Neue Methoden zur Maßnahmenevaluierung an Fließgewässern - EvaRest und ResCulES
Um die unterschiedlichen - oft auch kleinräumigen - Wirkungen von Renaturierungsmaßnahmen an Fließgewässern bewerten und darstellen zu können, wurden zwei neue Bewertungsmethoden entwickelt.
Renaturierungsmaßnahmen an Fließgewässern werden stets mit dem Ziel umgesetzt, den ökologischen Zustand von Gewässern zu verbessern oder zu erhalten. Die Erfolgskontrolle der Maßnahmen erfolgt zumeist über das operative Monitoring der biologischen Qualitätskomponenten (Fische, Makrozoobenthos, Makrophyten) auf Wasserkörperebene entsprechend den Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie. Kleinräumige Wirkungen von Renaturierungsmaßnahmen, lokale Belastungsreduktionen bzw. Strukturverbesserungen oder auch Verbesserungen von Einzelkomponenten werden im Rahmen dieses Monitorings oft nur unzureichend angezeigt. Dies kann dazu führen, dass eine gesetzte Maßnahme fälschlicherweise als nicht oder nicht ausreichend wirksam angesehen wird. Mit den beiden neuen Methoden zur Maßnahmenevaluierung evaRest und ResCules werden seitens des BML nun Werkzeuge zur Verfügung gestellt, um einerseits kleinräumige ökologische und hydromorphologische Wirkungen von Renaturierungsmaßnahmen bewerten und andererseits auch andere - über die ökologische Wirksamkeit hinausgehende - positive Effekte darstellen und beschreiben zu können.
evaRest
Mit dem Bewertungsinstrument „evaRest“ (evaluation of Restoration) wurde ein Werkzeug zur einheitlichen und nachvollziehbaren Darstellung und Beurteilung von hydromorphologischen Sanierungsmaßnahmen anhand morphologischer und biologischer Indikatorgruppen auf Maßnahmenebene entwickelt. Es werden zudem ausgewählte Parameter der terrestrischen Ökologie sowie regulative und kulturelle Ökosystemleistungen berücksichtigt. Die Implementierung weiterer Indikatorgruppen in das offene System ist wünschenswert und jederzeit möglich.
Mit der Berücksichtigung übergeordneter und lokaler Faktoren, die gegebenenfalls einen Einfluss auf die Wirkungen der Maßnahme haben können, kann mit evaRest eine quantitative Einschätzung über den Erfolg oder Misserfolg der Maßnahme gemacht werden. Mit einer umfassenden und transparenten Datendokumentation werden zudem sämtliche relevanten Informationen zur Maßnahme und den Untersuchungen bereitgehalten, was letztlich den Vergleich verschiedenster Projekte auf einer standardisiert erfassten Datenbasis ermöglicht.
Entsprechend der jeweiligen Maßnahmenziele können in dem modularen Bewertungssystem über die Auswahl unterschiedliche Indikatoren die Wirkungen der Maßnahme gezielt untersucht werden. Wesentlicher Vorteil gegenüber der Bewertung des ökologischen Zustands ist die Ermöglichung der Darstellung auch kleinerer Erfolge und Wirkungen, die nicht zwingend in einem Klassensprung in der Zustandsbewertung des Wasserkörpers resultieren müssen. Da das Konzept auf die Wirkung morphologischer Maßnahmen in Fließgewässern fokussiert, kommt der Betrachtung der hydromorphologischen Komponente eine besondere Bedeutung zu. Ein weiterer neuer methodischer Ansatz findet mit der Betrachtung von Fischhabitaten erstmals in Österreich Anwendung.
Modulare Struktur des Bewertungssystems evaRest:
evaRest Berichte
evaRest - Evaluierung von gewässerökologischen Aufwertungsmaßnahmen Anleitung zur Bewertung ausgewählter Indikatorgruppen
In diesem Anleitungsdokument ist das modulare Bewertungssystem evaRest beschrieben. Es beinhaltet Anleitungen für die Erstellung des Monitoringkonzeptes, zur Dokumentation, Bewertung und Ergebnisdarstellung sowie zur Bearbeitung der einzelnen Indikatorgruppen.
evaRest - Evaluierung von gewässerökologischen Aufwertungsmaßnahmen Hydromorphologie: Erläuterungen zu Erfassung und Bewertung von Gewässerstrukturen und Fischhabitaten
Teil A: In diesem Bericht ist die evaRest-Methode für die Bewertung der Gewässerstrukturen detailliert beschrieben. Er beinhaltet Anleitungen für die morphologische Typisierung von Fließgewässern sowie die Kartierung und Bewertung von Gewässerstrukturen.
