Untere Lobau
Die Untere Lobau liegt im 22. Bezirk der Bundeshauptstadt Wien, entlang des nördlichen Ufers der Donau.
Die Untere Lobau liegt im 22. Bezirk der Bundeshauptstadt Wien, entlang des nördlichen Ufers der Donau. Der Name kommt vom althochdeutschen Wort "Lo" (dichter Wald). Ursprünglich war die Lobau ein von den Donauarmen begrenztes Augebiet. Der größte Teil des Augebiets liegt heute hinter einem Hochwasserschutzdamm. Die einst überflutete Au verwandelte sich in eine Grundwasserau.
Gebietsbeschreibung
Der Nationalpark Donau-Auen liegt zwischen Wien und der Staatgrenze und umfasst die größte zusammenhängende Auenlandschaft Mitteleuropas. Er umfasst auch das Ramsar-Gebiet, die Untere Lobau.
Das Gebiet ist Teil des Nationalparks Donau-Auen. Dieser liegt zwischen Wien und der Staatgrenze und umfasst die größte zusammenhängende Auenlandschaft Mitteleuropas. In der Lobau sind neben Altgewässern und Verlandungszonen urwaldartigen Auwälder und Wiesenflächen zu finden. Die Altarme und Tümpel können zeitweise oder dauernd wasserführend sein und werden bei Hochwasser durchströmt.
Bemerkenswert für die Lobau ist das Vorkommen von Trockenstandorten. Die von Katastrophenhochwässern aufgeworfenen Schotterrücken weisen eine charakteristische Vegetation auf. Diese als "Heißländen" bezeichneten Standorte vermitteln mit ihrem lichten Baum- und Strauchbestand einen savannenähnlichen Eindruck.
Das Nebeneinander von feuchten und trockenen Lebensräumen ermöglicht den großen Artenreichtum der Lobau. Der einzige, bisher fertiggestellte 1km lange Abschnitt des Donau-Oder-Kanals teilt die Lobau in zwei Bereiche. In der Oberen Lobau findet man landwirtschaftlich genutzte Flächen, der Wald ist naturfern. Hier liegen auch der Ölhafen Lobau und die Tanklager der OMV. Trotzdem ist die obere Lobau das intensiv genutzte Erholungsgebiet mit Wildbadeplätzen und Lagerwiesen.
Die Untere Lobau, das Ramsar-Gebiet, ist kaum beeinträchtigt. In diesem Teil der Lobau sind zahlreiche Altarme zu finden, die oft von Schilfgürtel umgeben sind. Heute kommen in der teilweise noch urtümlichen Aulandschaft seltene Tierarten vor: Reiher, Kormoran, Biber, Auhirsch, Kiebitz, Milan etc.
Die Lobau war bis 1745 kaiserliches Jagdgebiet. 1905 wurde die Lobau als wichtiges Stück des "Wald- und Wiesengürtels" zum Schutzgebiet erklärt. Seit 1918 ist die Obere Lobau im Besitz der Gemeinde Wien, die Untere Lobau gehört der Republik Österreich. 1938 wurde ein Teil der Naturlandschaft durch den Bau von Öltanks, einer Erdölraffinerie, eines Ölhafens und den Beginn des geplanten Donau-Oder-Kanals zerstört. die Lobau wurde 1978 von der Wiener Landesregierung zum Naturschutzgebiet erklärt (seit 1996 Teil des Nationalparks Donau-Auen).
Gebietsdaten und Übersichtskarte
Die wichtigsten Daten des Ramsar-Gebietes "Untere Lobau".
Bundesland: Wien
Politischer Bezirk: Wien
Koordinaten: 48 o 10' N, 16 o 30' E
Seehöhe: 150 bis 155 m
Feuchtgebietstypen:
- Ständig wasserführende Flüsse (Typ M);
- Saisonal oder periodisch wasserführende Flüsse (Typ N);
- Dauernd wasserführende Teiche und Tümpel (Typ Tp);
- Saisonal oder periodisch wasserführende Teiche und Tümpel (Typ Ts);
- Baumdominierte Feuchtgebiete (Typ Xf)
Ramsar-Gebiet seit 1983
Besitzverhältnisse: Gemeinde Wien
Hydrologie
Bis zur Jahrhundertwende (19./20. Jh.) war die Flusslandschaft der Donau noch weitgehend unberührt. Mit der Regulierung der Donau (1882-1900) wurde der Charakter der Landschaft stark verändert.
Die ehemals weitverzweigte Donau wurde in ein einheitliches Bett gezwängt. Der Hubertusdamm trennt die Lobau beinahe vollständig von der Dynamik der Donau ab.
Der Wasserhaushalt des Gebietes wird durch das Grundwasser bestimmt, welches mit der Donau in Verbindung steht. Die Eintiefung der Donausohle und die Entnahme von Grundwasser aus den Trinkbrunnen der Lobau vergrößern die Fläche der Heißländen.
Auswahlkriterien
Für die untere Lobau treffen folgende internationale Ramsar-Kriterien zu:
* Ein Feuchtgebiet gilt als international bedeutend, wenn es repräsentative, seltene oder einzigartige Beispiele von natürlichen oder naturnahen Feuchtgebietstypen innerhalb der entsprechenden biogeographischen Region aufweist (Kriterium 1).
