Zickentaler Moorochse
Die Aufzucht und Mast von Zickentaler Moorochsen ist das Ergebnis traditionellen Wissens um die Zucht und extensive Viehhaltung im Moorgebiet Zickental, Burgenland.
Registernummer: 73
Offenlegungsdatum
Seit Jahrhunderten Viehzucht und Viehhandel im Gebiet des heutigen Südburgenlands.
Titel
Zickentaler Moorochse
Kurzdarstellung oder Behauptung
Die Aufzucht und Mast von Zickentaler Moorochsen ist das Ergebnis traditionellen Wissens um die Zucht und extensive Viehhaltung im Moorgebiet Zickental, Burgenland.
Ochsen der Rassen Galloway und Aberdeen Angus sowie Kreuzungen beider Rassen weiden auf Magerwiesen rund um das Naturschutzgebiet „Auwiesen Zickenbachtal“. Die Rinderhaltung trägt zum nachhaltigen Schutz des größten Niedermoores des pannonischen Raumes bei.
Das Fleisch der im Moorgebiet aufgewachsenen Ochsen zeichnet sich durch eine kurzfasrige Struktur, zarte und reinweiße Marmorierung sowie einer gleichmäßigen, reinweißen Fettabdeckung aus. Zusammen mit einer optimalen Fleischreifung bedingt dies den hervorragenden Geschmack, die Saftigkeit und Zartheit des Ochsenfleisches.
Produktbezeichnung, Produktklasse
Rindfleisch, Frischfleisch, Wurst, Fleischprodukte
Name der Region
Zickental, Burgenland, Österreich
Suchgebiet
Lebensmittel und Landwirtschaft
Name des Informationsgebers
Dr. Jürgen Frank, Projektleiter
Werner Sinkoviks, Obmann des Vereins „Rinderweide am Zickentaler Moor“
Ing. Christian Reicher, Leiter der Geschäftsstelle Güssing der Landwirtschaftskammer Burgenland
Name des Antragstellers für den Titel
Keine Angabe
Inhaber des Wissens oder zugehöriger Quellen
Rund 32 Bauern in der Region Zickental
Empfänger, Inhaber, Bevollmächtigter, Eigentümer eines Titels
Keine Angabe
Beschreibung
Geschichte:
Die Rinderhaltung und der Rinderhandel haben eine jahrhundertelange Tradition in der Region Südburgenland, die bis 1921 ein Teil Ungarns war.
Die Rinder wurden auf der sogenannten „Halt“ oder Hutweiden (Land, das sich weder für die Heuproduktion noch als „Kuchlgarten“ nutzen ließ) geweidet.
Schulbuben hatten nach der Schule täglich als Rinderhüter zu arbeiten. Sie mussten die Rinder am Strick oder auch nur mit einem Stock auf diese kargen Weiden treiben. Mit der nachlassenden Rinderhaltung im 20. Jahrhundert ging diese Weideform zurück. Was folgte war die Verbuschung und der Aufwuchs der ungeliebten Goldrute (Solidago sp.) und anderer Pflanzen, die die ursprüngliche für das Niedermoor typische Vegetation und die Brutplätze für die Bodenbrüter zurückdrängte.
Die Burgenländische Landesregierung hat das Gebiet im Jahr 1991 zum Naturschutzgebiet „Europaschutzgebiet Auwiesen Zickenbachtal“ ernannt. Es wurde damit in das Natura 2000-Netzwerk der EU eingebracht und ist somit Teil eines EU-weiten Schutzgebietsnetzwerks zur Erhaltung gefährdeter Arten und Lebensräume.
2003 wurde der Verein „rund um’s moor“ von privaten Personen zusammen mit den Gemeinden Heugraben, Kukmirn und Rohr gegründet, mit dem Ziel der Erhaltung des Moores, einer schonenden Nutzung der umgebenden Flächen sowie der Förderung einer nachhaltigen Regionalentwicklung durch die Entwicklung von innovativen Angeboten im Bereich Landwirtschaft und Tourismus.
2006 wurde die Bezeichnung „Moorochse“ als Wortmarke sowie die Bezeichnung „Zickentaler Moorochse“ als Wortbildmarke registriert.
