Lebensader Nil: Bundesminister Totschnig vertieft Zusammenarbeit mit Ägypten

Reise nach Afrika mit Bundeskanzler Karl Nehammer
Foto: BML / Lichtenberger

Im Zuge einer Afrika-Reise traf Bundesminister Totschnig Hani Sewilam, Ägyptens Minister für Wasserressourcen und Bewässerung. Das Treffen ist Ausgangpunkt für eine vertiefte Zusammenarbeit zwischen Österreich und der Arabischen Republik Ägypten zu Themen der Wasserwirtschaft. Der künftige Wissensaustausch der beiden Länder wird in einem Memorandum of Understanding (MoU) festgeschrieben.
 

Der Besuch im April 2023 diente einerseits der Fortsetzung von Gesprächen bei der UN Wasserkonferenz im März 2023 in New York, bei der das Thema „weltweite Wasserknappheit“ auf hoher politischer Ebene diskutiert wurde. Andererseits konkretisiert das Arbeitstreffen eine vertiefte künftige Zusammenarbeit der beiden Länder und wird in einem Memorandum of Understanding (MoU) fixiert.

Ziel des MoU über die Zusammenarbeit in der Wasserwirtschaft ist es, erforderliche Rahmenbedingungen zu schaffen, um eine technische, wissenschaftliche und wirtschaftliche Zusammenarbeit für eine nachhaltige Bewirtschaftung, den Schutz und die Nutzung der Wasserressourcen zu ermöglichen.

Das MoU soll in weiterer Folge vom Minister für Wasserressourcen und Bewässerung, Hani Sewilam, für die Arabische Republik Ägypten und vom Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft, Nobert Totschnig, für die Republik Österreich, unterzeichnet werden.

Wissenstransfer

Österreichs Wasserwirtschaft konnte in jahrzehntelanger Praxis wertvolle Expertisen zu verschiedensten Themen aufbauen und viele Erfahrungen sammeln. Diese decken z.B. das Monitoring zu Menge und Qualität der Gewässer und Wasserressourcen, die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, die Wasserkraftnutzung und Sicherheit von Staudämmen, den Hochwasserschutz und die Bewirtschaftung internationaler Flussgebiete ab. Über Arbeiten in den Gewässerkommissionen für die Flussgebiete Donau, Rhein und Elbe gibt es laufend Kontakt und Austausch mit 20 Staaten. Die so aufgebaute österreichische Expertise kann für Ägypten von Nutzen sein, das sich in wasserwirtschaftlichen Fragen im großen Nil-Einzugsgebiet abstimmen muss. Der Nil ist der einzige Fluss im über eine Million Quadratkilometer großen Flächenstaat. Lediglich 40.000 Quadratkilometer Kulturland stehen dem großen Rest an Wüste gegenüber.

Ägypten kann bei Fragestellungen, die mit dem Klimawandel und knapper werdenden Wasserressourcen verbunden sind, seine Expertise einbringen. Von österreichischer Seite besteht auch großes Interesse an praktischen Erfahrungen zu sparsamen Bewässerungsmethoden, der Bewirtschaftung knapper Wasserressourcen durch die Verwaltung, zu Notfallstrategien bei Wasserknappheit und der Wiederverwendung von gereinigtem Abwasser.

Während in Österreich der gesamte Trinkwasserbedarf aus dem Grundwasser gedeckt werden kann, wird in Ägypten großteils aufbereitetes Nilwasser als Trinkwasser verwendet. Es gibt mehrere Meerwasserentsalzungsanlagen an der Mittelmeerküste. Einige davon wurden auch mit österreichischem Know-how errichtet. Zwar ist Ägypten fast flächendeckend an das Trinkwassernetz angeschlossen, aber nur rund zur Hälfte auch an das Abwassernetz. Das führt zu Verunreinigung des Grundwassers, der Wasserkanäle und der landwirtschaftlich genutzten Felder. Zu Themen der Abwasserentsorgung und –aufbereitung kann Österreich ebenfalls durch sein Knowhow beitragen.

Mit neuen Technologien lassen sich z.B. die Effizienz der Wassernutzung verbessern und möglicherweise auch neue Wasserressourcen erschließen. Direkte Kooperationen, wie jene zwischen Ägypten und Österreich, können dazu vor allem politisch und institutionell beitragen.

Ressource Wasser – weltweit gesehen

Weltweit haben mehr als 2,2 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser (UN 2021), 2 Milliarden Menschen leben in Ländern, die unter starkem Wasserstress leiden (UN 2021). Als Folge könnten bis 2030 auch bis zu 700 Millionen Menschen aufgrund von Wasserknappheit zur Migration gezwungen werden (UNICEF 2021).

Zahlreiche Ökosysteme leiden an negativen Folgen von Wasserübernutzung, was oft zur weiteren Verschlechterung von Wasserverfügbarkeit führt. In manchen Ländern besteht ein hoher Druck auf Wasserressourcen und es gibt Konflikte um die Verteilung und die Nutzung, die sich nicht zuletzt durch den Klimawandel und vermehrte Dürreperioden noch verstärken werden.

Allen Menschen den Zugang zu ausreichend sauberem Trinkwasser zu ermöglichen ist ein globales Anliegen, an das auch das Thema Ernährungssicherheit unmittelbar anknüpft. Um dies zu ermöglichen ist eine nachhaltige Bewirtschaftung und Nutzung der Wasserressourcen nötig. Die dazu benötigten Lösungsansätze können technisch, politisch aber auch rechtlich-institutionell sein.

7,5 Millionen Euro für humanitäre Hilfe in Afrika

Noch immer hat jeder fünfte Mensch in Afrika nicht genug zu essen, um ein gesundes Leben zu führen. Im Rahmen seiner Afrika-Reise traf Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig auch die Vize-Landesdirektorin des Welternährungsprogramms Anna Mukiibi-Bunnya in der Republik Ghana. Das BML stellt 7,5 Millionen Euro aus dem Sondertopf für internationale Nahrungsmittelhilfe für das WFP in Afrika bereit.