Tux-Zillertaler Rind
Die Aufzucht von Tux-Zillertaler Rind ist das Ergebnis von Traditionellem Wissen um die Zucht und extensive Viehhaltung über Jahrhunderte hinweg im Zillertal, Tirol, Österreich.
Registernummer: 142
Offenlegungsdatum
Das Tux-Zillertaler Rind gilt als die älteste Rinderrasse Tirols und war im 19. Jahrhundert die bestimmende Rasse im Tiroler Unterland. In früheren Jahren wurde sie auch im Kuhkampf eingesetzt. Tuxerkühe wurden auch 1848 nach Russland getrieben.
Titel
Tux-Zillertaler Rind
Kurzdarstellung oder Behauptung
Die Aufzucht von Tux-Zillertaler Rind ist das Ergebnis von Traditionellem Wissen um die Zucht und Viehhaltung über Jahrhunderte hinweg im Zillertal, Tirol, Österreich.
Das Tux-Zillertaler eignet sich für die Milch- und Fleischproduktion. Aufgrund der guten Futterverwertung und Robustheit ist die Rasse besonders für die alpine Weidehaltung geeignet, wodurch eine ausgezeichnete Fleischqualität mit besonderer Feinfasrigkeit und Saftigkeit zu erhalten ist.
Produktbezeichnung, Produktklasse
Rindfleisch, Frischfleisch
Name der Region
Zillertal, Tirol, Österreich
Suchgebiet
Lebensmittel und Landwirtschaft
Name des Informationsgebers
Christian Moser
Rinderzucht Tirol eGen
Name des Antragstellers für den Titel
Keine Angabe
Inhaber des Wissens oder zugehöriger Quellen
Keine Angabe
Empfänger, Inhaber, Bevollmächtigter, Eigentümer eines Titels
Keine Angabe
Beschreibung
Geschichte:
Tux-Zillertaler Rind:
Die Rasse der Tux-Zillertaler (auch Tuxer genannt) wäre in den 80-Jahren des vorigen Jahrhunderts beinahe ausgestorben. 1986 hat man das Generhaltungsprogramm gestartet. Bei den Tux-Zillertalern handelt es ich um eine alte, autochthone österreichische Rinderrasse in den Farbschlägen braun und schwarz (Bezeichnung Tuxer) und rot (Bezeichnung Zillertaler).
Über die Herkunft der Tux-Zillertaler gibt es viele Thesen. Die am ehesten glaubhafte stellt die Tux-Zillertaler als Abspaltung der in der Schweiz im Kanton Wallis beheimateten Eringerrasse dar. Das Eringerrind ist im Gegensatz zum Tux-Zillertaler einfarbig, in Typ und Form sind sich die beiden Rassen ähnlich.
Man nimmt an, dass die Tux-Zillertaler aus der Abspaltung der in der Schweiz im Kanton Wallis beheimateten Eringerrasse entstanden. Ursprünglich gab es nur den Tuxerschlag. Er war schwarz gefärbt mit der typischen Weißfärbung im Lenden- und Schwanzbereich. Besonders beliebt war die sogenannte Feder (federartige Weißfärbung in der Kreuzgegend). Der Kopf sollte kurz und breit sein mit weit nach außen gerichteten Hörnern. Durch die Einkreuzung von rot gefärbten Rindern entstand der Zillertaler Tuxerschlag.
Der Niedergang der Tux-Zillertaler begann Mitte des 19. Jahrhunderts. Den dunkelfärbigen Rinderrassen wurde eine schwächere Leistungsbereitschaft nachgesagt. Der totale Untergang kam in den Dreißiger- und Vierzigerjahren, wo viele Tux-Zillertalerrinder nach Wien in die dortigen Abmelkbetriebe verkauft wurden. Das NS-Regime gab einen weiteren Todesstoß, indem es leistungsstärkere Rassen förderte. Nach dem zweiten Weltkrieg setzten noch die zu enge Blutauswahl und Seuchenbekämpfung (TBC- und Bang) stark zu. Mitte der Siebzigerjahre gab es nur mehr 30 Tux-Zillertalerrinder weltweit. Durch die Gründung der Vereinigung der Tux-Zillertalerzüchter Tirols im Jahr 1986 wurde der Grundstein für die Erhaltung der Rasse gelegt.
Heute gibt es wieder 250 Züchter in allen Bundesländern mit 500 Tieren.
