Mangaliza Schwein

Pannonisches Mangaliza Schwein
Foto: Sissy Strubreiter

Die Aufzucht und Haltung des Mangaliza Schweines ist das Ergebnis Traditionellen Wissens um die Zucht und extensive Viehhaltung in Österreich.

Registernummer: 262

Offenlegungsdatum

Erste Erwähnung des Mangaliza Schweins im Raum der Österreich-Ungarnischen Monarchie um 1830.

Titel

Mangaliza Schwein

Kurzdarstellung oder Behauptung

Die Aufzucht und Haltung des Mangaliza Schweines ist das Ergebnis Traditionellen Wissens um die Zucht und extensive Viehhaltung. Das Fleisch dieses fettreichen Schweinetyps weist eine dunkle Farbe auf und ist besonders saftig. Es ist leicht fettmarmoriert und eignet sich daher besonders für die Speckherstellung und für die Schmalzproduktion. Das Mangaliza Schwein ist eine der ältesten autochthonen Schweinerassen in Europa. Die Schweine besitzen ein gekräuseltes Fell und sind anspruchslos, was eine ganzjährige Freilandhaltung der Mangaliza Schweine ermöglicht. Die Freilandhaltung leistet einen wesentlichen Beitrag zur nachhaltigen Landschaftsgestaltung.

Produktbezeichnung, Produktklasse

Schweinefleisch, Frischfleisch

Name der Region

Österreich

Suchgebiet

Lebensmittel und Landwirtschaft

Name des Informationsgebers

Florian Schipflinger ARCHE Austria

Wolfgang J. Pucher, Pannonischer Mangaliza-Halter

Name des Antragstellers für den Titel

Keine Angabe

Inhaber des Wissens oder zugehöriger Quellen

Keine Angabe

Empfänger, Inhaber, Bevollmächtigter, Eigentümer eines Titels

Keine Angabe

Beschreibung

Geschichte:

Das Schwein gehört zu den ältesten Wirtschaftstieren. Um 8000 vor Christus wurden Schweine unabhängig voneinander in verschiedenen Gebieten Asiens domestiziert und, von dort ausgehend, nach Europa gebracht.

Das Mangaliza Schwein („Ungarisches Wollschwein“) ist eine der ältesten europäischen Schweinerassen. In den 1830er Jahren ist diese Rasse erstmals erwähnt worden.

1833 soll der serbische Fürst Milos Šumadija Schweine als Geschenk an Erzherzog Joseph Anton Johann von Österreich geschickt haben. Diese Schweine wurden mit den Rassen Bakony und Szalonta gekreuzt und somit entstand die Rasse des Mangaliza Schweins.

1927 wurde das Mangaliza Schwein als Rasse offiziell anerkannt.

Das Fettschwein erlangte große Beliebtheit in Ungarn und im Burgenland (ein Teil von Burgenland bis 1921) und wurde sogar bis zu den Schlachthöfen in Wien, Österreich, gebracht.

1885 setzte Johann Strauß II. dem Mangaliza Schwein ein Denkmal in seiner Operette „Der Zigeunerbaron“, indem der Schweinezüchter Zsupán jedem erzählt, dass sein idealer Lebenszweck Borstenvieh und Schweinespeck ist und er habe wenig Zeit für die Kunst.

Ende des 19. Jahrhunderts war das Mangaliza Schwein das führende Zuchtschwein innerhalb Europas. Zu dieser Zeit wurden die Mangaliza auf 250 bis 300 Kilogramm gemästet und das Fleisch fand vor allem für die Speck- und Schmalzherstellung Verwendung.

