Entwicklungszusammenarbeit - Ländliche Entwicklung

M. Dietrich Ländliche Entwicklung - Sektorpolitik der Entwicklungszusammenarbeit

Zur Jahrtausendwende haben die Vereinten Nationen eine erschreckende Bilanz gezogen. Derzeit lebt mehr als eine Milliarde Menschen in extremer Armut. Das heißt, jeder fünfte auf der Welt muss mit weniger als einem Euro pro Tag auskommen. Mehr als 700 Millionen Menschen sind unterernährt und hungern. 115 Millionen Kinder im Volksschulalter lernen weder lesen noch schreiben. Mehr als eine Milliarde Menschen hat kein sauberes Trinkwasser, mehr als zwei Milliarden haben keine Sanitäranlagen. Die Folgen sind fatal, denn 80 Prozent aller Krankheiten in Entwicklungsländern werden durch verschmutztes Wasser verursacht. Mehr als zwei Millionen Menschen sterben dadurch im Jahr an vermeidbaren Krankheiten.


 

Derzeit müssen 1,2 Milliarden Menschen mit weniger als einem Euro pro Tag auskommen. Zwar ist in den neunziger Jahren der Anteil der Menschen, die unter extremer Einkommensarmut leiden, von 30 auf 23 Prozent zurückgegangen, doch angesichts der wachsenden Weltbevölkerung hat sich die absolute Zahl nur um 123 Millionen reduziert. Trotzdem geht die UNO in ihrem Bericht über die menschliche Entwicklung 2003 davon aus, dass es bis 2015 gelingen könnte, den Anteil der Menschen zu halbieren, die unter extremer Armut und Hunger leiden.

Wirtschaftliches Wachstum allein führt nicht automatisch zur Verringerung von Armut. Laut UNO ist in vielen Ländern das Einkommensniveau für die Beseitigung extremer Armut hoch genug, aber die Chancen auf Wohlstand sind extrem ungerecht verteilt.

Um ungerechte Verteilung geht es auch bei der weltweiten Ernährungssituation: denn die Nahrungsmittelproduktion unserer Erde würde ausreichen, um alle Menschen – auch bei steigender Bevölkerungszahl – ausreichend zu ernähren. Trotzdem verfügen mehr als 700 - 800 Millionen Menschen nicht über genügend Nahrung, um ein normales, gesundes und aktives Leben zu führen. Sie sind unterernährt oder hungern. 70 Prozent von ihnen leben im ländlichen Raum und sind von der Landwirtschaft abhängig. Die Förderung der Eigenversorgung, die Steigerung der Nahrungsmittelproduktion, der Einsatz einfacher, an die lokalen Gegebenheiten angepasster Technologien, Vermarktung und letztendlich auch ein faires und gerechtes Welthandelssystem sind Wege, um den Hunger zu bekämpfen und nachhaltig Ernährung zu sichern.
 
Millenniumsziele der UNO

Bis 2015 sollen diese Zahlen drastisch reduziert werden. Im September 2000 haben sich alle Mitgliedsstaaten der UNO auf acht Entwicklungsziele geeinigt. Reiche und arme Länder verpflichteten sich, alles daran setzen, um die Armut zu beseitigen, die menschliche Würde und Gleichberechtigung zu fördern und Frieden, Demokratie und ökologische Nachhaltigkeit zu verwirklichen. Damit haben sich Staats- und Regierungschefs erstmals auf genau definierte Ziele und einen Zeitplan festgelegt.

Die acht Millenniums-Entwicklungsziele verlangen Anstrengungen von allen Nationen. Die armen Länder müssen weit reichende Reformen in Politik und Wirtschaft durchführen, die reichen Länder verpflichten sich im Gegenzug, Handelsbedingungen zu verbessern und mehr Gelder für Entwicklungszusammenarbeit zur Verfügung zu stellen.

