Hochwasser im Mai 2014 in Österreich - die hydrologischen Fakten
Ein stationäres Tief über Osteuropa führte über mehrere Tage feuchte Luft vom Norden an die Alpen. Österreich war davon nur am Rande betroffen.
Vom 15. Mai Mittag bis zum 17. Mai 2014 hat es an der Alpennordseite vom Salzkammergut bis zum Wechsel, einschließlich dem Salza- und Mürzgebiet sowie auch im Wiener Becken und im Mittelburgenland ergiebig geregnet. Der meiste Niederschlag fiel in den niederösterreichischen Alpen, wo in 48 Stunden zwischen 150 und 260 mm Regen gefallen sind, im Wiener Becken und Mittelburgenland waren es 50 bis 100 mm.
Verheerende Folgen in Osteuropa
Die von diesem Tiefdruckgebiet ausgelösten Niederschläge brachten in Serbien und Bosnien-Herzegowina verheerende Überflutungen mit großen Schäden in Siedlungsgebieten und Infrastruktureinrichtungen. Zehntausende Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Viele Menschen sind ums Leben gekommen.
Mehr Niederschlag als vorhergesagt
Ausschlaggebend für die Hochwasserentwicklung an unseren Gewässern sind die Fläche des Niederschlagsgebietes, die Niederschlagssumme des Ereignisses und die Intensität, also die Dauer in der ein bestimmter Niederschlag fällt. Wenn zum Beispiel 150 mm nicht in 48 Stunden fallen, sondern in 24 Stunden bedeutet dies, dass die Abflüsse Auftrittswahrscheinlichkeiten größer HQ30 erreichen und überschreiten können und damit das Überschwemmungsrisiko für Siedlungsgebiete und die Beeinträchtigung von Infrastruktureinrichtungen gegeben ist.
Die ursprünglich für das gesamte Ereignis - vom 15. Mai bis einschließlich Samstag den 17. Mai 2014 - vorhergesagte Niederschlagssumme von maximal 150 mm, wurde an einigen Messstellen im Mostviertel bereits nach 24 Stunden überschritten. Diese Intensität lies die Pegelstände der Gewässer im niederösterreichischen Mostviertel - Ybbs, Erlauf, Türnitz, Traisen, Gölsen und Pielach sowie jene Pegel im Oberlauf der Schwarza im Industrieviertel stark ansteigen. In den Oberläufen der Ybbs, der Gölsen, der Traisen und der Pielach (siehe dazu die Bilder 2 und 3 der Galerie) erreichten die Hochwasserscheitel Wiederkehrintervalle von 40 Jahren und mehr. Am Pegel Loich der den Abfluss der Pielach aus einem Einzugsgebiet von 144,5 km2 misst, wurde eine Spitze von 275 m3/s beobachtet. Dieser Abflusswert hat ein Wiederkehrintervall, das über einem HQ100 liegt.
Eine Übersicht der Auftretenswahrscheinlichkeiten der Hochwasserspitzen in Österreich zeigt das Bild 4 der Bildergalerie.
Katastrophenalarm in Niederösterreich
Dadurch wurde in der Nacht vom 15. Mai auf 16. Mai 2014 eine ernste Hochwassersituation in den Bundesländern Oberösterreich, Niederösterreich, Steiermark sowie im Burgenland ausgelöst. Für die Bezirke Scheibbs, Lilienfeld, St. Pölten und Neunkirchen in Niederösterreich wurde Katastrophenalarm ausgesprochen da die Überflutungen Siedlungsgebiet erreicht hatten und vor allem die Verkehrsinfrastruktur stark beeinträchtigten. Ortschaften im Pielachtal waren vorübergehend nicht mehr über die Straße zu erreichen.
Auch im Burgenland an der Wulka, der Pinka, am Stögersbach und an der Rabnitz erforderten kleinräumige Überflutungen zahlreiche Feuerwehreinsätze.
Die Leitha bei Wiener Neustadt trat ebenfalls über die Ufer und überflutete landwirtschaftliche Flächen, gewässernahe Straßen und Siedlungsgebiete.
Während an allen Pegeln im Leitha - Einzugsgebiet die Wasserstände bereits seit dem 17. Mai zurück gingen, wurde die Hochwasserspitze in der Größe eines HQ10-15 an der letzten Messstelle der Leitha in Österreich in Deutsch-Haslau erst in den Morgenstunden des 19. Mai 2014 erreicht.
Obwohl es am Samstag den 17. Mai in den österreichischen Hochwassergebieten weiter regnete, gingen die Pegelstände – wie vorhergesagt - deutlich zurück und die Hochwasserlage entspannte sich.
Auch die Donau hat die Hochwasserwarnmarke überschritten
Auch die Donau reagiert ab der Ennsmündung auf die ergiebigen Niederschläge im niederösterreichischen Voralpengebiet und erreichte in der Nacht vom 16. Mai auf den 17. Mai eine Spitze von circa 5800 m3/s was einem Hochwasserwert entspricht, der statistisch gesehen jedes Jahr einmal erreicht und überschritten werden kann.
Informationen der Hydrografie Österreichs rund um die Uhr
Die Hydrografie Österreichs beobachtet permanent die Abflusssituation. Die hydrografischen Dienste in der Steiermark, in Niederösterreich und im Burgenland hatten eine Hochwasserbereitschaft eingerichtet, standen rund um die Uhr mit den Landeswarnzentralen in Verbindung und veröffentlichten Lageberichte mit Wasserstand- und Abflussprognosen. Für das Hochwassermanagement ist diese Arbeit von wesentlicher Bedeutung, da die aktuelle Lage beurteilt und Entscheidungen zum Schutz der Bevölkerung getroffen werden müssen.
Das Personal der Hydrografie, das in der Hochwassersituation Messungen durchführt, ist auch einer zusätzlichen Gefahr ausgesetzt, da der Strömungsdruck und mit dem Wasser transportierte Gegenstände die Geräte und Messeinrichtungen bis an ihre Grenze belasten.
Hervorgehoben soll an dieser Stelle auch der Einsatz der freiwilligen Feuerwehren werden, ohne deren know how bei der Bewältigung von Hochwassersituationen, der Schaden deutlich größer wäre.
Das BML informiert auf der Web-Gis Plattform eHYD über die aktuellen Pegelstände in ganz Österreich und das nicht nur im Hochwasserfall.
Die in diesem Artikel und in den Abbildungen angegebenen hydrographischen Daten und Auftretenswahrscheinlichkeiten, sind vorläufige Werte die sich im Zuge der Qualitätsprüfung des Hydrografischen Dienstes ändern können.