Salzkammergut Reinanken
Traditionelle Seefischerei von Reinanken in Salzkammergutseen.
Registernummer: 28
Offenlegungsdatum
Das älteste historische Dokument, das sich auf die Fischerei am Attersee bezieht, stammt von Kaiser Arnulf (um 894 nach Christus).
Titel
Salzkammergut Reinanke
Kurzdarstellung oder Behauptung
Traditionelle Seefischerei von Reinanken in Salzkammergutseen. Besondere Bedingungen in diesen Seen ermöglichen einen optimalen, natürlichen Lebensraum von Reinanken.
Produktbezeichnung, Produktklasse
Reinanke, Fisch
Name der Region
Salzkammergut, Salzburg, Oberösterreich, Steiermark, Österreich
Suchgebiet
Lebensmittel und Landwirtschaft
Name des Informationsgebers
Fischerei Höplinger, Sankt Wolfgang
Name des Antragstellers für den Titel
Keine Angabe
Inhaber des Wissens oder zugehöriger Quellen
Seefischereien im Salzkammergut
Empfänger, Inhaber, Bevollmächtigter, Eigentümer eines Titels
Keine Angabe
Beschreibung
Geschichte:
Fischerei wurde von Menschen in Pfahlbautensiedlungen bereits etwa 3000 vor Christus betrieben. Das älteste historische Dokument betreffend Fischerei am Attersee dürfte um 894 nach Christus entstanden sein und stammt von Kaiser Arnulf von Kärnten (850 bis 889 nach Christus).
Die ältesten systematischen Beschreibungen von Fischen aus Salzkammergutseen, die der Gattung Coregonus zugeordnet wurden, finden sich in den Archiven des Naturhistorischen Museums in Wien aus den Jahren 1842 bis 1890.
In der Vergangenheit wurden Fische aus den Salzkammergutseen vorwiegend an den Klerus, den Adel und reiche Bürger verkauft. Das gemeine Volk konnte sich Fisch aufgrund des hohen Preises kaum leisten.
Fische, die nicht direkt verkauft wurden, wurden für die längere Aufbewahrung in Hälterungsteiche („Kaltern“) überführt. Tote Fische wurden auch in „Eiskellern“ gelagert. Für diesen Zweck wurden im Winter Eisblöcke aus speziellen Teichen geschnitten und in Kellern gespeichert. Dies ermöglichte die Kühlung bis zu zum darauffolgenden August.
Gebiet/Region:
Die Region „Salzkammergut“ befindet sich am Nordrande der Alpen, liegt in drei österreichischen Bundesländern (Oberösterreich, Salzburg und Steiermark) und umfasst 54 Gemeinden.
Die Region erstreckt sich von der Stadt Salzburg im Westen bis zum Almtal (Bundesland Salzburg) im Osten. Es begrenzt die Seenlinie Irrsee-Attersee-Traunsee (Bundesland Oberösterreich) im Norden und den Gebirgszug Dachstein und das Ausseerland (Bundesland Steiermark) im Süden. Häufig werden auch der Mattsee und Wallersee zur Region Salzkammergut gerechnet.
Der Name „Salzkammergut“ bedeutet „Besitz der Salzkammer“. Er wurde erstmals 1656 urkundlich erwähnt und bezieht sich auf das reiche Salzvorkommen in einem „Kammergut“, was einen direkten Besitz des Landesherrn bedeutete, in diesem Falle des Hauses Habsburg.
Das Gebiet des Salzkammerguts hat drei unterschiedliche Landschaftstypen: das weitgehend flache Alpenvorland, das Mittelgebirge, das der Flyschzone angehört, und die hochalpinen nördlichen Kalkalpen.
Die Landschaft ist geprägt von 76 malerischen Seen unterschiedlicher Größe, alle mit kristallklarem Wasser.
Klima:
Das ozeanisch geprägte Klima des Salzkammergutes gilt als besonders feucht. Regen fällt an über 130 Tagen pro Jahr, was zu einer Jahresniederschlagsmenge von bis zu 2.000 Millimeter führt. Typisch für das Salzkammergut ist der sommerliche „Schnürlregen“, ein sanfter aber durchdringender Regen, der für das Gedeihen der üppigen Vegetation sorgt. Die Sommer sind relativ arm mit einer durchschnittlichen Temperatur von 15 Grad Celsius bis 25 Grad Celsius. Im Winter (Mitte November bis Februar) beträgt die Durchschnittstemperatur um 4 Grad Celsius. Im Winter herrscht in der Region Schneereichtum und sie gilt als schönwetterbegünstigt.
Durch die beeinflussende Wirkung der zahlreichen Seen auf das regionale Klima, liegen die Temperaturen im Salzkammergut im Sommer um circa 1 Grad Celsius niedriger und im Winter um rund 1 bis 2 Grad Celsius höher als in den restlichen Teilen Österreichs.
Lebensraum:
Salzkammergut Reinanken sind in den alpinen Seen Attersee (46 Quadratkilometer), Traunsee (24,5 Quadratkilometer), Mondsee (14,2 Quadratkilometer), Fuschlsee (2,7 Quadratkilometer), Wolfgangsee (12,84 Quadratkilometer) und Hallstättersee (8,55 Quadratkilometer) heimisch. Wasserqualität sowie Sauerstoffgehalt der Salzkammergutseen sind hervorragend und für Reinanken besonders geeignet.
Salzkammergut Reinanken:
Reinanken oder Renken ist eine in Österreich übliche Bezeichnung für Fische der Gattung Coregonus aus der Familie der Forellenfische (Salmonidea).