Österreich bekennt sich zu den Millenniumszielen der UNO
 
Armutsbekämpfung, Umweltschutz, Gleichberechtigung von Frauen und Männern und Partnerschaft gehören schon seit vielen Jahren zu den Zielen und Prinzipien der Österreichischen Entwicklungs- und Ostzusammenarbeit.
Österreich leistet einen vielfältigen Beitrag zur Erreichung der Millenniums-Entwicklungsziele der Vereinten Nationen. Zum einen durch Budgeterhöhung, zum anderen durch konkrete Projektarbeit. 2004 wurden die Mittel für Entwicklungszusammenarbeit um rund 30 Millionen Euro aufgestockt und erreichten einen neuen Höchststand. Bereits 2006 wird Österreich die so genannten Monterrey-Ziele, wonach 0,33 % des Bruttonationaleinkommens für Entwicklungszusammenarbeit eingesetzt werden, überschreiten und wesentlich mehr zur Bekämpfung der weltweiten Armut beitragen. Bis 2010 werden die Ausgaben für Entwicklungszusammenarbeit schrittweise auf mindestens 0,51 % des Bruttonationaleinkommens angehoben. Die Mittel werden gezielt in Programme zur Armutsbekämpfung in 20 Partnerländern in Afrika, Asien, und Lateinamerika investiert.

Das zentralste Ziel der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit ist die Verringerung der Armut. Daher konzentrieren sich zahlreiche Programme und Projekte auf ländliche, zumeist abgelegene und benachteiligte Regionen. Um die Lebensbedingungen nachhaltig zu verbessern, ist eine optimale Nutzung natürlicher Ressourcen bei gleichzeitiger Erhaltung des ökologischen Reichtums notwendig. Die OEZA unterstützt etwa Projekte in Äthiopien für die Verbesserung der Nahrungsmittelversorgung. Die landwirtschaftliche Produktion wird erhöht und die ländliche Entwicklung insgesamt gefördert. In Burkina Faso, wo Trockenheit und die Ausbreitung der Wüste Probleme schaffen, wird ebenfalls auf nachhaltige Anbaumethoden gesetzt.

Die Maßnahmen sind mit nationalen Strategien und lokalen Prozessen der Partnerländer abgestimmt und setzen eine genaue Kenntnis der vorhandenen Entwicklungshemmnisse und -potenziale voraus.

Austrian Development Agency (ADA)
 
Die Austrian Development Agency (ADA) ist das Unternehmen der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit. Sie ist verantwortlich für die Umsetzung aller bilateralen Programme und Projekte in den Partnerländern der Österreichischen Entwicklungs- und Ostzusammenarbeit (OEZA) und verwaltet das Budget, das zur Durchführung der bilateralen Programme der OEZA eingesetzt wird.

Die Arbeitsgrundlage der ADA ist das Dreijahresprogramm der Österreichischen Entwicklungspolitik, das vom Außenministerium erstellt wird und die zentralen entwicklungspolitischen Positionen und strategischen Rahmenbedingungen der Österreichischen Entwicklungs- und Ostzusammenarbeit definiert. Dahinter steht das Gesetz über Entwicklungszusammenarbeit, das nachhaltige wirtschaftliche, soziale und umweltgerechte Entwicklung festschreibt.

Geografisch werden die Kräfte gebündelt. Die ADA arbeitet mit ausgewählten Partnerländern in Afrika, Asien, Lateinamerika und Südosteuropa zusammen. Diese Strategie der OEZA, sich auf eine begrenzte Anzahl von Ländern und Themen zu konzentrieren, hat sich gut bewährt und auch international Anerkennung gefunden.

Die Schwerpunkte der ADA sind Wasser und Siedlungshygiene, ländliche Entwicklung, Energie, Wirtschaft und Beschäftigung durch Aufbau von Klein- und Mittelbetrieben, Bildung, und die Förderung von verantwortungsvoller Regierungsführung.
 
