Unser Wasser macht gutes Klima

Kläranlage - Reinhalteverband
Foto: BML / Alexander Haiden

Neue Studie der Österreichischen Energieagentur zu Investitionen der Siedlungswasserwirtschaft in erneuerbare Energieversorgung.
 

Um dem voranschreitenden Klimawandel entgegenzuwirken, müssen in allen Bereichen Anstrengungen zum Klimaschutz unternommen werden. Die Siedlungswasserwirtschaft leistet hierbei durch einen hohen Grad an Eigenabdeckung bei der Energieversorgung schon seit Jahren einen wesentlichen Beitrag. Nicht zuletzt um die angestrebte Klimaneutralität Österreichs zu erreichen, sind jedoch weitere Maßnahmen notwendig. So besteht sowohl im Bereich der Energieoptimierung als auch bei der Erzeugung erneuerbarer Energien ungenutztes Potenzial in der Siedlungswasserwirtschaft.

Die vorliegende Studie, welche im Auftrag des BML von der Österreichischen Energieagentur durchgeführt wurde, setzt sich mit diesem Potenzial auseinander und beleuchtet anhand zweier Szenarien, welches Energieeinsparungspotenzial beziehungsweise Energieerzeugungspotenzial, sowohl elektrisch als auch thermisch, bis 2027 realisiert werden kann. Neben dem Energiepotenzial werden auch Barrieren in der Umsetzung, die Investitions- und Betriebskosten potenzieller Maßnahmen sowie deren Auswirkung auf Treibhausgasemissionen und Arbeitsplatzeffekte analysiert.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Siedlungswasserwirtschaft zusätzlich zu ihrer Kernfunktion in der Daseinsvorsorge auch einen relevanten Beitrag zum Klimaschutz leisten kann. Die Produktion erneuerbarer Energie in der Siedlungswasserwirtschaft kann soweit gesteigert werden, dass der elektrische Nettoenergieverbrauch ohne eine thermische Nutzung des Abwassers 0 GWh/a beträgt, womit die Siedlungswasserwirtschaft bei der elektrischen Energie energieautark wäre. Den größten Beitrag hierzu leisten Optimierungen beim Stromverbrauch der Kläranlage sowie der Ausbau der Stromproduktion aus Klärgas und Photovoltaik an Standorten der Siedlungswasserwirtschaft.

Wird das Abwasser auch zur Wärmegewinnung genutzt, wird der derzeitige elektrische Energieverbrauch bei Umsetzung aller Maßnahmen um rund 50 GWh/a reduziert. Jedoch könnte bis 2027 ein Überschuss von rund 900 GW/a an thermischer Energie erzeugt werden. Dies entspricht dem durchschnittlichen Energiebedarf zur Warmwasseraufbereitung von rund 725.000 Personen. Längerfristig könnte insgesamt ein Potenzial von über 3.000 GWh/Jahr Abwasserwärme aus dem Ablauf von Kläranlagen zu wirtschaftliche Preisen gewonnen werden.

Die Investitionskosten für die Umsetzung aller bis 2027 betrachteten Maßnahmen betragen etwa 804 Millionen Euro, wobei sich dadurch die jährlichen Energiekosten der Siedlungswasserwirtschaft um rund 36 Millionen Euro reduzieren. Zusätzlich ergibt sich durch die Investitionen ein Beschäftigungseffekt von über 4.000 Personen (Vollzeitäquivalente).

Für den Klimaschutz sind besonders die Auswirkungen auf die Treibhausgasemissionen relevant. Jährlich können durch die in der Studie beschriebenen Maßnahmen über 309.000 t Treibhausgasemissionen eingespart werden. Dies entspricht den durchschnittlichen Treibhausgasemissionen von fast 37.000 Personen in Österreich im Jahr 2020, also nahezu der Einwohnerzahl von Steyr. Das wäre mehr Einsparung als die rund 278.000 t Treibhausgasemissionen, die derzeit von der Siedlungswasserwirtschaft emittiert werden.

Die Studie stellt in Summe eine umfassende Grundlage für Entscheidungsträger zu den Effekten der Erzeugung erneuerbarer Energie sowie von Energieeinsparungsmaßnahmen in der Siedlungswasserwirtschaft dar.