Pustertaler Sprinzen

Pustertaler Sprinzen
Foto: Rinderzucht Tirol

Die Aufzucht von Pustertaler Sprinzen ist das Ergebnis von Traditionellem Wissen um die Zucht und extensive Viehhaltung über Jahrhunderte hinweg im Pustertal (Südtirol), sowie in Tirol (Österreich).

Registernummer: 238

Offenlegungsdatum

1873 wurden die ersten Pustertaler Sprinzen bei der Weltausstellung in Wien präsentiert und fotografiert.

Titel

Pustertaler Sprinzen

Kurzdarstellung oder Behauptung

Die Aufzucht von Pustertaler Sprinzen ist das Ergebnis von Traditionellem Wissen um die Zucht und extensive Viehhaltung über Jahrhunderte hinweg im Pustertal (Südtirol), sowie in Tirol (Österreich).

Pustertaler Sprinzen eignen sich aufgrund ihrer Genügsamkeit und Robustheit besonders für die Weidehaltung und Bewirtschaftung des Berggebietes mit den Almen. Erwähnenswert ist ihre ausgezeichnete Fleischqualität mit charakteristischer Marmorierung und Saftigkeit.

Produktbezeichnung, Produktklasse

Rindfleisch, Frischfleisch

Name der Region

Pustertal, Südtirol

Suchgebiet

Lebensmittel und Landwirtschaft

Name des Informationsgebers

Christian Moser

Rinderzucht Tirol eGen

Name des Antragstellers für den Titel

Keine Angabe

Inhaber des Wissens oder zugehöriger Quellen

Keine Angabe

Empfänger, Inhaber, Bevollmächtigter, Eigentümer eines Titels

Keine Angabe

Beschreibung

Geschichte:

Die Rasse ist im Laufe der Jahrhunderte im Südtiroler Pustertal und seinen Seitentälern entstanden. Ihr guter Ruf gelangte seinerzeit sogar bis in die ehemalige Kaiserstadt Wien, wo sie auf den dortigen Abmelkbetrieben gerne für die Milch- und Fleischerzeugung gehalten wurde. Die damals in der Kaiserstadt aufblühende Tierzuchtwissenschaft bezeichnete die "Pustertaler" als die beste Rinderrasse der K+K-Monarchie. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Rinderschlag in züchterische Bearbeitung genommen.

Der Name "Pustertaler" stammt vom Ursprungsgebiet, in welchem auch die Bezeichnung "Schecken" und "Sprinzen" geläufig waren und sind. Der Name Sprinzen wird auch in manchen Publikationen mit „t“ geschrieben (Sprintzen). Ihre besondere Farbkennzeichnung brachte der Rasse auch den Titel „Schönste Rinderrasse“.

Die beiden Weltkriege mit den neuen Rahmenbedingungen auf staatlicher wie auch administrativer Ebene setzten der Rasse stark zu. Anfang der 50er Jahre gab es noch 300 registrierte Kühe. Nur einige wenige passionierte Züchter verhinderten das Aussterben der Rasse.

Ende der 90er Jahre des vorigen Jahrtausends kamen die Pustertaler erneut nach Österreich. Seit 2000 gibt es auch ein Generhaltungsprogramm. Mit diesem Programm konnte eine wesentliche Basis geschaffen werden für die Erhaltung und Weiterentwicklung der Rasse. Heute gibt es Züchter in allen Bundesländern. Mittlerweile gibt es in Österreich etwa 350 Züchter mit ca. 3.000 Tieren.

Gebiet/Region:

Pustertaler Sprinzen werden heute in Österreich in den Bundesländern Tirol, Salzburg, Kärnten, Steiermark, Oberösterreich, Niederösterreich und Wien gezüchtet. Auch der Alpenzoo Innsbruck und der Tiergarten Schönbrunn beheimaten einige Tiere dieser Rasse.

Verbreitung finden Pustertaler Sprinzen auch in Südtirol und in Deutschland.