Die Region wurde für die Aktivitäten mit mehreren Preisen ausgezeichnet
2004: Landwirtschaftlicher Innovationspreis
2007: Rotary-Umweltpreis 2007
2007: Tierschutzpreis des Burgenlandes 2007 für artgerechte Tierhaltung
2007: reiht der Verein „Forum Land“ das Projekt unter die sechs besten LEADER-Projekte in Österreich
2010: Nominiert - "Bestes Genusspaket 2010"
2011: 2. Platz in der Kategorie Wein&Kulinarik "Best of 10 Jahre LEADER Südburgenland plus"
2011: Mit dem Paket "Ochs&Frosch" nominiert unter die 5 besten Ausflugsziele der Genussregionen Österreich.
2015: Burgenländischer Regionalitätspreis für Umwelt und nachhaltigen Schutz der Natur
2016: Anerkennungspreis für Umweltschutz des Landes Burgenland
2020: Anerkennung als AMA Genuss Region „Zickental“
Gebiet/Region:
Laut gültiger Spezifikation, die der Anerkennung als AMA Genuss Region zu Grunde liegt, erstreckt sich die Region „Zickentaler Moorochse“ zwischen den Orten rund um das Naturschutzgebiet „Auwiesen Zickenbachtal", Bezirk Güssing, im Südburgenland. Es umfasst die Gemeinden Heugraben, Eisenhüttl und Rohr.
Der Zickenbach ist etwa 17 Kilometer lang. Er entspringt in Burgauberg und mündet bei Güssing in die Strem. Der Zickenbach versorgt mit seinen Zuflüssen ein Gebiet von 10.000 Hektar mit Wasser.
Lebensraum:
Das Zickentaler Niedermoor gilt mit einer Fläche von rund 40 Hektar als größtes im pannonischen Raum. Es erstreckt sich auf einer Seehöhe von rund 250 bis 390 Meter auf einer Länge von mehr als 1,8 Kilometer entlang des Zickenbachs.
Probebohrungen zeigen, dass das Moor rund 13 Meter mächtig und über 10.000 Jahre alt ist. Auf Grund der verschiedenen Pollenuntersuchungen kann man davon ausgehen, dass die Region bereits in der Jungsteinzeit und danach rund 5.000 Jahre vor Christus besiedelt war.
Das Moor konnte über die letzten Jahrhunderte nur wenig genutzt werden, da es sehr feucht und häufig überschwemmt war. Die einzige mögliche Nutzung der fruchtbaren Randgebiete war der „Kuchlgarten“ der Eisenhüttler Bauern.
Die gesamte Region ist gekennzeichnet durch Feuchtwiesen, Seggenrieden, Auwaldresten und sanfte Hügel.
Heute haben Bauern von der intensiven Ackerbaunutzung auf eine extensive Beweidung umgestellt. Dies dient dem Schutz der Umwelt durch die Verringerung der Nährstoffeinträge in das Moor, der Schaffung eines neuen Lebensraumes für extensive Rinderhaltung und der Bewahrung des Lebensraums für einheimische Vögel und andere Tiere.
Durch diese Form der Rinderhaltung profitieren zahlreiche Tierarten. Für in Wiesen brütende Vögel wie das Braunkehlchen (Saxicola rubetra), die Wachtel(Coturnix coturnix) und den Wachtelkönig (Crex crex), so wie dem seltenen Schlagschwirl(Locustella fluviatilis) und der Goldammer (Emberiza citrinella), wurden so neue Brutflächen geschaffen, andere Arten wie der Weißstorch nutzen die Weiden zur Nahrungssuche.
Klima und Bodenverhältnisse:
Das Moor ist das Ergebnis häufiger Überschwemmungen und eines hohen Wasserspiegels in den Feuchtgebieten entlang des Zickenbachs. Die Böden sind karbonatfrei und im Allgemeinen sauer.
Die Jahresniederschlagsmenge lag bei etwa 750 Millimeter mit ausgeprägtem Juni- und Julimaximum und geringem Herbstniederschlag. Die Klimaveränderung hat allerdings in den letzten Jahren einen deutlichen Rückgang der Jahresniederschläge und zum Teil große Trockenheit in den Sommermonaten zur Folge. Das wiederum schlägt sich in einer deutlichen Verknappung des Grasangebotes nieder.
Das durchschnittliche Jahresmittel der Temperatur lag bei etwa 11,5 Grad Celsius.
Diese Klima- und Bodenverhältnisse führen zu zahlreichen Weiden mit vielfältigen Pflanzengesellschaften wie Sumpf-Schwertlilien, Blutweiderich (Lythrum salicaria), Knabenkraut, Schlanksegge (Carex gracilis) und Sumpfsegge (Carex acutiformis), Sumpf-Labkraut (Galium palustre), Bittersüße Nachtschatten (Solanum dulcamara), Bach-Kratzdistel (Cirsium rivulare), Großer Wiesenkopf (Sanguisorba officinalis), Grauweidengebüsche (Salix cinerea).