Gebiet/ Region:
Das Zillertal ist das größte Seitental des Inntals in Tirol und wird vom Fluss Ziller durchflossen. Es ist umgeben von den stark vergletscherten Zillertaler Alpen im Süden und Osten, den niedrigeren Spitzen der Kitzbüheler Alpen im Osten und den Tuxer Alpen im Westen. Es liegt im politischen Bezirk Schwaz auf 550 bis 3509 Meter Seehöhe und umfasst 25 Gemeinden, einschließlich der Gemeinde Tux.
Klima:
Das Zillertal hat klimatische Verhältnisse, die typisch für das Hochgebirge sind. Es ist charakterisiert durch Jahresniederschlagsmengen von etwa 975 Millimeter. Im Frühling und im Herbst können starke Föhnwinde auftreten und im Winter eine Inversion der Temperatur. Warme Föhnwinde sorgen für ein schnelles Abtrocknen von Böden und Pflanzen. Starke Tag/Nacht-Temperaturdifferenzen lassen kräftige und gesunde Pflanzen wachsen.
Bodenbeschaffenheit:
Leicht schottrige und sandige Böden erlauben eine gute Durchlüftung und Erwärmung der Böden sowie eine leichte Bodenbearbeitung. Boden und Klima schaffen optimale Bedingungen für die Viehwirtschaft.
Lebensraum:
Die Almen im Zillertal liegen zwischen 1200 und 2500 Meter Seehöhe. Die Bergflora ist das Ergebnis von lokalen Boden- und Klimabedingungen und durch eine Vielfalt an alpinen Pflanzen, wie Alpenaster (Aster alpinus), Alpenleinkraut (Linaria alpina), Arnika, Enzian und Trollblume (Trollius sp) gekennzeichnet. Diese spezielle Artenvielfalt an Gräsern und Kräutern im Grünfutter und das daraus erzeugte Heu liefern die Basis für den einzigartigen Geschmack für Milch und Fleisch vom Tux-Zillertaler Rind.
Außer in Tirol werden Tux-Zillertaler Rinder auch in den österreichischen Bundesländern Vorarlberg, Salzburg, Kärnten, Steiermark, Oberösterreich, Niederösterreich und Wien sowie vereinzelt in der Schweiz, in Südtirol und Deutschland gezüchtet.
Tux-Zillertaler Rind:
Tux-Zillertaler Rind ist eine bodenständige Rasse aus dem Tiroler Zillertal und ist ein Überbegriff der beiden verwandten Schläge Tuxer und Zillertaler, die sich bis auf die Farbe kaum voneinander unterscheiden und daher als eine Rasse angesehen werden. Im Volksmund wird die Rasse Tux-Zillertaler Rind auch nur als „Tuxer“ bezeichnet.
Tux-Zillertaler ist ein Doppelnutzungsrind. Es wird für die Erzeugung von Milch (Milchviehhaltung) und Fleisch (Mutterkuhhaltung) gezüchtet.
Rassenbeschreibung:
Tux-Zillertaler Rind ist ein mittelrahmiges, gut bemuskeltes, schwarz (Tuxerschlag) oder rotbraun (Zillertalerschlag) gefärbtes Rind mit einer Weißfärbung in der Kreuzgegend, auch „Feder(l)“ genannt, sowie am Unterbauch beziehungsweise Euter, auf der Unterbrust und an der Schwanzspitze. Das Flotzmaul ist mit einem braunen Ring umgeben. Die Hornspitzen und Klauen sind dunkel.
Die Widerristhöhe beträgt zwischen 125 und 130 Zentimeter, das Gewicht liegt zwischen 550 und 650 Kilogramm bei Kühen und bis zu 1.100 Kilogramm bei den Stieren.
Eigenschaften:
Tux-Zillertaler ist fitnessstark und leistungsbereit. Zu den Eigenschaften der Tux-Zillertaler Rinder zählen weiters Widerstandsfähigkeit beziehungsweise Krankheitsresistenz, Vitalität, Kampflust, Winterhärte, Trittsicherheit und Marschtauglichkeit, Genügsamkeit, Langlebigkeit, einfache Geburten sowie Klauenhärte, Berggängigkeit und gute Mastfähigkeit. Es sind selbstbewusste, zuweilen auch aggressive, aber zugleich auch wieder ruhige und freundliche Tiere. Sie sind robust, sehr anpassungsfähig und anspruchslos, was Klima und Boden betrifft.
Aufgrund der guten Futterverwertung erbringen Tux-Zillertaler auch bei kargsten Fütterungs- und Witterungsverhältnissen ihre Leistung und übertreffen in der Weidetauglichkeit alle anderen Rassen. Sie sind daher besonders für die Haltung in alpinen Regionen beziehungsweise Berggebieten geeignet.