Entsprechend den vielen, unterschiedlichen regionalen Erscheinungsformen ist eine systematische Klassifikation der einzelnen Populationen der Gattung Coregonus schwierig und benötigt daher eine weitere Abklärung. Für den Attersee und Mondsee ist jedoch die Art Coregonus atterensis Kottelat 1997 beschrieben.
Reinanken haben einen lang gestreckten und oft seitlich zusammengedrückten Körper mit tief eingeschnittener Schwanzflosse und kleiner Mundspalte. Der Rücken des Fisches ist blaugrün gefärbt. Die Schuppen sind relativ groß und silbern glänzend. Salzkammergut Reinanken erreichen eine Größe zwischen 35 bis 40 Zentimeter.
Reinanken sind Kaltwasserfische, die Sauerstoff benötigen und im Schwarm in kalten, tiefen Alpenseen leben.
Erzeugungsverfahren:
Salzkammergut Reinanken werden in natürlichen Seen in der Region Salzkammergut gezüchtet, die entweder von gewerblichen Betrieben oder kleineren bäuerlichen Betrieben geführt werden. Die Seen in der Region Salzkammergut werden regelmäßig mit Reinanken aus den Seen der Region neu besetzt.
Fütterung:
Reinanken fressen vor allem kleine Wassertiere, die sie am Boden oder in der Freiwasserzone finden. Es wird nicht zugefüttert.
Abfischung:
Die Abfischung erfolgt von April bis Oktober. Die Fische werden mit Schweb- oder Grundnetzen gefangen, die abends ausgelegt und morgens wieder eingeholt werden.
Die Maschenweite der Netze wird so gewählt, dass nur Reinanken, welche zwischen 3 bis 4 Jahre alt sind (mindestens ein- bis zweimal gelaicht) und ein Lebendgewicht von rund 3 Kilogramm besitzen, gefangen werden.
Schlachtung und Lagerung:
Salzkammergut Reinanken werden unmittelbar nach dem Fang geschlachtet und kühl gelagert.
Verarbeitung und Verpackung:
Die Fischverarbeitung erfolgt vor Ort nach strengen hygienischen Anforderungen. Die Reinanken werden teilweise in Vakuum verpackt.
Fleisch und Geschmack:
Die Reinanke zeichnet sich durch ihr weißes, festes Fleisch mit kräftigem Geschmack aus.
Wasserqualitätskontrolle:
Die Wasserqualität der Seen wird ständig vom Institut für Gewässerökologie, Fischereibiologie und Seenkunde in Scharfling, Mondsee, kontrolliert.
Vermarktung:
Salzkammergut Reinanken werden direkt nach der Schlachtung verkauft, an regionale Gastronomiebetriebe geliefert oder weiterverarbeitet.
Salzkammergut Reinanken haben im Winter (1. November bis 31. Jänner) Schonzeit und stehen daher nicht ganzjährig zur Verfügung.
Zusammenhang mit dem geographischen Gebiet und Traditionellem Wissen:
- Besondere Boden-, Klima-, Wasserhaushalt- und Geländeverhältnisse in der Region Salzkammergut ermöglichen einen optimalen, natürlichen Lebensraum von Reinanken.
- Ausgeprägte Bodenständigkeit: die Reinanken ernähren sich ausschließlich von Organismen, die in den Seen vorkommen.
- Die Fischerei von Salzkammergut Reinanken ist das Ergebnis Traditionellen Wissens, dass von Generation zu Generation weitergegeben wird. Traditionelles Wissen und Erfahrung der Seenfischfischerei mit Netzen (Know-how der Fischer, Schlachtung, Transport), Know-how der Schlachtung, Know-how der Weiterverarbeitung.
Verwertung:
Salzkammergut Reinanken werden frisch, im Ganzen oder filetiert angeboten. Eine traditionelle Delikatesse ist die in Salz gesurrte und anschließend über Buchenholz geräucherte Salzkammergut Reinanke.
Schutz:
Keine Angabe
Schlüsselworte
Lebensmittel und Landwirtschaft, Traditionelles Wissen, Österreich, Salzburg, Oberösterreich, Steiermark, Region, Salzkammergut, Fisch, Reinanke, Coregonus, Coregonus atterensis Kottelat 1997, Salzkammergut Reinanke
Bibliographie/Referenzen
- KOTTELAT, M., 1997. European freshwater fishes. Biologia 52, Suppl. 5:1-271 page 114-115
- RITTERBUSCH-NAUWERCK, B. Fischer und Fischerei am Mondsee-ein Bericht aus Erfahrungen. In. Oberösterreichische Heimatblätter, 46. Jahrgang, Heft 4, 1992, Seite 412 bis 421
- WALLNER, J. Beiträge zur Geschichte des Fischereiwesens in der Steiermark. 1911
- Die Fischartengemeinschaft der großen österreichischen Seen. Vergleich zwischen historischer und aktueller Situation. Fischökologische Seentypen Schriftenreihe des Bundesamts für Wasserwirtschaft. Band 18, 2003.
- Alles fischt
- Coregonus
- Die Fischerin vom Attersee
- Reinanke
- Salzkammergut
- Schonzeiten und Mindestfangmaße der OÖ. Fischereiverordnung
- Unter dem Traunstein
- Wetterstation Dachstein
- Wolfgangsee Fischerei Höplinger
- Wörz, H. Die Geschichte der Fischereiwirtschaft am Attersee
- Zeller See
Die letzte Änderung aller Internetreferenzen erfolgte am 12.03.2024.
Sprachcode
Deutsch
Regionaler Ansprechpartner
Fischerei Höplinger
Markt 79
5360 Sankt Wolfgang
Autoren
Mag.a Doris Reinthaler, Mag.a Eva Sommer, Dr. Erhard Höbaus