Entalkoholisierte Weine im Trend
Jänner ist für viele Menschen der Monat, wo sie bewusster auf ihren Konsum und ihre Gesundheit achten. Egal ob generell mäßiger Umgang mit Alkohol oder gänzlicher Verzicht (Stichwort Dry January) – immer mehr Menschen greifen zu alkoholfreien Getränken. Dazu zählt auch entalkoholisierter Wein. Was steckt dahinter?
Wie Wein Alkohol entzogen wird
Grundsätzlich führen drei Verfahren zu Wein ohne Alkohol:
- Vakuumdestillation. Das über 100 Jahre alte, schonende Verfahren wurde von C.G. Jung in Rüdesheim im Rheingau erfunden. Dabei wird Wein bei vermindertem Druck (unter Vakuum) auf zwischen 30 und 60°C erhitzt, der Alkohol verdampft schon bei diesen niedrigen Temperaturen, die Aromen bleiben weitgehend erhalten.
- Bei der Umkehrosmose wird der Wein durch eine Membran gepresst und in seine Bestandteile zerlegt. Dabei werden Alkohol und Wasser entfernt, während die meisten anderen Bestandteile erhalten bleiben.
- In einer Spinning Cone Column (oder Schleuderkegelkolonne) wird Alkohol durch Zentrifugalkraft entfernt. Niedrige Prozesstemperaturen verhindern Hitzeschäden an den stark flüchtigen Aromen. Der Geschmack wird bei diesem Verfahren am wenigsten beeinträchtigt. Klassische Weintrinker bemängeln an entalkoholisierten Weinen oft, dass sie entweder übertrieben duftig oder eher schal schmecken. Alkoholreduzierte Weine aus Spinning Cone Columns zählen aktuell zur Luxusklasse bei den Entalkoholisierungsverfahren. Diese Anlagen sind auch sehr teuer; sie schlagen gut und gerne siebenstellig zu Buche.
In Österreich gibt es derzeit keine Entalkoholisierungsanlage. Jedem Wein oder Schaumwein, der von österreichischen Produzent:innen angeboten wird, wurde der Alkohol meist in Deutschland entzogen.
Bio-Wein ohne Alkohol
Noch gibt es keinen entalkoholisierten Bio-Wein. Das liegt daran, dass sich die Bio-Verbände ursprünglich gegen eine Entalkoholisierung von Bio-Wein aussprachen. Aktuell wird aber an einer Erlaubnis gearbeitet.
Ohne Alkohol billiger?
Der Prozess der Entalkoholisierung ist ein arbeits- und energieintensiver, zudem fallen Transportkosten an. Dem entalkoholisierten Wein fehlen außerdem circa 12 Prozent seines Inhaltsstoffes (=wertgebender Stoff). Entalkoholisierter Wein kann deshalb kaum jemals billiger sein als klassischer Wein mit Alkohol.
Wein darf übrigens nicht im Nachhinein entalkoholisiert werden. Prodzent:innen müssen im Vorhinein bestimmen, welcher Charge Alkohol entzogen werden soll. Damit soll eine Verschwendung von Ressourcen unterbunden werden; Wein muss nicht vollständig als solches vinifiziert und fertig bereitet werden, die Entalkoholisierung passiert in einem früheren Stadium, nach der Vergärung. Was erlaubt ist und was nicht, regeln die Verordnung (EU) 2021/2117 sowie die Verordnung (EU) 1308/2013.
Im Trend
Noch ist das Segment an entalkoholisierten Weinen und Schaumweinen überschaubar. Doch es gibt bereits erste spezialisierte Händler und so gut wie jeder Supermarkt, jede Vinothek bieten Produkte ohne Alkohol an. Wein ohne Alkohol kann jedenfalls eine gute Alternative für Menschen sein, die sich bewusster ernähren möchten oder müssen. Und das nicht nur im Jänner!