Lafnitztal

Luftaufnahme Lafnitztal
Foto: Landesregierung Steiermark

Die obere und mittlere Lafnitz gehört zu den österreichweit letzten, weitgehend naturnah erhaltenen Flussabschnitten mit mäandrierender Flussdynamik, flussbegleitenden Auwäldern und talraumprägenden Dauerwiesen.

Die obere und mittlere Lafnitz gehört zu den österreichweit letzten, weitgehend naturnah erhaltenen Flussabschnitten mit mäandrierender Flussdynamik, flussbegleitenden Auwäldern und talraumprägenden Dauerwiesen. Die Kraft des Wassers schafft Inseln, Sandbänke, Uferanbrüche, Totholzbereiche und Altwässer.

Gebietsbeschreibung

Das Ramsar-Gebiet "Lafnitztal" erstreckt auf einer Länge von etwa 40 Kilometern und ist im Durchschnitt nur 50 Meter breit. Das Schutzgebiet erstreckt sich entlang der Landesgrenze zwischen Burgenland und Steiermark. Die Landesgrenze teilt es in zwei gleichgroße Teile. Lebensader und landschaftsgestaltende Kraft ist die unregulierte, mäandrierende Lafnitz.

Dieser Flussabschnitt der Lafnitz ist das letzte, weitgehend unregulierte Flachlandgewässer Österreichs. Im Naturschutzgebiet "Lafnitz-Stögersbach-Auen Wolfau" weist die Lafnitz mit etwa 40(!) Flussschlingen ihren vielfältigsten Abschnitt auf.
 
Durch die ungestörte Fließdynamik der Lafnitz sind Prall- und Gleithänge deutlich ausgeprägt. Damit werden auch immer wieder frische Abbruchwände, Schotter- und Sandflächen geschaffen, die Voraussetzung für das Vorkommen von typischen Flussvogelarten sind.

Die Kulturlandschaft des Lafnitztales vermittelt einen parkartigen Charakter. Zur landschaftlichen Vielfalt tragen in Verbindung mit Lafnitz und Stögersbach ausgedehnte Überschwemmungswiesen, freistehende Bäume ("Rainbäume"), Augewässer (Altarm) und Rest von Auwaldvegetation, Feldgehölze, Hochstaudenfluren, Brachflächen und Ackerflächen bei.
 
Die Auen der Lafnitz bilden gewässerbegleitende Bestände oder größere Waldflächen im Talboden. Die Erlenbestände und Kugelweiden (Aschweide - Salix cinerea) sind die Reste ehemaliger Sumpfwälder. Erlen- und Eschenwälder zählen zu den prioritären Lebensräumen in der EU.
 
Die Wiesen des Lafnitztales sind Reste einer ehemals extensiven Bewirtschaftung. Diese weisen einen enormen Artenreichtum auf. Besonders schutzwürdig sind die Nasswiesen und Seggenrieder im Bereich der Talränder sowie die auf wechseltrockenen, sandigen Standorten vorkommenden Glatthaferwiesen. Eine Nutzung der Wiesen, die bei Hochwasserereignissen überschwemmt werden können, erfolgt heute allerdings kaum. Auf den trockenen, flussnahen Flächen des Lafnitztales befinden sich aber auch Ackerflächen (Maisanbau).

Die unregulierten Flussabschnitte der Lafnitz und der Strem bilden gemeinsam mit der Pinka das burgenländische Hauptverbreitungsgebiet des Fischotters. Die Feuchtwiesen sind wichtige Nahrungsgebiete für Weiß- und Schwarzstorch, Kronweihe und Eisvogel.

Die obere und mittlere Lafnitz gehört zu den österreichweit letzten, weitgehend naturnah erhaltenen Flussabschnitten mit mäandrierender Flussdynamik, flussbegleitenden Auwäldern und talraumprägenden Dauerwiesen. Die Kraft des Wassers schafft Inseln, Sandbänke, Uferanbrüche, Totholzbereiche und Altwässer. Hochwässer können den Talraum überfluten, der neben Feuchtwiesenkomplexen und Erlen-Eschen-Auwäldern auch magere Flachland-Mähwiesen gedeihen lässt.
 
In den Auen leben Eisvogel, Flussregenpfeifer, Fischotter, Weiss- und Schwarzstorch sowie zahlreiche seltene Schmetterlings- und Libellenarten. Bedroht war der Naturraum in den letzten Jahren vor allem durch landwirtschaftliche Nutzung, Entwässerung, Aufforstung, Sand- und Schotterabbau sowie Wegebauprojekte.

Seit Jahren werden an der Lafnitz wichtige Naturschutzprojekte mit Beteiligung von Bund, Ländern und EU durchgeführt. Auf steirischer Seite konnten im Rahmen des "Passiven Hochwasserschutzes Rohr" 60 Hektar Überschwemmungswiesen gesichert werden. In Markt Allhau und Unterlungitz wurden Flächen für passiven Hochwasserschutz angekauft. In Deutsch Kaltenbrunn wurden 28 Hektar Ackerland für die Bereitstellung von Uferstreifen eingelöst.
 
