Was bedeutet "Gewässerökologie" und wo kann ich mich zu diesem Thema informieren?

Das Foto zeigt im Wasser stehende, spielende Kinder am Bach
Foto: S. Muhar

Die Gewässerökologie befasst sich mit Gewässern als Ökosysteme und Lebensräume. Sie untersucht Gewässer unter anderem aus biologischer und chemischer Sicht und zeigt die wechselseitigen Beziehungen zwischen Gewässern und den darin lebenden Tieren und Pflanzen auf.  

Der "ökologische Zustand" wird dabei als Maßeinheit verwendet, der die Qualität von Gewässern ausdrückt und ihre Funktionsfähigkeit als Lebensraum, d.h. als aquatisches Ökosystem, ausdrückt.

Unsere Gewässer werden von einer Vielzahl unterschiedlicher Lebewesen, wie Fischen, Insekten, Muscheln, Krebsen, Algen oder Wasserpflanzen besiedelt. Diese haben unterschiedliche Ansprüche an ihren Lebensraum, manche brauchen z.B. kalte, rasch fließende Gewässer, andere eher warme, langsam fließende. Welche Tiere und Pflanzen in einem Gewässer zu finden sind, hängt also immer davon ab, wie der jeweilige Lebensraum beschaffen ist.

Wenn durch Eingriffe in ein Gewässer, wie z.B. Begradigung, Verbauung, Aufstau usw. der Gewässerlebensraum verändert wird, dann können bestimmte Arten dort nicht mehr vorkommen. Sie verschwinden oder werden durch andere Arten ersetzt.
Diese Veränderung der tierischen und pflanzlichen Besiedlung wird im ökologischen Zustand gemessen und nach dem Schulnotensystem bewertet – von sehr gut bis schlecht. Je größer die Abweichung vom Naturzustand, umso schlechter der Zustand.
Eine geringe Abweichung - ein guter ökologischer Zustand – ist noch in Ordnung. Wenn die Entfernung vom natürlichen Zustand größer wird, dann können wichtige Funktionen, wie z.B. die Selbstreinigungskraft nicht mehr erfüllt werden.

Wie ist der Zustand unserer Flüsse?

Die Ergebnisse der Zustandsbewertung zeigen, dass derzeit fast 60% unserer Flüsse das Ziel eines guten ökologischen Zustands verfehlen und Maßnahmen zur Verbesserung der Gewässerlebensräume erforderlich sind.
Hauptursache dafür ist die Verbauung der Flüsse für unterschiedliche Zwecke, wie Hochwasserschutz für Siedlungen, Landgewinnung und Wasserkraftnutzung, durch die der Lebensraum der Gewässer über Jahrhunderte sehr stark verändert wurde.

Durch entsprechende Maßnahmen kann der natürliche Lebensraum der Gewässer – soweit wie möglich - wiederhergestellt werden. In Österreich wurden in den letzten Jahren bereits zahlreiche dieser Maßnahmen zur Renaturierung von Flüssen umgesetzt.

Warum sind Verbesserungsmaßnahmen wichtig?

Für die Natur
Unsere Gewässer sind die Lebensadern unserer Landschaft, sie haben ganz wichtige ökologische Funktionen. Im natürlichen Zustand zeigen sie eine enorme Vielfalt verschiedener Lebewesen, sie sind ständig in Bewegung, sehr dynamisch und für die biologische Vernetzung auf unserer Erde außerordentlich wertvoll. Der Übergang von Land und Wasser ist ein Hotspot der Biodiversität!

Für uns Menschen
Intakte Gewässer bieten nicht nur einen Lebensraum für eine Vielzahl von Tieren und Pflanzen, sondern sind auch für uns Menschen von großer Bedeutung. Flusslandschaften wurden immer schon intensiv genutzt und zählen heute weltweit zu den am meisten gefährdeten Ökosystemen.

Gewässer haben für uns vielfältige Funktionen:

  • Sie bieten Raum für Erholung und Freizeitnutzung, zum Spazieren gehen, Baden, Spielen, sich Treffen. Gerade in den letzten Jahren hat sich gezeigt, wie wichtig Naherholungsgebiete sein können.
  • Gewässer prägen unser Landschaftsbild und sind Anziehungspunkte für den Tourismus.
  • Durch die Selbstreinigungskraft der Gewässer können eingeleitete Abwässer abgebaut werden.

Für den Hochwasserschutz
Die Wiederherstellung natürlicher Gewässerlebensräume bietet viele Vorteile für den Hochwasserrückhalt. Dort, wo Hochwässer keine Schäden anrichten können, entfalten Erosions- und Ablagerungsprozesse viele positive Wirkungen sowohl für den Hochwasserschutz als auch für die Gewässerökologie. Unsere Flüsse brauchen mehr Raum: Durch die Schaffung von natürlichen Überflutungsflächen kann Hochwasser zurückgehalten und Wasser länger in der Landschaft gehalten werden, was auch positive Effekte auf das Grundwasser und auf die Böden haben kann.

Eine große Herausforderung ist die Flächenverfügbarkeit, hier braucht es Verständnis und aktive Beteiligung von Anrainern, Landbewirtschaftern, usw.

Für die Klimawandelanpassung
Wir alle spüren bereits die Auswirkungen des Klimawandels. Intakte Gewässer sind widerstandsfähiger und können besser mit den Folgen des Klimawandels umgehen. Wir brauchen vielfältige Lebensräume, die auch Rückzugsräume für die Lebewesen bieten, z.B. kühle, tiefere Bereiche, Beschattung durch Bäume.

Gewässer und Feuchtgebiete wirken durch Verdunstung und Beschattung stabilisierend auf das Mikroklima, sie haben einen positiven Kühleffekt und schaffen Erholungsmöglichkeiten. Das kühle Mikroklima entlang von Flüssen wird daher besonders in dichter besiedelten Gebieten immer wichtiger.

Für die regionale Wertschöpfung
Neben der Umwelt profitiert auch die regionale Wirtschaft von gewässerökologischen Maßnahmen, da durch die Förderung der Anstoß für zusätzliche Investitionen und die Sicherung von Arbeitsplätzen gegeben wird. So schaffen bzw. sichern Investitionen in die Gewässerökologie im Ausmaß von 1 Million Euro rund 16 Vollzeitarbeitsplätze.

Welche Maßnahmen gibt es, um Flüsse zu sanieren?

Durch entsprechende Maßnahmen können Gewässerlebensräume verbessert, wieder neu geschaffen oder miteinander vernetzt werden. Man kann z.B. Ufer wieder zurückbauen, Flüsse wieder mäandrieren lassen, Augebiete anbinden, Wanderhindernisse entfernen oder durch Fischaufstiegshilfen passierbar machen.

In den letzten Jahren wurden schon viele Projekte umgesetzt und ökologische Verbesserungen erreicht. Es bleibt aber noch viel zu tun!

Wie werden diese Maßnahmen gefördert?

Gemeinden und Verbände, die gewässerökologische Maßnahmen umsetzen möchten finden dafür umfangreiche Fördermöglichkeiten vor. Wer rasch Projekte einreicht, kann dafür bis zu 98% der Kosten gefördert bekommen!

Fördermöglichkeiten

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