Retzer Land Kürbis

Kuerbislandschaft in Retz
Foto: Wolfgang Gerzer

Traditioneller Anbau von Speise-, Öl- und Zierkürbissen in der Region Retzer Land.

Registernummer: 122

Offenlegungsdatum

Der Bezirk Hollabrunn war schon vor 6.000 Jahren mit Bauern besiedelt, die in Flechtwerkhäusern lebten und Ackerbau und Viehzucht betrieben. Sie kultivierten unter anderem Weizen, Gerste, Hirse, Linsen, Pferdebohnen, Erbsen und Möhren. Im Retzer Land werden seit etwa 1980 Kürbisse auch wirtschaftlich genutzt.

Titel

Retzer Land Kürbis

Kurzdarstellung oder Behauptung

Traditioneller Anbau von Speise-, Öl- und Zierkürbissen in der Region Retzer Land. Die Früchte reifen bedingt durch das spezielle Klima etwas langsamer als in anderen Regionen. Dadurch sind diese nicht nur besonders lange haltbar, sondern zeichnen sich auch durch ein intensives Aroma aus. Retzer Land Kürbis wird als Frischgemüse sowie in verarbeiteter Form als Kürbiskerne, Kürbiskernöl, Kürbiskrautsalat, Kürbiskompott und anderem angeboten.

Produktbezeichnung, Produktklasse

Kürbis, Gemüse

Name der Region

Retzer Land, Niederösterreich, Österreich

Suchgebiet

Lebensmittel und Landwirtschaft

Name des Informationsgebers

Verein Retzer Land Regionalvermarkung, Daniel Wöhrer

Name des Antragstellers für den Titel

Keine Angabe

Inhaber des Wissens oder zugehöriger Quellen

Keine Angabe

Empfänger, Inhaber, Bevollmächtigter, Eigentümer eines Titels

Keine Angabe

Beschreibung

Geschichte:

Kürbisanbau allgemein:

Kürbisse zählen zum ältesten Gemüse der Welt. Schon vor mehr als 10.000 Jahren gab es in Mittel- und Südamerika Kürbisse. Die ältesten Funde des Ölkürbis (Cucurbita pepo L.) stammen aus dem Süden Mexikos und können um 10.700 bis 9.200 vor Christus datiert werden.

Ende des 15. Jahrhundert nach der Entdeckung Amerikas, kam der Kürbis auch nach Europa, wo er eine rasche Verbreitung fand. Der Kürbis wurde vorwiegend als Viehfutter verwendet und hatte den Ruf eines „Arme-Leute-Essens“. Da das Fruchtfleisch der Wildkürbisse bitter schmeckte und leicht verderblich war, wurden vor allem die gut lagerfähigen öl- und eiweißreichen Samen der Kürbisse verzehrt.

Kürbisanbau in Österreich:

Die ersten gesicherten Hinweise für den Kürbisanbau in Österreich stammen aus dem Jahre 1735 (Steiermark). Zwar wurde das Fruchtfleisch als Gemüse (Kürbiskraut) verwendet, der weitaus größere Teil jedoch fand als Viehfutter Verwendung. Der Feldkürbis wurde traditionell in Mischkultur als Zwischenfrucht in den Weingärten oder gemeinsam mit Kartoffeln, Mais oder Rüben auf den Feldern angebaut. Der Kürbisanbau spielte in Österreich vor allem in den wärmebegünstigten Lagen Ostösterreichs wie Niederösterreich, Burgenland und Steiermark eine Rolle.

Gemüseanbau im Bezirk Hollabrunn:

Der Bezirk Hollabrunn war schon vor 6.000 Jahren mit Bauern besiedelt, die in Flechtwerkhäusern lebten und Ackerbau und Viehzucht betrieben. Sie kultivierten unter anderem Weizen, Gerste, Hirse, Linsen, Pferdebohnen, Erbsen und Möhren.

Im Mittelalter wurden in der Region Linsen, Bohnen, Erbsen, Kraut, Mohn, Flachs und Safran angebaut. Der Großanbau von Zuckerrübe, Raps und der Znaimer Exportgurke hat erst viel später an Bedeutung gewonnen.

Kürbisse werden im Retzer Land seit etwa 1980 wirtschaftlich genutzt.

Seit 1993 findet im Retzer Land Ende Oktober alljährlich das Kürbisfest statt.

Früher hatte der Kürbis das Image eines „Arme-Leute-Essens“. Heute hat er längst Einzug in die Spitzengastronomie und in die Alltagsküche der Österreicher und Österreicherinnen genommen.

Gebiet/Region:

Das Weinviertel ist eine sanfte Hügellandschaft und liegt im Nordosten des Bundeslandes Niederösterreich.

Der Name „Weinviertel“ ist seit etwa einem Jahrhundert gebräuchlich.