Zickentaler Moorochse:
Im Zusammenhang mit AMA Genuss Region „Zickental“ handelt es sich um Ochsen der Rassen Galloway, Aberdeen Angus und Kreuzungen davon. Die jetzt angesiedelten Rassen wurden wegen ihrer Weidefestigkeit und ihrer Genügsamkeit ausgewählt.
Erzeugungsverfahren
Zucht/Mast:
Der Verein „Rinderweide am Zickentaler Moor“ kauft die männlichen Kälber im Alter von 6 bis 8 Monaten im Wesentlichen von Züchtern im nördliches Weinviertel, dem Seewinkel, der Oststeiermark sowie vermehrt aus Herden im südlichen Burgenland. Alle Kälber stammen aus extensiver Haltung und werden bereits als Jungtiere unmittelbar nach der Geburt an die extensive Haltung gewöhnt. Die Kastration der Tiere erfolgt spätestens im 8. bis 9. Lebensmonat. Die Tiere leben dann mindestens 18 Monate im Freien, in Herden von maximal 150 Artgenossen.
Die Haltung erfolgt auf rund 120 Hektar Weiden, die nicht mit mineralischen Düngemitteln behandelt werden.
Fütterung:
Die Rinder verbringen das ganze Jahr im Freien und ernähren sich von den Gräsern und Kräutern der Weiden. Fallweise wird Altheu zur freien Entnahme in Form einer Futterraufe auf der Weide angeboten. Zusätzlich wird eine Mineralsalzlecke angeboten.
Im Winter werden die Tiere in einem Winterunterstand gemäß dem Tierschutzgesetz sowie der Naturschutzbehörde gehalten. Bei entsprechend festen und trockenen Böden können die Tiere auf die Winterweide gebracht werden. Die Ochsen erhalten im Winter Heu und Grassilage aus eigener Produktion.
In den 3 bis 4 Monaten vor der Schlachtung erfolgt eine Ausmast („Genussreifung“) der Ochsen in einem abgetrennten Teil des Winterunterstandes. Dabei erhalten die Tiere Heu und Grassilage aus eigener Produktion. Weiters werden Weizen-, Gersten- und Triticaleschrot im gemeinschaftlichen Futtertrog angeboten. Diese Fütterungsart garantiert einen langsamen Fettaufbau. Das Wasserangebot sowohl auf den Weiden als auch im Winterunterstand ist Trinkwasser aus den Leitungen des Wasserverbandes.
Die vorbeugende Gabe von Antibiotika ist nicht erlaubt. Impf- und Arzneimittel dürfen nur von Tierärzten verabreicht werden.
Transport und Schlachtung:
Besondere Beachtung wird auf das Wohlbefinden der Ochsen beim Transport gelegt, um Stress zu vermeiden. Pro Jahr werden in der Region rund 50 Zickentaler Moorochsen geschlachtet. Die Ochsen werden im Alter zwischen 30 bis 32 Monate geschlachtet, mit einem Schlachtgewicht von rund 300 Kilogramm +- 15 %.
Die Schlachtung der Tiere erfolgt in einem EU zertifizierten Schlachtbetrieb in Ollersdorf (Firma Strobl). Die Zerlegung findet in einem EU zertifizierten Zerlegebetrieb in Kemeten (Firma Stefri Frischteam Halper GmbH) statt. Dort erfolgt die Nachreifung der Rinderhälften und sie werden zum Verkauf vorbereitet und vertrieben.
Fleischbeschreibung:
Das Fleisch ist zart und aufgrund des langsamen Wachstums der Ochsen kurzfaserig. Das Fleisch ist fein marmoriert und weist eine gleichmäßig und rein weiße Fettabdeckung auf, die für die Saftigkeit des Fleisches entscheidend ist.
Die ungedüngten Wiesen rund um das Naturschutzgebiet mit der besonderen Vielfalt an Pflanzen und Kräutern geben dem Fleisch seinen charakteristischen Geschmack und eine kräftigere Farbe.
Ursprungsnachweis:
Zickentaler Moorochse ist identifiziert durch offizielle Ohrmarken, gemäß der österreichischen Tierkennzeichnungs- und Registrierungsverordnung 2007. Veterinäre kontrollieren die Ochsen und Schlachtkörper gemäß den gesetzlichen Bestimmungen.
