Polnische
Traditionelle Herstellung von Polnischer, Brühwurst/Fleischwurst in Österreich.
Registernummer: 203
Offenlegungsdatum
Bereits im 19. Jahrhundert war eine Polnische in Wien bekannt.
Titel
Polnische
Kurzdarstellung oder Behauptung
Traditionelle Herstellung von Polnischer, Brühwurst/Fleischwurst in Österreich. Die Polnische besteht aus einer fein zerkleinerten Fleischmasse (Grundbrät) und einer grob gestückten Einlage aus magerem Schweinefleisch oder Rindfleisch, sowie aus grob entsehntem Stelzenfleisch, Schweinekopffleisch, Bauchfleisch oder Speck. Die Polnische wird traditionell meist über heißem, aromatischem Buchenholzrauch geräuchert beziehungsweise rauchgebraten (im Heißluftstrom durchgegart) und dann noch etwas nachgetrocknet.
Produktbezeichnung, Produktklasse
Brühwurst, Fleischwurst, Wurst, Fleischprodukte
Name der Region
Österreich
Suchgebiet
Lebensmittel und Speisen
Name des Informationsgebers
DI Wolfgang Wernert
Name des Antragstellers für den Titel
Keine Angabe
Inhaber des Wissens oder zugehöriger Quellen
Industrielle und gewerbliche Erzeuger
Empfänger, Inhaber, Bevollmächtigter, Eigentümer eines Titels
Keine Angabe
Beschreibung
Geschichte:
Polnische aus Polen:
Seit Jahrhunderten wird das in Polen bekannte Räucherwürstel Polska Kiełbasa Wędzona aus Schweinefleisch nach traditionellem Verfahren hergestellt. 1964 wurde von der polnischen Regierung eine weitere Version der Produktion unter derselben Bezeichnung eingeführt, die dann auch als typische Polska Kiełbasa Wędzona galt: Neben Schweinefleisch wurde auch die Verwendung von 20 Prozent Rindfleisch erlaubt. Polska Kiełbasa Wędzona ist das einzige Würstel in Polen, welches das Wort „Polnisch“ im Namen trägt und von der Herstellung her der Polnischen, die in Österreich produziert wird, ähnlich ist – sie hat aber nur am Rande etwas mit der Österreichischen Polnischen zu tun. Sie kann aber als indirekter Vorläufer der Polnischen aus Österreich angesehen werden. Die Polnischen Würstel gelangten vermutlich durch Immigranten in andere Länder.
Polnische aus Österreich:
Bereits zur Zeit der k.u.k. Monarchie wurden verschiedene Varianten von Brühwurst, darunter vermutlich auch eine Polnische in Würstelform, in Österreich hergestellt. Friedrich Schlögl (1821 bis 1892) erwähnte schon im Jahr 1881 in „Die Saison der Wurst“, dass es eine Polnische im 19. Jahrhundert in Wien gab. Laut österreichischem Fachschullehrbuch „Fachkunde im Fleischhauer- und Fleischselchergewerbe“ des Jahres 1931 gehört die Polnische Wurst, wie wir sie heute kennen, bereits zu dieser Zeit zum Standardrepertoire des heimischen Selcherhandwerks.
In der Überlieferung des vergangenen Jahrhunderts wurden wohl verschiedene Rezeptur- und Rohmaterialvarianten weitergegeben.
Die Polnische hat auf Grund der Nähe Österreichs zu Polen einen geographischen Bezug zu Südpolen/Schlesien, einer traditionellen Wurstregion. Daher stammt womöglich auch die Bezeichnung „Polnische“ für eine österreichische Wurstsorte.
Gebiet/ Region:
Österreich
Polnische
Die Polnische ist eine Brühwurst und wird nach dem Österreichischen Lebensmittelbuch Codexkapitel B14 als Fleischwurst hergestellt. Das Österreichische Lebensmittelbuch teilt die Polnische einerseits der Sorte 2a („Polnische Spezial“, „Polnische mit hervorhebender Bezeichnung“) sowie der Sorte 2b („Polnische“) zu.
Die Sorte 2b gilt als gängigere Variante.
Die Polnische besteht aus einer fein zerkleinerten Fleischmasse (Grundbrät) und einer grob gestückten Einlage aus magerem Schweinefleisch oder Rindfleisch, sowie aus grob entsehntem Stelzenfleisch, Schweinekopffleisch, Bauchfleisch oder Speck.
Die Polnische ist als Stangenware oder abgepasst erhältlich.
Aus der Tradition der österreichischen Wurstmacherkunst geht auch die Zuordnung dieser Polnischen im Sprachgebrauch als im Heißrauch gegarte Halbdauerwurst oder sogar Dauerwurst hervor. Allerdings können Sprachgebrauch und niedergeschriebene, gute Herstellungspraxis manchmal auseinanderklaffen. Denn die heute gültige Zuordnung einer Ware als Dauerwurst sieht ein Kaliber von nicht mehr als 75 Millimeter und ein Verhältnis der Inhaltsstoffe Wasser zu Gesamteiweiß von 1,8 vor. Diese Begriffsdefinition zeigt, dass der heutige Lebensmittelcodex hier präziser und restriktiver ist, da das Wassereiweißverhältnis für Polnische in dieser Richtlinie generell 3,0 betragen muss.
