Die Situation illegaler polnischer Saisonarbeit in der deutschen Landwirtschaft

F. Streiffeler und E. Piszczek Die Situation illegaler polnischer Saisonarbeit in der deutschen Landwirtschaft

Im Jahr 2002 gab es etwa 275.000 legale Saisonarbeiter in der deutschen Landwirtschaft, wovon etwa 90% aus Polen kamen.
 

Schwerpunktbereich ihres Einsatzes sind die Ernte von Weintrauben, Spargel, Erdbeeren und Obst.
Die Anstellung der polnischen Saisonarbeiter ist durch Kontingente reglementiert. Auch nach dem Beitritt Polens zur Europäischen Union wird es noch keine Arbeiternehmerfreizügigkeit geben, sondern die Zahl der Polen, die in der deutschen Landwirtschaft als Saisonarbeiter arbeiten dürfen, wird noch einige Jahre reglementiert sein. 
Da auch deutsche Langzeitarbeitslose kaum als Saisonarbeitkräfte tätig werden, gibt es einen starken Bedarf an weiteren ausländischen Saisonarbeitern. Ein sehr verbreiteter Trend zur Abdeckung dieses Bedarfs besteht darin, weitere ausländische Saisonarbeiter „illegal“, d.h. ohne formale Anmeldung, ohne Berücksichtigung der Tariflöhne und ohne Zahlung der verschiedenen Versicherungen anzustellen. Ein wesentlicher Grund für die niedrigere Bezahlung und die Einsparung der Versicherungen liegt in dem Druck auf den Preisen für die landwirtschaftlichen Produkte. Auch die Zahl der an einer Saisonarbeit interessierten Polen übersteigt weit dieses Kontingent, sodass viele keine Chance für eine legale Anstellung haben, darunter auch Bauern, die sich nicht als arbeitslos melden können. Es wird geschätzt, dass in der Landwirtschaft ebenso viele Saisonarbeiter illegal wie legal angestellt sind.

Trotz der großen Zahl der illegalen Saisonarbeiter in der deutschen Landwirtschaft gibt es bisher keine Forschung über deren Situation. Die gegenwärtige Politik gegenüber illegaler Arbeit, die sich durch eine verstärke Kontrolle auszeichnet und kaum den ländlichen Raum einbezieht, ist auf die Befolgung gesetzlicher Vorgaben ausgerichtet und wenig auf das Verstehen der Motivation der Akteure.

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