Grundwassersituation in Österreich - aktuelle Situation und Ausblick 

Grundwassermessstelle OÖ
Grundwassermessstelle Roith/Trattnach (Foto: K. Breinl)

Die trockene Witterung 2021 und 2022 hat in Österreich zu sehr niedrigen Grundwasserständen geführt. Dies hat auch Sorgen über die Sicherheit der Trinkwasserversorgung ausgelöst. Die aktuelle Situation beim Grundwasser ist aufgrund der feuchten Witterung der letzten Wochen deutlich besser. Kritische Situationen in Bezug auf die Trinkwasserverfügbarkeit sind in naher Zukunft nicht zu erwarten.

Die Trinkwasserversorgung in Österreich in Zeiten des Klimawandels

So wie ganz Europa erlebt auch Österreich zunehmend längere Trocken- und Hitzeperioden. Gerade die trockene Witterung 2021 und 2022 hat in einigen Regionen Österreichs zu teilweise bisher noch nicht beobachteten Niedrigständen beim Grundwasser geführt. Diese niedrigen Grundwasserstände haben letztes Jahr auch Sorgen über die Sicherheit der Trinkwasserversorgung ausgelöst.

Im Bereich der Trinkwasserversorgung ist Österreich sehr gut aufgestellt. Das ist das Ergebnis langjähriger Bemühungen der Wasserversorger und der Gebietskörperschaften, um die Versorgungsicherheit weiter zu verbessern. Damit die hervorragende Trinkwasserversorgung in Österreich auch angesichts des Klimawandels und längerer Trockenperioden gewährleistet bleibt, wurde bei einem gemeinsamen Trinkwassergipfel von Bundesminister Norbert Totschnig im April 2023 daher gemeinsam mit den Bundesländern ein Trinkwassersicherungsplan erstellt. Neben einer Darstellung der bisherigen Planungen und Maßnahmen für die Trinkwasserversorgung und einer Analyse der Rechtsgrundlagen für Notfallszenarien enthält der Trinkwassersicherungsplan auch ein konkretes 5-Punkte Programm zur langfristigen Sicherung der Trinkwasserversorgung der Bevölkerung in Österreich.

Die Hydrographie Österreich (Abt. I/3 Wasserhaushalt im BML, Hydrographische Dienste der Bundesländer, via donau Wasserstraßen-Gesellschaft mbH) trägt durch das kontinuierliche Monitoring des Grundwassers einen wesentlichen Beitrag zur Trinkwassersicherung in Österreich bei. 

Dieser Artikel bietet eine Übersicht über die gegenwärtige Situation beim Grundwasser, die sich im Vergleich zum Vorjahr deutlich verbessert hat. Auch beim Ausblick für die nächsten Wochen sind keine kritischen Situationen in Bezug auf die Trinkwasserverfügbarkeit zu erwarten. 

Niederschlag, Lufttemperatur und Schnee

Die Niederschlagsmengen waren von Oktober bis Dezember 2023 landesweit  meist überdurchschnittlich (Abbildung 1). Im Jänner 2024 gab es erneut ausreichend Niederschlag, obwohl leichte Defizite in Osttirol, im Süden Salzburgs und in der Obersteiermark beobachtet wurden. Über die letzten Monate gesehen war der Niederschlag deutlich höher als im Vorjahr und über dem langjährigen Mittel. Die Temperaturen in den letzten vier Monaten lagen durchwegs deutlich über dem langjährigen Mittel. Der besonders warme Dezember führte zum fast vollständigen Abschmelzen der Schneedecke in den tieferen Lagen, und auch im Jänner fiel der Niederschlag in diesen Regionen als Regen.

Der Februar war im Osten sowie im Süden und Südosten bisher niederschlagsarm, zum Monatswechsel Februar-März steigt die klimatische Wasserbilanz laut Prognosen der GeoSphere Austria wieder in den normalen und feuchten Bereich an, für den in den letzten Wochen trockeneren Süden und Osten werden wieder mehr Niederschläge erwartet.

Niederschläge 2023/2024
Abbildung 1: Anomalie des Monatsniederschlags von Oktober 2023 bis Jänner 2024. Ein Wert von 100% entspricht dem langjährigen Mittel 1981-2010 bzw. 1991-2020 (Jänner 2024). Auswertung Hydrographie, Datengrundlage Hydrographie.

Die Schneeentwicklung der letzten Monate in Österreich variiert je nach Höhenlage und Bundesland (Abbildung 2). Ab Dezember fiel österreichweit überdurchschnittlich viel Schnee, jedoch schmolz dieser in den tieferen Lagen vielerorts ab Mitte Dezember. In den flachen Lagen bis 500m ü.A. ist er mittlerweile verschwunden. Auch in mittleren Lagen (500-1000 m ü.A.) zeigen sich deutliche Defizite. In höheren Lagen über 1000m ü.A. sind Stand heute die Schneehöhen leicht unter dem Durchschnitt, ab 1500m ü.A. ist ausreichend Schnee vorhanden. Dieser kann zu einer indirekten Anreicherung des Grundwassers im Frühjahr durch Schmelzwasser führen, wobei die Rate dieser Anreicherung von der zukünftigen Lufttemperaturentwicklung und – mit dieser verbunden – von der Dauer der Schneeschmelze abhängig ist.