Die durchschnittliche Milchleistung beträgt jährlich 4.500 Kilogramm mit 4,0 Prozent Fett und 3,4 Prozent Eiweiß.
Erzeugungsverfahren:
Zucht/Mast:
Die Tiere haben an mindestens 90 Tagen im Jahr die Möglichkeit zur freien Bewegung (Weide, Alpe, Laufstall – je nach Betrieb). Die Alpung bringt tägliche Zunahmen von 800 bis 1.000 Gramm, wodurch ausgezeichnete Fleischqualität vom Rind geliefert wird.
Eine Tux-Zillertaler Kuh kalbt einmal jährlich. Die erste Abkalbung erfolgt zwischen 28 und 32 Monaten.
Die Tiere werden sowohl künstlich als auch natürlich besamt. Derzeit stehen vom Rinderzuchtverband Tirol 14 Stiere aus fünf Blutlinien im Rahmen der künstlichen Besamung den Züchtern zur Verfügung. Im Natursprung werden circa 20 Stiere jährlich eingesetzt. Rund zwei Drittel der Kühe werden künstlich, der Rest wird natürlich besamt.
Fütterung:
Die Futterbasis im Sommer bildet eine Vielfalt an Gräsern und aromatischen Almkräutern, die dem Fleisch den unverkennbaren Geschmack verleihen. Eine Zufütterung von selbst erzeugtem sowie aus Österreich zugekauftem Getreide aller Art ist erlaubt. Kraftfutter wird in der Regel nicht eingesetzt. Ausnahme bildet das Markenfleischprogramm „Tiroler Jahrling“ (Fleisch aus unterschiedlichen Rassen, mitunter eben auch Tux-Zillertaler). Im Winter wird den Tieren selbst erzeugtes Heu von den Bauern sowie Getreideschrotmischungen aus Weizen, Gerste et cetera verfüttert.
Transport und Schlachtung:
Im Rahmen des Markenfleischprogrammes Jahrling werden zwischen 10 und 11 Monate alte Tiere bei einem Schlachtkörpergewicht zwischen 185 und 190 Kilogramm geschlachtet.
Die Tiere werden aufgrund der kleinstrukturierten Bauernhöfe von den Bauern meist selbst zum regionalen Schlachtbetrieb gebracht. Sie werden in regionalen EU-Schlachthöfen, bei Metzgern oder Ab-Hof beziehungsweise in zugelassenen Hofschlachtstätten geschlachtet, zerlegt und verarbeitet. Durchschnittlich werden pro Jahr 400 bis 500 Tiere geschlachtet, davon rund 40 bis 50 für das Markenfleischprogramm „Tiroler Jahrling“.
Kurze Transportwege garantieren eine stressfreie Schlachtung und damit die höchste Fleischqualität.
Nach der Schlachtung werden die Schlachtkörper durch Veterinäre offiziell tieräztlich kontrolliert und nach EUROP-Klassifizierung beurteilt. Danach wird das Fleisch auf 2 bis 4 Grad Celsius in den Kühlräumen der Fleischer gekühlt und frisch verarbeitet.
Fleischbeschreibung:
Tux-Zillertaler Rinder liefern eine ausgezeichnete Fleischqualität mit besonderer Feinfasrigkeit und ausgeprägter Marmorierung.
Im Volksmund hieß es früher, dass das Tux-Zillertaler „kein Fett macht“, was bedeutet, dass es bei dieser Rasse keine Verfettung gibt. Das Fett wird intramuskulär eingelagert, sodass das Fleisch besonders saftig ist.
Tux-Zillertaler Rinder erreichen die Fleischklassen „R“, „U“ oder „E“ mit einer Fettabdeckung von 2 bis 3.
Ursprungsnachweis:
Tux-Zillertaler ist identifiziert durch offizielle Ohrmarken, gemäß der österreichischen Tierkennzeichnungs- und Registrierungsverordnung, und ist in einer Datenbank registriert.
Qualitätskontrolle:
Im Rahmen des Generhaltungsprogramms „Tux-Zillertaler“, initiiert und durchgeführt vom Rinderzuchtverband Tirol, erfolgen DNA-Analysen, Exterieurbegutachtung, Stierkörung, Herdebuchführung und Prämienabwicklung.
