Literaturstudie - Auswirkungen des Insektizids Bti auf aquatische Organismen
Das Insektizid Bacillus thuringiensis israelensis (Bti) wird derzeit weltweit vor allem im Kampf gegen Stech- und Kriebelmücken eingesetzt.
Stechmücken (Culicidae) sind in Österreich mit etwas mehr als 40 Arten vertreten. Als blutsaugende Ektoparasiten werden sie von den meisten Menschen als (furchtbar) lästig empfunden und können beispielsweise in der Viehwirtschaft auch wirtschaftliche Schäden verursachen. In anderen Ländern, vor allem in den Tropen, werden Stechmücken als Überträger von Krankheiten wie Malaria oder dem Zika-Virus bekämpft. Auch die Weibchen fast aller Kriebelmücken-Arten (Simuliidae) sind Blutsauger bei warmblütigen Wirtsarten, so auch beim Menschen.
Der Kampf gegen die Stechmücken wird vorrangig mit Insektiziden geführt. Das am häufigsten eingesetzte Insektizid gegen Stechmücken ist Bacillus thuringiensis israelensis, da es sehr spezifisch gegen die Larven wirkt und eine weitaus geringere Wirkung auf Nicht-Zielorganismen hat als andere Insektizide. In Österreich wird Bti bislang vor allem in den March-Thaya-Auen ausgebracht.
Was ist Bti und wie wirkt es?
Bti ist ein aerobes Bakterium, dessen Wirksamkeit gegen Stechmücken seit den 1970er Jahren bekannt ist; der weltweite Einsatz zur biologischen Kontrolle von Stechmücken begann 1982. Das Bakterium produziert während der Sporenbildung Kristallproteine, die unter bestimmten Bedingungen zu starken Toxinen umgewandelt werden. Von den Gelsenlarven aufgenommen führt Bti in der Folge zur Auflösung der Darmwand und schließlich zum Tod der Larven.
Die Wirkung von Bti hält im Feld in der Regel nur wenige Tage an. Bti wird daher zur Reduktion der Gelsenlarven meist regelmäßig und mehrmals über die Saison verteilt ausgebracht.
Bei den meisten Wirbellosen, aber auch bei Wirbeltieren und beim Menschen hat Bti keine oder nur bei extremer Überdosierung eine toxische Wirkung.
Bti-Wirkung auf Wasserorganismen
Dennoch zeigen neben den Stech- und Kriebelmücken auch manche andere Organismengruppen eine erhöhte Sensitivität gegenüber Bti, vorrangig verschiedene Zweiflügler (Zuckmücken, Schnaken), vereinzelt aber auch Fadenwürmer, Blattkäfer oder Schleiermotten.
Nach Laboruntersuchungen bestehen hohe artspezifische Unterschiede in der Sensitivität gegenüber Bti. Jüngere Larvenstadien sind zudem empfindlicher als ältere. In den allermeisten Fällen ist ein negativer Effekt von Bti auf Zuckmücken und andere Nicht-Zielorganismen erst bei höherer Dosierung nachweisbar als üblicherweise gegen Stechmücken eingesetzt. So liegt die toxische Wirkung von Bti bei Zuckmücken zumeist um ein bis zwei Zehnerpotenzen über jener, die von den Herstellern gegen Stechmücken empfohlen werden.
In zahlreichen Feldstudien über mögliche Auswirkungen von Bti auf Zuckmücken und andere Wirbellose wurden keine negativen Effekte gefunden, einige Studien kamen aber zu einem gegenteiligen Ergebnis. Zu möglichen Langzeiteffekten ist der Wissensstand allerdings noch ungenügend. Die wissenschaftliche Debatte zu Bti wird teilweise emotional und nicht immer objektiv geführt, und oft ist sehr rasch erkennbar, ob die Autoren einer wissenschaftlichen Studie auf der Seite der Befürworter oder Gegner von Bti stehen.
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass Bti infolge der sehr spezifischen und komplexen Wirkungsweise zweifelsohne weniger schädliche Auswirkungen auf die Umwelt hat als zahlreiche andere Insektizide. Unsicherheiten bestehen jedoch hinsichtlich der Dosierung im Feld, nicht zuletzt auch in Hinblick auf die (gentechnische) Entwicklung von Bti-Formulationen mit längerer Wirkungsdauer.