Die Hochwasserereignisse vom 27. bis 29. August 2023 im Westen und Süden Österreichs
Wie bereits zu Monatsbeginn brachte Ende August 2023 erneut ein Italientief große Niederschlagsmengen nach Österreich und löste vor allem in Vorarlberg, Tirol und Salzburg eine markante Hochwassersituation aus. Auch in Oberösterreich, Kärnten und in der Steiermark kam es zu Hochwasserabflüssen. Besonders im Westen wurden Erinnerungen an katastrophale Ereignisse wie 2005 oder 1987 wach.
Meteorologische Situation
An der Vorderseite eines Tiefs über den Britischen Inseln geriet Mitteleuropa in eine südwestliche Strömung. Am Sonntag, dem 27. August 2023 folgte eine Kaltfront und am Montag, dem 28. August bildete sich ein Tief über Südfrankreich, das an der Alpensüdseite entlang bis Mittelitalien und zur Adria zog. Dadurch wurde mit südlicher Anströmung viel feuchte Luft nach Österreich geführt. Besonders in Vorarlberg, Tirol, Salzburg und Kärnten kam es am 28. August verbreitet zu intensiven Niederschlägen. Stellenweise waren auch Gewitter eingelagert.
Zunächst lag der Schwerpunkt der Niederschläge in Vorarlberg, Tirol und im Salzburger Pinzgau und verlagerte sich anschließend etwas weiter nach Osten. Auch Osttirol und Oberkärnten, die Obersteiermark und Teile Oberösterreichs wurden noch stärker überregnet.
Im Westen und Süden Österreichs regnete es zwischen dem 26. und 29. August meist im Bereich zwischen 50 und 150 Millimeter. Im Flächenmittel wurden alleine an diesen vier Tagen in Vorarlberg und im Land Salzburg circa 60%, und in Oberösterreich fast 70% des Niederschlags gemessen, der im langjährigen Mittel für einen gesamten August üblich ist. Lokal wurden sehr hohe Summen erreicht: so wurden in Bad Gastein in Salzburg zwischen dem 26. und 29. August 160mm, in Schärding-Rossbach in Oberösterreich 110mm oder an der Dresdner Hütte in Tirol 160mm gemessen; diese Summen in den vier Tagen entsprachen damit Niederschlagssummen eines gesamten durchschnittlichen Augusts oder lagen im Fall von Bad Gastein und Schärding-Rossbach sogar darüber.
Hydrologische Situation
Aufgrund der vorangegangenen niederschlagsreichen Wochen führten die großen Regenmengen Ende August 2023 zu einem raschen Ansteigen der Pegel vor allem in Vorarlberg, Tirol und Salzburg. Aber auch in Oberösterreich, Kärnten und in der Steiermark kam es zu Hochwasserabflüssen. Regional wurden hohe Jährlichkeiten bei den Abflussspitzen erreicht (Abbildung 1, Abbildung 3). Besonders im Westen wurden Erinnerungen an katastrophale Ereignisse wie 2005 oder 1987 wach.
In Vorarlberg wurden am Rhein Maximalwerte des Abflusses zwischen einem etwa 10-jährlichen Ereignis (HQ10) in Bangs und einem etwa 5 bis 10-jährlichen Hochwasser am Pegel Lustenau-Höchster Brücke registriert. Die Rheinvorländer wurden überflutet. Auch am Emsbach in Hohenems lag der höchste Abfluss über einem HQ10. Hochwasserscheitel der Jährlichkeit HQ1-5 oder etwas darüber wurden an der Ill, an der Lutz, an der Alvier, an der Dornbirnerach (Pegel Enz, Hoher Steg, Lauterach), an der Leiblach, am oberen Lech und im nördlichen Bregenzerwald (Pegel Reuthe und Kälberweide) beobachtet sowie im Rheintal an Rheintalbinnenkanal und Lustenauer Kanal. Der Bodenseewasserstand stieg um ca. 80 cm an und lag damit über dem langjährigen Mittel für die Jahreszeit.
