Die Quaggamuschel – eine gebietsfremde Art verbreitet sich in Österreichs Seen

Quagga-Muscheln auf Rohrleitungen, die aus dem See entfernt werden mussten
Foto: BML / Manfred Clara

Die Quaggamuschel (Dreissena rostriformis) wurde in Österreich erstmals 2016 von einem Taucher im Bodensee entdeckt. Mittlerweile ist sie im ganzen See verbreitet und – bereitet Probleme.  Nachweise gibt es auch für Seen in Oberösterreich, Salzburg, Kärnten sowie in der Alten Donau.

Bodensee: Die Entwicklung der flächenhaften Ausbreitung, die sich nicht mehr verhindern lässt, schreitet im gesamten Bodensee voran! Das Hauptinteresse besteht nun darin, die Ausbreitung in andere europäische Seen zu verhindern. Die Vorarlberger Landesregierung, Abteilung Wasserwirtschaft empfiehlt dringlich, die Warnungen vor dieser invasiven Art ernst zu nehmen und entsprechende Maßnahmen zur Kontrolle der Wanderboote vor Ort durch die Hafenbetreiber zu veranlassen.

Oberösterreichische Seen: Ein Nachweis erfolgte zwischenzeitlich für den Attersee, den Traunsee und den Mondsee. Weiters ist sie im Feldkirchner Badesee anzutreffen.

Kärntner Seen: Der Nachweis der Quaggamuschel in Kärnten gelang zu einem sehr frühen Zeitpunkt, weil das Kärntner Institut für Seenforschung (KIS) gemeinsam mit dem Institut für Lebensmittelsicherheit, Veterinärwesen und Umwelt präventiv ein eDNA-gestütztes Monitoring aufgebaut hat. Für den Wörthersee und Keutschacher See ergaben sich durch die Untersuchungen eindeutige Hinweise. Weiters tritt die Quaggamuschel im Ossiacher See, im Millstättersee und im Weißensee auf.

Salzburg: Über ein eDNA-Monitoring an zehn österreichischen Seen, das 2023 durchgeführt wurde, wurde die Muschel auch im Wolfgangsee und im Obertrumer See nachgewiesen.

Zwischenzeitlich gibt es auch für die Alte Donau in Wien einen Nachweis.

Quaggamuschel - ihr Name leitet sich vom ausgestorbenen Quaggazebra aus Südafrika ab, das nur wenige Streifen aufwies:

Ursprünglich im Aaralsee und im Schwarzmeerraum beheimatet kann die Muschel bis zu 40 mm groß werden. Sie kann sich bereits bei Wassertemperaturen von 5 °C auch bei schlechterer Nährstoffversorgung und damit fast ganzjährig, reproduzieren, was ihr massive Vorteile bei der Besiedlung gebietsfremder Lebensräume verschafft. Tiefen von 100 Meter sind dabei kein Hindernis.

Die Besiedlung neuer Gebiete erfolgt durch Verschleppung. Meist unbemerkt heften sich die Muscheln oder deren Larven an Booten an, die in verschiedene Gewässer übertragen werden oder sie werden über Seewege transportiert. Durch Wassersportausrüstung wie Angelgeräte, Stiefel oder Tauchausrüstung ist ein Transport ebenfalls möglich. Auch gefiederte Wasservögel können Muscheln in neue Gebiete bringen.

D.h. dass sich durch die erhöhte Mobilität, vermehrte Freizeitaktivitäten, die Öffnung von Schifffahrtswegen oder auch die Veränderung der Umweltbedingungen durch den Klimawandel Arten in Fließgewässern und Seen ansiedeln können, die natürlich dort nicht vorgekommen sind. Einige Arten fügen sich in bestehende Lebensgemeinschaften ein. Andere, wie die Quaggamuschel, verhalten sich „invasiv“, das heißt sie konkurrieren mit heimischen Arten um Nahrung, Brut- und Lebensraum und verdrängen diese. Teilweise bringen sie Krankheiten mit. Zusätzlich verursachen sie vielfach hohe finanzielle Schäden.

Die Ausbreitung verhindern – warum?

Die mittlerweile in Massen auftretende Quaggamuschel verursacht Schäden an der Infrastruktur der Wasserversorgungsanlagen des Bodensees, zum Beispiel werden Rohre oder Filter verstopft. Mit den Veränderungen in der Ökologie können sinkende Fangquoten für die Berufs- und Angelfischerei einhergehen, weil die Quaggamuschel dem Gewässer im Massen Algen entzieht, die wiederum nicht mehr für Planktontiere verfügbar sind, die Fische ernähren. Für Freizeitaktivitäten und Tourismus bedeutet die Besiedlung von Flachwasserzonen Schnittgefahr beim Baden durch die scharfen Kanten der Muscheln. Es entstehen Schäden an Booten und Stegen, die mit hohen Wartungskosten verbunden sind, weil die massenhaft auftretenden Muscheln dort entfernt werden müssen.

Die Ausbreitung verhindern – wie?

Die Verbreitung erfolgt über Sportgeräte, Schiffe und auch Badesachen. Daher ist es wichtig, die Besucher der Seen darüber aufzuklären, dass Wassersport-Geräte und Badesachen mit heißem Wasser sorgfältig gereinigt und an der Sonne getrocknet werden sollen. So werden die Larven der gebietsfremden Art, die sonst unbemerkt mit der Ausrüstung vom einen zum anderen Gewässer verschleppt werden, entfernt.

Weitere Informationen

Das Umweltinstitut Vorarlberg macht in einer Publikation auf die gebietsfremde Muschel aufmerksam (Blick ins Wasser - Quaggamuschel im Vormarsch).

Die Internationale Gewässerkommission für den Bodensee (IGKB) hat einen Folder herausgegeben, der helfen soll, der Verbreitung gebietsfremder Arten, wie auch der Quaggamuschel, vorzubeugen.

Forschungsprojekt „SeeWandel“: Im Rahmen von insgesamt 13 groß angelegten Projekten wird auch der Einfluss der Quaggamuschel auf das Ökosystem Bodensee erforscht. Vor allem der Einfluss von Nährstoffrückgang, von invasiven Arten und des Klimawandels auf den Lebensraum "Bodensee" sollen näher untersucht werden.

Das Kärntner Institut für Seenforschung stellt auf seiner Homepage ebenfalls Informationen und ein Infoblatt zur Quaggamuschel zur Verfügung.

Weiterführende Informationen