Das Hochwasserereignis an der Gail und der Drau im Oktober 2018
Vor allem im Herbst sind Tiefdruckgebiete mit dem Zentrum über dem Mittelmeer, Auslöser großer Hochwasserereignisse im Einzugsgebiet der Drau. Ende Oktober 2018 lag Österreich am nördlichen Rand eines Niederschlagsgebietes, das in Norditalien - speziell in Trentino und Venezien - sowie an der Gail und an der oberen Drau großen Schaden verursachte.
Adriatiefs im Herbst – immer wieder gefährlich für Hochwassersituationen im Süden Österreichs
Ab dem 27. Oktober 2018 kam es zu einem Vorstoß kalter Luftmassen von Skandinavien bis Spanien. In Folge davon bildete sich am 28. Oktober 2018 ein wetterwirksames Mittelmeertief und brachte intensive Niederschläge für den Südwesten Österreichs. Am 30. Oktober 2018 zog das Tiefdruckgebiet nach Norden und schwächte sich ab.
Das Hauptniederschlagsgebiet lag westlich von Villach bis nach Osttirol. Die höchsten Niederschlagssummen wurden an drei Tagen, vom 27. Oktober bis zum 29. Oktober 2018 gemessen. Der Mittelwert der 3-Tagessummen in den Hochwassergebieten beträgt circa 170 mm, die höchsten 3-Tagessummen lagen zwischen 300 und 400 mm, an der Messstelle Plöckenpass an der Grenze zu Italien wurden über 600 mm beobachtet (siehe Bild 1 in der Galerie). Die höchste Tagessumme wurde am 27. Oktober 2018 an der Messstelle Jauken bei Mauthen im Gailtal mit 164 mm/d beobachtet.
Sowohl die Wetterlage, als auch die Niederschlagssummen dieses Ereignisses zeigen eine Ähnlichkeit mit den katastrophalen Hochwasserereignissen im November 1966, im November 2012 und 2014. Wie bei diesen Ereignissen brachte auch Ende Oktober 2018 ein Tief über dem westlichen Mittelmeer feuchte, warme Luftmassen bis an den Südrand der Alpen und löste in Kombination mit einer kräftigen Südanströmung die intensiven Niederschläge aus.
Die vorangegangene Trockenperiode dämpfte zunächst die Abflussreaktion.
Das Hochwasserereignis in Osttirol und Kärnten lief in zwei Wellen ab. Auf Grund der vorangegangenen Trockenheit erreichten die Abflüsse der ersten Welle am 28. und 29. Oktober relativ moderate Abflussspitzen mit Auftrittswahrscheinlichkeiten von HQ1-5. Erst die zweite Welle am 30. Oktober führte in Osttirol und in Kärnten zu einer großflächigen Hochwassersituation an den Zubringern der oberen und mittleren Drau und an der Drau bis zur Grenze nach Slowenien. Im Bereich Oberdrauburg und Dellach führte die Drau ein HQ30-50, im Bereich Sachsenburg ein HQ5-10 und im Bereich Amlach und Villach ein HQ10-30. Die Abflüsse der Möll im Bereich Flattach und Möllbrücke lagen zwischen HQ10-30. Die Malta brachte bei Sandriesen ebenfalls ein HQ30. Die in Bezug auf die Auftrittswahrscheinlich höchsten Abflussspitzen wurden im mittleren Gailtal und am Ebriachbach – einem Zubringer der Vellach südlich von Klagenfurt – mit Abflüssen von circa HQ100 beobachtet (siehe Bild 2 in der Galerie).
Mit einer zeitgerechten Abflussprognose und den aktuellen Pegelinformationen blieb zumindest die Stadt Lavamünd vor dem Hochwasser verschont.
Dadurch, dass einige Zubringer weniger stark betroffen waren, die Isel führte circa HQ1, die Lieser circa HQ5-10, Glan, Gurk und Lavant lagen im Bereich bis HQ1 und durch gezielte Vorabsenkungen der Kraftwerkskette an der unteren Drau konnten die Durchflüsse der unteren Drau auf einem Niveau von HQ5-10 gehalten und damit Überflutungen im Bereich der Stadt Lavamünd zur Gänze verhindert werden.
Die Hydrographie Kärnten hat dazu einen detaillierten, vorläufigen Ereignisbericht auf ihrer Homepage (siehe Bericht: Hochwasserereignis an der Drau, Möll, Gail und Zubringern 28 bis 31. Oktober 2018) veröffentlicht.
Die Niederschlagssummen an den Messstellen der Hydrographie vom 27. Oktober bis 30. Oktober 2018 und die Auftrittswahrscheinlichkeit der Hochwasserspitzen beim Hochwasserereignis im Oktober 2018 in Osttirol und Kärnten.