Krainer Steinschaf
Das Krainer Steinschaf ist das Ergebnis Traditionellen Wissens über die Zucht und Haltung von Steinschafen in Österreich.
Registernummer: 200
Offenlegungsdatum
Die Bezeichnung „Steinschaf“ wurde um 1900 als Synonym für das Zaupelschaf üblich.
Titel
Krainer Steinschaf
Kurzdarstellung oder Behauptung
Krainer Steinschaf ist das Ergebnis Traditionellen Wissens über die Zucht und Haltung von Steinschafen in Österreich.
Das Krainer Steinschaf ist eine autochthone Rasse der Julischen Alpen im Dreiländereck Kärnten, Slowenien und Friaul.
Fleisch vom Bio-Weidelamm Krainer Steinschaf ist mager, feinfasrig, besitzt ein äußert dezentes, feinwürziges Aroma und weist bedingt durch das hochwertige Futter einen hohen Anteil mehrfach ungesättigter Fettsäuren auf.
Die Weidehaltung der Schafe trägt wesentlich zur Landschaftspflege bei, weshalb die Tiere ein wertvolles Stück Kulturgut darstellen.
Produktbezeichnung, Produktklasse
Schaf, Frischfleisch, Schafmilch
Name der Region
Kärnten, Steiermark, Niederösterreich, Vorarlberg, Burgenland, Oberösterreich, Tirol, Salzburg, Österreich
Suchgebiet
Lebensmittel und Landwirtschaft
Name des Informationsgebers
Barbara Soritz
Verein der Krainer Steinschafzüchter Alpe Adria
Eduard Penker, Schaf- und Ziegenzuchtverband Kärnten
Name des Antragstellers für den Titel
Keine Angabe
Inhaber des Wissens oder zugehöriger Quellen
Keine Angabe
Empfänger, Inhaber, Bevollmächtigter, Eigentümer eines Titels
Keine Angabe
Beschreibung
Geschichte:
Nach Angaben der Food and Agriculture Organization (FAO) stammt das Krainer Steinschaf in den Alpen der Steiermark und Kärntens vom Zackelschaf ab.
Es war einst im Dreiländereck Kärnten, Slowenien und Friaul weit verbreitet, wo es als Milchschaf zur Milch- und Käsegewinnung gehalten wurde.
Mit der Einführung von Hochleistungsrassen in der Landwirtschaft verlor das kleine, feingliedrige Krainer Steinschaf immer mehr an Bedeutung.
Um die Milchleistung zu steigern wurde das Krainer Steinschaf ab den 1960er Jahren verstärkt mit dem Ostfriesischen Milchschaf gekreuzt.
In einigen Gebieten ist es jedoch in seiner Reinform erhalten geblieben, wie etwa in den slowenischen Alpen im Gebiet des Triglav-Nationalparks. Dort wurden 1986 noch reinrassige Schafe gefunden, von denen einige 1988 und 1991 nach Österreich importiert wurden. 1992 erfolgte die Anlegung eines Herdebuchs.
1998 wurde der Verein „Krainer Steinschafzüchter Alpen Adria“ gegründet. Der Verein dient als Wissensdrehscheibe und Plattform für Krainer Steinschafzüchter und jene, die sich für den Erhalt der Rasse einsetzen wollen. Bundesweit züchterisch verantwortlich für das Krainer Steinschaf ist der Schaf- und Ziegenzuchtverband Kärnten.
Das Krainer Steinschaf wird in Österreich gemäß ÖPUL 2023 als „Seltene Nutztierrasse“ gefördert.
Gebiet/Region:
Das heutige Verbreitungsgebiet des Krainer Steinschafs erstreckt sich über Österreich (vor allem Kärnten und Steiermark, aber auch Niederösterreich, Vorarlberg, Burgenland, Oberösterreich und Tirol), Slowenien (Julische Alpen, Triglav Nationalpark), Italien (Friuli-Venezia-Giulia) und Deutschland (Allgäu).
Krainer Steinschaf:
Rassenbeschreibung:
Das Krainer Steinschaf ist ein kleines bis mittelgroßes, feingliedriges Milchschaf mit schmalem Kopf. Bei weiblichen Tieren ist das Nasenprofil geradlinig, während männliche Tiere leicht ramsnasig sein können. Die Ohren sind gewöhnlich kurz und waagrecht abstehend. Bei beiden Geschlechtern kommen sowohl hornlose (90 Prozent), als auch gehörnte (10 Prozent) Tiere vor. Die Hörner männlicher Tiere sind weit und schneckenförmig, jene weiblicher Tiere sichelförmig. Der Hals ist mittellang, mäßig breit angesetzt und wird bei männlichen Tieren häufig von einer Mähne geziert. Die Beine sind dünn mit straffen Fesseln und harter Klaue.
Der Widder verfügt über ein Gewicht von 70 bis 80 Kilogramm die weiblichen Tiere wiegen 50 bis 60 Kilogramm.