Im Gemeindeamt von Loipersdorf-Kitzladen (Burgenland/Bezirk Oberwart) wurde im Jahr 2000 das Ramsar-Informationszentrum Lafnitztal eröffnet.

Gebietsdaten

Die wichtigsten Daten des Ramsar-Gebietes "Lafnitztal":

Bundesländer: Burgenland, Steiermark

Politische Bezirke: Oberwart, Güssing, Jennersdorf, Hartberg, Fürstenfeld

Koordinaten: 47 15' N, 16 05' E
Seehöhe 300 bis 400 m

Feuchtgebietstypen

  • Ständig wasserführende Flüsse (Typ M)
  • Saisonal oder periodisch wasserführende Süßwasserteiche und -tümpel (Typ TS)
  • Dauernd wasserführende Süßwasserseen (Typ O)
  • Baumdominierte Süßwasserfeuchtgebiete (Typ XF)
  • Saisonal überschwemmtes Ackerland (Typ 4)
  • Abwasserbehandlungsflächen (Typ 8)
  • Kanäle und Entwässerungsgräben (Typ 9)

Ramsar-Gebiet seit 2002

Besitzverhältnisse: Privatbesitz, öffentliche Hand, Naturschutzorganisationen

Fläche 2.180 ha

Hydrologie

Das Quellgebiet der Lafnitz befindet sich in den Hochlagen zwischen dem Wechsel- und Masenbergmassiv (Südostalpen).

Nach dem Austritt aus dem kristallinen Grundgebirge strebt die Lafnitz im illyrischen Flach- und Hügelland in südöstlicher Richtung der Raab zu. Bei starken sommerlichen Regenfällen kommt es immer wieder zu Hochwasser.

Zwischen Neustift und Fürstenfeld wist die Lafnitz eine intakte Dynamik in Wasserführung und Bettsediment auf. Der Fluss zeigt ein differenziertes hydrologisches Regime.

Die biologische Wasserqualität weist Güteklasse I bis II auf.

An der Lafnitz kommt dem passiven Hochwasserschutz durch die Erhaltung der Retentions- und Hochwasserabflussbereiche große Bedeutung zu. Es existieren an der Lafnitz daher zahlreiche natürliche oder naturnahe Strecken.

Bemerkenswerte Tierarten

Ausgewählte Tierarten werden nachfolgend genannt.

Säugetiere: Fischotter (Lutra lutra), Biber (Castor fiber) u.a.

Amphibien: Gelbbauchunke (Bombina variegata), Rotbauchunke (Bombina bombina) u.a.

Schmetterlinge: Ameisenbläulinge (Maculinea sp.) - Anhang II-Arten der FFH-Richtlinie der EU, Grüne Keiljungfer (Ophiogomphus serpentinus) u.a.

Libellen: Blauflügel-Prachtlibelle (Calopteryx virgo), Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splendens) u.a.

Vögel: Flussregenpfeifer (Charadrius dubius), Flussuferläufer (Actitits hypoleucos), Wachtel (Coturnix coturnix), Schlagschwirl (Locustella fluviatilis), Schilfrohrsänger (Acrocephalus schoenobaenus) u.a.

Brutvorkommen von Anhang I-Arten der EU-Vogelschutzrichtlinie: Eisvogel (Alcedo atthis) und Weißstorch (Ciconia ciconia).

Fische: Streber (Zingel streber), Zingel (Zingel zingel), Weißflossengründling (Gobio albipinnatus) u.a.
Heuschrecken: Sumpfschrecke (Stethophyma grossum) u.a.

Bemerkenswerte Pflanzenarten

Ausgewählte Pflanzenarten werden nachfolgend genannt:

Sibirische Schwertlilie (Iris pseudacorus), Augentrost (Euphrasia rostkoviana), Heide-Nelke (Dianthus deltoides), Blutwurz (Potentilla erecta), Lungenenzian (Gentiana pneumonanthe), Kuckucksnelke (Lychnis flos-cuculi), Pfeifengras (Molinia cerulea), Kriech-Weide (Salix repens), Grünerle (Alnus viridis), Teufelsabbiss (Succisa pratensis) u. v. a.

Aktuelle Nutzung

Wasserbau: Das Lafnitztal ist passives Hochwasserschutzgebiet. Kraftwerke (Ausleitungsstrecken).

Landwirtschaft: Teilbereiche des geplanten Schutzgebietes werden landwirtschaftlich genutzt. Neben Wiesenflächen dominieren Mais-Monokulturen.

Jagd und Forstwirtschaft: Das Lafnitztal wird jagd- und forstwirtschaftlich genutzt.

Fischerei: Die Lafnitz wird fischereilich genutzt.

Auswahlkriterien

Für das Lafnitztal treffen folgende Ramsar-Kriterien zu:

* Ein Feuchtgebiet gilt als international bedeutend, wenn es repräsentative, seltene oder einzigartige Beispiele von natürlichen oder naturnahen Feuchtgebietstypen innerhalb der entsprechenden biogeographischen Region aufweist (Kriterium 1).