Das Mangaliza Schwein beweidete Eichenwälder, sumpfige Gelände und Ödland. Zudem wurden die Schweine auf Koppeln, gemeinschaftlich genutzten Hutungen (gehölzfreie Landschaften) sowie Brach- und Stoppeläcker gehalten. Weidende Mangaliza Schweine können zusätzlich bei der Urbarmachung aus der Kultur genommener Böden von Nutzen sein. Besonders bewährt haben sich die Wollschweine auch zur biologischen Waldbodensanierung (zum Beispiel bei Verschlämmung nach Hochwasser et cetera) und zur Erhaltung der Fichtenwälder durch Bekämpfung von Schädlingen wie Fichtengespinstblattwespenlarven oder Borkenkäferlarven.

Bis in die 1950er Jahre wurde das Mangaliza Schwein im Burgenland in Weidewirtschaft für die Speck- und Schmalzherstellung gehalten. Die Veränderung der Essgewohnheiten von fettem Schweinefleisch zu magerem Schweinefleisch führte zu einer Verdrängung dieser Fettschweinrasse.

Ende der 1970er Jahre wurde in Österreich das Mangaliza Schwein nur mehr in National- und Tierparks oder vereinzelt bei Kleinzüchtern für den Eigenbedarf gehalten.

Nach 1986 begann der „Verein zur Erhaltung gefährdeter Haustierrassen in Österreich“ (VEGH), die heutige ARCHE Austria – Verein zur Erhaltung seltener Nutztierrassen, das Mangaliza Schwein züchterisch zu betreuen.

Zwischen 1989 und 1990 wurden zur Blutauffrischung 8 Linien Schwalbenbäuchiger Mangaliza Schweine aus Ungarn eingeführt.

1994 registrierte der Verein in ganz Österreich 43 Mangaliza Züchter, die hauptsächlich Schwalbenbäuchige Mangaliza Schweine und wenige Schweine der Rasse Blondes Mangaliza hielten.

Im Jahr 1994 wurde mit einer Herdebuchführung für Mangaliza Schweine begonnen, um das gentechnische Potential dieser Rasse zu erhalten. Die Rasse wird im ÖPUL des Agrarumweltprogramms als „hoch gefährdete“ Rasse geführt. Sie ist auch bei der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (ÖNGENE Österreichische Nationalvereinigung für Genreserven) eingetragen.

2005 wurden drei Eberlinien Schwalbenbäuchige Mangaliza Schweine, drei Eberlinien Blonde Mangaliza Schweine sowie drei Linien Rote Mangaliza Schweine aus Ungarn eingeführt.

Heute sind in ganz Österreich circa 35 registrierte Mangaliza Züchter, 110 reinrassige Muttertiere und rund 50 Eber registriert. Zuchtverantwortliche Organisation ist die Arche Austria.

Gebiet/Region:

Mangaliza Schweine werden in ganz Österreich gezüchtet

Mangaliza Schwein:

Das Mangaliza Schwein ist eine der ältesten, rein erhaltenen europäischen Schweinerassen und gehört zu den letzten autochthonen Rassen Europas.

Der Name „Mangaliza“ oder auch „Mangalitza“ (ungarisch Mangalica) bedeutet „walzenförmig“ und könnte vom Serbo-Kroatischen „mangala svinija“ („Schwein, das sich gut ernährt“) beziehungsweise „mangulica“ oder „Manguluc“ („Leicht fett werdend“) oder vom Rumänischen „mancare“ („essen“) abgeleitet worden sein. Andere Quellen besagen, dass der serbische Sprachreformer Vuk Stefanović Karadžić der Rasse den Namen Mangalica gab, ein „Schwein mit viel Schmalz“.

Rassenbeschreibung:

Das Mangaliza Schwein ist ein lebhaftes Tier mit sehr harten Knochen und kräftiger Muskulatur. Der Kopf ist mittellang, im Stirnteil ein wenig eingedrückt, die Ohren sind mittelgroß und hängend. Der Rumpf ist kurz oder mittellang der Rücken kaum gewölbt, das Becken leicht abfallend. Am Ohransatz zeigt sich ein charakteristischer hell gefärbter Fleck (3 bis 5 Zentimeter Durchmesser) mit stufenweisen Übergang an der pigmentierten Haut („Wellman Fleck“). Der Schwanz ist charakterisiert durch einen breiten Ansatz sowie durch die weiße Endquaste. Die Haut ist immer grauschwarz pigmentiert, die Umgebung der natürlichen Körperöffnungen (Rüssel, Zitzen und Klauen) sind immer schwarz. Die dichte Behaarung mit wolliger Kräuselung schützt im Winter vor Kälte und im Sommer vor intensiver Sonneneinstrahlung. Jungferkel zeigen die typische Frischlingsstreifung.