* Ein Feuchtgebiet gilt als international bedeutend, wenn es gefährdete, stark gefährdete Arten oder vom Aussterben bedrohte ökologische Gemeinschaften beherbergt (Kriterium 2).
* Ein Feuchtgebiet gilt als international bedeutend, wenn es Populationen von Pflanzen- und/oder Tierarten beherbergt, die für die Erhaltung der biologischen Vielfalt in der jeweiligen Region von Bedeutung sind (Kriterium 3).
Aktuelle Nutzung
Folgende Nutzungsarten sind zu nennen:
Durch die Nähe zum Stadtgebiet wird die Lobau intensiv als Ausflugsgebiet, zum Angeln aber auch zum Baden und Bootfahren genutzt. Das Gebiet wird auch land- und forstwirtschaftlich sowie jagdlich genutzt.
Erhaltungsmaßnahmen
Die Lobau ist Teil des Landschaftsschutzgebietes „Donau-March-Thaya-Auen“ sowie Teil des Naturschutzgebietes „Lobau“.
Ende der 1970er Jahre wurde die Lobau zum Naturschutzgebiet erklärt und erhielt die Auszeichnung "Biosphärenreservat" von der UNESCO. Das Ramsar-Gebiete besteht seit 1983. Seit 1996 ist die Lobau Teil des Nationalparks Donau-Auen. Die Lobau wurde als Natura 2000 Gebiet nominiert.
Seit der Nationalparkerrichtung wird auch besonderes Augenmerk auf Managementmaßnahmen im Bereich der Forstwirtschaft, Jagd und Fischerei gelegt.
Forschungsprogramme zu den Themen Grundwasser, Boden und Klima sowie Langzeit-Beobachtung (Monitoring) werden durchgeführt.
Bemerkenswerte Tierarten
Ausgewählte Tierarten werden nachfolgend genannt.
Säugetiere: Biber (Castor fiber) u.a.
Amphibien und Reptilien: Sumpfschildkröte (Emys orbicularis); Donau-Kammmolch (Triturus dobrogicus), Rotbauchunke (Bombina bombina)
Brutvorkommen von Anhang I-Arten der EU-Vogelschutzrichtlinie: Zwergrohrdommel (Ixobrychus minututs), Wespenbussard (Pernis apivoris), Schwarzmilan (Milvus migrans), Kleines Sumpfhuhn (Porzana parva), Mittelspecht (Picoides medius), Sperbergrasmücke (Sylvia nisoria), Neuntöter (Lanius collurio), Eisvogel (Alcedo atthis), Wachtelkönig (Crex crex).
National bedeutende Bestände von Zwergrohrdommel (Ixobrychus minututs: 2-5 % des nationalen Brutbestandes), Schwarzmilan (Milvus migrans: 4-6 %) und Wendehals (Jynx torquilla: 1 %).
Bemerkenswerte Pflanzenarten
Ausgewählte Pflanzenarten werden nachfolgend genannt.
Krebsschere (Stratiotes aloides), Teichrose (Nuphar lutea), Kriechende Sellerie (Apium repens), Fliegen-Ragwurz (Ophrys insectifera), Spinnenragwurz (Ophrys sphegodes), Brand-Knabenkraut (Orchis ustulata), Riemenzunge (Himantoglossum adriaticum), Sibirische Schwertlilie (Iris sibirica), Wilde Weinrebe (Vitis vinifera subsp. sylvestris) u.a.
Zuständige Verwaltung
Magistrat der Stadt Wien
Magistratsabteilung 22 - Umweltschutz
Dresdner Straße 45
1200 Wien
Literaturauswahl
Dvorak, M. & Karner, E. (1995):
Important Bird Areas in Österreich.
Monographie des Umweltbundesamtes Bd. 71: 93-109.
Gamerith, W. (1999):
Donau-Auen: Naturreichtum im Nationalpark. Mit Beiträgen von B. Lötsch und R. Gayl.
Tyrolia-Verlag, Innsbruck, Wien: 269 S.
Paar, M.; Schramayr, G., Tiefenbach, M. & Winkler, I. (1993):
Naturschutzgebiete Österreichs. Burgenland, Niederösterreich, Wien.
Monographien Bd. 38 A. Umweltbundesamt, Wien: 269-273.
Wendelberger, E. (1998):
Grüne Wildnis am großem Strome. Die Donauauen.
3. Auflage. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten: 208 S.
Erhebung schutzwürdiger und entwicklungsfähiger Landschaftsteile Wiens (Biotopkartierung Wien). Hrsg. ARGE Biotopkartierung Wien. Im Auftrag der Magistratsabteilung 22, Wien 1988.
3. Auflage. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten: 208 S.
Erhebung schutzwürdiger und entwicklungsfähiger Landschaftsteile Wiens (Biotopkartierung Wien). Hrsg. ARGE Biotopkartierung Wien. Im Auftrag der Magistratsabteilung 22, Wien 1988.