Was ist die Hydrographie Österreich?
Die Hydrographie Österreich betreibt seit mehr als 125 Jahren ein Messnetz mit dem Ziel, Daten für den Wasserkreislauf Österreichs zur Verfügung zu stellen.
Geschichte der Hydrographie
Im Laufe des 19. Jahrhunderts nutzte man die Gewässer zunehmend für den Schiffsverkehr, sowie für gewerbliche und industrielle Zwecke. Auch der Wasserbedarf in den Siedlungsgebieten nahm ständig zu. Als Reaktion darauf wurde 1893 in Österreich das Hydrographische Central Bureau als besondere Abteilung der obersten Baubehörde eingerichtet. Es sollten die vorhandenen hydrotechnischen Unterlagen ausgewertet sowie neue, durch den Betrieb von Beobachtungsstationen gewonnene Daten erfasst werden.
Nach der Einrichtung eines die gesamte Monarchie umfassenden Beobachtungsnetzes sah das Hydrographische Zentralbüro seine wesentlichste Aufgabe darin, wasserwirtschaftlich relevante Daten zu erheben, zu prüfen und für wasserwirtschaftliche Fragestellungen aufzubereiten.
Wahrnehmung bei außergewöhnlichen Ereignissen
Es waren die katastrophalen Hochwasserereignisse 1897 und 1899 die den Aufbau des hydrographischen Mess- und Informationswesens auf österreichischem Staatsgebiet gefördert, der damals noch „jungen“ hydrologischen Wissenschaft Aufmerksamkeit gebracht und die Einrichtung eines Hochwassernachrichtendienstes für die Donau beschleunigt haben.
Danach entstanden Messnetze um den sich ändernden Bedürfnissen und Anforderungen gerecht zu werden. In Anlehnung an die von Emmenegger (1990) für die Schweiz identifizierten Phasen lassen sich für die Entwicklung in Österreich schwerpunktmäßig folgende Perioden angeben:
1850 bis heute | Hochwasserschutz | |
1900 bis 1960 | Entwicklung der Wasserkraft | |
1960 bis heute | Nutzung des Grundwasserdargebots, Wasserbilanz | |
1970 bis heute | Gewässerreinhaltung | |
1980 bis heute | Beitrag zur Umweltüberwachung | |
1990 bis heute | Auswirkung des Klimawandels |
Mit dem Bundesgesetz vom 30. Juli 1925 übernahm das damalige Landwirtschaftsministerium die Angelegenheiten des hydrographischen Dienstes.
Die Hydrographie als Staatsaufgabe wurde bis zum Inkrafttreten des Bundesgesetzes über die Erhebung des Wasserkreislaufes (Hydrographiegesetz) im Jahre 1979 unter Anwendung des Organisationsstatutes von 1894 ausgeübt. Mit der Novelle des Wasserrechtsgesetzes im Jahre 2003 wurden die Aufgaben der Hydrographie in das Wasserrechtsgesetz aufgenommen und das Hydrographiegesetz außer Kraft gesetzt.
Seit mehr als hundert Jahren beobachtet nun der Hydrographische Dienst die Komponenten des Wasserkreislaufes in Österreich, sowie die damit zusammenhängenden Erscheinungen in ihrer räumlichen und zeitlichen Abfolge.
Organisation
Der hydrographische Dienst Österreichs besteht demnach aus der Abteilung I/3 - Wasserhaushalt (HZB), den hydrographischen Organisationseinheiten in den Bundesländern und der viaDonau - Österreichische Wasserstraßen-Gesellschaft mbH (siehe Abbildung unten), sowie einer Vielzahl an Beobachter und Beobachterinnen die vor Ort die Messstellen kontrollieren.
Die Abteilung I/3 - Wasserhaushalt ist zuständig für die Koordination der einheitlichen Datenerfassung, die Qualitätskontrolle, die Auswertung und die Veröffentlichung der hydrographischen Informationen, sowie das Bindeglied zwischen der hydrologischen Forschung und der Praxis der Datenerfassung. Die operationellen Arbeiten an den Messstellen werden von den hydrographischen Organisationseinheiten in den Bundesländern durchgeführt, die auch die wichtige Arbeit der Beobachter und Beobachterinnen beaufsichtigen und koordinieren.
Hydrographie oder Hydrologie?
In Österreich versteht man seit Jahrzehnten die Hydrographie als jenen Teil der Hydrologie der sich mit der quantitativen Erfassung und Beschreibung des Wasserkreislaufes auf, unter und über der Erdoberfläche und mit der Behandlung der damit zusammenhängenden Fragen beschäftigt. Diese wohl in Österreich und in der Schweiz bekannte Definition ist zwar in Deutschland unüblich, trifft auch nicht ganz die Bedeutung des englischen Wortes Hydrography - womit eher die Vermessung der Form von Fluss-, See- und Meeresboden (Seevermessung, Gewässervermessung) gemeint ist - wird aber aus historischen Gründen beibehalten.