Bratleberwurst

Traditionelle Herstellung von Bratleberwurst in Österreich.
Registernummer: 209
Offenlegungsdatum
Seit Jahrhunderten wird die Bratleberwurst bei der Hausschlachtung für den raschen Verzehr hergestellt.
Titel
Bratleberwurst
Kurzdarstellung oder Behauptung
Traditionelle Herstellung von Bratleberwurst in Österreich.
Die Bratleberwurst ist eine Kochwurst und wird aus vorgekochtem Schweinekopffleisch, rohen Innereien (Leber), eventuell auch aus Kronfleisch (Zwerchfell, Zwerchfellpfeiler), Schwarten, Weißbrot und Zerealien sowie aus Brühe hergestellt. Die Geschmacksnote wird durch rohe Zwiebeln (eventuell auch Porree) sowie durch die Gewürze Pfeffer schwarz (gemahlen), Majoran, Piment, Zimt, Thymian oder Petersilie und eventuell durch Suppenwürze bestimmt. Die Bratleberwurst wird in Schweinssaitlinge (bearbeitete Schweinedünndärme) oder Rinderkranzdärme (bearbeitete Rinderdünndärme) abgefüllt, anschließend gekocht und vor dem Verzehr gebraten.
Produktbezeichnung, Produktklasse
Bratleberwurst, Kochwurst, Wurst, Fleischprodukte
Name der Region
Österreich
Suchgebiet
Lebensmittel und Speisen
Name des Informationsgebers
DI Wolfgang Wernert
Name des Antragstellers für den Titel
Keine Angabe
Inhaber des Wissens oder zugehöriger Quellen
Fleischereien und bäuerliche Direktvermarkter
Empfänger, Inhaber, Bevollmächtigter, Eigentümer eines Titels
Keine Angabe
Beschreibung
Geschichte:
Bereits in der Antike war es Brauch die Innereien frisch beziehungsweise im direkten Gefolge der Schlachtung ohne lange Aufbewahrung zuzubereiten und anschließend zu verzehren. Die Entstehung der Bratleberwurst kann mit jener der Leberwurst gleichgesetzt werden, da es in der Rezeptur anfangs kaum Unterschiede gab. Die Bratleberwurst ist aber etwas trockener. Die Herstellung von Leberwürsten gehört in die Tradition des Schlachtfestes, auch „Sautanz“ genannt.
Da es früher nur die natürliche Kühlung gab, war diese Wurstsorte zum Frischverzehr vorgesehen, was im Kochbuch „Süddeutsche Küche“ (1869) von Katharina Prato so beschrieben wurde: „Leber- und Blutwürste sollen ja nicht zu lange aufbewahrt werden, obschon man sie an einem kühlen Orte einige Tage erhalten kann, da sich in ihnen leicht das gefährliche Wurstgift entwickelt.“
Diese Aussage, ist durch die Einhaltung der heutigen Guten Herstellungspraxis (GMP), der allgemeinen Hygiene und Kühltechnik gilt so nicht mehr. Sie weist aber schon auf die alte Erfahrung hin, dass diese Art von Würsten bei fehlerhafter Erzeugung schon allein auf Grund ihrer Zusammensetzung durchaus ein guter Nährboden für gefährliche Botulismuskeime und ihr Toxin sein können. Diese Zusammenhänge waren aber in früheren Zeiten noch nicht bekannt.
Friedrich Schlögl (1821 bis 1892) erwähnte im Jahr 1881 in „Die Saison der Wurst“ die Leberwurst, die es bereits in den 20er und 30er Jahren des 19. Jahrhunderts in Wien gab.
Gebiet/ Region:
Österreich
Bratleberwurst:
Die Bratleberwurst ist nach dem Österreichischen Lebensmittelbuch Codexkapitel B14 eine „zum Braten bestimmte Kochwurst“.
Bratleberwurst ist eine aus vorgekochtem Schweinekopffleisch, rohen Innereien (Leber), eventuell auch aus Kronfleisch (Zwerchfell, Zwerchfellpfeiler), Schwarten, Weißbrot und Cerealien sowie aus Brühe hergestellte Kochwurst. Sie wird in Schweinssaitlinge (bearbeitete Schweinedünndärme) oder Rinderkranzdärme (bearbeitete Rinderdünndärme) gefüllt und anschließend gekocht.
Varianten der Bratleberwurst sind in Kärnten als „Maischerl“ (knödelgroße Portion in Schweinsnetz eingeschlagen) oder als „Kärntner Weißwurst“ auch ohne Zusatz von Leber bekannt, die gebraten verzehrt wird.
Die Besonderheit der Bratleberwurst wird durch ihren Namen hervorgehoben, der sie von ähnlichen Kochwürsten, den Leberstreichwürsten, abgrenzt.
Kochwürste im Allgemeinen bestehen aus Fleischbestandteilen, die vor der Herstellung der Masse bereits gekocht werden – die Leber wird in der Regel für die Bratleberwurst nur vorgebrüht. Bratleberwürste sind auch durch diese Eigenschaft klar von den Bratwürsten unterscheidbar.
Bratleberwurst hat beim Braten die Eigenschaft, manchmal „aufzuplatzen“ (kann unter anderem verhindert werden, wenn man sie vorsichtig im Wasser vorerhitzt). Diese Empfindlichkeit hat zum Sprichwort „beleidigte Leberwurst“ geführt, die gewissermaßen schon bei einem nichtigen Anlass außer sich gerät beziehungsweise übersensibel reagiert.
Methode der Herstellung:
Für die Bratleberwurst gibt es unterschiedliche Rezepturen.
Laut Österreichischem Lebensmittelbuch Codexkapitel B14, Kapitel B.1.1 Fleischerzeugnisse bestehen Bratleberwürste aus folgenden Bestandteilen:
Schweinskopffleisch mit Schwarte, Innereien, Schwarten, fette Abschnitte und Leber (mindestens 5 Teile auf die Gesamtmasse bezogen), Weißbrot und Cerealien (nicht über 10 Teile), Brühe (nicht über 12 Teile).
Vielfach besteht die Basis – neben vorgebrühter Leber – aus gekochter Lunge vom Schwein (Schweinsbeuschel), aus Magen, Herz, eventuell aus Kronfleisch (Zwerchfell, Zwerchfellpfeiler), fetten Anteilen (zum Beispiel Backe, Göderlspeck) und aus der Schwarte. Der Zusatz von Weißbrot oder Cerealien war vermutlich nicht in allen überlieferten Rezepten enthalten.
Die Geschmacksnote wird durch rohe Zwiebeln (eventuell auch Porree) sowie durch die Gewürze Pfeffer schwarz (gemahlen), Majoran, Piment, Zimt, Thymian oder Petersilie und eventuell durch Suppenwürze bestimmt.
Rezept: (nach DI Wolfgang Wernert)
Schweinskopf, Speck und Schwarten werden zunächst gekocht. Die rohe Leber wird in grobe Stücke geschnitten, überbrüht und anschließend der gekochten Masse zugesetzt.
Das Weißbrot (als Semmelwürfel) wird mit fetter Suppe (vom Kochsud) angefeuchtet. Schweinskopf, Speck, Schwarte und Leber werden durch eine 5 bis 6 Millimeter Scheibe faschiert und mit den Gewürzen und den Semmeln gut vermischt.
Die Füllung erfolgt in Schweinesaitlinge oder Rinderkranzdärme. Die Würste werden abgebunden oder mittels eines Speiles verschlossen. Anschließend werden die Würste bei einer Temperatur von 80 Grad Celsius überbrüht und nach 45 Minuten kalt geschwemmt.
Verwertung:
Für den Verzehr wird die Bratleberwurst gebraten und traditionell mit gerösteten Kartoffeln und Sauerkraut oder Blattsalat serviert.
Produzenten:
Fleischereien und bäuerliche Direktvermarkter
Schutz:
Keine Angabe
Schlüsselworte
Lebensmittel und Landwirtschaft, Traditionelles Wissen, Österreich, Wien, Leberwurst, Bratleberwurst, Kochwurst
Bibliographie/ Referenzen
- BAUMGARTNER W. Gewürze Fleischtechnologie Band I; Österreichischer Wirtschaftsverlag, Innsbruck, 1995; Seite 322 ff
- MAIER-BRUCK F. Die klassische Österreichische Küche, Seehammer Verlag GmbH, Weyarn, 2003, Seite 332 bis 334.
- POPPMEIER A. Das Fleischer- und Selcherhandwerk, Verlag der Wirtschaftsgenossenschaft der deutschen Tierärzte Österreichs, Wien, 1925, Seite 80.
- ZEY G. / HEYNE A. Fachkunde für Fleischer, Verlag B.G. Teubner, Leipzig und Berlin, 19402, Seite 49
- Bratleberwurst Hausmacherart
- Geschichte der Wurst
- Kulturgeschichte der Wurst
- Leberwurst: Wikimeat
- Österreichisches Lebensmittelbuch IV. Auflage: Codexkapitel B14 Fleisch und Fleischerzeugnisse
- Redensart „Beleidigte Leberwurst“
- Sülze Pasteten und Streichwürste: Leberwurst
Letzter Zugriff aller Internetreferenzen erfolgte am 02.08.2024.
Sprachcode
Deutsch
Regionaler Ansprechpartner
Keine Angabe
Autoren
DI Wolfgang Wernert, Daniela Trenker B.A., Mag.a Eva Sommer