LE 14-20: Evaluierungsstudien zu Biodiversität/Boden/Wasser/Klima

Schmetterling - Schwalbenschwanz auf einer Blume
Foto: NP Thayatal / V. Krivan

Für die begleitende Bewertung des Programms für ländliche Entwicklung LE 14-20 wurden im Rahmen von Evaluierungsstudien einzelne Themenbereiche und konkrete Fragestellungen genauer analysiert und bewertet. Aktuell sind Studienergebnisse zu folgenden Themenbereichen verfügbar:

1) Berechnungen des Farmland Bird Index, Erhebung 2022

Birdlife Austria

Der Farmland Bird Index (FBI) ist ein Kontextindikator für das Programm zur Entwicklung des ländlichen Raums (LE) und Wirkungsindikator für die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union.

Zu seiner Ermittlung sind beginnend ab dem Jahr 2000 jährlich zu aktualisierende Erhebungen einer bestimmten Anzahl von Vogelarten durchzuführen. Diese Leistungen (Erhebungen der Vögel und Auswertung bzw. Aggregation der Daten) haben nach dem international vom European Birds Census Council (EBCC) festgelegten Pan-European Common Bird Monitoring Scheme (PECBMS) zu erfolgen und werden von der Organisation Birdlife Austria durchgeführt. Anbei zu finden ist die Zeitreihe der Erhebungen inklusive das Jahr 2021. Die Detailerhebungen für die vorhergehenden Jahre können im Landwirtschaftsministerium angefragt werden (Evaluierung.le@bmlrt.gv.at).

2) Bewertung der Wirkung relevanter Maßnahmen des Programms für ländliche Entwicklung LE 14-20 auf Tagfalter und Heuschrecken als Indikatorenarten für die biologische Vielfalt

Technisches Büro und Ingenieurbüro für Landschaftsplanung und Landschaftspflege, DI Thomas Holzer und DI Thomas Zuna-Kratky

Im Rahmen der beiden Studien wurden die Auswirkungen biodiversitätsfördernder Maßnahmen des aktuellen Agrarumweltprogramms ÖPUL 2015 auf das Vorkommen seltener und hochgradig gefährdeter Heuschrecken- und Tagfalterarten durch Verschneidung von INVEKOS-, NALA- und NAON-Daten mit exakt verorteten Datensätzen aus Felderhebungen zu Heuschreckenvorkommen untersucht. Auf Basis der Ergebnisse, der statistischen Berechnungen, deren Interpretation und Diskussion wurden Vorschläge zur Verbesserung der angebotenen Maßnahmen mit dem Ziel der möglichst großen Schutzwirkung auf die untersuchten Arten erarbeitet.

3) Bewertung der Wirkung relevanter Maßnahmen des Programms für ländliche Entwicklung LE 14-20 auf Vögel als Indikatorenarten für die biologische Vielfalt

Birdlife Austria

Zahlreiche Studien der einschlägigen Fachliteratur zeigen auf, dass Vögel gute Indikatorarten für biologische Vielfalt sind. In der vergebenen Studie sollen die Auswirkungen biodiversitätsfördernder Maßnahmen des aktuellen Agrarumweltprogramms ÖPUL 2015 auf das Vorkommen von ausgewählten, die Agrarlandschaft Österreichs besonders gut beschreibenden Vogelarten analysiert werden. Auf Basis der Ergebnisse, der statistischen Berechnungen, deren Interpretation und Diskussion sollen Vorschläge zur Verbesserung der angebotenen Maßnahmen mit dem Ziel der möglichst großen Schutzwirkung auf die untersuchten Arten erarbeitet werden.

4) Evaluierungsprojekt Grünland – Ökologische Bewertung der Bewirtschaftung von Grünlandflächen hinsichtlich Nutzungsintensivierung und Nutzungsaufgabe

Suske Consulting

Ein zentrales agrarpolitisches Ziel ist die Aufrechterhaltung einer flächendeckenden landwirtschaftlichen Produktion. In Österreich zählt das landwirtschaftlich genutzte Grünland zu einer der wichtigsten Arten der Flächennutzung und ist für das Landschaftsbild besonders prägend. Insbesondere für die Rinder- und Kleinwiederkäuerproduktion hat das Grünland (inklusive der Almen) eine große Bedeutung. Grünlandflächen auf Grenzertragsstandorten wurden in der Vergangenheit vermehrt aufgelassen, während Grünlandbestände in Gunstlagen zunehmend intensiver genutzt werden. Der Erhaltung des Grünlands insgesamt und vor allem auch extensiv genutzter Grünlandflächen kommt eine besondere Bedeutung zu, da Wiesen und Weiden eine Vielzahl an ökologischen Funktionen erfüllen und entscheidend zur Landschafts-, Habitat- und Artenvielfalt beitragen. Die Agrarpolitik trägt der Aufrechterhaltung (vielfältiger) Grünlandnutzungen durch den Einsatz gezielter Instrumente Rechnung. Gegenständliches Projekt erhebt die Entwicklung heimischer Grünlandflächen um darauf aufbauend Entscheidungsgrundlagen für eine Weiterentwicklung der angebotenen Förder- bzw. Abgeltungsinstrumente bereitzustellen.