Methode der Herstellung:
Sorte 2a) Polnische Spezial, Polnische mit hervorhebender Bezeichnung:
50 Teile Schweinefleisch I, teilweise auch Rindfleisch I
25 Teile Speck I
25 Teile Brät 30
Würste der Sorte 2a werden stets rauchgebraten, sind jedoch nicht so bindegewebsreich wie die der Sorte 2b.
Für die mittlere Sorte 2b Polnische, die die größere Verbreitung am Markt hat, gilt nachstehend für 100 Kilogramm Masse:
25 Teile mageres Schweinefleisch, eventuell mit Rindfleisch erster Qualität gemischt
10 Teile grob entsehntes Stelzenfleisch
15 Teile Schweinekopffleisch
25 Teile Speck I
25 Teile Brät 30 (Brät aus 30 Teilen Wasser und 100 Teilen Rindfleisch mittlerer Qualität)
Anstatt Stelzenfleisch und Speck findet man als Materialvarianten auch den Einsatz von Schweinebauchfleisch oder aber den Einsatz von Goderspeck und magerem Schweinekopffleisch.
Das Einlagefleisch wurde früher (oft auch noch heute) bis zu 48 Stunden vorgesalzen, um eine stabilere, rote Farbe im Endprodukt zu erhalten. Dieses Einlagefleisch wurde dann vorgewolft (Schweinefleisch zum Beispiel auf 13 Millimeter, das Kopffleisch und das Stelzenfleisch auf 8 Millimeter) und im Mischgang im Kutter mit dem Brät vermischt. Für die Füllung wurden traditioneller Weise Hammelkappen (Blinddärme von Schafen) oder P-Därme (Pferde-Dünndärme) verwendet, nunmehr nach aktueller technologischer Praxis aber vor allem rauchdurchlässige Kunstdärme.
Heute werden, je nach gewählter Schneid- und Mischtechnik, entweder im Kutter oder in der Mischmaschine die auf 8 bis 13 Millimeter vorgewolften Einlagefleischanteile und die auf 5 bis 6 Millimeter geschnittenen Speckanteile mit dem Brät gemischt. Entscheidend ist in jedem Fall das grobe Schnittbild der fertigen Ware.
Die moderne Wurstfülltechnik (füllen, portionieren und verschließen in einem Arbeitsgang) und der Trend zur gleichmäßig, aufschneidbaren Stangenwurstware brachte mehr und mehr die räucherbaren Zellulosefaserdärme oder Hautfaserdärme (entweder als gerade Stange oder auch als genähte Hammelkappenform bekannt) zum Einsatz. Die gängigen Kaliber beginnen bei etwa 65 Millimeter und gehen bis 95 Millimeter.
Traditionell wird über Buchenholzrauch in heißer und trockener Atmosphäre geräuchert oder rauchgebraten (im Heißluftstrom durchgegart).
Zu Beginn des Prozesses wird die Wurststange etwa 1 Stunde bei 50 bis 60 Grad Celsius angewärmt, abgetrocknet und (durch Zugabe von Nitritpökelsalz) umgerötet. Dann folgt die Heißrauchphase für 70 bis 90 Minuten bei 72 Grad Celsius oder die Bratphase (= garen) bei einer Kammertemperatur von 80 bis 85 Grad Celsius bis auf die gewünschte Kerntemperatur (zwischen 72 und 75 Grad Celsius).
Beim Räuchern über Buchenholz muss dann bei circa 75 bis 78 Grad Celsius gebrüht werden, allerdings ist dann ein nötiger Abtrocknungsverlust von ungefähr 35 Prozent durch eine geeignete Nachtrocknung von circa 2 bis 3 Tagen zu erreichen.
Die Würzrichtungen bestehen aus Pfeffer weiß und schwarz, Koriander gemahlen, Kümmel, Senfsaat entölt, alternativ auch Kardamon oder aus vermahlenen Wacholderbeeren, sowie etwas Knoblauch.
Variation und Verwandte:
Als Polnische Würste werden beispielsweise heute auch in Deutschland Würste mit grober Einlage, jedoch mit engerem Kaliber, verstanden.
Die heute in Polen hergestellte Wurst in Würstelform ist zum Heißmachen konzipiert (Kaliber 36 bis 38 Zentimeter, wird aus Blinddarm des Schafes hergestellt und hat eine grob geschrotete Füllung), die Polnische aus Österreich gilt als deftige Wurstsorte und wird zur Jause kalt aufgeschnitten verzehrt.
Beskidenwurst:
Die Beskidenwurst (auch Beskiden) ist eine Entwicklung, die erst in den 60iger Jahren des 20. Jahrhunderts in einer Wiener Wurstfabrik vollzogen wurde.
