Winter 2021/2022 - Trockenheit in weiten Teilen Österreichs

Trocken gefallenes Flussbett der Schwarza in Loipersbach
Foto: Hydrographischer Dienst Österreich

Seit Wochen herrscht in weiten Teilen des Bundesgebiets anhaltende Trockenheit. Grund sind unterdurchschnittliche Niederschlagsmengen, speziell südlich des Alpenhauptkamms und im Flachland.

Unterdurchschnittliche Niederschlagsmengen in weiten Teilen des Bundesgebiets

Der Jänner 2022 war großteils trocken. Die Niederschlagsmengen waren unterdurchschnittlich mit Ausnahmen von Salzburg und Teilen Kärntens. Vor allem im Süden der Steiermark, im Osten und Norden, aber auch in Teilen Tirols wurden besonders geringe Niederschlagsmengen beobachtet. Im Mittel fielen circa 60 Prozent des Erwartungswerts der Periode 1981 bis 2010. Die Niederschlagsmengen im Februar waren im Süden, Osten und Norden unterdurchschnittlich. In den anderen Teilen Österreichs wurde durchschnittlich bis überdurchschnittlich viel Niederschlag beobachtet, im Mittel circa 90 Prozent des Erwartungswerts. Bis 15. März fiel in weiten Teilen Österreichs noch immer kein Niederschlag.

Niederschlagssumme der Periode März 2021 bis Februar 2022 als Prozentsatz des langjährigen Mittels der Periode März bis Februar (Vergleichszeitraum 1981-2010).
Abbildung 1: Niederschlagssumme der Periode März 2021 bis Februar 2022 als Prozentsatz des langjährigen Mittels der Periode März bis Februar (Vergleichszeitraum 1981-2010).

Die Niederschlagssumme von Jänner bis Februar war vor allem im Süden, Osten und Norden des Bundesgebiets mit Werten zwischen 10 Prozent und 70 Prozent des langjährigen Mittels wesentlich geringer als zu erwarten gewesen wäre. Dieses Niederschlagsdefizit wurde durch den ausbleibenden Niederschlag bis 15. März noch vergrößert. Der Niederschlag von 15. auf den 16. März war mit bis zu 30 mm nur von Salzburg ostwärts, entlang und nördlich der Alpen ausgiebig, erreichte den Süden und Südosten des Bundesgebiets jedoch nicht.

Die vielerorts ausgeprägten Niederschlagsdefizite sind allerdings nicht nur auf dieses Jahr beschränkt: Einschließlich des Februars 2022 waren die Niederschlagsmengen in den letzten zwölf Monaten in weiten Teilen Österreichs unterdurchschnittlich (Abbildung 1). Südlich des Alpenhauptkamms fielen zwischen März 2021 und Februar 2021 bis zu 30 Prozent weniger Niederschlag als im Mittel zu erwarten gewesen wäre.

Geringe Abflüsse und jahreszeitliches Rekordtief des Wasserstands am Neusiedler See

Die geringen Niederschlagsmengen der vergangenen Wochen und Monate wirken sich besonders stark auf den Wasserhaushalt der Flussgebiete der Drau, Mur und Raab, sowie auf den Neusiedler See aus. Die seit Beginn dieses Jahres beobachteten Abflüsse an der Gail (Pegel Federaun), an der Mur (Pegel Mureck) und an der Raab (Pegel Neumarkt) bewegen sich nah an den bisher beobachteten Rekordminima (Abbildung 2). Sogar an der  Donau (Pegel Korneuburg) zeigt sich seit Ende Februar ein deutlich negativer Trend (Abbildung 2).

Die Abbildung 2 zeigt die Ganglinien der Abflusstagesmittel der langjährigen Beobachtungszeitreihe im Vergleich mit den Ganglinien im Jahr 2022 (rot), für die Pegel Federaun (Gail), Mureck (Mur), Neumarkt (Raab) und Korneuburg (Donau). Stammdaten der Pegel und Beobachtungszeitreihen abrufbar auf eHYD.
Abbildung 2: Ganglinien der Abflusstagesmittel der langjährigen Beobachtungszeitreihe im Vergleich mit den Ganglinien im Jahr 2022 (rot), für die Pegel Federaun (Gail), Mureck (Mur), Neumarkt (Raab) und Korneuburg (Donau). Stammdaten der Pegel und Beobachtungszeitreihen abrufbar auf eHYD.
Langjähriger mittlerer Wasserstand mit Schwankungsbereich (Vergleichszeitreihe 1965-2021), sowie Wasserstände der Jahre 2021 (grün) und 2022 (blau) am Neusiedler See. Quelle: Wasserportal Burgenland
Abbildung 3: Langjähriger mittlerer Wasserstand mit Schwankungsbereich (Vergleichszeitreihe 1965-2021), sowie Wasserstände der Jahre 2021 (grün) und 2022 (blau) am Neusiedler See.