Tux-Zillertaler Rinder sind im Herdebuch registriert und im EDV-System des Rinderdatenverbunds gespeichert. Seit 1997 ist das Herdebuch geschlossen, damit Tiere nur mehr dann aufgenommen werden können, wenn eine korrekte Abstammungsprüfung vorliegt zur Vermeidung von Inzucht und zur Förderung der Weiterentwicklung der Rasse.
Für die Abstammungsprüfung erfolgen verpflichtende DNA-Blutuntersuchungen der aufzunehmenden Tiere. Im Programm werden nur Tiere aufgenommen, wenn die Eltern schon erfasst sind und die Abstammungsüberprüfung korrekt ist.
Jedes Tier muss nach dem äußeren Erscheinungsbild begutachtet werden. Entspricht es nicht den Anforderungen in Farbe und Typ, werden die Tiere vom Programm ausgeschlossen.
Milchleistungskontrollen erfolgen monatlich, Fleischleistungskontrollen zweimal jährlich (Frühjahr und Herbst), welche von den Landeskontrollverbänden durchgeführt werden.
Vermarktung:
Die Vermarktung erfolgt überwiegend ab Hof, aber auch über den regionalen Lebensmitteleinzelhandel und die Gastronomie bzw. auch Online.
Zusammenhang mit dem geografischen Gebiet und Traditionellem Wissen:
- Besondere Boden- und Klimaverhältnisse im Zillertal bedingen eine lokale Flora, die eine extensive Haltung von genetisch hoch gefährdeten Tux-Zillertaler Rindern auf alpinen Weiden ermöglicht.
- Das Tux-Zillertaler Rindist optimal an die regionalen Klimaverhältnisse in Tirol angepasst.
- Starker Bezug zur Region: die Rinder grasen Gräser und Kräuter und werden mit Getreide und Heu gefüttert, das in der Region beziehungsweise in Österreich erzeugt wird.
- Diese Haltungsweise erzeugt Rindfleisch mit charakteristischen Merkmalen bezüglich Zusammensetzung und Marmorierung. Das Fleisch besitzt ein einzigartiges Aroma und einen einzigartigen Geschmack, welche in direkter Beziehung zur aufgenommenen lokalen Flora steht.
- Die Aufzucht und Produktion des Tux-Zillertaler Rinders ist das Ergebnis Traditionellen Wissens, das von Generation zu Generation weitergegeben wird: Wissen und Erfahrung der Tierhalter (Anpassung der Haltung der Herde an die Gegebenheiten der Umwelt, Know-how der Hirten, Verbesserung des Erbguts) und das Know-how der Schlachter (Tiertransport, Erfahrung bei Schlachtung, Zerlegung, Fleischreifung).
Verwertung:
Tux-Zillertaler-Fleisch und Milch wird frisch oder verarbeitet angeboten. Die Produkte sind ganzjährig verfügbar.
Schutz:
Keine Angabe
Schlüsselworte
Lebensmittel und Speisen, Traditionelles Wissen, Region, Österreich, Tirol, Zillertal, Tux-Zillertaler Rind
Bibliographie/Referenzen
- HALLER M. Seltene Haus- und Nutztierrassen, Leopold Stocker Verlag, Graz-Stuttgart, 2000, Seite 76f
- SAMBRAUS H. Atlas der Nutztierrassen. 229 Rassen in Wort und Bild, Eugen Ulmer GmbH & Co, Stuttgart, 1989, Seite 65
- SAMBRAUS H. Gefährdete Nutztierrassen. Ihre Zuchtgeschichte, Nutzung und Bewahrung, Eugen Ulmer GmbH & Co, Stuttgart, 1999, Seite 229 bis 235
- Alte Nutztierrassen
- Das Rasseportrait
- Fleischleistungskontrolle 2023
- Generhaltungsprogramm
- Genetische Charakterisierung österreichischer Rinderrassen
- Rassenbeschreibung Tux-Zillertaler
- Seltene Nutztierrassen Handbuch der Vielfalt
- Steckbrief „Tux-Zillertaler“ Rind
- Tux-Zillertaler in Österreich
- Tux-Zillertaler Rind
Der letzte Zugriff aller Internetreferenzen erfolgte am 22.07.2024.
Sprachcode
Deutsch
Regionaler Ansprechpartner
Zuchtleiter Christian Moser
Rinderzucht Tirol eGen
Telefon: +43 059292 1843
E-Mail: christian.moser@lk-tirol.at
Autoren
Daniela Trenker M.A., Mag.a Eva Sommer überarbeitet von Christian Moser LKÖ Tirol