5) Bewertung der Wirkung relevanter Maßnahmen des österreichischen Programms für die ländliche Entwicklung LE 14-20 auf den Schutz des Grundwassers vor Nährstoffeinträgen

wpa – Beratende Ingenieure in Zusammenarbeit mit JR-AquaConSol und AGES

Im derzeit durchgeführten aktuellen Agrarumweltprogramm ÖPUL 2015 werden mehrere Maßnahmen umgesetzt, die zum Grundwasserschutz beitragen. Speziell für Ackerflächen konzipiert sind die Maßnahmen Vorbeugender Grundwasserschutz (auf Ackerflächen) und Bewirtschaftung auswaschungsgefährdeter Ackerflächen. Die Evaluierung dieser Maßnahmen stand daher im Zentrum der vorliegenden Untersuchungen. Darüber hinaus wurde auch die Teilnahme an den Maßnahmen Begrünung von Ackerflächen - Zwischenfruchtanbau, Begrünung von Ackerflächen - System Immergrün und Erosionsschutz Obst, Wein und Hopfen untersucht, da auch diese eine Wirkung auf den Grundwasserschutz haben.

Zur Bearbeitung wurden INVEKOS-Daten ausgewertet, die Ergebnisse der verpflichtenden Bodenuntersuchungen zum nachlieferbaren Stickstoff und Humusgehalt ausgewertet, Landwirte befragt, ebenso Vertreter der Landwirtschaftskammer und Wasserversorger und Simulationsrechnungen zur Nitratauswaschung durchgeführt.

Detailliert untersucht wurden die Gebiete Nördliches Burgenland, Marchfeld (Niederösterreich), Traun-Enns-Platte (Oberösterreich), Murtal (Graz bis Bad Radkersburg); (Steiermark), in denen sich der Großteil der Teilnehmer an der Maßnahme Vorbeugender Grundwasserschutz (Acker) befindet.

6) Bodenerosion in Österreich – eine nationale Berechnung mit regionalen Daten und lokaler Aussagekraft für ÖPUL

AGES in Zusammenarbeit mit wpa-Beratende Ingenieure und BAW

In Österreich werden seit 1996 Maßnahmen angeboten, die eine Reduktion der Bodenerosion bewirken sollen. Um den Effekt der Maßnahmen bewerten zu können, muss neben der potenziellen Wirkung auch die tatsächlich realisierte Wirkung bekannt sein (Vergleich zur Situation ohne Maßnahme). Auch das Wissen um die prinzipielle Gefährdung der Gebiete oder Flächen ist von großer Relevanz. Großflächige Aussagen werden derzeit nur aufgrund von Simulationsmodellen getätigt, die aufgrund des theoretischen Ansatzes viele Nachteile haben und daher begrenzten Wert für die Beantwortung der Fragen nach der Wirksamkeit der umgesetzten ÖPUL-Maßnahmen haben.

Im Zuge der Studie erfolgt eine Neubewertung und Aktualisierung der Höhe und der räumlichen Verteilung der Bodenerosion durch Wasser in Österreich, eine Berechnung des Wirkungs-/Kontextindikators „Wasserbedingte Erosion“ (t/ha und Jahr) sowie die Schaffung von Datengrundlagen für die Bewertung der Wirksamkeit einschlägiger ÖPUL-Maßnahmen hinsichtlich Erosionsschutz auf landwirtschaftlich bewirtschafteten Flächen.

7) Evaluierung verschiedener ÖPUL-Maßnahmen im Hinblick auf die Reduktion von Treibhausgasemissionen, insbesondere Lachgas

Universität für Bodenkultur; Department für Wald- und Bodenwissenschaften; Institut für Bodenforschung; Prof. Zechmeister-Boltenstern

Ziel der Studie ist die Überprüfung der Wirksamkeit bestimmter ÖPUL-Maßnahmen auf die Reduktion von Treibhausgasen auf landwirtschaftlich genutzten Böden. Das Hauptaugenmerk liegt hierbei auf den N2O-Emissionen, das diese in Ackerbau und Grünland den größten Anteil an den Treibhausgasemissionen haben. Dabei werden die Stickstoffflüsse und –pools landwirtschaftlich genutzter Böden in fünf verschiedenen österreichischen Kleinproduktionsgebieten mit Hilfe des prozessorientierten Ökosystemmodells Landscape DNDC modelliert und bewertet. Überprüft wird, wie stark die N2O-Emissionen reduziert werden können, wenn die Düngerintensität (insbesondere die Stickstoffzufuhr) sinkt und wie sich die N2O-Emissionen bei intensiv bewirtschafteten, konventionellen und biologischen Grünlandflächen unterscheiden. Diskutiert wird auch die Frage, ob extensivere Fruchtfolgen mit integrierten UBB-Flächen (Umweltgerechte und biodiversitätsfördernde Bewirtschaftung) weniger N2O-N pro ha und Jahr emittieren als eine intensive Fruchtfolge.