Teil B: Dieser Bericht beinhaltet eine detaillierte Beschreibung der Methode zur Bewertung von Fischhabitaten.
evaRest Excel-Files
Die Dateneingabe und Bewertung werden im Programm Excel durchgeführt. Folgende Files wurden für die standardisierte Anwendung der Methode entwickelt
- "evaRest_Vorlage-Allgemein":
Die allgemeine Vorlage beinhaltet den Tabellenreiter "Datenblatt", den Tabellenreiter "Einflussfaktoren", Tabellenreiter für die bearbeiteten Indikatorgruppen, sowie einen Tabellenreiter für die zusammenfassende Darstellung der Monitoringergebnisse in Tabellenform. - "evaRest_Vorlage-individuell":
Die individuelle Vorlage bietet Tabellenreiter für optionale weitere Indikatorgruppen und für die individuelle Betrachtung und Bewertung von Schlüsselhabitaten.
Ergänzend dazu werden folgende Excel-Files zur Datendokumentation sowie zur Berechnung von Eingangsdaten verwendet:
- "evaRest_Vorlage-Hymo_DokuAbschnitte"
- "evaRest_Vorlage-Fischhabitate_DokuAbschnitte"
- "evaRest_Vorlage-Fische_Gildenverteilung-Naturschutz"
evaRest Erfassungsbögen
Für eine effiziente und einheitliche Erfassung der relevanten Parameter für die Bewertung der Gewässerstrukturen und der Fischhabitate wurden Erfassungsbögen erstellt.
- evaRest_Hymo Erfassungsbogen.pdf
- evaRest_Hymo Erfassungsbogen-ReduziertesParameterset.pdf
- evaRest_Fischhabitate Erfassungsbogen.pdf
ResCules - kulturelle Ökosystemdienstleistungen
Es ist vielfach belegt, dass sich Fließgewässer-Renaturierungen auch deutlich positiv auf "kulturelle Ökosystemleistungen", wie beispielsweise die Möglichkeiten für aktive, wasserbezogene Aktivitäten oder für Naturerlebnisse und Wissensaneignung, auswirken und so einen großen Mehrwert für uns Menschen haben. Leider wird er aber oft in den Hintergrund gerückt, da dieser Mehrwert durch die aktuell angewendeten Standard-Erhebungen nicht abgebildet wird. Daher sollen hydromorphologische Sanierungsmaßnahmen zukünftig auch ergänzend hinsichtlich kultureller Ökosystemleistungen bewertet werden. Dafür wurde im Projekt "ResCules" (Methodological development of the evaluation of Restoration measures by Cultureal ecosystem services") ein methodisches Konzept zur Erhebung und Bewertung kultureller Ökosystemleistungen renaturierter Fließgewässer(abschnitte) entwickelt. Dabei wird durch Zusammenführen vorhandener Daten - ergänzt durch zusätzliche Erhebungen/Kartierungen - das Potential der diversen Benefits des renaturierten Abschnittes bzw. dessen Erhöhung im Vergleich zur Situation vor Maßnahmenumsetzung dargestellt. Zeitintensive Besucherzählungen und -befragungen sind dadurch nicht notwendig.
Die Methodenentwicklung wurde 2021 abgeschlossen und die entsprechenden Berichte veröffentlicht.
Darauf aufbauend wurde im Nachfolgeprojekt ResCules II (Jänner bis Dezember 2022) die entwickelte Bewertungsmethode direkt in das von der EU-geförderte Projekt "Integrated River Solutions Austria - LIFE IP IRIS Austria" integriert und an den ausgewählten IRIS-Fallbeispielen (Pilotgewässer Traun, Donau, Enns, Isel) angewendet und weiterführend erprobt. Dabei galt es, die einzelnen methodischen Arbeitsschritte im Hinblick auf ein standardisiertes Verfahren weiter zu spezifizieren sowie ein anwenderfreundliches GIS-Projekt inkl. Datenbank zu erstellen.
Die erste Fassung des Handbuches (2021) wurde auf Basis der Erfahrungen in der konkreten Anwendung der Methode in Hinblick auf eine detaillierte Darstellung der einzelnen Erhebungs-, Analyse und Bewertungsschritte erweitert, sodass zukünftig grundsätzlich auch andere Fachleute die Methode anwenden können. Um eine möglichst breite Möglichkeit der Anwendung für die Bewertungsmethode zu schaffen wurde das Anwenderhandbuch in 2 neuen Versionen (für Anwendung in den Geoinformationssystemen ArcGIS und QGIS) erstellt:
Evaluierung von Renaturierungsmaßnahmen an Fließgewässern mittels kultureller Ökosystemleistungen - Anwendungshandbuch für ArcGIS
Evaluierung von Renaturierungsmaßnahmen an Fließgewässern mittels kultureller Ökosystemleistungen - Anwendungshandbuch für QGIS
Für die Bearbeitung im GIS werden jeweils für ArcGIS und für QGIS vorgegebene Rohdatenbanken zur Verfügung gestellt.
Voraussetzung für die praktische Anwendung der Methode sind einerseits gewässerökologische/hydromorphologische Kenntnisse sowie Fertigkeiten mit GIS-Anwendungen inkl. Datenbanken. Die Ergebnisse der Bewertung der kulturellen Ökosystemleistungen fließen auch als eigenes Modul in die Maßnahmenbewertung evaRest ein.