Die Charakteristik dieser deftigen Fleischwurst schließt in ihrer Art an die Traditionen der rauchgebratenen Fleischwürste mit grobstückiger Einlage aus dem schlesisch-polnischen Raum an (Beispiel Krakauer). Sie erinnert auch durch ihre Namensgebung an die Mittelgebirge namens Beskiden dieser Region, die sich von Südschlesien über die Slowakei bis zum Grenzgebiet mit der Ukraine nach Osten erstrecken.
Aus möglicherweise markenpolitischen Gründen wird die Beskiden auch unter Fantasienamen, wie zum Beispiel „Beskada“ oder „Beskidia“ am Markt angeboten.
Die Beskiden gibt es sowohl als Wurst- als auch als Würstelware.
Die Beskidenwurst (in Stange) wird kalt aufgeschnitten genossen, die Beskiden in Würstelform (eher selten anzutreffen) wird heiß serviert und vor dem Verzehr entweder im Wasser erhitzt oder beidseitig eingeritzt und gebraten.
Laut Österreichischem Lebensmittelbuch Codexkapitel B14 ist die Beskiden als Fleischwurst der Sorte 2a angeführt. Der Codex gesteht hier zwar der Beskiden eine ähnliche Zusammensetzung wie der Polnischen mit hervorhebender Bezeichnung zu, aber die Praxis hat dieses Erzeugnis doch etwas verändern lassen, sodass sich für die Beskiden ein „eigenes“ Rezept ergeben hat:
Beispiel: Beskidenwurst (nach DI Wolfgang Wernert):
20 Teile Brät (30; nach Codex)
50 Teile Schweinefleisch mager
30 Teile Schweinefleisch halb mager/halb fett
Beskidenwurst wird entweder im Kunstdarm in Form der Stangenwurst, mit Kaliber 90 bis 95 Millimeter, oder in der leicht gebogenen Kappenform aus Haut- oder Zellulosefaser hergestellt. Die Beskidenwurst besitzt zwischen 9 und 11 Prozent Fett im Vergleich zur Polnischen, die zwischen 24 und 26 Prozent Fett aufweist. Des Weiteren ist die Beskiden etwas größer gestückt, zwischen 13 und 30 Millimeter, und weist ein Kaliber zwischen 90 und 95 Millimeter auf.
Beispiel: Beskidenwurst in Form von Würstel (nach DI Wolfgang Wernert):
30 Teile Brät (aus 19,8 Teile Rindfleisch I und 10, 2 Teilen Eis)
65 Teile Schweinefleisch halb fett/halb mager
5 Teile Rindfleisch Sorte II, gewolft auf 3 mm
Die Füllung erfolgt in Schweinssaitlinge mit Kaliber 32 bis 34, welche portionsweise abgedreht werden. Die Beskidenwurst und Beskidenwürstel werden meist über Buchenholz geräuchert oder im Heißrauch bei circa 83 Grad Celsius gebraten (= gegart).
Produzenten:
Industrielle und gewerbliche Erzeuger
Verfügbarkeit:
Ganzjährig
Schutz:
Keine Angabe
Schlüsselworte
- Lebensmittel und Speisen, Traditionelles Wissen, Österreich, Wien, Brühwurst, Fleischwurst, Wurst, Polnische, Polnische Wurst. Beskidenwurst, Beskiden, Beskidenwurst, Beskada. Beskidia
Bibliographie/ Referenzen
- MAIER-BRUCK F. Die klassische Österreichische Küche, Seehammer Verlag GmbH, Weyarn, 2003, Seite 332
- SCHWARZ F. Wurstrezepte, Fachverlag Mayer & Comp. (I.u.E.Peteres), Wien, 1948, Seite 65ff
- SCHWARZ F. / TOPOL R. Fachkunde für Fleischhauer und Fleischselcher, Dipl.-Ing. Rudolf Bohmann – Industrie- und Fachverlag, Wien-Heidelberg, 1950, Seite 181ff
- SPINDLER F. et alii Fachkunde im Fleischhauer- und Selchergewerbe, Verlag des Bundesfachverbandes der Fleischhauer und Fleischselcher Österreichs, Wien, 1931, Seite 280 ff
- Beskada
- Beskiden
- Beskidia
- Dauerwurst
- Feinste Kost
- Fleischwürste
- Hüllen
- Österreichisches Lebensmittelbuch IV. Auflage Codexkapitel B 14 Fleisch und Fleischerzeugnisse
- Polnische
- Polnische Spezial
- Produktspezifikation Polnische
- The Mystery of Polish Sausage – What is Kielbasa?
Letzter Zugriff aller Internetreferenzen erfolgte am 23.11.2023.
Sprachcode
Deutsch
Regionaler Ansprechpartner
Keine Angabe
Autoren
DI Wolfgang Wernert, Daniela Trenker B.A., Mag.a Eva Sommer