meisterwurz
Kurzdarstellung oder Behauptung
Traditionell hergestellter Obst- und Gemüsebrand aus den Wurzeln des Meisterwurz (Imperatoria ostruthium syn. Peucedanum ostruthium) in Nord- und Osttirol.
Produktbezeichnung, Produktklasse
Spirituose, Obst- und Gemüsebrand
Name der Region
Nordtirol, Osttirol, Österreich
Suchgebiet
Landwirtschaft und Spirituosen
Name des Informationsgebers
Ing. Ulrich J. Zeni / Referent für Obstverarbeitung / LK Tirol
Name des Antragstellers für den Titel
Keine Angabe
Inhaber des Wissens oder zugehöriger Quellen
Keine Angabe
Empfänger, Inhaber, Bevollmächtigter, Eigentümer eines Titels
Keine Angabe
Beschreibung
Geschichte:
Erste Erwähnung der Meisterwurz stammt von Hildegard von Bingen (zwischen 1150 und 1160) als Astrenica in ihrem Werk „Physica“. Im Mittelalter wurde die Pflanze auch „Magistrantia“ genannt und galt als Heilpflanze.
Im 16. Jahrhundert taucht zum ersten Mal ihr lateinischer Artname ostruthium, ihre heutige wissenschaftliche Artbezeichnung auf.
Im 17. Jahrhundert war die Meisterwurz im „Orvietan“ enthalten, einem aus 24 Kräutern zusammengesetzten Allheilmittel.
Die Meisterwurz wurde nicht nur für medizinische Zwecke, sondern auch als Zauberwurzel eingesetzt.
Die Meisterwurz galt als wirksames Mittel gegen Gift, Hundebisse, Appetitlosigkeit, Magenverstimmung sowie Gicht und Rheuma.
Im Laufe der Zeit büßte sie jedoch ihren guten Ruf ein, wahrscheinlich wegen der ständigen Verwechslung mit anderen, sehr ähnlichen Doldenblütlern. Erst in letzter Zeit stieg ihr Ansehen wieder an.
Gebiet/Region:
In den Alpen und im Mittelgebirge von Nord- und Osttirol.
Meisterwurz:
Meisterwurz (Imperatoria ostruthium syn. Peucedanum ostruthium) ist eine wildwachsende Gebirgspflanze, der Familie der Doldenblütler (Umbelliferae).
Sie wird auch Magistranz oder Ostruz genannt, im volkstümlichen werden auch die Bezeichnungen Haarstrang, Bergwurz und Kaiserwurz verwendet.
Die sprachliche Herkunft der Worte Magistranz oder Ostruz ist eher unklar.
Die Meisterwurz ist bis weit über die Waldgrenze anzutreffen. Die in Höhenlagen von 1800 bis 2200 Meter wachsenden Wurzeln eigenen sich am besten zum Schnapsbrennen.
Die Pflanzen lieben feuchte, schattige Standorte wie Bachufer oder Lagen, wo der Schnee im Frühjahr lange liegen bleibt. Die mehrjährigen Pflanzen wuchern in dichten Staudengruppen. Die hohlen Stängel können eine Höhe von bis zu 1,30 Meter erreichen. Die Blätter sind sehr formreich, die Blüten weiß bis rötlich und zu großen fünfstrahligen Dolden angeordnet.
Die Wurzeln sind schmutzig gelb bis braun und innen weiß mit Milchsaft. Die Wurzeln haben einen kräftigen Geruch und einen lang anhaltenden, scharfen und aromatischen Geschmack.
Dieses komplexe und typische, am ehesten an Sellerie und Gewürze erinnernde Wurzelaroma findet sich in charakteristischer Form im Schnaps wieder.
Die Wurzel enthält zahlreiche Wirkstoffe wie Ätherische Öle, Cumarine (Ostruthin, Peuzedanin, Terpenen u.a.), Harze und Gerbstoffe.
Die aromatische Wurzel wärmt das Körperinnere und wirkt tonisierend auf den Magen- Darmtrakt.
Der Meisterwurzbrand soll eine gute Wirkung bei Magenverstimmungen haben.
Zum Ausgraben der Wurzeln benötigt man auf Grund der Naturschutzbestimmungen eine Grabgenehmigung der Bezirkshauptmannschaft.
Verwertung:
Die Wurzeln der Meisterwurz werden zur Herstellung von Tee oder von Spirituosen verwendet.
Für die Spirituosenherstellung werden die Wurzeln gereinigt und fein gehackt und im frischen oder getrockneten Zustand, gemeinsam mit einer Kernobstmaische, vergoren.
Je nach der gewünschten Intensität des Meisterwurzaromas im Schnaps werden 5 bis 10 kg Wurzeln je 100 Liter Obstmaische zugegeben. Der Meisterwurzbrand hat ein sehr feines Aroma.
Werden einer Obstmaische frische oder verarbeitete Meisterwurz -Wurzeln zugegeben und mitvergoren lautet die rechtlich vorgeschriebene Bezeichnung „Obst- und Gemüsebrand“. Bei anderer Verarbeitung handelt es sich um eine „Spirituose“
Schutz:
Keine Angabe
Schlüsselworte
Landwirtschaft und Spirituosen, Traditionelles Wissen, Österreich, Tirol, Nordtirol, Osttirol, Region, Meisterwurz, Haarstrang, Bergwurz, Kaiserwurz, Meisterwurzbrand, Imperatoria ostruthium syn. Peucedanum ostruthium
Bibliographie/ Referenzen
- PISCHL J. Rohstoffe der Brennerei. In: Schnapsbrennen. Leopold Stocker Verlag, Graz, 1994; 23.
- JUEN W, WIESER J, BÖHM T. Die Meisterwurz. In: Das Tiroler Schnaps Buch- Edelbrände mit Tradition, Verlagsanstalt Tyrolia, Innsbruck, 2002; 77-84.
- Hildegard von Bingen und ihre Erfahrungen mit der Pflanze Meisterwurz
- Meisterwurz
- Meisterwurz Heilpflanzenlexikon
- Imperatoria ostruthium
- Entwurf einer legislativen Entschließung des Europäischen Parlaments zu dem Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates zur Begriffsbestimmung, Bezeichnung, Aufmachung und Etikettierung von Spirituosen
- Masterwort
Letzter Zugriff aller Internetreferenzen erfolgte am 10.01.2024.
Sprachcode
Deutsch
Regionaler Ansprechpartner
Ing. Ulrich J. Zeni / Referent für Obstverarbeitung / LK Tirol
Autoren
Mag. Eva Sommer, Ing. Ulrich Jakob Zeni LK Tirol