Hydrographische Charakteristik des Jahres 2012

Abflussmessung Ochsenhütte Hochalmbach
Foto: Hydrografie Kärnten / Markuss Schretter

Im Westen und im Süden regnete es überdurchschnittlich viel. Es ereigneten sich viele Unwetter mit Starkregen und ein großes Hochwasser an der Drau im November.

Niederschlag und Gletscher

Die Jahresniederschlagshöhen der Flussgebiete lagen um oder über den Normalzahlen 1981 bis 2010. Nur das Marchgebiet hatte einen merklich geringeren Jahresniederschlag mit 90 Prozent des Normalwerts zu verzeichnen. Die höchsten Jahresniederschlagssummen wurden im Draugebiet mit 126 Prozent gefolgt vom Inngebiet bis zur Salzach mit 120 Prozent und dem Murgebiet mit 117 Prozent der Normalwerte ermittelt. Für das gesamte Bundesgebiet betrug die Jahresniederschlagshöhe 110 Prozent des Mittelwertes der Vergleichsreihe 1981 bis 2010.

Im Jahresverlauf zeigten die Monate Jänner (209 Prozent), Juli (138 Prozent), Oktober (127 Prozent), Dezember (122 Prozent), Juni (118 Prozent) und September (113 Prozent) positive Niederschlagsabweichungen. Im Gegensatz dazu wurden im März nur 35 Prozent der Normalwerte ermittelt.

Die Massenbilanz der österreichischen Gletscher war im hydrologischen Jahr 2011/2012 allgemein negativ.

Abfluss etwas über dem Durchschnitt

Die Abflussverhältnisse des Jahres 2012 lagen, bezogen auf das gesamte Bundesgebiet, um 8 Prozent über dem Mittelwert der Vergleichsreihe 1981 bis 2010. An nahezu allen großen Fließgewässern - bis auf die Gewässer im niederösterreichischen Waldviertel – herrschten überdurchschnittliche Abflussverhältnisse. Deutlich überdurchschnittliche Abflussverhältnisse mit plus 16 Prozent bis plus 26 Prozent wurden am Rhein, am Tiroler Inn, an der Salzach, an der Enns, an der Mur, an der Isel, der Gail und der Drau erreicht.

Dem stehen stark unterdurchschnittliche Abflüsse am Kamp gegenüber (minus 30 bis minus 40 Prozent) Der Kamp steht beispielhaft für jene Gebiete im Nordosten Österreichs, in denen 2012 ein Niederschlagsdefizit herrschte.

Starkregen mit Murenabgängen und lokalen Überschwemmungen

Das Hochwassergeschehen 2012 war durch eine ungewöhnlich hohe Anzahl von Unwettern mit Starkregen, Hagel und Sturm und eine lange Dauer der Unwettersaison von April bis September gekennzeichnet. An der Donau kam es zu keiner nennenswerten Hochwassersituation, lokal gab es aber markante Hochwasserereignisse seltener Eintrittswahrscheinlichkeiten sowie Murenabgänge.

Besonders in der Steiermark ereignete sich zwischen Mitte Juni und Anfang August einer ganze Folge von markanten Hochwassern. Wiederholt waren das Enns- und das obere Murgebiet betroffen, vor allem der Bereich zwischen Pölsbach, Triebenbach, Palten und Liesing. Hier führten intensive Niederschläge am 20. und 21. Juni sowie erneut am 20. Juli zu Hochwasserabflüssen mit Jährlichkeiten bis zu 100 Jahren und teilweise darüber. In St. Lorenzen kam es zu einer Murenkatastrophe. Am 4. August ließ eine besonders massive Schauerzelle im Einzugsgebiet des Pölsbaches die Pegel wiederum auf HQ50-100 ansteigen. Lokale extreme Regenmengen, die 100-jährliche Hochwasserscheitelabflüsse verursachten, fielen am 3. Juli im Bereich des Obdacher Sattels in den Quellgebieten des steirischen Granitzenbachs und der Lavant in Kärnten.

Ein Jahrhunderthochwasser an der Drau mit großem Schaden in Lavamünd.