Die ADA arbeitet eng mit Nichtregierungsorganisationen und Unternehmen. Im Auftrag der OEZA kooperiert sie außerdem mit anderen Geberländern und mit Regierungen der Partnerländer. In diesen stehen 14 Büros und drei Außenstellen in direktem Dialog mit zahlreichen Partnern. So wird dafür gesorgt, dass die österreichischen Aktivitäten gut in das lokale und internationale entwicklungspolitische Umfeld eingebettet sind.

Mit dem Aufbau des neuen Bereichs Wirtschaft und Entwicklung setzt die ADA einen neuen Akzent. Wirtschaftsentwicklung ist eine der Grundvoraussetzungen für nachhaltige Armutsminderung. Die ADA verfolgt das Ziel, die wirtschaftliche Entwicklung zu stärken und dabei vermehrt österreichisches Potenzial einzubeziehen.

Um europäische Entscheidungsprozesse im Bereich der Entwicklungspolitik mitzugestalten und heimischen Organisationen und Unternehmen den Zugang zu EU-finanzierten Entwicklungsprojekten zu erleichtern, ist die ADA seit Juli 2005 mit einer Verbindungsstelle in Brüssel vertreten. Durch Bildungs- und Informationsarbeit in Österreich leistet sie einen wichtigen Beitrag zum Verständnis für Entwicklungszusammenarbeit und zu ihrer Akzeptanz.

Die OEZA fördert: 

- ausschließlich kleinbäuerliche Betriebe
- ökologische und standortangepasste Landwirtschaft
- biologische Schädlingsbekämpfung
- Vorsorge und Lagerhaltung
- flexible und innovative Spar- und Darlehensformen 
- Sicherheit an Grund und Boden 
- Initiativen zum fairen Handel 
  
  
Ländliche Entwicklung  -  Sektorpolitik der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit (siehe beigefügten Bericht!) 
  
Die Aufgabe der Sektorpolitik Ländliche Entwicklung liegt in der Festlegung von Leitlinien und Zielvorstellungen für Vorhaben der Österreichischen Ent­wicklungszusammenarbeit, die einen Beitrag zur Erreichung der strategischen Ziele leisten, wobei die Armutsminderung zentrales Anliegen ist.
 
Mehrere Komponenten müssen berücksichtigt werden, um in einer armen Region ländliche Entwicklung voranzubringen. Es geht nicht nur um die Verbesserung der landwirtschaftlichen Produktion, aber auch um diese. Im Sinne der Nachhaltigkeit ist auf die Schonung natürlicher Ressourcen zu achten. Zur Erhöhung von Einkommen ist der Ausbau von Marktzugängen und von Austauschbeziehungen wichtig. Für all dies braucht die ländliche Bevölkerung entsprechende Bildung und Beratung. Lokale Organisationen sind zu stärken.

Dieser Punkt steht in engem Zusammenhang mit einer Dezentralisierung, um die Kräfte möglichst nahe am Geschehen zu bündeln und zu fördern.
 
Der im November 2001 vorgestellte Entwurf der Sektorpolitik Ländliche Entwicklung wurde 2002 überarbeitet. Im August 2002 wurde er im Rahmen einer Veranstaltung mit Vertreterinnen und Vertretern von Trägerorganisationen, Universitäten und Kolleginnen und Kollegen aus dem Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten diskutiert. Gleichzeitig wurde der begonnene Austausch, angeregt durch die EU, auf internationaler Ebene im Jahr 2002 fortgesetzt. Wichtige Meetings fanden unter anderem im September in Montpellier, im November in Washington und im Dezember in Rom statt. Es beteiligten sich daran bilaterale und multilaterale Geber ebenso wie lokale und internationale NGOs und Forschungseinrichtungen. Es wurden nicht nur Strategien und Erfahrungen ausgetauscht, sondern diese auch im Kontext aktueller Prozesse in den Entwicklungsländern – wie die Umsetzung von Programmen der Armutsbekämpfung, von Dezentralisierung und Landfragen – analysiert.
 
Textquellen:
Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten  
Austria Development Agency - ADA

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