In Tirol erreichten die Abflussscheitel am 28. August an der Ötztaler Ache den Wert eines 100-jährlichen Hochwassers (HQ100), an der Pitze, Sill, Ruetz und am Ziller laut Ersteinschätzung im Bereich eines HQ30. Am Inn wurden im Oberlauf bis zur Einmündung der Ötztaler Ache ebenfalls Scheitelwerte bis etwa HQ30 erreicht, unterhalb der Ötztaler Ache bis einschließlich Innsbruck Abflüsse zwischen einem HQ30 und HQ100. An den Inn-Pegeln unterhalb der Sill-Mündung sind die Höchstwerte wieder im Bereich 30-jährlicher Ereignisse einzustufen. In Osttirol wurde an den Pegeln der Isel HQ5 bis zu HQ30 registriert. Zahlreiche weitere Fließgewässer in Nord- und Osttirol erreichten 1- bis -5-jährliche Hochwasserdurchflüsse.
In Salzburg wurden nach ersten Einschätzungen an der oberen Salzach und ihren Zubringern im Oberpinzgau und Pongau Abflüsse der Jährlichkeit 10 bis 30 Jahre, an der Hüttwinklache in Bucheben (Rauriser Tal) HQ100 und am Obersulzbach in Sulzau HQ30-100 registriert. Der Abfluss der Salzach erreichte in Mittersill ca. HQ30, in Wallnerau und Werfen nahe HQ30, im weiteren Verlauf nahmen die Jährlichkeiten auf ca. 10 Jahre in Golling und auf ca. 5 Jahre in Salzburg und Oberndorf ab, da Lammer (HQ1-5), Saalach und die Gewässer im Flachgau weniger stark betroffen waren. An der Enns wurden Abflussscheitel von HQ10-30 in Flachau und ca. HQ10 in Altenmarkt, an der Mur HQ1-5 beobachtet.
In Kärnten wurden die höchsten Jährlichkeiten der Hochwasserscheitel mit bis zu HQ10 an der Möll gemessen (Heiligenblut 5-10, Winklern >10, Flattach >5, Kolbnitz 1-5, Mallnitz/Mallnitzbach 1). An der Drau, an Malta und Lieser, an der oberen Gail bis Rattendorf, an Gurk, Glan und Lavant betrugen die Jährlichkeiten 1 bis 5 Jahre. In Unterkärnten herrschen durch die hohe Vorbefeuchtung noch immer hohe Grundwasser- und Seewasserstände.
In der Steiermark wurden 1-bis 5-jährliche Scheitelabflüsse im Ennsgebiet, an der oberen Mur bis St. Georgen sowie in der Weststeiermark an der Kainach und am Stainz/Stainzbach registriert.
In Oberösterreich überschritten Salzach (Pegel Ach) und Inn (Schärding) sowie zahlreiche weitere Fließgewässer die Hochwassergrenzen: Neumarkt im Hausruckkreis (Dürre Aschach), Fischerau (Ager), Haging (Antiesen), Vöcklabruck (Vöckla), Stauf (Vöckla), Mamling (Mühlheimer Ache), Riedau (Pram), Pramerdorf (Pram), Lohstampf (Messenbach). An der Donau war in Ober- und Niederösterreich ebenfalls die Hochwassergrenze überschritten (ca. 1-jährliches Ereignis).
Bei den angegebenen statistischen Einordnungen handelt es sich um erste Abschätzungen. Die Jährlichkeitsangaben sind noch mit Unsicherheiten behaftet. Genauere Angaben können im Zuge der laufenden Nachmessungen und Auswertungen durch die Hydrographischen Landesdienste zur Verfügung gestellt werden.
Die aktuelle Hochwassergefährdung und Niederschlagssituation können jederzeit über das WebGIS-Portal eHYD des Bundesministeriums (Abbildung 2) und auf den Länderportalen der Hydrographischen Dienste eingesehen werden.
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