Donau-March-Auen

Luftaufnahme Donau-March-Auen
Foto: NP Donau-Auen

Die Donau-Auen zwischen Wien und der Staatgrenze beherbergen zahlreiche Arten, die für naturnahe Wälder und Flusslandschaften typisch sind. