Artenvielfalt im Agrarumweltprogramm

Naturerlebnis - Landschaft
Foto: BML / LFZ/Buchgraber

Artenvielfalt wird in den Bereichen Erhalt der Kulturlandschaft, Schutz der Biodiversität und genetische Vielfalt umgesetzt.

Artenvielfalt im Grünland

Knapp die Hälfte der österreichischen Landwirtschaftsfläche ist Dauergrünland. Wiesen und Weiden erfüllen viele wertvolle ökologische Funktionen und tragen entscheidend zur Landschafts-, Lebensraum- und Artenvielfalt bei. Der naturschutzfachliche Wert von Grünlandflächen ist neben Standortfaktoren wie Bodenbeschaffenheit, Lage zur Himmelsrichtung, Hangneigung und Klima dabei stark von ihrer Bewirtschaftung (Mahd/Beweidung) abhängig. Dass die tierische und pflanzliche Artenvielfalt heimischer Grünlandflächen in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr abnimmt, liegt an der zunehmend häufigeren und früheren landwirtschaftlichen Nutzung in Gunstlagen und daran, dass weniger ertragreiche Standorte aufgrund ökonomischer oder arbeitswirtschaftlicher Gründe nicht mehr bewirtschaftet werden und damit verbuschen oder verwalden

Artenvielfalt im Grünland fördern

  • Die standortgerechte Bewirtschaftung artenreicher Grünlandflächen wie einmähdiger Wiesen, Zweischnittwiesen, Hutweiden, Streuwiesen und Bergmähdern sichert wertvollste Lebensräume für Tiere und Pflanzen!
  • Traditionelle Almbewirtschaftung mit Beweidung erhält kostbare Habitate.
  • Die Rekultivierung aus der Nutzung gefallener landwirtschaftlicher Flächen mit hohem Naturschutzwert hilft, neue Lebensräume zu schaffen!
  • Biodiversitätsflächen und Altgrasstreifen sind wichtige Ausweichflächen, Nahrungs- und Rückzugsräume für Tiere und Pflanzen!
  • In Grünlandgunstlagen hilft die Neuanlage von Biodiversitätsflächen unter Verwendung vielfältiger Blühmischungen, artenreiche Lebensräume zu schaffen!
  • Eine späte erste Mahd sowie größere Zeitfenster zwischen den Mähterminen geben vielen Tieren und Pflanzen die Möglichkeit, sich zu vermehren!
  • Nährstoffversorgung und Nutzung müssen im Einklang stehen und dem Standort entsprechen!
  • Landschaftselemente wie (Obst-)Bäume, Hecken und Sträucher sind wichtige Nahrungsquellen, Brutplätze, Verstecke und Ansitzwarten. Ihre Erhaltung und Pflege fördern die Vielfalt!
  • Randstrukturen wie Raine, Böschungen und Steinmauern sind oft Lebensraum für viele seltene Tier- und Pflanzenarten. Ihr Erhalt ist wichtig!

Das ÖPUL bemüht sich um Erhalt und Verbesserung der Artenvielfalt im Grünland. Konkret werden Biodiversitätsflächen mit verzögertem Schnitt gefördert, Düngemittel eingespart und Landschaftselemente erhalten. Zentrale Fördergegenstände im ÖPUL sind die Bewirtschaftung von Almen, von gemähten Steilflächen, von Bergmähdern und anderen artenreichen Grünlandlebensräumen. Die gezielte Förderung des bäuerlichen Naturschutzes im ÖPUL ist für die Erhaltung gefährdeter Kulturlandvögel und Insekten, sowie ökologisch wertvoller Landwirtschaftsflächen besonders wichtig. Hier werden für besonders wertvolle Lebensräume Bewirtschaftungskonzepte erstellt und spezifische Maßnahmen wie Schnittzeitauflagen, gestaffelte Bewirtschaftung oder die mosaikartige Anlage von Brach- und Altgrassteifen umgesetzt.

Artenvielfalt im Acker

Artenvielfalt im Acker in Österreich Fast die Hälfte der in Österreich landwirtschaftlich genutzten Fläche ist Ackerland. Die größten Anteile umfassen Getreideanbau, Feldfutterbau und Ölfrüchte. Ackerflächen können in ihrer Vielfalt an unterschiedlichen Kulturen und Strukturen wichtige Lebensräume für die Tier- und Pflanzenwelt darstellen. Ackerflächen sind in Österreich am meisten vom Flächenverbrauch für Infrastruktur-, Wohn- und Industrieverbauung betroffen. Auf den verbleibenden Flächen sind Lebensmittelerzeugung und Artenvielfalt im Einklang weiterzuentwickeln. In den vergangenen Jahrzehnten führte der Rückgang extensiv bewirtschafteter artenreicher Ackerflächen und deren Brachestadien, die Vergrößerung von Bewirtschaftungseinheiten, die Entfernung landschaftlicher Strukturen (Raine, Hecken, Böschungen) und die teilweise Verengung von Fruchtfolgen zu teils hohen Verlusten der tierischen und pflanzlichen Artenvielfalt im Ackerbau. Diese lassen sich durch gezielte, biodiversitätsfördernde Bewirtschaftungsmaßnahmen wieder ausgleichen

Artenvielfalt im Acker fördern

  • Die Anlage von Brachen bzw. Biodiversitätsflächen ist wesentlich für das Überleben vieler Tiere und Pflanzen in der Ackerlandschaft!
  • Je strukturreicher und vielfältiger Biodiversitätsflächen im Pflanzenbestand sind, desto höher ist die nachweisbare Vielfalt. Die Verwendung möglichst vielfältiger insektenblütiger Blühmischungen mit Pflanzenarten aus unterschiedlichen Familien zur Anlage von Biodiversitätsflächen oder Blühstreifen ist daher außerordentlich wichtig!
  • Kleinere Schläge tragen dazu bei, die Lebensraumvielfalt in der Landschaft aufgrund vermehrter Randeffekte zu erhöhen und geben Tieren die Möglichkeit, leichter nach Nahrung oder Verstecken zu suchen!
  • Eine vielfältige Fruchtfolge und somit unterschiedliche Bewirtschaftungszeiträume zwischen verschiedenen Kulturen tragen dazu bei, dass Tiere Nahrung und Schutz finden. Auch die Verwendung blühender Untersaaten erhöht die Vielfalt!
  • Durch die Reduktion von Insektiziden sowie die gezielte Förderung von Nützlingen können insbesondere Bienen, Schmetterlinge und Heuschrecken, die wiederum die Nahrungsgrundlage für unzählige Vögel bilden, überleben!
  • Eine niedrige Vegetation mit erhöhtem Abstand zwischen den Saatreihen ist für viele Bodenbrüter wichtig, um am Boden nach Nahrung suchen zu können!
  • Landschaftselemente wie Bäume, Hecken, Feldgehölze und Sträucher sind wichtige Nahrungsquellen, Brutplätze, Verstecke und Ansitzwarten für zahlreiche Tiere!
  • Besonders Feldraine und Hecken im Ackerland weisen eine hohe Artenvielfalt auf. Die Erhaltung und Pflege braucht daher besondere Aufmerksamkeit!

Das ÖPUL trägt zu Erhalt und Verbesserung der Artenvielfalt im Acker bei. Gefördert werden die Anlage von Biodiversitätsflächen, vielfältige Fruchtfolgen, begrünte Ackerflächen, der Verzicht auf den Einsatz von chemisch-synthetischem Pflanzenschutz, der Anbau seltener landwirtschaftlicher Kulturarten und der Erhalt von Landschaftselementen. Zur gezielten Förderung ökologisch wertvoller Lebensräume und der darin lebenden Tier- und Pflanzenwelt werden darüber hinaus im Rahmen der Naturschutzmaßnahme mit den Landwirtinnen und Landwirten gezielte Pflege- bzw. Bewirtschaftungskonzepte erarbeitet und spezifische Maßnahmen wie Ackerstilllegung oder die mosaikartige Anlage von Brach- und Altgrasstreifen unter naturschutzfachlicher Begleitung umgesetzt.