Ein wesentliches Merkmal des Krainer Steinschafs ist die grobe überwiegend glänzend weiße oder tiefschwarze Mischwolle. Auch graue und gescheckte Tiere sind in der Zucht zugelassen. Bauch und Schwanz sind bewollt, Gesicht und Beine unbewollt.
Der jährliche Wollertrag beträgt bei Widdern 3 bis 3,5 Kilogramm, bei weiblichen Tieren 2,5 bis 3 Kilogramm. Die Schur erfolgt zweimal jährlich im Frühjahr und im Herbst.
Eigenschaften:
Krainer Steinschafe sind sehr robust, widerstandsfähig, marschfähig, genügsam, stresstolerant und krankheitsresistent. Darüber hinaus gelten sie als sehr zutraulich, ruhig im Wesen, dem Menschen zugewandt und standorttreu. Die Schafe erlernen rasch neue Treibwege zu Weiden und Almen. Der Herdenzusammenhalt ist gut ausgeprägt.
Die Rasse ist für trockene Gebiete bestens geeignet und kommt gut mit rauem Klima zurecht.
Die Tiere verfügen über hervorragende Muttereigenschaften sowie eine gute Milchleistung, weshalb sich die Rasse besonders auch für die Lammfleischproduktion eignet.
Das Krainer Steinschaf besitzt eine gute Milchleistung. Es interessieren sich vermehrt Betriebe für die Milchproduktion und hofeigene Verarbeitung mit Krainer Steinschafen. Die jährliche Milchleistung liegt zwischen 250 und 400 Liter.
Methode der Produktion:
Haltung:
Der derzeitige Bestand an Krainer Steinschafen in Österreich beträgt etwa 3.500 Mutterschafen, 230 gekörte Zuchtwidder, die von zirka 170 Betrieben gehalten werden. Fast zwei Drittel der Züchter betreiben ihre Höfe in biologischer Wirtschaftsweise. Die Größe der einzelnen Herden bewegt sich zwischen 10 bis 300 Schafen pro Betrieb.
In der Regel verbringen die Tiere die Zeit zwischen Frühjahr und spätem Herbst auf der Weide, zumindest aber 180 Tage pro Jahr. Sie können sich ständig bewegen, was sich positiv auf die Qualität des Fleisches auswirkt. Außerhalb der Vegetationsperiode und bei entsprechender Witterung steht den Tieren ein Stall beziehungsweise Unterstand mit regelmäßigem Auslauf zur Verfügung.
Die Weidehaltung der Schafe trägt wesentlich zur Landschaftspflege bei, weshalb die Tiere ein wertvolles Stück Kulturgut darstellen.
Fütterung:
Die Tiere werden wiederkäuergerecht gefüttert. Während der Vegetationszeit weiden die Tiere, im Winter erhalten sie konserviertes Grundfutter – Heu und Silage. Getreide- bzw. Kraftfutter hat sich beim Krainer Steinschaf nicht bewährt. Vielmehr erbringen sie noch Leistung aus extensiven Wiesen, auf denen Hochleistungstiere nicht mehr erfolgreich ernährt werden können.
Tiergesundheit:
Eine artgemäße Tierhaltung, wiederkäuergerechte Fütterung sowie optimale Stallbedingungen, regelmäßiger Auslauf und ein jahreszeitenentsprechendes Weidemanagement sind für die Gesundheit der Tiere verantwortlich.
Ablammung:
Krainer Steinschafe sind frühreif und sehr fruchtbar. Männliche Tiere sind mit 3,5 Monaten geschlechtsreif, weibliche Tiere mit 5 Monaten. Das Erstlammalter liegt bei 16 bis 18 Monaten. Der Brunstzyklus ist asaisonal mit drei Lammungen in zwei Jahren, teilweise lammen die Tiere auch zweimal jährlich. Zwillingsgeburten sind häufig.
Fleischbeschreibung:
Fleisch vom Weidelamm Krainer Steinschaf ist mager, feinfasrig, besitzt ein äußert dezentes, feinwürziges Aroma. Es weist bedingt durch das hochwertige Futter einen hohen Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren auf.
Ursprungsnachweis:
Die Lämmer sind, gemäß der Tierkennzeichnungs- und Registrierungsverordnung, durch ein offizielles Zeichen (Ohrmarke) gekennzeichnet.
Alle Tiere sind herdbuchmäßig erfasst. Die Züchter werden zweimal im Jahr von der zentralen Herdebuchführung nach ihrer Bestandsentwicklung abgefragt.
Qualitätssicherung:
Krainer Steinschafe werden gemäß Herdebuchzuchtbestimmungen der Verantwortlichen Organisation für seltene Schafrassen erzeugt. Jährlich findet eine zentrale Widderankörung (Ankörung ist Zuchttauglichkeitsprüfung) statt, bei der Typ, Rahmen, Form, Fundament und Wolle von einer Zuchtkommission nach bestimmten Kriterien beurteilt werden. Tiere, die in den Widderpool aufgenommen werden und deren Mütter unterliegen einer Abstammungskontrolle durch eine Gewebeprobe.