Pustertaler Sprinzen:

Pustertaler Sprinzen sind auch als Pustertaler Schecken bekannt. Die Bezeichnung leitet sich von der Zeichnung der Tiere ab. Sind die Farbflecken klein und gesprenkelt (wie Farbspritzer) spricht man von „Sprinzen“, sind sie groß und zusammenhängend spricht man von „Schecken“. Früher sprach man je nach Farbe und von der Pigmentierung des betroffenen Körperteils von Schwarz- oder Rotkopf beziehungsweise von Kopf- oder Leibsprinzen.

Die Rasse ist wegen ihrer Weidetüchtigkeit und ihren guten Muttereigenschaften bestens für die Mutterkuhhaltung geeignet. Die Milchviehhaltung dieser Rasse spielt daher eine eher geringere Rolle.

Rassenbeschreibung:

Die Pustertaler Sprinzen sind mittel- bis großrahmige, behornte Rinder mit gutem Rumpf, feinem Knochenbau, trockenen Fundamenten (wenig Fleisch am Gelenk), mit korrekten Körperverbindungen und gesunden Klauen.

Die Grundfarbe der Tiere ist weiß. Die farbigen Partien treten entweder als rot oder schwarz auf. Ohren sowie die Umgebung von Flotzmaul und die Augen sind pigmentiert. Die Körperseiten oder Flanken sowie die Gliedmaßen sind ebenso gefärbt. Bei den Übergängen von der Farb- zur Weißfärbung treten mehr oder weniger stark ausgeprägte Farbtupfen auf. Die Farbausprägung kann sehr gering (fast weiße Tiere) bis stark gedeckt sein.

Die Kühe erreichen eine Widerristhöhe zwischen 130 und 140 Zentimeter mit einem Lebendgewicht von 580 bis 800 Kilogramm. Die Stiere sind etwas größer und erreichen eine Widerristhöhe zwischen 135 und 145 Zentimeter mit einem Lebendgewicht von 800 bis über 1.000 Kilogramm.

Eigenschaften:

Pustertaler Sprinzen zeichnen sich durch ihre Vitalität, Robustheit, besondere Fleischbetonung (gute Muskelfülle), gute Futterverwertung, Genügsamkeit, perfekte Anpassung an die lokalen Verhältnisse, hohe Fruchtbarkeit, leichte Abkalbung, Frohwüchsigkeit der Kälber sowie durch ihre Charakterstärke, Klauenstabilität, Langlebigkeit, Mastleistung und hohe Fleischqualität aus.

Sie gelten allgemein als ruhig, neugierig und nervenstark. Auf der Weide zeigen sie sich aber auch temperamentvoll und den Herdengenossen gegenüber auch kampflustig.

Die Milchergiebigkeit und die Eutereigenschaften sind ausreichend. Die Milchleistung beträgt im Durchschnitt zwischen 2.000 und 4.000 Kilogramm pro Jahr, spielt jedoch im Gegensatz zur Fleischerzeugung eine untergeordnete Rolle.

Erzeugungsverfahren:

Zucht/Mast:

Pustertaler Sprinzen eignen sich aufgrund ihrer Genügsamkeit besonders für die extensive Weidehaltung. Die Tiere haben an mindestens 90 Tagen im Jahr die Möglichkeit zur freien Bewegung (Weide, Auslauf, Laufstall).

Eine Kuh kalbt einmal jährlich. Die erste Abkalbung erfolgt zwischen 28 und 30 Monaten.

Die Tiere werden sowohl künstlich als auch im Natursprung besamt, was von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich ist.

Sperma von Pustertaler Sprinzen wird nach Südafrika sowie nach Mittel- und Südamerika exportiert und wird dort in Kreuzungsprogrammen eingesetzt.

Fütterung:

Im Sommer stehen die Rinder auf der Weide und ernähren sich überwiegend von Gräsern und Kräutern, im Winter werden sie mit Heu und Getreide (betrieblich unterschiedlich) sowie mit Silagefutter gefüttert. Grundsätzlich sollen die Tiere mit dem Grundfutter auskommen, sodass Kraftfutter nur in reduziertem Maße eingesetzt wird.

Transport und Schlachtung:

Pustertaler Sprinzen werden als Jungrind oder ausgewachsen auf Schlachthöfen beziehungsweise in regionalen Schlachtstätten geschlachtet.

