Hydrographische Charakteristik des Jahres 2018

Niederwasser an der Donau im November 2018
Foto: BML / Reinhold Godina

Im Jahr 2018 blieb die Jahresniederschlagsumme um etwas mehr als 10 Prozent unter dem vieljährigen Vergleichswert. Dabei war die räumliche und zeitliche Niederschlagsverteilung sehr unterschiedlich. Wenn es regnete, dann waren es überwiegend kleinräumige Unwetterereignisse. Vor allem im Sommer und im Herbst blieben die Abflüsse an vielen Gewässern Österreichs im Niederwasserbereich.

Hochdruckgebiete über Nordosteuropa verhindern bis zum Herbst längere Niederschlagsperioden.

Es waren vor allem Hochdruckgebiete über dem Schwarzen Meer die den Vorstoß west-zyklonaler, feuchter Luftmassen aus Nordwesteuropa verhinderten. Von Mai bis November bestimmte diese Luftdruckverteilung über Mitteleuropa das Wettergeschehen und verhinderte die Entwicklung längerer Niederschlagsperioden an der Nordseite des Alpenhauptkammes.

Hitze erhöht die Verdunstung

Dazu kam, dass die Jahresmitteltemperatur für Gesamtösterreich 9,0 °C betrug und damit um plus 1,6 °C wärmer war, als die mittlere Jahresmitteltemperatur der Periode 1981 bis 2010. Sie lag sogar um 0,4 °C über der höchsten Jahresmitteltemperatur im Vergleichszeitraum. Im Jahresverlauf lagen nur die Temperaturwerte der Monate Februar und März unter den Normalwerten, alle anderen darüber. In den Monaten April und Mai waren diese Werte sogar größer als die größten Monatsmitteltemperaturen im Vergleichszeitraum.

Vor allem nördlich des Alpenhauptkammes regnet es bis November wenig.

Österreichweit regnete es im April, Juli und November mit einer Abweichung von mehr als minus 40 Prozent am wenigsten. Von Februar bis November wurde in Vorarlberg, im Salzburger Flachgau und im Mühlviertel der Mittelwert der Niederschlagsmonatssummen (Vergleichsperiode 1981 bis 2010) nie erreicht. In Vorarlberg, in Tirol und in Teilen Salzburgs regnete es im November fast überhaupt nicht. Erst die Niederschlagsperiode im letzten Dezemberdrittel verbesserte die Jahresbilanz im Westen und nördlich des Alpenhauptkammes bis in den Osten Österreichs. Auf die Fläche Österreichs bezogen, regnete es im Dezember um ein Drittel mehr als es dem vieljährigen Mittelwert entsprechen würde. Aber auch die Niederschlagsverteilung im Dezember zeigt ein deutliches Nord-Südgefälle. Von Kärnten über die Südsteiermark bis ins südliche Burgenland regnete es im ersten Wintermonat 2018/2019 nur ein Viertel des Erwartungswertes.

Die auf die Fläche Österreichs bezogene Niederschlagssumme von Jänner bis Dezember 2018 zeigt ein Defizit in Bezug auf die Vergleichsperiode 1981 bis 2010 von etwas mehr als minus 10 Prozent. Das entspricht circa 10 km³ Wasser. In Vorarlberg, im Salzburger Flachgau und in Oberösterreich fehlt 2018 circa ein Drittel der mittleren Jahresniederschlagssumme.

Trockenjahre in immer kürzeren Abständen?

Die Monatsniederschlagssummen in den Trockenjahren 2003, 2015 und 2018 haben gewisse Ähnlichkeiten (siehe Bild 1 der Galerie). Jänner über dem Durchschnitt, von Februar bis April unterdurchschnittliche Monatssummen, der Mai im Mittel bis überdurchschnittlich, danach ein trockener, niederschlagsarmer und heißer Sommer. Der September und der November waren 2003 und 2018 abermals trocken. Nur der in den letzten Oktobertagen 2018 feuchte Süden ergibt österreichweit im Jahr 2018 eine mittlere Oktober-Monatssumme. Der Westen und Norden blieb auch im Oktober trocken. Der im Westen und nördlich des Alpenhauptkammes überaus feuchte Dezember sorgte für eine um ein Drittel über dem Vergleichswert liegende österreichweite Monatssumme. Dafür regnete es im Süden Österreichs im Dezember nur ein Viertel des vieljährigen Monatsmittelwertes.

Niederwasserverhältnisse an vielen Flüssen und Seen Österreichs. 

