Schneebergland Schwein

Schneebergland Schwein
Foto: Wolfgang Seidl

Die Aufzucht von Schneebergland Schwein ist das Ergebnis Traditionellen Wissens um die Zucht und Produktion über Jahrhunderte hinweg im Schneebergland, Niederösterreich.

Registernummer: 127

Offenlegungsdatum

Seit dem 18. Jahrhundert werden Schweine von Bauern in der Region Schneebergland gezüchtet. Die älteste Aufzeichnung von einem Schweinehaltungsbetrieb stammt von 1793.

Titel

Schneebergland Schwein

Kurzdarstellung oder Behauptung

Die Aufzucht von Schneebergland Schwein ist das Ergebnis Traditionellen Wissens um die Zucht und Produktion über Jahrhunderte hinweg im Schneebergland, Niederösterreich. Das spezielle Fütterungsschema führt zu Schweinefleisch mit intramuskulären Fett, und damit zu außergewöhnlichem Aroma, Geschmack und Zartheit des Fleisches.

Produktbezeichnung, Produktklasse

Schweinefleisch, Frischfleisch

Name der Region

Schneeberg, Niederösterreich, Österreich

Suchgebiet

Lebensmittel und Landwirtschaft

Name des Informationsgebers

Wolfgang Seidl, Markus Breineder

Name des Antragstellers für den Titel

Keine Angabe

Inhaber des Wissens oder zugehöriger Quellen

13 Schweinebauern, 4 Fleischereien und ein Schlachtbetrieb

Empfänger, Inhaber, Bevollmächtigter, Eigentümer eines Titels

Keine Angabe

Beschreibung

Geschichte:

Schweine sind eines der ältesten Nutztiere in der Landwirtschaft. Im 8. Jahrtausend vor Christus wurden Schweine unabhängig voneinander in verschiedenen Gebieten Asiens domestiziert, von wo sie nach Europa kamen.

Im Gebiet des heutigen Niederösterreichs wurden Knochen von Schweinen in Ausgrabungen gefunden, die 6500 Jahre alt waren. Es wird angenommen, dass die Schweine schon damals für die Nahrung und nicht nur als Opfertier gehalten wurden.

Im Mittelalter waren die Schweine sehr beliebt, da sie nicht nur Fleisch und Speck lieferten, sondern auch anderes nutzbares Material, wie etwa Bindegewebe, Fettgewebe, Sehnen, Bänder beziehungsweise Innereien. Die Schweine wurden in Wäldern von Schweinehirten gehütet und mit Eicheln und Bucheckern gemästet.

In der Region Schneebergland werden Schweine seit dem 18. Jahrhundert auf Bauernhöfe gezüchtet, in einigen Fällen bis heute auf denselben Höfen. Die älteste Aufzeichnung von einem Schweinehaltungsbetrieb stammt von 1793.

Bis ins 18. Jahrhundert mussten die Schweine ihr Futter in den Wäldern suchen und bekamen nur Hausabfälle. Die Schweine sahen Wildschweinen ähnlich. Verbesserungen in der Landwirtschaft führten zu höheren Erträgen und folglich zu einer besseren Fütterung der Tiere. Zusätzlich begann die gezielte Rassenzucht in England. Der globaler Handel brachte Rassen von Asien und anderen Ländern nach Europa. 1770 führte die Kreuzung von einheimischen Schweinen mit asiatischen und neapolitanischen Züchtungen zur ersten modernen Schweinerasse, die den Namen Leicester erhielt.

1804 berichtete Ignaz von Halloy von der Bedeutung der Schweinezucht in Österreich. Die Landwirte hielten Sauen als Haupthaustiere.

Im Jahr 2007 wurde der Verein „Vermarktungsgemeinschaft Regionales Markenschwein“ gegründet und 2008 in „Genuss Region Schneebergland Schwein“ umbenannt. Das Ziel des Vereins ist es qualitativ hochwertiges Schweinefleisch in enger Kooperation zwischen Landwirten und Fleischereien zu produzieren und zu vermarkten

Zurzeit werden in der Region rund 2000 Schneebergland Schweine gehalten.

Gebiet/Region:

Das Produktionsgebiet umfasst die Gemeinden Gerasdorf am Steinfeld, Gloggnitz, Natschbach-Loipersbach, Neunkirchen, Hassbach, Landschach, Lanzenkirchen, Puchberg, Scheiblingkirchen, Sollenau und Witzelsberg im südlichen Teil Niederösterreichs und Vermarktung in Lichtenwörth.

Das Produktionsgebiet liegt um den Schneeberg (2.076 Meter), den höchsten Berg Niederösterreichs.

