Österreich und Frankreich wollen Sojaimporte aus Übersee reduzieren

Ackerbohnenfeldbau
Foto: BML / Alexander Haiden

Anlässlich des Neujahrskonzertes fand ein Treffen des Landwirtschaftsministers Totschnig mit dem französischen Landwirtschaftsminister Fesneau statt. Im Rahmen eines Arbeitsgespräches diskutierten sie Schwerpunkte, wie die Stärkung der Versorgung mit regionalem, pflanzlichem Protein. Österreich und Frankreich möchten in Zukunft die Sojaimporte aus Übersee deutlich reduzieren.

Österreichs Versorgung mit pflanzlichem Protein für die Tierfütterung liegt bei über 80 Prozent. Dennoch ist Österreich von Importen abhängig – rund 500.000 Tonnen Sojabohnen und Sojaschrot für die menschliche Ernährung und Tierfütterung werden pro Jahr importiert. Der jährliche EU Importbedarf liegt bei rund 13 Millionen Tonnen Sojabohnen und 15,5 Millionen Tonnen Sojaschrot. Die größten Sojabohnenproduzentenländer weltweit sind Brasilien, USA und Argentinien. In der EU sind die Hauptanbauländer von Soja Italien, Frankreich, Rumänien, Österreich und Kroatien. Österreich konnte den Anbau von Sojabohnen im Zeitraum von 2010 bis 2023 mehr als verdoppeln; 2023 wurde Sojabohne auf fast 87.000 Hektar angebaut. Im Jahr 2023 wurde dabei ein neuer Ernterekord mit rund 266.000 Tonnen Sojabohnen erreicht. Rund 37 % der Fläche entfallen dabei auf den Bio-Anbau. Die EU Sojaproduktion beträgt etwa 2,8 Millionen Tonnen auf 1 Millionen Hektar. Außerdem soll verstärkt auch ein Augenmerk auf den Anbau von anderen Eiweißpflanzen wie Körnererbse, Ackerbohne und Lupinen, aber auch Kichererbsen gelegt werden.

Österreichische Eiweiß-Strategie sichert Sorten

Im Jahr 2021 wurde daher die Österreichische Eiweißstrategie im Rahmen des Gipfels „Eiweißversorgung in Österreich“ vorgestellt und veröffentlicht. Die Umsetzung vielfältiger Maßnahmen erfolgt laufend mit tatkräftiger Unterstützung wesentlicher Stakeholder aus Wissenschaft, Verwaltung, Interessenvertretung, Verarbeitung und Vermarktung sowie privater Initiativen.

Viele Akzente und Maßnahmen wurden bereits umgesetzt, beispielsweise im Rahmen des GAP-Strategieplans oder aber in Form von beauftragten Forschungsprojekten sowie genehmigten Innovationsvorhaben. Auch das seit vielen Jahren erfolgreich laufende Projekt „Klimafitte Sorten“ liefert einen wesentlichen Beitrag zu ökostabilen Kulturpflanzen und Sorten, die insbesondere eine gewisse Toleranz gegenüber Hitze- und Trockenstress aufweisen.

Das Ziel ist, weiterhin heimische Eiweißinitiativen zu vernetzen sowie Maßnahmen und Aktivitäten gemeinsam voranzutreiben. Chancen für pflanzliches Eiweiß sollen bestmöglich genutzt und umgesetzt werden. Die österreichische Eiweißstrategie soll unter anderem die positiven Wirkungen von Eiweißpflanzen auf Klima und Umwelt verstärkt ausschöpfen. Vom Anbau über die Verarbeitung bis zu den verschiedenen Verwendungsschienen sollen regionale Wertschöpfungsketten weiter gestärkt werden. Insgesamt soll die Eigenversorgung mit gentechnikfreien Eiweißpflanzen weiter ausgebaut und deren Verwendung in allen Produktschienen verbessert werden. Alle wesentlichen Stakeholder arbeiten gemeinsam an der Umsetzung der Maßnahmen.

Frankreich und Österreich sind in dieser Hinsicht vertraute Partner und die Absichtserklärungen, die 2021 zu Pflanzenproteinen und 2022 im Bereich der Forstwirtschaft unterzeichnet wurden, bilden für eine dynamische Zusammenarbeit die Grundlage. Schon 2021 haben Österreich und Frankreich in einer gemeinsamen Deklaration die EU-Kommission aufgefordert eine europäische Eiweißstrategie vorzulegen. Darüber hinaus waren ein gemeinsamer Vorstoß rund um Laborfleisch und eine Zusammenarbeit im Forst- und Holzbereich Thema.

Die beiden Landwirtschaftsminister betonten, dass sich beide Länder für eine europäische Strategie für pflanzliche Proteine einsetzten, um die strategische Autonomie Europas bei Proteinen und Stickstoffdüngern zu stärken.

Die EU-Kommission hat angekündigt im 1. Quartal 2024 eine EU-Eiweißstrategie vorzulegen. Im Vorfeld dazu hat die Europäische Kommission im Sommer 2023 die nationalen Arbeiten hinsichtlich Eiweißstrategien in allen Mitgliedstaaten erhoben.

Die EU-Eiweißstrategie sollte jedenfalls folgende Punkte beinhalten:

  • Stärkung der nachhaltigen, EU-Produktion von pflanzlichen Proteinen im Einklang mit den hohen EU-Standards
  • Entwicklung von regionalen Wertschöpfungsketten und Verarbeitungskapazitäten
  • Zusammenarbeit der Institutionen und agrarischen Organisationen, um den Anbau von pflanzlichem Protein sowie die Verwendung zu fördern
  • Förderung von Forschung und Innovation im Bereich des pflanzlichen Proteins
  • Förderung und Entwicklung des Marktpotenzials
  • Ausbau der Bildungs- und Beratungsangebote sowie des Wissenstransfers
  • Ermöglichung und Vereinfachung des Anbaus von pflanzlichen Proteinen auf Ökologischen Vorrangflächen