Bezogen auf das gesamte Bundesgebiet lag das Jahresmittel des Abflusses im Jahr 2018 bei 87 Prozent des langjährigen Mittelwertes der Vergleichsreihe 1981 bis 2010. In den Flussgebieten nördlich des Alpenhauptkamms herrschten unterdurchschnittliche Abfluss­verhältnisse. Mit nur 30 bis 60 Prozent des langjährigen Mittels fallen wie in den vergan­genen Jahren das Waldviertel und das Thaya-Marchgebiet auf. Im Waldviertel herrschten damit bereits das fünfte Jahr in Folge unterdurchschnittliche Abflussverhältnisse. Inneralpin lagen die Jahresmittelwerte um den Durchschnitt des Vergleichszeitraums. Überdurchschnittliche mittlere Jahresabflüsse waren im Süden Österreichs zu verzeichnen, besonders in den Einzugsgebieten von Raab, Gurk und Gail.

Die Trockenheit im Sommer und im Herbst reduzierte die Abflüsse ab Juli in fast ganz Österreich. An vielen Tagen blieben die Pegelstände der Flüsse und Seen teilweise unter den vieljährigen Niederwasserwerten. Vergleicht man die Abflussverhältnisse 2018 an der Donau mit jenen der Niederwasserjahre 2003 und 2015, so zeigen sich Ähnlichkeiten im Verlauf der Tagesmittelwerte. Auch im Jahr 2018 fiel im August der Abfluss auf Niederwasserwerte, wie sie in den vergangenen 100 Jahren noch nie beobachtet wurden. Vergleicht man die Abflussverhältnisse 2018 an der Donau mit jenen der Niederwasserjahre 2003 und 2015, so zeigen sich Ähnlichkeiten im Verlauf der Tagesmittelwerte (siehe Bild 2). Auch im Jahr 2018 fiel im August der Abfluss auf Niederwasserwerte wie sie in den vergangenen 100 Jahren noch nie beobachtet wurden. Beeinträchtigungen der Schifffahrt und eine reduzierte Energieerzeugung waren die Folge.

Trotz unterdurchschnittlicher Niederschlagssummen einige Hochwasserereignisse

Das erste Hochwasser ereignete sich bereits Anfang Jänner, das letzte um Weihnachten. Bei beiden Ereignissen wurden in vielen Flussgebieten die Jahreshöchstwerte erreicht. Im Jahresverlauf gab es zahlreiche lokale und regionale Hochwasserereignisse, viele davon im Zuge von Unwettern. Lokal wurden Hochwasserscheitel der Jährlichkeit bis HQ10, HQ30, an kleinen Bächen auch um HQ100 beobachtet. Ein überregionales Hochwasser ereignete sich Ende Oktober im Einzugsgebiet der Drau sowie in den nördlich angrenzenden Flussgebieten. An vielen Pegeln sind die dabei beobachteten Scheiteldurchflüsse als 30- bis 100-jährliche Hochwasser einzuordnen. Das Ereignis war in Osttirol und Kärnten das größte seit den Katastrophenhochwässern in den Jahren 1965 und 1966.

Ein Herbsthochwasser beendete nur im Süden die Niederwassersituation  

Ab dem 27. Oktober 2018 kam es zu einem Vorstoß kalter Luftmassen von Skandinavien bis Spanien. In Folge davon bildete sich am 28. Oktober 2018 ein wetterwirksames Mittelmeertief und brachte intensive Niederschläge für den Südwesten Österreichs. Am 30. Oktober 2018 zog das Tiefdruckgebiet nach Norden und schwächte sich ab. Das Hauptniederschlagsgebiet lag westlich von Villach bis nach Osttirol. Die höchsten Niederschlagssummen wurden an drei Tagen, vom 27. Oktober bis zum 29. Oktober 2018 gemessen. Der Mittelwert der 3-Tagessummen in den Hochwassergebieten beträgt circa 170 mm, die höchsten 3-Tagessummen lagen zwischen 300 und 400 mm, an der Messstelle Plöckenpass an der Grenze zu Italien wurden sogar etwas weniger als 600 mm beobachtet. Die höchste Tagessumme wurde am 27. Oktober 2018 an der Messstelle Jauken bei Mauthen im Gailtal mit 164 mm pro Tag beobachtet. 

Sowohl die Wetterlage, als auch die Niederschlagssummen dieses Ereignisses zeigen eine Ähnlichkeit mit dem katastrophalen Hochwasserereignis am 3. November und 4. November 1966. Wie beim Ereignis 2018 war es im November 1966 ein Tief über dem westlichen Mittelmeer, welches feuchte, warme Luftmassen bis an den Südrand der Alpen führte und in Kombination mit einer kräftigen Südanströmung, Hebungsvorgänge förderte, die intensive Niederschläge auslösten.

Ein Weihnachtshochwasser verbesserte die Wasserbilanz im Westen, Norden und Nordosten Österreichs.

