November 2014 - eine hydrologische Bilanz des Hochwassers im Süden Österreichs
Hochwasserereignisse im Herbst sind im Süden Österreichs nicht außergewöhnlich. Trotz rekordverdächtiger Niederschläge kam es diesmal nur zu geringen Schäden.
Die hohen Niederschlagssummen in Zahlen
In Osttirol und Kärnten kam es durch eine Südströmung von Dienstag, 4. November bis Samstag, 8. November 2014 zu massiven Niederschlägen im Südstau der Alpen. Der Schwerpunkt der Niederschläge ereignete sich vom Mittwoch, 5. November bis Donnerstag, 6. November mit Eintages-Niederschlagssummen bis zu 100 mm. Die Schneefallgrenze lag bei über 2000 m ü. Adria und damit für die Jahreszeit ungewöhnlich hoch.
Vor allem in den Karnischen Alpen, den Karawanken und im oberen Drautal gab es außerordentliche Ereignisniederschlagssummen zwischen 100 und mehr als 600 mm.
Beeindruckende Niederschlagssummen in den Karnischen Alpen
An der Messstelle Plöcken fielen an innerhalb von 5 Tagen 650 mm Niederschlag, mit Tagessummen von 250 mm am 5. November, mehr als 200 mm am 6. November, 100 mm am 4. November und 80 mm am 8. November 2014. Zum Vergleich, die bisher höchste am Plöckenpass gemessenen November-Niederschlagssumme stammt aus dem Jahr 2002 und beträgt circa 1100 mm für den gesamten Monat.
An der Messstelle Mauthen im Gailtal waren es in Summe 450 mm. In den Karawanken wurde im Verlauf dieses Ereignisses an der Messstelle Zell Pfarre 280 mm, am Seeberg 180 mm beobachtet. An den Messstellen Greifenburg und Lienz im Drautal 280 mm beziehungsweise 180 mm Niederschlag.
Trotz der enormen Niederschläge keine Abflussrekorde
In Kärnten kam es an den Gewässern Lieser, Malta, Möll, Glan und Lavant zu Abflüssen die höher waren als ein ein jährliches Hochwasserereignis.
Im Mittleren Gailtal wurde am späten Donnertagabend HQ10 erreicht, ein zweiter Abflussscheitel blieb deutlich darunter. Im Unteren Gailtal gingen die statistischen Abflussgrößen durch die Retentionsräume und die relativ geringeren Zuflüsse in diesem Bereich, auf HQ5 bis HQ1 zurück. Durch den naturräumlichen Charakter des Gailtales, den Hochwasserschutz und die ausreichenden Retentionsräume kam es zu keinen größeren Schäden in Siedlungsgebieten. Einzig am Presseggersee, der als Hochwasserrückhaltebecken dient, wurden touristische Seeeinbauten in Mitleidenschaft gezogen.
An der Vellach wurde eine 10 jährliche Abflussspitze gemessen, größere Schäden wurden im Einzugsgebiet der Vellach jedoch nicht gemeldet.
Im Oberen Drautal in Osttirol erreichte die Drau ein HQ5, in Kärnten bis Villach etwa ein HQ1. Ab Villach lagen die Spitzenabflüsse an den Draupegeln zwischen einem HQ5 und HQ10, hier gab es zwei annähernd gleiche Hochwasserscheitel zu Mitternacht vom 6. November auf den 7. November und am Morgen des 7. November 2014.
In Lavamünd wurde der für Überflutungen kritische Wert von circa 1600 m³/s ebenfalls zu Mitternacht vom 6. November auf den 7. November und am Morgen des 7. November erreicht. Größere Schäden hat es aus diesem Grund keine gegeben. Anschließend gingen die Werte zurück, am Sonntagmorgen des 9. November gab es dann noch einen Anstieg auf circa 1200 m³/s.
Die Bedeutung der Abflussprognose für das Hochwassermanagement
An der Drau gibt es zwei unterschiedliche Abfluss - Prognosemodelle. Das der Hydrografie Kärntens und das Prognosemodell des Verbundes zur Steuerung der Wasserkraftanlagen an der Drau. Das Modell der Hydrografie ist darauf spezialisiert Hochwasserspitzen für das Hochwassermanagement möglichst genau bestimmen zu können. Das Modell des Kraftwerksbetreibers ist darauf ausgelegt, den Prognosefehler für die gesamten Bandbreite des Abflusses - vom Niederwasser bis zum Hochwasser - gering zu halten.
Lehren aus der Vergangenheit
Auf Grund des Ereignisses im November 2012 wurde diesmal besonders darauf geachtet, die Ergebnisse beider Modelle den Einsatzkräften des Hochwassermanagements bekannt zu geben und so die gesamte Bandbreite des Möglichen aufzuzeigen.
Der Hydrografische Dienst Kärnten warnte bereits am Dienstag, den 4. November vor einem bevorstehenden Hochwasserereignis an der Gail und an der oberen Drau.
Auf Basis der Prognosen wurden die Speicher des Verbunds vorzeitig abgesenkt, sodass eine Beeinflussung des Hochwassers während des Ereignisses durch eine Absenkung nicht mehr gegeben war.
Niederschlagsprognosen variieren sowohl zeitlich als auch räumlich
Bei den ersten Berechnungen des Hochwasserprognosemodells der Hydrografie wurden die dann tatsächlich eingetretenen Niederschlagsummen noch etwas unterschätzt, am Mittwoch waren sie für die Gail schon sehr zutreffend, für die Drau noch immer etwas zu gering.
Ab Donnerstag Nachmittag wurden dann vom Verbund bis zu 2000 m³/s für Lavamünd angegeben, vom Hydrografischen Dienst Kärnten 1600 m³/s, die auch am Freitag erreicht wurden. Mit dieser Bandbreite konnten schadensmindernde Maßnahmen vorbereitet und umgesetzt werden.
Für Samstag wurde erneut ein Spitzenabfluss in der Höhen von 1600 m³/s bis 2000 m³/s prognostiziert, nachdem aber die Niederschläge von Freitag auf Samstag (7. und 8. November 2014) etwas geringer als erwartet ausfielen, gab es am Samstag, dem 8. November 2014 in Lavamünd keinen kritischen Abfluss mehr, am Samstagmorgen entspannte sich die Hochwasserlage und es konnte Entwarnung gegeben werden.