Die Hochwasserereignisse vom 21./22. Juli 2012 in der Steiermark

Pegel Spielfeld/Mur
Foto: HD Steiermark / W. Verwüster

Vom 20. bis 22. Juli führten heftige Gewitter in Teilen der Steiermark erneut zu Überflutungen und Murabgängen. Der Bericht gibt einen Überblick über Ursachen und Verlauf der Ereignisse.

Hochwasser und Muren in der Steiermark

Die Obersteiermark war von dem Unwetter besonders stark betroffen. In St. Lorenzen im Paltental ging eine meterhohe Schlammlawine ab. In Thörl (Bezirk Bruck/Mur) wurde ein Mann von einer Mure verschüttet und konnte nur mehr tot geborgen werden. Hunderte Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Der Abfluss, der sich in den Flussläufen sammelte, löste in Graz und Umgebung Hochwasseralarm aus. Die Mur trat an mehreren Stellen über die Ufer, das befürchtete 30-jährliche Hochwasser blieb aber aus.

Die Vorgeschichte

Bereits in der zweiten Juni-Dekade und ersten Juli-Dekade führte eine lang andauernde Gewitterperiode zu heftigen Unwettern in der Steiermark. Eine Höhenströmung aus Süd brachte sehr heiße Luftmassen tropischen Ursprungs und sehr feuchte Luftmassen aus dem Mittelmeerraum nach Österreich. Die kräftigen, meist ortsfesten Gewitter führten entlang und südlich des Alpenhauptkammes im Zeitraum vom 21. Juni bis 20. Juli bereits zu Niederschlagssummen von rund 200 Liter pro Quadratmeter (l/m²). In Gaishorn im Paltental betrug die Niederschlagssumme 404 l/m². Das ist etwa ein Drittel der mittleren jährlichen Niederschlagssumme.

131 l/m² regnete es alleine von 21. bis 22. Juni (jeweils 07:00 Uhr). Vor allem in den kleineren Einzugsgebieten stiegen die Pegel stark an. Am 22. und 23. Juni war vor allem das Ennseinzugsgebiet betroffen. An vielen Stellen der Enns wurden Abflüsse registriert, die statistisch gesehen nur alle drei bis vier Jahre  auftreten (HQ3-4). In der Palten bei Treglwang wurde sogar ein Durchfluss mit einer Jährlichkeit >HQ100 verzeichnet. Im Murgebiet kam es am 14. und 15. Juli zu intensiven Niederschlägen und in weiten Teilen des Einzugsgebietes zu Hochwässern. Am Pegel Graz erreichte die Mur einen Durchfluss mit einer Jährlichkeit von 10 Jahren.

Die ungewöhnlich hohen Regenmengen von Mitte Juni bis Mitte Juli führten zu einer hohen Bodenfeuchte, sodass kaum noch Wasser von den Böden aufgenommen werden konnte.

Das Ereignis

Österreich lag an einer Luftmassengrenze zwischen kühler Nordseeluft und feuchtwarmer Luft über dem Balkan. Dadurch kam es von Freitag auf Samstag, dem 20. und 21. Juli zu heftigen Gewittern und kräftigen Regenfällen (siehe Bild 2 der Bildergalerie). Das Obere Murtal und Obere Ennstal waren von den Unwettern besonders stark betroffen. Am 20. Juli regnete es in Gaishorn  innerhalb von 24 Stunden 103 l/m². Vom Paltental über das Liesingtal bis zur Eisenerzer Alpe fielen im Laufe des Wochenendes gebietsweise 100 bis 150 mm Niederschlag.  Am Morgen des Samstag gingen verbreitet Muren ab. Die verheerendste Mure ereignete sich in St. Lorenzen im Paltental, wo mehrere Häuser und Autos von den Schlamm- und Geröllmassen mitgerissen wurden.

Die größten Hochwässer traten in den Zubringern von Enns und Mur auf. Bild 3 der Bildergalerie zeigt einen Überblick der Jährlichkeiten der Hochwasserabflüsse vom 21. Juli. Wie schon beim Hochwasser im Juni war die Palten im Ennsgebiet wieder stark von Hochwasser betroffen. In Gaishorn wurde zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres ein Durchfluss der statistisch gesehen nur einmal in 100 Jahren vorkommt gemessen. Auch in Treglwang (HQ80-100) und Selzthal (HQ70-80) erreichte der Durchfluss der Palten wiederholt sehr hohe Werte. Ein weiteres 100-jährliches Hochwasser ereignete sich im Irdningbach. In der Enns selbst wurde in Trautenfels ein HQ15 gemessen.  

An der mittleren Mur bis Graz wurde HQ10 deutlich überschritten. Die größte Jährlichkeit erreichte die Mur in Graz mit HQ20-25. Das befürchtete 30-jährliche Ereignis blieb aus. Stellenweise gab es Überflutungen in Bruck an der Mur (Sperre der Schnellstraße) und oberhalb von Graz (zum Beispiel Deutschfeistritz). Bei den Zubringern im Oberen und Mittleren Murtal waren vor allem der Pölsbach (HQ100), die Liesing (HQ20) und der Wölzerbach (HQ10-15) stark von Hochwasser betroffen.

Erhöhte Pegelwerte auch in Salzburg und Kärnten

Während in der Steiermark die Hochwässer teilweise sehr heftig ausfielen, wurde in Kärnten die HQ5 Grenze nur an der Lavant und der Metnitz erreicht. Die übrigen von Hochwasser betroffenen Gewässer (Glan, Görtschitz, Gurk) erreichten eine Wasserführung zwischen HQ1 und HQ3. Am 21. Juli erreichten in Salzburg die Salzach bei Werfen, der Obersulzbach im Oberpinzgau, die Enns bei Altenmarkt und die Mur bei Kendlbruck jeweils ein 10 jährliches Ereignis.

Bei den angegebenen Daten handelt es sich um Rohdaten, die sich im Zuge der Datenprüfung noch ändern können.

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