Die Rückverfolgbarkeit wird durch das zertifizierte Kontroll- und Kennzeichnungssystem VUQS des „Vereins zur Ursprungs- und Qualitätssicherung“ sichergestellt. Daher ist die Rückverfolgbarkeit des Fleisches und zerlegter Teile von der Verkaufsstelle zum Aufzuchtbetrieb gewährleistet. Dies bedeutet, dass in jeder Phase der Erzeugung das betreffende Tier und sein Ursprungsbetrieb genau ermittelt werden können.
Vermarktung:
Der Zickentaler Moorochse ist ganzjährig verfügbar.
Die Vermarktung der „Zickentaler Moorochsen“ erfolgt über den Eigenvertrieb der Firma Stefri Frischeteam durch Verkauf im eigenen Geschäft an Letztverbraucher, durch Zustellung in die regionale Gastronomie, sowie über 5 Einzelhandelsbetriebe. Der Schlachtbetrieb und der Zerlegebetrieb werden regelmäßig innerhalb des Kennzeichnungssystems „BOS“ kontrolliert.
Zusammenhang mit dem geografischen Gebiet und Traditionellem Wissen
- Besondere Boden- und Klimaverhältnisse im und um das pannonische Niedermoores herum bedingen eine lokale Flora, die eine extensive Haltung von Zickentaler Moorochsen auf nicht gedüngten Weiden ermöglicht.
- Traditionelles Haltungssystem: Ganzjährige extensive Weidehaltung - auf Flächen mit spezifischen Pflanzengesellschaften. Diese Haltungsweise erzeugt Rinderfleisch mit charakteristischen Merkmalen bezüglich Zusammensetzung und Marmorierung. Das Fleisch besitzt ein einzigartiges Aroma und einen einzigartigen Geschmack, welcher in direkter Beziehung zur aufgenommenen lokalen Flora steht.
- Die Aufzucht, Mast und Genussreifung der Zickentaler Moorochsen ist das Ergebnis traditionellen Wissens, dass von den Partnern im Sektor weitergegeben wird: Wissen und Erfahrung der Tierhalter (Anpassung der Haltung der Herde an die Gegebenheiten der Umwelt, Know-how der Hirten), Know-how der Schlachter (Tiertransport, Erfahrung bei Schlachtung, Zerlegung, Fleischreifung).
Verwertung:
Die Spezialitäten reichen vom Frischfleisch bis zum Luftgetrockneten Moorochsenschinken und Kochschinken. Weiters findet das Fleisch des Zickentaler Moorochsen Verwertung in verschiedenen Würsten sowie Leber- und Fleischaufstrichen und im Burgenländer Leberkäse.
Schutz:
Wortmarke „Moorochse“. (Österreichisches Patentamt Register Nummer 233827, 22. August 2006).
Wortbildmarke „Zickentaler Moorochse“. (Österreichisches Patentamt Register Nummer 233828, 22. August 2006).
Schlüsselworte
Lebensmittel und Landwirtschaft, Traditionelles Wissen, Österreich, Region, Burgenland, Südburgenland, Zickental, Ochse, Rind, Galloway, Aberdeen Angus, Moorochse, Moor, Zickentaler Moorochse
Bibliographie / Referenzen
- FRIESER A., KOLM E., SEISER G., SIX-HOHENBALKEN (Hg.). Ethnologische Feldforschung im Südburgenland. Wien 2006, Seite 163 bis 179.
- Das Zickental im Südburgenland- Zu Besuch bei Braunkehlchen und Moorochse
- Der Moorochse
- Die forstlichen Wuchsgebiete Österreichs- Eine Naturraumgliederung nach waldökologischen Gesichtspunkten
- Heugraben
- Hoch-Genuss-Regionen Burgenland
- Naturliebhaber & Sportsfreund
- Natura Trail Zickenbach
- Moor
- Zickentaler Moorochse
Der letzte Zugriff aller Internetreferenzen erfolgte am 14.09.2023.
Sprachcode
Deutsch
Regionaler Ansprechpartner
Verein „rund um’s moor“
Obmann Gernot Kremsner
7551 Rohr Nummer 150
Telefon: +43 3326 54102
Dr. Jürgen Frank, Projektleiter
Telefon: +43 (0)680 20 59 756
Verein „Rinderweide am Zickentaler Moor“
Obmann Werner Sinkovics
7543 Eisenhüttl Nummer 18
Telefon: +43 3328 32303
Lokale Führungen: Maga. Helga Galosch, Christine Bogendorfer
Telefon: +43 (0)664 59858
E-Mail: galosch@publicsuxxes.at
Autoren
Mag.a Eva Sommer, Dr. Erhard Höbaus