Boden- und Klimaverhältnisse:

Die Böden bestehen aus Kalk- und Dolomiten sowie aus tertiärem Schotter.
Klimatisch gesehen liegt die Region Schneebergland im Übergangsgebiet vom humiden, niederschlagsreichen Randalpenklima zum pannonisch beeinflussten, niederschlagsärmeren Alpenostrandklima mit entsprechend ausgeprägtem Niederschlagsgradienten in West-Ost-Richtung.

Das Wechselgebiet, ein Mittelgebirge an der Grenze zwischen Niederösterreich und der Steiermark, fungiert als Wetterscheide, was sich durch einen deutlich höheren Niederschlag, sowohl im Sommer als auch im Winter, äußert.

Die Sommer sind für gewöhnlich mild, die Winter sind kalt und schneereich.
Die jährliche Niederschlagsmenge liegt bei 1.000 Millimeter.

Schneebergland Schwein:

Beim Schneebergland Schwein handelt es sich ausschließlich um eine Kreuzung der Rassen Pietrain und Landschwein.

Schneebergland Schweinefleisch wird von 13 Schweinebauern, 4 Fleischereien und einem Schlachthof produziert, entsprechend den internen Produktions- und Qualitätsrichtlinien. Die Bauern müssen Mitglieder des Tiergesundheitsdienstes sein. Die Schweine werden in der Region geboren und aufgezogen. Die Schweine können außerdem nur von Bauern innerhalb der Region zugekauft werden, die Mitglieder des Tiergesundheitsdienstes sind. Während die Schweineproduktion immer in der Region ist, wird der Großteil der Schweine in einem EU-zertifizierten Schlachthof in Ilz, Steiermark, geschlachtet, aufgrund des Kapazitätsproblems in der Region Schneebergland.

Zucht/Mast:

Es gibt keine spezifischen Einschränkungen bezüglich der Haltungsmethode, ausgenommen die Einhaltung der Voraussetzungen des nationalen Tiergesundheitsdienstes.

Schweine werden in Ställen und nicht im Freien gehalten. Die Buchtenfläche je Gruppe an Mastschweinen beträgt mindestens 20 m2 die Mindestfläche je Tier gewichtsabhängig 0,25 m² bis 1,20 m²/Tier.

Sauen und Eber werden getrennt gehalten, ausgenommen zur Bestimmung der optimalen Deckungszeit. Die Besamung erfolgt zum Großteil künstlich und nur zu einem geringeren Teil natürlich.

Die Sauen werfen zweimal jährlich 10 bis 12 Ferkel von rund eineinhalb Kilogramm.

Fütterung:

Das Futtermittel muss den Richtlinien des Vereins entsprechen.
Das Futter besteht hauptsächlich aus Getreide, wie Gerste, Weizen und Triticale, sowie aus Mineralstoffen und Eiweiß von Erbsen und Raps. Der Maisanteil ist eingeschränkt auf maximal 50 Prozent. Der Soja-Anteil beträgt circa 15 Prozent. Der hohe Getreideanteil trägt zur gewünschten Einlagerung des intramuskulären Fettes bei.

Das Futtermittel stammt aus Eigenproduktion oder wird in der Region von Bauern, die entsprechend den Richtlinien des Vereins produzieren, zugekauft. Da jedoch die Soja-Produktion in Österreich nicht ausreichend ist, wird Soja hauptsächlich aus Südamerika importiert. Es ist nicht erlaubt menschliche Speisereste oder Grassilage zu füttern. Der Einsatz von Wachstumsförderer und die vorbeugende Anwendung von Medikamenten ist verboten.

Ferkel erhalten Muttermilch und zusätzlich einen Ferkelstarter, der sich aus Vitaminen, Mineralstoffen, Eiweiß, Getreide und zum Teil aus Mais zusammensetzt. Nach vier Wochen werden die Ferkel von den Sauen getrennt und bis zu einem Gewicht von 30 Kilogramm gehalten. Danach zieht sich die Endmast über circa 5 Monate hin. Die Ferkel erhalten Futtermittel, welches reich an Eiweiß ist. Dies ist der Schlüssel für die besondere Qualität des Schweinefleisches.

Transport und Schlachtung:

Die Schweine werden mit 8 Monaten geschlachtet. Das Lebendgewicht liegt bei circa 120 Kilogramm, das Schlachtkörpergewicht beträgt zwischen 80 und 105 Kilogramm.

Die Schweine werden zum Großteil auf einem EU-zertifizierten Schlachthof in Ilz (Steiermark) oder bei einem regionalen Fleischhauer geschlachtet.