Während es im Süden Österreichs fast überhaupt nicht regnete, gestaltete sich der Dezember nördlich des Alpenhauptkammes sehr feucht. Die Niederschläge im ersten Monatsdrittel brachten den Winter und Schnee bis in die Täler der alpinen Regionen. Auch die höheren Lagen im Wienerwald präsentierten sich für einige Tage tief winterlich, mit einer 10 bis 20 cm hohen Schneedecke. Eine Südföhn-Wetterlage mit relativ hohen Temperaturen beendete diese Winterstimmung jedoch rasch. Zur Schneeschmelze in den Tallagen regnete es von Vorarlberg bis in den Nordosten Österreichs vom 21. Dezember bis zum 24. Dezember sehr stark und die Abflüsse in den Gewässern stiegen in kurzer Zeit vom Niederwasser zum Hochwasser. Der Abfluss am Pegel Korneuburg/Donau erhöhte sich vom 22. Dezember 2018 14:00 Uhr bis in die Nacht des 24. Dezember 2018 von 1000 m³/s auf circa 5500 m³/s, dem Höchstwert im Jahr 2018.

Kein Ende der Niederwasserperiode an der March.

Die über 160 Tage im Jahr 2018 anhaltende extreme Niederwasserperiode an der Thaya im niederösterreichischen Waldviertel wurde im letzten Dezemberdrittel beendet (siehe Bild 3 der Galerie). Der Abfluss am Pegel Raabs an der Thaya am 25. Dezember lag mit knapp 40 m³/s deutlich über dem vieljährigen Mittelwert an diesem Tag. Die seit Anfang Februar 2018 an der March vorherrschende Niederwassersituation hingegen, hat sich auch bis zum Jahresende nicht verbessert. Seit 3. Februar 2018 wurde am Pegel Angern an der March der vieljährige Tagesmittelwert an keinem Tag erreicht (siehe Bild 4). Der vorläufig mittlere Jahresabfluss 2018 von circa 45 m³/s ist der geringste seit 1960 beobachtete Jahreswert.

Die auf die Fläche Österreichs bezogene Abflussbilanz zeigt 2018 – ähnlich der Niederschlagsbilanz – ein Defizit von circa 10 Prozent im Vergleich zum Mittelwert der Periode 1981 bis 2010.

Im Großteil Österreichs mittlere oder unterdurchschnittliche Grundwasserverhältnisse

Die Jahresmittel der Grundwasserstände lagen 2018 an circa einem Drittel der Messstellen im langjährigen Mittel. An etwas mehr als zwei Drittel der übrigen Messstellen traten unterdurchschnittliche und an den restlichen Messstellen überdurchschnittliche Jahresmittel auf. Jahresmittelwerte unter dem Durchschnitt traten hauptsächlich im Norden und Osten des Bundesgebietes, aber gehäuft auch in Tiroler und Vorarlberger Grundwassergebieten auf. Die Messstellen mit überdurchschnittlichen Jahresmitteln lagen größtenteils im Süden Österreichs, aber in größerer Zahl auch in Wien und Vorarlberg.

Erkenntnisse im Zusammenhang mit dem Klimawandel

Die Lufttemperatur steigt weiter an, die Vegetationsperiode verlängert sich, damit erhöht sich auch die Verdunstung. In Jahren mit unterdurchschnittlichem Niederschlag und ungünstiger jahreszeitlicher Verteilung, kommt die Wasserbilanz unter Stress. Trockenjahre werden häufiger auftreten. Das gilt für ganz Österreich.

Konvektive Starkniederschläge (Gewitter) verursachten auch 2018 kleinräumig, flächenhafte Überflutungen. Das wird in Zukunft häufiger auftreten und entspricht den Aussagen der Klimawandelstudie.

Herbsthochwässer im Süden Österreichs hat es auch in der Vergangenheit (November 1966, November 2012 und 2014) gegeben. Wetterlagen die große Hochwasser ergeben, wird es auch in Zukunft geben. Die Auftrittswahrscheinlichkeit bleibt jedoch ähnlich wie in der Vergangenheit.

Die räumliche Verteilung des Niederschlags im Jahr 2018 – weniger im Westen bis in den Nordosten, mehr Niederschlag im Süden – entspricht zwar nicht im Detail den Ergebnissen der Klimaszenarien, die Auswirkungen des Klimawandels auf die Wasserbilanz im Alpenraum bleibt nach wie vor unsicher.

Zu Winterbeginn 2018 zeigten sowohl die quantitative Grundwassersituation, der Oberflächenabfluss und die Wasserbilanz der Seen nördlich des Alpenhauptkammes starke Defizite und das zu Beginn einer möglichen Winterniederwasserperiode. Damit wären auch Regionen die als wenig gefährdet für Trockenheit bewertet wurden, von Problemen mit der Wasserverfügbarkeit betroffen gewesen. Mit der durch die hohen Dezembertemperaturen in den Tallagen ausgelösten, ungewöhnlichen Schneeschmelzperiode im ersten Wintermonat und dem Niederschlag in Form von Regen bis in höhere Lagen jedoch, wurde ein weiteres Absinken der Grundwasserstände beendet.

Hydrographie 2018 in Bildern und Zahlen

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