Das Retzer Land ist im Osten durch das Pulkautal, im Norden durch die Staatsgrenze zu Tschechien, im Westen durch die Gemeinden Langau sowie Weitersfeld und im Süden durch das obere Schmidatal begrenzt. Die höchste Erhebung bildet der Manhartsberg mit 537 Meter Höhe, der den Grenzstein für das Waldviertel (Viertel ober dem Manhartsberg) und das Weinviertel (Viertel unter dem Manhartsberg) bildet. Er ist die im Südosten liegende Flanke des Granit- und Gneisplateaus, dem österreichischen Anteil an der Böhmischen Masse, und reicht von der Thaya bis zum Wagram. Der Manhartsberg ist teilweise mit tertiären Schichten (Sanden) überlagert und setzt sich im mährischen Gebiet bis in die Gegend von Znaim fort. Das Retzer Land wird von den Flüssen bzw. Bächen Pulkau, Thaya, Schmida und Göllersbach durchflossen. Die Landschaft ist geprägt von einer sanften Hügellandschaft, idyllischen Weingärten, einzigartigen Kellergassen, Burgen, Schlössern und dem grenzüberschreitenden Nationalpark Thayatal - Podyjí.

Boden- und Klimaverhältnisse:

Die Böden des Retzer Landes bestehen aus Löss, Ton, Sand oder Urgestein und bilden ideale Bedingungen für den Kürbisanbau.

Das Klima in den Weinviertler Gemeinden des Retzer Landes ist durch heiße Sommer und kalte Winter und insgesamt sehr wenig Niederschlägen gekennzeichnet.

Das Retzer Land gehört zu den trockensten Gebieten Österreichs. Die mittleren Jahressummen der Niederschläge liegen unter 500mm Millimeter.

Die Region zeichnet sich durch ihre vielen Sonnenstunden (im Mittel 1.708 pro Jahr) aus.

Aufgrund der steigenden Nachfrage vergrößern sich die Anbauflächen kontinuierlich.

Retzer Land Kürbis:

Kürbisse (Cucurbita) bilden eine Pflanzengattung aus der Familie der Kürbisgewächse (Cucurbitaceae). Der Ölkürbis ist eine Variante mit einem unbeschalten Kern. (Cucurbita pepo var. Styriaca)
Im Volksmund wird der Kürbis auch liebevoll „Bluza“ genannt.

Etwa 90 Landwirte produzierten 2022 auf einer Fläche von ca. 1000 Hektar in der Region Retzer Land (Gemeinden Retz, Retzbach, Zellerndorf, Schrattenthal, Pulkau, Hardegg,) Kürbisse. Davon waren etwa 60 Bio-Bauern, die zusammen 68 Prozent der Anbauflächen bewirtschafteten.

Kürbissorten:

In der Region Retzer Land werden Speise-, Öl- und Zierkürbisse kultiviert, wobei Ölkürbisse den Hauptanteil ausmachen. Insgesamt werden ca. 10 verschiedene Sorten produziert. Zu den bedeutendsten Sorten zählen Züchtungen der Saatzucht Gleisdorf sowie die traditionelle Sorte „Retzer Gold“

Anbau:

Retzer Land Kürbisse werden mit Saatgut im Freiland angebaut. Als Vorfrüchte dienen diverse Getreidearten (zum Beispiel Roggen, Weizen). Vor der Aussaat Ende April/Anfang Mai werden die Böden wassersparend bearbeitet.

Beim Anbau ist entsprechende Fruchtfolge einzuhalten. Im Retzer Land werden Kürbisse maximal alle vier Jahre auf demselben Feld angebaut.

Der Wasserbedarf für die Kürbisse ist nicht sehr hoch. Nur bei der Fruchtbildung nach der Blüte ist Wasser wichtig. Um diese Zeit tragen meist Gewitter zur Versorgung bei. Für gute Kernerträge sind Insekten, die die Blüten befruchten sehr wichtig. Unkraut wird mit Pflanzenschutzmittel, maschinell und oft auch händisch bekämpft.

Die Früchte reifen bedingt durch das spezielle Klima etwas langsamer als in anderen Regionen. Dadurch sind die Kürbisse nicht nur besonders lange haltbar, sondern zeichnen sich auch durch ein intensives Aroma aus.

Ernte, Lagerung und Verarbeitung:

Geerntet wird je nach Sorte ab Mitte August bis Oktober. Die Ernte der Speisekürbisse erfolgt händisch, die der Ölkürbisse maschinell. Die jährlichen Erntemengen betragen 15.000 bis 25.000 Kürbisse pro Hektar beziehungsweise 400 bis 1.000 Kilogramm trockene Kerne pro Hektar.

Von den Retzer Land Kürbissen sind vor allem die Kerne von Interesse. Noch auf dem Feld werden die Kürbisse in der Erntemaschine aufgebrochen und die Kerne herausgelöst. Die Schalen und das Fruchtfleisch verbleiben auf den Feldern und werden in den Boden eingearbeitet. Die Kerne werden gewaschen und in Trockenanlagen bei etwa 60 Grad Celsius getrocknet. Anschließen erfolgt eine drei- bis viermonatige Lagerung bei den jeweiligen Landwirten.