Die Sicherung der genetischen Vielfalt in der Land- und Forstwirtschaft wird im ÖPUL gefördert durch:

  • Umweltgerechte und biodiversitätsfördernde Bewirtschaftung (Verzicht auf Grünlandumbruch, Einhaltung von Auflagen zur Anbaudiversifizierung und damit verbundenen Fruchtfolgewirkungen, Anlage von Biodiversitätsflächen, Teilnahme an Weiterbildungsmaßnahmen, zusätzliche Bewirtschaftungsweisen mit positiver Umweltwirkung, Erhaltung von Landschaftselementen, Anbau von seltenen landwirtschaftlichen Kulturpflanzen)
  • Biologische Wirtschaftsweise (Einhaltung der EU-Bio-Verordnung, Verzicht auf Grünlandumbruch, Einhaltung von Auflagen zur Anbaudiversifizierung und damit verbundenen Fruchtfolgewirkungen, Anlage von Biodiversitätsflächen, Teilnahme an Weiterbildungsmaßnahmen, zusätzliche Bewirtschaftungsweisen mit positiver Umweltwirkung, Erhaltung von Landschaftselementen)
  • Erhaltung gefährdeter Nutztierrassen (Zucht und Haltung gefährdeter Nutztierrassen, Zuchttiere lokaler Landrassen, von Nutzungsaufgabe bedroht, genetisch an traditionelle Erzeugungssysteme angepasst)

Der Erhalt der Kulturlandschaft und der Schutz der Biodiversität durch standortangepasste land- und forstwirtschaftliche Nutzung werden  im ÖPUL gefördert durch:

  • Umweltgerechte und biodiversitätsfördernde Bewirtschaftung
  • Biologische Wirtschaftsweise
  • Einschränkung ertragssteigernder Betriebsmittel (Verzicht auf betriebsfremde, stickstoffhaltige Düngemittel, Verzicht auf flächig ausgebrachte Pflanzenschutzmittel auf Grünland- und Ackerfutterflächen)
  • Heuwirtschaft (Verzicht auf Silagebereitung, mosaikartige Grünlandnutzung)
  • Bewirtschaftung von Bergmähdern (Mahd von Bergmähdern)
  • Herbizidverzicht Wein, Obst und Hopfen
  • Insektizidverzicht Wein, Obst und Hopfen
  • Einsatz von Nützlingen im geschützten Anbau
  • Almbewirtschaftung (extensive Bewirtschaftung von Almen, Verzicht auf die Ausbringung almfremder Gülle und Jauche, Verzicht auf Verfütterung von almfremdem Grünfutter und Silage, ausschließlicher Einsatz von biologischen Pflanzenschutz- und Düngemitteln)
  • Vorbeugender Grundwasserschutz – Acker (verminderte Düngungsintensität, Datenerhebung, Aufzeichnung, Bilanzierung, Weiterbildung, Bodenproben, Verzicht auf ausgewählte Pflanzenschutzmittelwirkstoffe, stickstoffreduzierte Fütterung)
  • Humuserhalt und Bodenschutz auf umbruchsfähigem Grünland (Verzicht auf regelmäßigen Umbruch und anschließender Neueinsaat von Mischungen für vielschnittverträgliche und ertragsbetonte Grünlandbestände, biodiversitätsfördernde Bewirtschaftung für artenreiche Grünlandbestände, Hangneigung < 18 %)
  • Naturschutz (Einhaltung der Naturschutzauflagen auf Acker und Grünland)
  • Ergebnisorientierte Bewirtschaftung (Bewirtschaftung entsprechend der Zielsetzungen zum Schutz der Biodiversität, Zielsetzung und Indikatoren gemäß Auswahlverfahren oder Projektbestätigung)
  • Natura 2000 und andere Schutzgebiete – Landwirtschaft (gesetzlichen Auflagen in Natura-2000-Gebieten und Acker- und Grünlandflächen in sonstigen Gebieten mit hohem Naturwert)

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