8) Berechnung Stickstoff- und Phosphorbilanz in der österreichischen Landwirtschaft - Aktualisierung 2021

Umweltbundesamt - Bettina Schwarzl

Das Umweltbundesamt berechnet die Stickstoff- und Phosphorbilanz der Landwirtschaft gemäß der Vorgangsweise, die im Eurostat/OECD Handbuch zur Erstellung der Nährstoffbudgets ("Nutrient Budgets Methodology and Handbook", EUROSTAT 2013) beschrieben ist (siehe UMWELTBUNDESAMT 2019).

Die Datengrundlagen der Stickstoff (N)- und Phosphor (P)-Bilanz werden dabei soweit möglich mit den Daten, die im Rahmen der nationalen Treibhausgas-Inventur unter der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UN Framework Convention on Climate Change - UNFCCC) und aufgrund des Kyoto-Protokolls sowie der EUMonitoring Mechanism Regulation (MMR, Verordnung (EU) Nr. 525/2013) jährlich zu berichten sind, abgeglichen.

Für die Aktualisierung 2021 wurden die Input- und Outputdaten bis zum Jahr 2019 aktualisiert und die Brutto- und Netto-N-Bilanz sowie die P-Bilanz für die Jahre 2000-2019 berechnet.

9) Wissenschaftliche Begleitung des Pilotprojekts „Humusaufbau und Erosionsschutz“ zur ÖPUL2015 Maßnahme „Vorbeugender Grundwasserschutz“ in Wien

AGES, Institut für nachhaltige Pflanzenproduktion, Abteilung Bodengesundheit und Pflanzenernährung in Zusammenarbeit mit LK Wien und BAW, Institut für Kulturtechnik und Bodenwasserhaushalt

Im Rahmen des abgelaufenen Agrarumweltprogramms ÖPUL2015 wurde in der Maßnahme „Vorbeugender Grundwasserschutz“ optional für Betriebe mit Flächen im Gebiet Wien ein „Pilotprojekt Humusaufbau und Erosionsschutz“ mit wissenschaftlicher Begleitung der AGES und Auflagen zur bodenschonenden Bewirtschaftung für die teilnehmenden Betriebe angeboten. Das Projekt war auch an Schulungen der Teilnehmer gebunden. Dazu wurden in den Jahren 2017 („Basiserhebung“), 2019 und 2021 (2 Folgebeprobungen) Bodeneigenschaften an jeweils identen Probenahmepunkten gleicher Tiefenstufen untersucht. Verglichen wurde die reine Grubbervariante gegenüber dem Verzicht auf die wendende Bodenbearbeitung (Pflug).

Das Begleitprojekt konnte zwar infolge der kurzen Laufzeit keine umfassenden Aussagen über einen wesentlichen Humusaufbau erbringen, trug aber sehr wohl zur Verbesserung der Stabilität des Bodens gegenüber Bodenerosion bei. Während der Gehalt an oxidierbarem Kohlenstoff (Cox) überwiegend rückläufig war, stieg das Verhältnis zum gesamten organischen Kohlenstoff (TOC). Dies deutet auf eine Erhöhung des Anteils an stabiler organischer Substanz hin. Dieser Trend wurde auch durch die 2. Beprobung bestätigt. Aufgrund dieser Ergebnisse kann auf eine Stabilisierung des Kohlenstoffes im Boden geschlossen werden. Sowohl die Perkolationsstabilität (Sickerungsvermögen des Wassers im Boden), als auch die organischen C-Gehalte wiesen über den Beobachtungszeitraum eine Tendenz zu Verbesserungen bei der Grubbervariante im Vergleich zur Pflugvariante auf. Dies hat sicherlich Auswirkungen auf die Stabilität des Bodens gegenüber Bodenerosion, weil beide Parameter einen direkten Bezug zur Stabilität des Bodens gegenüber der erodierenden Kraft des Niederschlags, aber auch des Windes haben.

Eine Fortsetzung des Projekts ist auch in der folgenden Periode des Umweltprogrammes beabsichtigt.

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