Besonders dramatisch sind die Auswirkungen der geringen Niederschläge derzeit am Neusiedler See. Seit dem 12. März unterschreitet der mittlere gemessene Wasserstand den seit 1965 erfassten Schwankungsbereich, das heißt seit dem 12. März war der Wasserstand fortlaufend noch nie so tief (Abbildung 3). Schon im Juli 2021 wurden nach einem außergewöhnlich trockenen Juni neue Rekordtiefstände erreicht (Abbildung 3). Niederschlagsprognosen der Direktion für Wasserwesen in Györ (Balázs Gyüre) sowie der Universität für Bodenkultur über die nächsten Monate deuten darauf hin, dass bis Sommer dieses Jahres weiterhin mit zu geringen Niederschlägen zu rechnen ist, die zu neuen jahreszeitlichen Rekordtiefständen führen könnten.

Überwiegend niedrige Grundwasserstände

Aktuelle Grundwasserstände vom 16. März 2022, abgerufen auf eHYD
Abbildung 4: Aktuelle Grundwasserstände vom 16. März 2022, abgerufen auf eHYD.

Das Niederschlagsdefizit hat vielerorts zu niedrigen Grundwasserständen geführt. Die Leitmessstellen des hydrographischen Dienstes in Österreich zeigen Mitte März von West nach Ost folgende Situation (Abbildung 4): Sehr niedrig (rot) ist der Grundwasserstand im Süden Vorarlbergs im Montafon, in Tirol im oberen Paznauntal, vereinzelt am Inn (Zams) und im Achental jenseits des Achensees. Generell überwiegen in Westösterreich niedrige (orange) Grundwasserstände.

In der Mitte Österreichs fällt ein Cluster sehr niedriger Grundwasserstände rund um Bischofshofen bis Golling auf, wo sich die niedrigen Vorfluterwasserführungen auch im Grundwasser bemerkbar machen. In der Steiermark treten die sehr niedrigen Grundwasserverhältnisse (rot) überwiegend im Westen im oberen Murtal bis zum Liesingtal und im Süden an der Grenze zu Slowenien auf. Niedrige Grundwasserstände (orange) herrschen verbreitet im Ennstal, im Murtal ab Bruck und im Raabtal. In Kärnten zeigen sich zusätzlich zum steirischen Grenzgebiet auch im Möll-, Lesach- und Drautal ungewöhnlich tiefe Grundwasserstände.

Im Osten schließlich dominiert der Neusiedlersee auch das Grundwassergeschehen mit einer Häufung sehr tiefer Leitmessstellen in Neusiedl, Gols und Illmitz, daneben aber sind auch die Grundwasserstände entlang der Leitha und der Wulka sehr tief. Im Marchfeld und im Weinviertel herrschen niedrige, in Wolkersdorf sogar sehr niedrige Grundwasserverhältnisse.

Was bedeuteten häufigere Trockenperioden für unsere Wasserressourcen?

Klimaprognosen für Österreich deuten für die zweite Hälfte des 21. Jahrhunderts auf eine saisonale Verlagerung der Niederschläge hin, mit im Durchschnitt höheren Niederschlägen im Winter und Frühjahr, sowie abnehmenden Niederschlägen im Sommer und Herbst. Ausbleibende Niederschläge wie diesen Winter könnten zukünftig den Druck auf die Ressource Wasser weiter erhöhen, so zum Beispiel auf die Grundwasserneubildung und damit die Trinkwasserversorgung. In der vom Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus beauftragten und im letzten Jahr veröffentlichten Studie „Wasserschatz Österreichs“ wurden die Wassernutzung sowie die verfügbaren Grundwasserressourcen heute und in der Zukunft unter Einfluss des Klimawandels im Detail analysiert. Um Fragen zu einer nachhaltigen Nutzung der Wasserressourcen in Österreich gemeinsam mit den Bundesländern, Stakeholder,  Sozialvertreterinnen und Sozialvertretern zu diskutieren, wurde die „Zukunftsplattform Wasser“ ins Leben gerufen. Ziel ist es, gemeinsam in den Dialog zu treten, bestehende und zukünftige Herausforderungen der Bewirtschaftung der Wasserressourcen zu diskutieren und potentielle zukünftige Handlungsempfehlungen für die verschiedenen wasserabhängigen Sektoren in Österreich zu formulieren.