Fraxner Kirsch / Fraxner Kriasiwasser
Traditionell hergestellter Schnaps in der Gemeinde Fraxern, Vorarlberg.
Registernummer: 34
Offenlegungsdatum
Fraxner Kriasi (Fraxner Kirschen) wurden bereits 1574 urkundlich als „Khriespern“ erwähnt.
Titel
Fraxner Kirsch oder Fraxner Kriasiwasser
Kurzdarstellung oder Behauptung
Traditionell hergestellter Obstbrand in der Gemeinde Fraxern, Vorarlberg, aus Süßkirschen, die am Südhang des Rheintales wachsen.
Produktbezeichnung, Produktklasse
Spirituosen
Name der Region
Gemeinde Fraxern, Vorarlberg, Österreich
Suchgebiet
Landwirtschaft und Spirituosen
Name des Informationsgebers
Josef Summer
Sägeweg 6
6833 Fraxern
Korrekturen:
Ulrich Höfert
Landwirtschaftskammer Vorarlberg in Rücksprache mit der Gemeinde Fraxern
Name des Antragstellers für den Titel
Keine Angabe
Inhaber des Wissens oder zugehöriger Quellen
Circa 35 bäuerliche Brenner aus der Gemeinde Fraxern
Empfänger, Inhaber, Bevollmächtigter, Eigentümer eines Titels
Gemeinde Fraxern
Beschreibung
Geschichte:
Fraxner Kriasi wurden bereits 1574 urkundlich als „Khriespern“ erwähnt. „Kriasi“ leitet sich vom französischen „cerise“ ab und ist das alemannische Dialektwort für Kirsche.
Die Herstellung des Kirschbrandes in der Berggemeinde Fraxern wurde erst im neunzehnten Jahrhundert, im Zuge der Technisierung der Schnapsherstellung vermehrt durchgeführt und wird nun seit einigen Jahrzehnten intensiv gebrannt.
Gebiet/ Region:
Gemeinde Fraxern, Bundesland Vorarlberg. Die Berggemeinde Fraxern liegt am Südhang zum Rheintal auf ca. 1.000 Meter Seehöhe.
Fraxner Kirsch:
Die Kirschen für die Herstellung des Fraxner Kriasiwassers stammen vor allem von circa 2.200 Hochstammbäumen.
Die Bäume wachsen auf Hanglagen, einige hundert Meter über dem Boden des Rheintales, unter hervorragenden klimatischen Bedingungen.
In der ersten Zeit des Kirschanbaues gab es nur wenige Sorten in der Region Fraxern, heute finden sich etwa 15 verschiedene Sorten auf insgesamt circa 2.200 Kirschbäumen.
Die Sorte "Klennzweiete" wird als die „echten Fraxner Kriasi“ bezeichnet. Es handelt sich um sehr kleine, süße, schwarze Kirschen, die heute als Tafelkirschen nicht mehr so gefragt sind.
Eine weitere Kirschensorte ist die „Rutle“, eine schwarze, mittelgroße Sorte, die schon vor 200 bis 300 Jahren kultiviert wurde.
Ganz alte Sorten sind zum Teil schon verschwunden. Die Sorte „Große Schwarze“ kommt derzeit in Fraxern am häufigsten vor. Sie wurde wie die „Riegerkirsche“ und die „Herzen“ aus der Schweiz in die Region gebracht.
Um Kirschen höchster Qualität zu erhalten, werden die Früchte mit der Hand von den Hochstammbäumen gepflückt.
Dazu werden Holzleitern verwendet, an denen die Bauern mit einem umgebundenen Korb („Krata“) hinaufklettern.
Noch immer werden in Fraxern traditionell die Holzleitern getischlert und an Stelle von modernen Leitern aus Aluminium verwendet, da diese sicherer stehen und schonender für die Bäume sind.
Die Erntezeit dauert etwa 4 bis 5 Wochen. Eine durchschnittliche Ernte bringt rund 45 Tonnen, das sind mehr als fünf Millionen Kirschen.
Verwertung:
Bei den in Fraxern verarbeiteten Kirschen werden alle Teile (Fruchtfleisch, Stein und Stängel) genutzt.
Nachdem die Früchte gepflückt wurden, werden sie sorgfältig handverlesen und ein Großteil direkt unter den Bäumen verkauft.
Die Tafelkirschen werden meist am Tag der Ernte eingeweckt oder eingefroren.
Die restlichen werden abgestielt und zu Marmelade verarbeitet oder „igschpeert“, das heißt, sie kommen ins Fass zur Gärung.
Die dazu verwendeten Süßkirschsorten sind etwas kleinfruchtiger als die für den Frischverzehr angebotenen Arten und damit (bezogen auf die Frischmasse) zuckerhaltiger, sowie wesentlich aromatischer.
Im Dezember werden die vergorenen Früchte doppelt gebrannt.
Jeder der circa 35 Schnapsbrenner hat sein eigenes, oft überliefertes Rezept um hier beste Qualität zu erzielen.
Der Fraxner Kirsch zeichnet sich durch sein besonders würziges Aroma aus, das besonders bei der idealen Trinktemperatur von 14 bis 16 Grad Celsius zum Ausdruck kommt.
Der Alkoholgehalt beträgt mindestens 40 bis maximal 45 Volumenprozent.
Zusätzlich zur Herstellung von Spirituosen aus dem Fruchtfleisch werden Stiele und Steine der Kirschen verwendet.
Aus den Stielen entsteht bitterer Tee zur Linderung von Halsschmerzen.
Die Steine werden in Säckchen gefüllt ("Kriasimann"), die eine hochgeschätzte Alternative zu Wärmeflaschen darstellen. Nachdem sie in einem Kachelofen aufgewärmt wurden, spenden sie Wärme länger als jede Wärmflasche.
Schutz:
„Fraxner Kirsch“/ „Fraxner Kriasiwasser“ ist für das geographische Gebiet Fraxern geschützt im Codex Alimentarius Austriacus Kapitel B 23: Spirituosen. Anhang 1: Geschützte Bezeichnungen
Schlüsselworte
Landwirtschaft und Spirituosen, Traditionelles Wissen, Österreich, Vorarlberg, Region, Fraxern, Kirsch, Fraxner Kriasi, Fraxner Kriasiwasser, Prunus avium
Bibliographie/ Referenzen
Letzter Zugriff aller Internetreferenzen erfolgte am 10.01.2024.
Sprachcode
Deutsch
Regionaler Ansprechpartner
Gemeinde Fraxern
Im Dorf 3
6833 Fraxern
T 05523/64511
E gemeinde@fraxern.at
Autoren
Magistra Eva Sommer überarbeitet von DI (FH) Ulrich Höfert Landwirtschaftskammer Vorarlberg 2021