Ganze Kürbisse werden nach der Ernte gewaschen und gelangen direkt in den Verkauf.

Die Kürbiskerne werden von Ölmühlen zum typischen Kürbiskernöl oder zu Knabberkernen verarbeitet. Ein Großteil wird aber an steirische Ölmühlen verkauft.

Ernährung:

Die Kerne der Ölkürbisse enthalten knapp 50% Öl, welches nach einem Röstvorgang als typisches dunkles, nussig schmeckendes Kürbiskernöl geschlagen wird

Mit durchschnittlich 25 kcal/100 g ist der Kürbis ein kalorienarmes Gemüse. Der Gehalt der Mineralstoffe Kalium und Eisen ist nennenswert. Kürbisse mit orangefarbenem Fruchtfleisch haben einen hohen Gehalt an Carotinoiden die dem Fruchtfleisch auch die Farbe verleihen. Kürbiskerne und das daraus gewonnene Öl sind durch den hohen Gehalt an Vitamine E und essentiellen Fettsäuren besonders wertvoll.
Als „Wellness-Genuss“ werden Kürbiskerne vermarktet.

Vermarktung:

Die Kürbissaison beginnt etwa ab Ende Mai. Die kulinarische „Hochsaison“ beginnt mit Ende August, wo Hokkaido- und Muskatkürbisse reifen. Der Kürbis ist auch über die Kürbissaison hinaus fest im Speiseplan der Bevölkerung verankert und findet sich in den Menükarten der Gastronomie.

Retzer Land Kürbis wird direkt, über die Gastronomie sowie den Lebensmitteleinzelhandel vermarktet.

Ende Oktober findet am Wochenende vor Allerheiligen im Retzer Land das alljährliche Kürbisfest statt, das zu den bedeutendsten Großereignissen Niederösterreichs im Spätherbst zählt. An zwei bis drei Tagen dreht sich alles um den Kürbis. Es werden kulinarische Spezialitäten der Region und Köstlichkeiten rund um den Kürbis angeboten. Hunderte ausgehöhlte, leuchtende Kürbisse in Fenstern, auf Zäunen und an Straßenrändern bilden einen stimmungsvollen Rahmen zu diesem Fest. In der Zeit rund um das Kürbisfest sind in der ganzen Region zahlreiche originelle Figuren zu sehen, die aus Kürbissen gefertigt wurden.

Qualitätskontrolle:

Die Betriebe wirtschaften nach der guten Landwirtschaftlichen Praxis sowie den biologischen Richtlinien der jeweiligen Bioverbände.

Die Betriebe werden regelmäßig durch die Agrarmarkt Austria (AMA) sowie den jeweiligen Bio-Kontrollstellen kontrolliert.

Zusammenhang mit dem geographischen Gebiet und Traditionellem Wissen:

  • Pannonisches Klima und Böden aus Löss, Ton, Sand oder Urgestein bilden ideale Voraussetzungen für den Anbau von Kürbissen.
  • Das intensive Aroma und der intensive Geschmack sind das Ergebnis optimaler Boden-, Wasser- und Klimabedingungen in der Region Retzer Land.
  • Traditionelles Wissen und Erfahrung der Gemüsebauern (Anpassung an die Gegebenheiten der Umwelt, Auswahl von Sorten, Know-how des Ernteoptimums und der Vermarktung).

Verwertung:

Retzer Land Kürbis wird als Frischgemüse (im Ganzen, geschält und geschnitten) sowie in verarbeiteter Form als Kürbiskerne, Kürbiskernöl, Kürbiskrautsalat, Kürbiskompott und vieles andere auch angeboten.

In der Gastronomie ist der Retzer Land Kürbis als Suppe, Salat, Gulasch, in gebackener Version oder als süßes Kürbiskipferl anzutreffen.

Schutz:

Keine Angabe

Schlüsselworte

Lebensmittel und Landwirtschaft, Traditionelles Wissen, Österreich, Niederösterreich, Region, Retzer Land, Gemüse, Kürbis, Retzer Land Kürbis

Bibliographie / Referenzen

Letzter Zugriff aller Internetreferenzen erfolgte am 02.08.2024.

Sprachcode

Deutsch

Regionaler Ansprechpartner

Retzer Land Regionalvermarktung
Hauptplatz 30
2070 Retz
Telefon: +43 2942 20010
E-Mail: office@retzerland.at
Homepage: www.retzerland.at

Autoren

Mag.a Doris Reinthaler, Mag.a Eva Sommer, Dr. Erhard Höbaus überarbeitet von Daniel Wöhrer Verein Retzerland Regionalvermarktung und Anton Brandstetter LKÖ NÖ