Das Mangaliza Schwein ist ein typisches mittelgroßes Fettschwein mit ausgezeichneter Fleisch- und Fettqualität. Ausgewachsene Muttersauen weisen eine Widerristhöhe von 70 bis 80 cm auf, das Lebendgewicht beträgt 100 bis 125 kg. Die Anlage von 5 Zitzenpaaren ist erwünscht.

Es existieren drei Farbschläge:

Das Mangaliza kommt in drei Farbschlägen vor: blond, rot und schwalbenbäuchig. In Österreich wird vor allem der schwalbenbäuchige Schlag gezüchtet.

Blondes Mangaliza:

Es stellt die weit verbreitetste Art dar und geht auf eine Kreuzung urungarischer Fettschweinrassen Szalonta Schwein, welches mit dem aus Serbien stammenden Sumadia Schwein veredelt wurde, zurück. Das Blonde Mangaliza besitzt ein graues bis gelbliches Fell. Die darunterliegende Haut ist dunkel bis schiefergrau.

Schwalbenbäuchiges Mangaliza:

Das Schwalbenbäuchige Mangaliza wurde in Südungarn aus der Kreuzung des Blonden Mangaliza mit dem kroatischen Syrmien Schwein entwickelt. Der Name „Schwalbenbäuchig“ kann auf die schwarz-weiße, einer Schwalbe ähnlicher Zeichnung zurückzuführen sein.

Rotes Mangaliza:

Das Rote Mangaliza ist hervorgegangen aus Kreuzungen des alten ungarischen Szalontai Schweins mit Blonden Mangalizas. Die Borstenfarbe ist rötlich-braun.

Mangaliza Schweine sind robust und haben sich perfekt an ihren natürlichen Lebensraum angepasst. Sie sind resistent gegenüber Stress, Krankheiten, Kälte als auch Hitze bei ausreichenden Suhlmöglichkeiten.

Erzeugungsverfahren

Zucht/Mast:

Vorrangiges Zuchtziel ist die Konsolidierung des Phänotyps und der Fruchtbarkeit bei Erhaltung der genetischen Vielfalt. Auf Grund der kleinen Population wird auf eine entsprechende Linienvielfalt geachtet, der Inzuchtkoeffizient soll möglichst geringgehalten werden. Es handelt sich somit um ein Erhaltungszuchtprogramm.

Die Rasse Mangaliza wird im Rahmen dieses Zuchtprogrammes in Reinzucht gezüchtet. Eine farbreine Züchtung der drei Farbschläge des Mangaliza-Schweines wird empfohlen.

Das Mangaliza Schwein eignet sich besonders für extensive Weidehaltung bzw. ganzjährige Freilandhaltung. Die stresssicheren Tiere sind leichtfüttrig, äußerst anpassungsfähig an die Witterung über das ganze Jahr, krankheitsresistent und gut wüchsig. Der mittellange Rüssel, Hängeohren und ein kompakter Körperbau mit feingliedrigem, marschfähigem Fundament unterstreichen die besondere Eignung als Weideschwein. Eine gezielte Endmast dauert ca. drei Monate. Das Mangaliza Schwein erreicht nach eineinhalb bis zwei Jahren ein Endmastgewicht von circa 150 bis 200 Kilogramm.

Auf Grund der geringen Aggressivität des Ebers können Sau, Eber und Nachwuchs gemeinsam gehalten werden. Die Fortpflanzung erfolgt problemlos auf natürliche Weise.