Am 4. und 5. November regnete es intensiv im Süden von Kärnten, der Steiermark und des Burgenlandes mit Schwerpunkt im Bereich der Karnischen Alpen und Karawanken. An vielen Flüssen kam es zu Hochwasser und teils schweren Überflutungen. In Kärnten waren vor allem das Gailtal und das untere Drautal um Lavamünd betroffen.

Überdurchschnittlicher Schwebstofftransport mit Rekordwerten

Der mittlere Schwebstofftransport beziehungsweise die Jahresfracht 2012 war an den meisten Messstellen stark überdurchschnittlich (35 bis 115 Prozent) im Vergleich zur relativ kurzen Vergleichsreihe 2009 bis 2011. Durchschnittliche mittlere Transportraten beziehungsweise Jahresfrachten wurden an den Messstellen Gisingen/Ill, Landeck-Bruggen/Sanna, Kössen-Hütte/Großache und Hainburg Straßenbrücke/Donau beobachtet. An den Messstellen Wels-Lichtenegg/Traun und Leibnitz/Sulm, die in Einzugsgebieten der Voralpen beziehungsweise der Südweststeiermark liegen, war der mittlere Schwebstofftransport stark unterdurchschnittlich (minus 35 bis minus 45 Prozent).

Das Jahr 2012 war ein Rekordjahr für maximale Schwebstoffkonzentrationen und –transportraten. An circa 50 Prozent der Messstellen wurden neue Extremwerte erreicht. Diese wurden von den zahlreichen Unwettern von Juni bis September verursacht, während das Hochwasserereignis im November für die maximale Schwebstoffkonzentration und die überdurchschnittliche Schwebstoffjahresfracht mit 133 Prozent zum Mittelwert der Vergleichsreihe 2009 bis 2011 in Lavamünd/Drau verantwortlich war.

Die maximale Jahresfracht trat 2012 in Schärding/Inn mit circa 5,4 Millionen Tonnen auf und überschritt damit die Jahresfracht in Hainburg (Straßenbrücke)/Donau von 5,1 Millionen Tonnen.

In vielen Grundwassergebieten überdurchschnittliche Grundwasserverhältnisse

Im Grundwasser kam es im Jahr 2012 von Vorarlberg bis nach Niederösterreich jeweils im Jänner und im Juni verbreitet zu einem Anstieg des Grundwassers, in alpin beeinflussten Gebieten zufolge Schneeschmelze auch im März. Dazwischen beziehungsweise herrschten sinkende oder gleichbleibende Verhältnisse. Ab Ende August wurden in vielen Gebieten mehrere aufeinanderfolgende Grundwasserspitzen geringeren Ausmaßes verzeichnet bis dann in Vorarlberg und Tirol im Oktober ein deutlicherer Anstieg verzeichnet wurde und in Salzburg, Oberösterreich und Niederösterreich im letzten Dezemberdrittel die Werte anstiegen.

In Tirol und im Süden Vorarlbergs waren die Grundwasserverhältnisse 2012 verbreitet überdurchschnittlich, im Norden Vorarlbergs und in Salzburg im Mittel bis etwas überdurchschnittlich. Im Raum Feldkirch, in Oberösterreich, Niederösterreich und Wien wurden mittlere bis unterdurchschnittliche Werte gemessen.

Im Süden Österreichs wurden vielerorts im Juli und nahezu flächendeckend im November deutliche Grundwasseranstiege beobachtet. Nach in der ersten Jahreshälfte deutlich unterdurchschnittlichen Werten, stellten sich bis zum Jahresende in Kärnten ab Juli, in der Steiermark ab September und in Osttirol und im Südburgenland im November überdurchschnittliche Verhältnisse ein. Im Nordburgenland lagen die Grundwasserspiegel das ganze Jahr unter dem Mittelwert.

Auch die Quellschüttungen lagen über dem Durchschnitt

Die Jahresmittel der Quellschüttungen lagen 2012 bei zwei Dritteln der beobachteten Quellen über dem langjährigen Durchschnitt. An einigen Messstellen wurden die höchsten Jahresschüttungen seit Beobachtungsbeginn registriert. Die Jahresmaxima der Schüttung traten vor allem in den Monaten Mai, Juni und November auf.

Weitere Informationen zur hydrographischen Charakteristik des Jahres 2012 finden sie im Hydrographischen Jahrbuch von Österreich 2012, das sie zur Gänze herunterladen können - siehe LINK auf dieser Seite.

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