Ein kühler und trockener Frühling 2021
Der April 2021 war ausgesprochen kühl, auch im Vergleich mit den 1960er Jahren. Seit Februar gibt es wenig Niederschlag. Aufgrund der reduzierten Verdunstung bewirkt der Niederschlagsmangel noch keine großflächige landwirtschaftliche Trockenheit. Die Grundwasserstände sinken, Gewässer im östlichen Flach- und Hügelland führen Niederwasser.
Nach dem milden Winter 2020/2021 bleibt der Frühling 2021 kühl und niederschlagsarm.
Seit Februar 2021 ist es in fast allen Regionen Österreichs trocken. Im Jänner gab es vor allem im Süden Österreichs noch überdurchschnittlich viel Niederschlag und damit gute Schneeverhältnisse in den Bergen. Von Februar bis April jedoch, blieb es niederschlagsarm. Die österreichweite Niederschlagsumme erreicht gerade einmal die Hälfte des vieljährigen Mittelwertes in diesen drei Monaten. Mit Ausnahme von Osttirol und Kärnten - wo es im Februar noch überdurchschnittlich viel Niederschlag gab ‑ blieb die Niederschlagssumme im März und im April in ganz Österreich deutlich unter dem vieljährigen Mittelwert.
Im Jänner war es in den Bergen kühl, hingegen im Norden, Osten und Südosten Österreichs überdurchschnittlich temperiert. Der Februar war in ganz Österreich um circa +3 °C zu warm, die Abweichung vom Mittelwert war in den alpinen Gebieten noch höher. Das österreichweite Temperatur-Monatsmittel im März entsprach zwar dem Mittelwert, auf Grund der höheren Temperaturen in den vergangenen Jahren wurde dies aber von vielen Menschen als zu kühl empfunden. Der April war dann wirklich kalt. Zum ersten Mal seit vielen Monaten war es im April 2021 auch in Bezug auf die Vergleichsperiode 1961-1990, um fast -1 °C zu kühl. Bezogen auf die aktuell gültige Vergleichsperiode 1981-2010 ist die Abweichung mit mehr als -1,5 °C noch stärker im negativen Bereich.
Das Niederschlagsdefizit in Zahlen.
Die österreichweit mittlere Niederschlagssumme von Februar bis April beträgt circa 16 km³ Wasser. Im Jahr 2021 beträgt die Niederschlagssumme in diesen drei Monaten nur ungefähr die Hälfte, das heißt, es fehlen circa 8 km³ Wasser in der Wasserbilanz. Das ist immerhin fast zehn Prozent der österreichischen Jahres-Niederschlagsbilanz.
Der fehlende Niederschlag reduziert den Abfluss und den Wasserstand der Seen.
Die generell hohen Lufttemperaturen ab den letzten Tagen im Jänner und im Februar brachten Abflusserhöhungen durch Niederschläge in flüssiger Form und eine sehr früh einsetzende Schneeschmelze vor allem im Flach- und Hügelland. Ab Mitte Februar bis Ende April reduzierten sich die Abflüsse in fast allen Flussgebieten - auch im schneereichen Süden Österreichs – kontinuierlich. Östlich des niederösterreichischen Alpenvorlandes, sowie im Süd- und Nordosten Österreichs stellte sich in vielen Einzugsgebieten Niederwasserverhältnisse ein. Die Abflussfracht der Donau bis Wien zeigt sowohl im März als auch im April ein Defizit von circa -40 Prozent. In absoluten Zahlen betrug die Abflussfracht vom Februar bis April 2021 circa 11,5 km³, bei einem Mittelwert von circa 15 km³ in diesen drei Monaten.
Der fehlende Niederschlag im Osten Österreichs wirkt sich auch auf den Wasserstand des Neusiedler Sees aus. Abgesehen von windbedingten Verschiebungen des Wasservolumens und der dadurch ausgelösten raschen Wasserstandsänderungen am Pegel Neusiedl lag das Monatsmittel im April 2021 bei 115,44 m über Adria und damit circa 10 cm unter dem vieljährigen Mittelwert. Ausgedrückt in Wasservolumen fehlen im April 2021 etwas mehr als 20 Millionen m³ Wasser auf den mittleren Wasserstand des Neusiedler Sees.
Da es auch im Westen Österreichs und im Einzugsgebiet des Oberrheins aus der Schweiz wenig Niederschlag gab, reduzierte sich der Wasserstand des Bodensees von einem saisonalen Höchststand im ersten Februardrittel bis Ende April um 80 cm. Mit 395,25 m über Adria lag der Wasserstand Anfang Mai 2021 auf einer Höhe, die dem vieljährigen, mittleren Jahresregime entspricht.
Überwiegend niedrige bis sehr niedrige Grundwasserstände.
Die Kombination von fehlender Schneedecke im Flach- und Hügelland und wenig Niederschlag über längere Zeit wirkt sich selbstverständlich auch auf das Grundwasservolumen aus. Von den 180 Grundwassermessstellen, die in der eHYD (www.ehyd.gv.at) Übersicht angezeigt und von sehr nieder bis sehr hoch bewertet werden, befinden sich Ende April 2021 an die 50 % im sehr niedrigen und niedrigen Bereich. Davon betroffen sind die Grundwassergebiete nördlich des Alpenhauptkammes von Vorarlberg bis in den Osten Österreichs, an der Mur im südsteirischen Leibnitz, sowie im gesamten Burgenland. Höhere Grundwasserstände gibt es nur in den Grundwassergebieten in Osttirol und im westlichen Kärnten.
Wie auch im Vorjahr gibt es wenig Niederschlag im Frühling 2021.
Seit 2011 zeigen 6 von 11 Jahren in den ersten vier Monaten des Jahres ein mehr oder weniger stark ausgeprägtes Niederschlagsdefizit. Nur in den Jahren 2013, 2014 und 2016 erreichte die Niederschlagssumme von Jänner bis April einen überdurchschnittlichen Wert. Zwei Jahre bilanzierten ausgeglichen, dem vieljährigen Mittel entsprechend. Verlässliche Prognosen für den Niederschlag im weiteren Jahresverlauf gibt es nicht. Auch die Varianz der Niederschlagssumme in den einzelnen Jahren kann sehr groß sein. Auf Grund der über längere Zeit kühlen Temperatur bewirkt das Niederschlagsdefizit von Februar bis April 2021 noch keine überregionale landwirtschaftliche Trockenheit, die Grundwasserstände im Norden, Osten und Südosten Österreichs befinden sich jedoch überwiegend auf einem niedrigen und sehr niedrigen Niveau.
Varianz der Monatsniederschlagssummen in Österreich. Geringste und höchste Monatssummen in Millionen Kubikmeter, im Vergleich mit den Monatssummen der Jahre 2011, 2020 und Jänner bis April 2021.
Bereich der niedrigsten bis höchsten gemessenen Abfluss-Tagesmittel an der Donau bei Wien und die Ganglinie im Jahr 2020 und von Jänner bis April 2021.