Wildschönauer Krautinger
In traditioneller Weise gebrannter Schnaps aus Stoppelrüben.
Registernummer: 47
Offenlegungsdatum
Im 18. Jahrhundert verlieh Kaiserin Maria Theresia (1740 bis 1780) Bauern der Region Wildschönau das Monopol zum Brennen von Schnaps („Krautinger“) aus Stoppelrüben.
Titel
Wildschönauer Krautinger
Kurzdarstellung oder Behauptung
In traditioneller Weise gebrannter Schnaps aus Stoppelrüben (Brassica rapa ssp. Rapa) in der Wildschönau, Tirol.
Produktbezeichnung, Produktklasse
Spirituosen
Name der Region
Wildschönau, Tirol, Österreich
Suchgebiet
Landwirtschaft und Spirituosen
Name des Informationsgebers
Keine Angabe
Name des Antragstellers für den Titel
Keine Angabe
Inhaber des Wissens oder zugehöriger Quellen
Von den ursprünglich 51 Wildschönauer Bauern, denen das Recht zum „Krautingerbrennen“ zugestanden wurde, brennen ungefähr 15 den Schnaps auch heutzutage.
Empfänger, Inhaber, Bevollmächtigter, Eigentümer eines Titels
Keine Angabe
Beschreibung
Geschichte:
Das Privileg zur Schnapsherstellung aus Rüben („Krautingerbrennen“) wurde den Bauern der Wildschönau von Maria Theresia (1740 bis 1780) verliehen, um ihnen einen Zuverdienst zu ermöglichen.
Insgesamt 51 Bauern erteilte Maria Theresia das Recht, den vergorenen Saft der Stoppelrübe zu brennen.
Krautinger durfte nur in der Wilschschönau und sonst in keinem Gebiet der Monarchie destilliert werden.
Sogar im Dritten Reich wurde dieses Recht in Berlin 1942 bestätigt.
Von den 51 Wildschönauer Bauern, denen das Recht zum „Krautingerbrennen“ zugestanden wurde, machen heute noch durchschnittlich 15 Bauern vom Brennrecht Gebrauch.
Gebiet/Region:
Tirol. Die Wildschönau ist ein 24 Kilometer langes Hochtal, südlich des Unterinntals.
Krautrübe:
Die weiße Stoppelrübe (Brassica rapa ssp. Rapa) gehört zur Familie der Kohlgewächse und ist eine uralte Kulturpflanze. Der deutsche Name Mairübe bzw. Herbstrübe ist auf den zweimaligen Anbau im Jahr zurückzuführen. Die Bezeichnung „Wasserrübe“ und der mundartliche Ausdruck „Soachruabn“ hängt möglicherweise mit der harntreibenden Wirkung dieser Rübe zusammen.
Die Rübe stellt keine hohen Ansprüche an Boden und Klima, weshalb sie für ein Hochtal wie die Wildschönau bestens geeignet ist.
Vermehrung der Samen:
Der Samen für die Stoppelrübe wird sorgfältig ausgewählt, wobei die meisten Bauern die Verwendung von Industriesamen verweigern und die Rübensamen großteils selbst vermehren.
Dazu werden Sommerrüben im Herbst mit einer 30 Zentimeter dicken Mistschicht zugedeckt. Ende Mai, Anfang Juni blühen die Rüben in wunderschöner Gelbfärbung. Die reifen Samen werden anschließend auf Leintüchern am Balkon oder am Dachboden getrocknet.
Aussaat:
Die händische Aussaat erfolgt dann Anfang Mai des nächsten Jahres. Geerntet werden die gewachsenen Rüben (Mairüben) Ende Juli.
Anschließend folgt die Aussaat der Herbstrüben, die dann ab Oktober geerntet werden.
Nach der Ernte werden die Rüben auf die Mieten gelegt und dann die Blätter entfernt. Die Rüben werden sorgfältig gereinigt, gewaschen und mechanisch in einer Ratzmühle (Schleudermühle mit wechselbaren Edelstahlsieben, ideal zum Einmaischen für Brennereien) fein zerkleinert.
Verwertung:
Mit einer Packpresse wird der Saft von den Rübenstücken getrennt. Der Trester, der zurückbleibt, dient als Futter für das Wild.
Der so gewonnene Rübensaft wird in großen Kesseln so lange erhitzt, bis die Masse auf etwa 1 Drittel reduziert ist. Der Sud wird dann auf 37 Grad Celsius abgekühlt und in die Gärfässer gefüllt. Heute werden Reinzuchthefen zugesetzt. Früher verwendete man das „Gmachtl“, das durch die Vermischung von Hefe mit einem Liter handwarmen Sud hergestellt wurde. Dieses „Gmachtl“ durfte circa 48 Stunden aufgehen und wurde dann dem abgekühlten Sud zugesetzt. Die Vergärung dauert etwa eineinhalb bis zwei Tage. Der Krautinger wird zweimal gebrannt und anschließend auf einen Alkoholgehalt von 39 bis 49 Volumenprozent verdünnt.
Die Brennkessel werden traditionell mit Buchenholz gefeuert.
Der Krautinger zeichnet sich durch seinen sehr eigenwilligen Geschmack aus, der intensiv an Gemüse erinnert.
Bauern in der Wildschönau erzeugen etwa 2.000 Liter Krautschnaps für den eigenen Genuss. Eine beschränkte Menge an Krautinger ist in den Orten Niederau, Oberau, Thierbach und Auffach, bei verschiedenen Märkten (Bergbauernmuseum) oder direkt bei den Bauern zu kaufen.
Der Wildschönauer Krautinger gilt als Volksmedizin, die nicht nur bei Verdauungsproblemen hilft und die Grippe kuriert, sondern auch Depressionen erleichtert (aufgrund regionaler „Erfahrung“).
Schutz:
„Wildschönauer Krautinger“ ist für das geographische Gebiet Wildschönau/Tirol geschützt im Codex Alimentarius Austriacus, Kapitel B 23: Spirituosen. Anhang 1: Geschützte Bezeichnungen.
Schlüsselworte
Landwirtschaft and Spirituosen, Traditionelles Wissen, Österreich, Tirol, Region, Wildschönau, Krautinger, Stoppelrübe, Wasserrübe, Brassica rapa ssp. rapa
Bibliographie/ Referenzen
- JUEN W, WIESER J, BÖHM T. Der Krautinger. In: Das Tiroler Schnaps Buch- Edelbrände mit Tradition, Verlagsanstalt Tyrolia, Innsbruck , 2002; 103-114.
- Österreichisches Lebensmittelbuch IV. Auflage - Codex Kapitel B23 Spirituosen
Letzter Zugriff aller Internetreferenzen erfolgte am 03.01.2024.
Sprachcode
Deutsch
Regionaler Ansprechpartner
Tourismusinfo Wildschönau
6311 Oberau 337
Telefon: 05339 8255
Fax: 05339 8255- 50
E-Mail: info@wildschoenau.com
Homepage: www.wildschoenau.com
Autorin
Eva Sommer