Der Transport erfolgt durch die Schlachter. Dieser (vom Verladen bis Abladen) muss innerhalb von 2 Stunden geschehen. Dann können die Schweine für 2 bis 4 Stunden rasten und von den Tierärzten begutachtet werden. Für die Schlachtung der Schweine werden elektronische Betäubungsgeräte verwendet.

Nach der Schlachtung werden die Schlachtkörper durch Veterinäre amtlich kontrolliert und nach SEUROP-Klassifizierung beurteilt. Die Schlachtkörper der in Ilz geschlachteten Tiere wird zu den Fleischern in die Region Schneebergland gebracht, wo sie auf 2 bis 6 Grad Celsius in den Kühlräumen gekühlt und anschließend frisch verarbeitet werden. Durchschnittlich werden rund 5.000 Schneebergland Schweine pro Jahr geschlachtet.

Fleischbeschreibung:

Das Schweinefleisch vom Schneebergland Schwein ist rot bis rosa, aromatisch und charakterisiert durch Saftigkeit und Zartheit. Das ideale intramuskuläre Fett trägt zum exzellenten Geschmack bei.

60 bis 70 Prozent des Schweinefleisches erreichen die Fleischklasse „S“ (ausgezeichnete Qualität), der Rest entspricht „E“.

Qualitätskontrolle:

Jeder Mitgliedsbauer des Vereins verpflichtet sich zur Teilnahme des Tiergesundheitsdienstes. Dabei verpflichtet sich jeder Bauer zur Eigenkontrolle, die zweimal täglich eine Kontrolle bezüglich des Wohlbefindens der Tiere sowie der Funktionsfähigkeit der Stalleinrichtung vorsieht.

Zwei mal jährlich müssen die Bauern eine Selbstevaluierung durchführen. Zusätzlich kontrolliert der zuständige Tierarzt den Betrieb und überprüft die Einhaltung der Produktions- und Qualitätsrichtlinien. Beide Ergebnisse sind dann dem Verein vorzulegen.

Zusätzlich kontrolliert das Gremium des Vereins die Landwirte stichprobenartig sowie neue Mitgliedsbetriebe vor dem Beitritt in den Verein.

Vermarktung:

Das Schweinefleisch vom Schneebergland Schwein wird über den Verein vermarktet. Das Fleisch ist zurzeit ausschließlich in den regionalen Vertragsfleischereien und in der regionalen Gastronomie erhältlich.

Ursprungsnachweis:

Die Schweine werden, gemäß der österreichischen Tierkennzeichnungs- und Registrierungverordnung, mit offiziellen Marken (Ohrmarken) gekennzeichnet und registriert.

Etwa ein Monat vor der Schlachtung werden die Schweine vom Bauern mit einem Stempel tätowiert. Die Betriebsnummer und das zusätzliche Zeichen „SL“ für „Schneeberg−Landschwein“ sichert die regionale Herkunft der Schweine.

Zusammenhang mit dem geografischen Gebiet und Traditionellem Wissen:

Die Aufzucht und Produktion des Schneebergland Schweins ist das Ergebnis Traditionellen Wissens, das von Generation zu Generation weitergegeben wird: Wissen und Erfahrung der Tierhalter (Anpassung der Haltung der Schweine an die Gegebenheiten der Umwelt, Know-how der Schweinehalter, Art der Schweinefleischproduktion), Know-how der Schlachter und Fleischer (Tiertransport, Erfahrung bei Schlachtung, Zerlegung, Fleischreifung) und die Erfahrung der Bauern bei der Futtermittelerzeugung.

Verwertung:

Das Schneebergland Schwein Schweinefleisch ist als frisches Schweinefleisch oder verarbeitet, wie zum Beispiel als Schinken, erhältlich.

Schutz:

Keine Angabe

Schlüsselworte

Lebensmittel und Landwirtschaft, Traditionelles Wissen, Österreich, Region, Niederösterreich, Schneebergland, Schwein, Schneebergland Schwein, Schneeberg Landschwein

Bibliographie / Referenzen

Der letzte Zugriff aller Internetreferenzen erfolgte am 14.09.2023.

Sprachcode

Deutsch

Regionaler Ansprechpartner

Wolfgang Seidl
Obmann Verein Genuss Region Schneebergland Schwein
Seidl Fleischerhandwerk
Rohrbacherstraße 54
2620 Neunkirchen
Telefon: +43 2635 62636
Mobil: +43 664 5202 688
E-Mail: office@seidl-fleischerhandwerk.at

Autoren

Daniela Trenker M.A., Mag.a Eva Sommer, Dr. Erhard Höbaus