Eine Beurteilung der weiblichen Schafe erfolgt direkt am Hof.
Vermarktung:
Lammfleischvermarktung erfolgt direkt (ab-Hof), über die gehobene Gastronomie und Bauernmärkte.
Zusammenhang mit dem geographischen Gebiet und Traditionellem Wissen
- Besondere Boden- und Klimaverhältnisse in Kärnten, Steiermark, Niederösterreich, Vorarlberg, Burgenland, Oberösterreich und Tirol, bedingen eine reichhaltige lokale Flora, die eine extensive Haltung von Krainer Steinschafen auf Weiden ermöglicht.
- Ernährung der Schafe durch Gräser und Kräuter in Freilandhaltung sowie zusätzliches Futtermittel (Heu), das von den eigenen Höfen stammt.
- Dank dieser Haltungsweise kann Lammfleisch mit charakteristischen Merkmalen bezüglich Zusammensetzung erzeugt werden. Fleisch vom Weidelamm Krainer Steinschaf ist mager, feinfasrig, besitzt ein äußert dezentes, feinwürziges Aroma und weist bedingt durch das hochwertige Futter einen hohen Anteil mehrfach ungesättigter Fettsäuren auf.
- Die Aufzucht der Krainer Steinschafe ist das Ergebnis Traditionellen Wissens, das an die in diesem Bereich Tätigen weitergegeben wurde: Traditionelles Wissen und Erfahrung der Tierhaltung (Anpassung der Haltung der Herden an die Gegebenheiten der Umwelt, Know-how der Landwirte, Art der Schaffleischproduktion, Verbesserung des Erbguts), Know-how der Schlachter (Tiertransport, Erfahrung bei Schlachtung, Zerlegung, Fleischreifung) und die Erfahrung des Vereins „Krainer Steinschafzüchter Alpe Adria“ .
Verwertung:
Frisches Lammfleisch gilt als besondere Delikatesse. Darüber hinaus wird das Fleisch vom Krainer Steinschaf auch verarbeitet in Form diverser Wurst- und Schinkenwaren angeboten.
Die Milch der Schafe wird teilweise in den hofeigenen Molkereien zu Käse verarbeitet.
Wolle vom Krainer Steinschaf wird zur Herstellung von naturfarbigen Teppichen, zum Filzen (Filzstoffe, Filzhüte), sowie als Strickwolle, gewalkten Kleidungsstücken wie Socken, Handschuhen und Jacken, Mänteln verwendet.
Auch die Felle finden großen Anklang
Schutz:
Keine Angabe
Schlüsselworte
Lebensmittel und Landwirtschaft, Traditionelles Wissen, Österreich, Region, Kärnten, Steiermark, Niederösterreich, Vorarlberg, Burgenland, Oberösterreich, Tirol, Frischfleisch, Lammfleisch, Steinschaf, Krainer Steinschaf
Bibliographie / Referenzen
- AIGNER R. Alte Nutztierrassen, Diplomarbeit, Seite 53f.
- BIETZKER, U. Das Krainer Steinschaf-Zuchthistorie, Verbreitung und Zukunftsperspektiven. Diplomarbeit im Fachbereich Landwirtschaft, Internationale Agrarwirtschaft und Ökologische Umweltsicherung. Gesamthochschule Kassel, 2001
- BAUMUNG, R. Seltene Nutztierrassen, Handbuch der Vielfalt, Wien 2009, Seite 13, 33
- HALLER, M. Seltene Haus- und Nutztierrassen, Leopold Stocker Verlag, Graz-Stuttgart, 2000, Seite 98 bis 100
- NOEHRER, M. Arche des Geschmacks. In: Hartberg, Das sinnvolle Stadtmagazin im Frühling/Sommer 2010, Seite 17
- SAMBRAUS, H.H. Gefährdete Nutztierrassen. Ihre Zuchtgeschichte, Nutzung und Bewahrung, Eugen Ulmer GmbH & Co, Stuttgart, 1999, Seite 316 bis 321
- Bio-Weidelamm Krainer Steinschaf
- Das Krainer Steinschaf - „Ötzi’s Haustier“
- Krainer Steinschaf (LFL Bayern)
- Krainer Steinschaf (FAO)
- Krainer Steinschaf (Arche Austria)
- Krainer Steinschaf (Slow Food Foundation)
- Krainer Steinschafe
- Österreichischer Bundesverband für Schafe und Ziegen
- Schaf und Ziege
- Wollhandwerk
Letzter Zugriff aller Internetreferenzen erfolgte am 25.07.2024.
Sprachcode
Deutsch
Regionaler Ansprechpartner
Verein der Krainer Steinschafzüchter Alpe Adria
Barbara Soritz
Unterfresen 58
8541 Bad Schwanberg
Telefon: +43 699 1216 2273
E-Mail: barbara.soritz@biosphaerehof.at
Autorin
Mag.a Doris Reinthaler