Schneehöhen 2023/2024
Abbildung 2: Entwicklung der Schneehöhe in den Bundesländern von Oktober bis Mitte Februar. Für die Historie aus dem Zeitraum 1991-2020 (rote Linien) sind der Mittelwert und das 95% Konfidenzintervall dargestellt. Die aktuellen Messwerte 2023/2024 sind mit einer türkisenen Linie dargestellt. Auswertung Hydrographie, Datengrundlage GeoSphere Austria.

Aktuelle Grundwassersituation

Mitte Februar waren die Grundwasserstände in Österreich in den meisten Bundesländern auf einem hohen bis sehr hohen Niveau (Abbildung 3). Grund sind vor allem die hohen Niederschläge der letzten Monate (siehe oben) bei gleichzeitig geringer Verdunstung. Ausnahmen betreffen in erster Linie den Osten, wo die Grundwasserstände aufgrund der Defizite aus den Vorjahren teilweise noch etwas niedriger sind. Die Grundwassergebiete im Osten reagieren grundsätzlich teilweise langsam auf die meteorologischen Bedingungen, da hier der Flurabstand oft größer ist (z.B. Parndorfer Platte); hier sind nicht nur die Niederschläge der letzten Wochen, sondern der letzten Monate oder sogar Jahre ausschlaggebend. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Ausgangslage in Hinblick auf die Trinkwassersicherheit in jedem Fall deutlich besser als noch vor einem Jahr. Das betrifft nicht nur die derzeitigen hohen Grundwasserstände, sondern auch die aktuell gute Schneesituation in höheren Lagen.

Grundwasserstand Februar 2024
Abbildung 3. Grundwasserstand am 20. Februar 2024 im Vergleich zum langjährigen Mittelwert des 20. Februars. Zur Einordnung der Werte in die Kategorien wird die Abweichung des aktuellen Grundwasserstands zum mittleren Grundwasserstand des Vergleichszeitraums für den jeweiligen Tag bestimmt. Die Abweichung wird in Prozent der maximalen Überschreitung oder Unterschreitung, die im Vergleichszeitraum zum jeweiligen Zeitpunkt aufgetreten ist, umgerechnet. Als mittlerer Grundwasserstand werden aktuelle Werte mit einer Abweichung zwischen -25 und 25 % ausgewiesen. Davon ausgehend werden Werte mit einer Abweichung zwischen 25 und 100 % bzw. -25 und -100 % als hoher bzw. niedriger Grundwasserstand eingestuft. Werte mit einer positiven oder negativen Abweichung von über 100 % werden als sehr hoher bzw. sehr niedriger Grundwasserstand eingestuft, denn diese Grundwasserstände sind im Vergleichszeitraum am betreffenden Tag bisher nicht aufgetreten. Auswertung Hydrographie, Datengrundlage Hydrographie.

Entwicklung der Grundwasserstände in den nächsten Wochen

Ein genauer Ausblick besonders für die niederschlagsarmen Gebiete im Osten ist schwierig, da die Grundwasserentwicklung vor allem von der weiteren Wetterentwicklung im Frühjahr abhängig ist. Die längerfristigen Witterungsprognosen sind aber mit großen Unsicherheiten verbunden (siehe unten).

Die Prognosen der GeoSphere Austria für den Dürreindex (SPEI Index) in den Bundesländern zeigen für die nächsten 14 Tage für ganz Österreich eine Entwicklung im Bereich einer normalen Witterung. Langzeitprognosen des ECMWF (European Centre for Medium-Range Weather Forecasts) deuten darauf hin, dass die Temperaturen in der ersten Märzhälfte überdurchschnittlich ausfallen dürften. Vor allem die Woche bis zum 11.3. schaut sehr mild aus. Dazu deutet das Niederschlagsmuster tendenziell Südwetterlagen an, mit einem Überschuss südlich der Alpen. Auch in der zweiten Märzhälfte dürfte es von der Temperatur her in Summe leicht überdurchschnittlich bleiben. Dazu zeigen die Niederschlagsanomalien nach den aktuellsten Berechnungen über ganz Mitteleuropa leicht zu feuchte Bedingungen. Die Prognoseunsicherheiten sind ab Mitte März aber bereits sehr hoch.

Auf Basis der im Vergleich zum Vorjahr guten Ausgangssituation bei den Grundwasserständen, der guten Schneesituation in den höheren Lagen sowie der unauffälligen Langzeitprognosen zum Niederschlag und zur Lufttemperatur kann man davon ausgehen, dass kritische Situationen in Bezug auf die Trinkwasserverfügbarkeit in den nächsten zwei bis drei Monaten österreichweit sehr unwahrscheinlich sind.

Kontakt:

BML, Abt. I/3 Wasserhaushalt
Email: wasserhaushalt@bml.gv.at