* Ein Feuchtgebiet gilt als international bedeutend, wenn es gefährdete, stark gefährdete Arten oder vom Aussterben bedrohte ökologische Gemeinschaften beherbergt (Kriterium 2).

* Ein Feuchtgebiet gilt als international bedeutend, wenn es einen bedeutenden Anteil an einheimischen Fischarten, Unterarten oder Familien beherbergt, diese während eines bedeutenden Teils ihrer biologischen Entwicklung beherbergt oder Gebiet für Interaktionen zwischen Arten und/oder Populationen ist, die repräsentativ sind für das Wohlergehen und/oder den Wert von Feuchtgebieten und somit einen Beitrag zur weltweiten biologischen Vielfalt leisten (Kriterium 7).

Erhaltungsmaßnahmen

Teilflächen des Ramsar-Gebietes sind seit 1990 als Schutzgebiete des Landes Burgenland ausgewiesen (Naturschutzgebiet "Lafnitz-Stögersbach-Auen Wolfau" seit 1990 und Geschützter Landschaftsteil "Lahnbach, Deutsch Kaltenbrunn" seit 1979). Teile des Lafnitztales wurden von beiden Bundesländern (Burgenland und Steiermark) als Natura 2000-Gebiete nominiert. Teile des Lafnitztales wurden von beiden Bundesländern (Burgenland und Steiermark) als Natura 2000-Gebiete nominiert. Seit 2015 liegt für das Europaschutzgebiet „Südburgenländisches Hügel- und Terrassenland“ (14.450 ha) ein Managementplan vor.
 
Das bundesländerüberschreitenden Lafnitztal wurde Anfang 2002 als Ramsar-Gebiet nominiert. Das Ramsar-Gebiet umfasst etwa 50 km Flusslänge, wovon etwa 80 % des Flussabschnittes unreguliert sind.

Flächensicherung
Auf steirischer Seite konnten im Rahmen des "Passiven Hochwasserschutzes Rohr" etwa 60 ha gesichert werden. Weitere Projekte waren "Passiver Hochwasserschutz Markt Allhau bzw. Unterlungitz" mit je ca. 12 ha eingelöster Fläche (Burgenland und Steiermark) sowie Flächen bei Wörth (Steiermark).
 
Im Süden wurden an der Lafnitz in Deutsch-Kaltenbrunn (Burgenland) 28 ha Ackerland für die Bereitstellung von Uferstreifen eingelöst. Zudem werden im steirischen Lafnitztal seit Jahren vom Österreichischen Naturschutzbund, der Naturschutzjugend und der Biologischen Arbeitsgemeinschaft Sicherungskäufe durchgeführt.

LIFE Projekte
Im Zuge des EU-LIFE Projektes "Wildflussgebiet Lafnitztal" (1998-2001) wurden ca. 60 ha Auwald- und Uferflächen angekauft. Dadurch konnte die Grundstückszusammenlegung so gestaltet werden, dass ein arrondiertes, einheitliches Gebiet an der Lafnitz entstand, in welchem die dynamischen Wildflussabschnitte und artenreiche Wiesenflächen liegen. Die Erhaltung der Flussdynamik ist auf ca. 50 km Flusslänge gesichert und der passive Hochwasserschutz gesichert.

Im November 2003 wurde das LIFE-Projekt "Lafnitz - Lebensraumvernetzung an einem alpin-pannonischen Fluss" begonnen. Mit diesem ambitionierten Projekt soll  die Lafnitz von der Quelle im Wechselmassiv bis zur rund 110 km  entfernten Mündung in die Raab (Ungarn!) wieder durchgängig gemacht werden. Die für Fische unüberwindbare Sohlrampen und Wehranlagen sollen mit besonderem Augenmerk auf die artenreiche Fischfauna der Lafnitz wieder passierbar gemacht werden. Strukturdefizite im Flussbett sollen beseitigt werden, Regulierungsstrecken werden dynamisiert und die Mündungsbereiche von Zubringerbächern strukturell verbessert.
 
Die umfangreichen Maßnahmen werden in den Jahren 2003 bis 2007 durchgeführt. Träger des Projektes sind die Länder Steiermark und Burgenland, das Lebensministerium sowie ungarische Partner. 

Zuständige Verwaltung

Amt der Burgenländischen Landesregierung
Abt. 4; Hauptref. Natur-, Klima- und Umweltschutz
Europaplatz 1
7000 Eisenstadt

 
Literaturauswahl

Bundesministerium für Umwelt, Jugend und Familie (1999):
Österreichs LIFE-Natur-Projekte 1995-1999. Broschüre. Wien.

Koó, A. (1995):
Naturschutz im Burgenland. Teil I: Geschützte Gebiete. Amt der Burgenländischen Landesregierung, Eisenstadt: 64-65.

Lazowski, W. (1997):
Auen in Österreich. Vegetation, Landschaft und Naturschutz.
Monographien des Umweltbundesamt Bd. 81, Wien: 90-97.

Oberleitner, I., Wendelin, B. & Wolfram, G. (Hrsg.,2005):
Das Lafnitztal. Flusslandschaft im Herzen Europas.
Neuer Wissenschaftlicher Verlag, Wien, Graz.

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