Nach der Schlachtung werden die Schlachtkörper durch Veterinäre offiziell kontrolliert und nach EUROP-Klassifizierung beurteilt. Danach wird das Fleisch auf 2 bis 4 Grad Celsius in den Kühlräumen der Fleischer gekühlt und frisch verarbeitet.

Fleischbeschreibung:

Das Fleisch zeichnet sich besonders durch seine Saftigkeit und Marmorierung aus.

Bei der Klassifizierung sollen R, U oder E Schlachtkörper mit einer Fettabdeckung von 2 bis 3 erreicht werden.

Ursprungsnachweis:

Pustertaler Schecken sind identifiziert durch offizielle Ohrmarken, gemäß der österreichischen Tierkennzeichnungs- und Registrierungsverordnung, und in einer Datenbank registriert.

Die Rückverfolgbarkeit sowohl der Rinder als auch des Rinderbauernhofes wird am Verkaufsort durch das „bos“ System der AMA (Agrarmarkt Austria) sichergestellt. Das „bos“ Symbol ist ein Kennzeichen für Rindfleisch und garantiert die volle Rückverfolgbarkeit von der Geburt des Tieres an bis zum fertigen Fleisch.

Sämtliche Pustertaler Sprinzen Rinder sind im Herdebuch registriert und im EDV-System des Rinderdatenverbundes aufgebaut. Die Führung und Verwaltung des Herdebuches unterliegt dem Rinderzuchtverband Tirol.

Qualitätskontrolle:

Jährlich erfolgt eine Milch- und Fleischleistungskontrolle, die der Rinderzuchtverband Tirol durchführt.

Spezifische Kontrollen, wie Bio, werden von externen Kontrollstellen durchgeführt.

Vermarktung:

Die Vermarktung von Pustertaler Sprinzen erfolgt überwiegend ab Hof, im regionalen Lebensmitteleinzelhandel sowie über die regionale Gastronomie. Fleisch von Pustertaler Sprinzen kann auch über das Internet bezogen werden.

Zusammenhang mit dem geografischen Gebiet und Traditionellem Wissen:

  • Traditionelle, charakteristische Haltungssysteme: Extensivhaltung der Herden und die Nutzung von Weiden während der Vegetationszeit.
  • Ausgeprägte Bodenständigkeit: Ernährung der Rinder durch alpine Weidegräser und Kräuter und geringem Einsatz von Kraftfutter, was für das einzigartige Aroma und den einzigartigen Geschmack sorgt.
  • Dank dieser Weidehaltung kann Rindfleisch mit charakteristischer Zusammensetzung und Marmorierung erzeugt werden. Das Fleisch zeichnet sich besonders durch seine Saftigkeit aus.
  • Die Aufzucht von Pustertaler Sprinzen ist das Ergebnis Traditionellen Wissens, das von Generation zu Generation weitergegeben wird: Traditionelles Wissen und Erfahrung der Tierhaltung (Anpassung der Haltung der Herde an die Gegebenheiten der Umwelt, Art der Rindfleischproduktion), Know-how der Schlachter (Tiertransport, Erfahrung bei Schlachtung und Zerlegung, Fleischreifung) und die Erfahrung der Bauern/Produzenten.

Verwertung:

Fleisch und Milch von Pustertaler Sprinzen werden frisch oder verarbeitet angeboten.

Schutz:

Keine Angabe

Schlüsselworte

Lebensmittel und Landwirtschaft, Traditionelles Wissen, Region, Österreich, Südtirol, Pustertal, Rind, Pustertaler Sprinzen, Pustertaler Schecken, Wiener Kühe

Bibliographie/Referenzen

Der letzte Zugriff aller Internetreferenzen erfolgte am 22.07.2024.

Sprachcode

Deutsch

Regionaler Ansprechpartner

Zuchtleiter Christian Moser

Rinderzucht Tirol eGen

Telefon: +43 059292-1843

E-Mail: christian.moser@lk-tirol.at

Autorin

Daniela Trenker B.A. überarbeitet von Christian Moser LKÖ Tirol