Das Mangaliza Schwein besitzt eine geringe Fruchtbarkeit mit circa 6 bis 8 Ferkel pro Wurf. Durchschnittlich werden die Schweine und Eber nach 1 Jahr und einem Gewicht von 100 Kilogramm gepaart. Die Tragezeit beträgt rund drei Monate, drei Wochen und drei Tage. Es wird ein zweimaliges abferkeln pro Jahr angestrebt.

Fleisch- und Schlachtkörperbeschreibung:

Das Mangaliza als typische Speckschwein mit hohem Fett- und geringem jedoch hervorragender Fleischanteil, eignet sich besonders für die Herstellung hochwertiger Produkte. Das Fleisch ist etwas dunkler im Vergleich zu herkömmlichen Rassen. Durch den hohen intramuskulären Fettgehalt und die Marmorierung der Muskel besitzt das Fleisch einen besonders zarten und saftigen Geschmack. Der Geschmack ist in etwa mit dem Fleisch von Wildschweinen vergleichbar. In Reinzucht zeigen Mangaliza Schweine eine ausgezeichnete Fettqualität und ein spezifisches Verhältnis von gesättigten zu ungesättigten Fettsäuren, das durch spezielle Fütterungsformen beeinflusst werden kann. Dann zeichnet sich der Speck durch einen geringeren Anteil an gesättigten Fettsäuren aus.

Ursprungsnachweis:

Die Schweine sind gemäß der Tierkennzeichnungs- und Registrierungsverordnung durch ein offizielles Zeichen (Ohrmarke) gekennzeichnet.

Zusammenhang mit dem geographischen Gebiet und Traditionellem Wissen:

  • Ganzjährige extensive Weidehaltung erzeugt Schweinefleisch mit charakteristischen Merkmalen bezüglich Zusammensetzung und Marmorierung. Das Fleisch besitzt ein einzigartiges Aroma und einen einzigartigen Geschmack.
  • Die Aufzucht und Produktion des Mangaliza Schweines ist das Ergebnis Traditionellen Wissens, das von Generation zu Generation weitergegeben wird: Wissen und Erfahrung der Schweinehalter (Anpassung der Haltung der Herde an die Gegebenheiten der Umwelt), Know-how der Züchter, Know-how der Schlachter (Tiertransport, Erfahrung bei Schlachtung, Zerlegung, Fleischreifung) sowie der Weiterverarbeiter.

Vermarktung:

Das Mangaliza Schwein eignet sich besonders für die Direktvermarktung Fein marmorierte Schopfsteaks und Schnitzel werden vermehrt in der gehobenen Gastronomie vermarktet.

Qualitätskontrolle:

Die Fleischsicherheit und Qualität wird durch amtliche tierärztliche Überwachung gesichert.

Verwertung:

Das Mangaliza Schwein ist auf Grund des hohen Fettgehalts besonders geeignet für die Herstellung verschiedener Würste und geschmacksintensiven Speck (Kübelspeck) Schmalzprodukten und Leberstreichwurst.

Das Fleisch des Mangaliza Schweins muss besonders langsam und schonend gekocht werden und bedarf einer speziellen Garzeit.

Die Borsten der Schweine finden Anwendung als Hutdekoration beziehungsweise zur Herstellung von Rasierpinseln.

Schutz:

Keine Angabe

Schlüsselworte

Lebensmittel und Landwirtschaft, Traditionelles Wissen, Österreich, Schwein, Schweinefleisch, Ungarisches Mangaliza Schwein, Blondes Mangaliza Schwein, Schwalbenbäuchiges Mangaliza Schwein, Rotes Mangaliza Schwein

Bibliographie/Referenzen

Der letzte Zugriff aller Internetreferenzen erfolgte am 14.09.2023.

Sprachcode

Deutsch

Regionaler Ansprechpartner

Autoren

Mag.a Eva Sommer überarbeitet von DI Florian Schipflinger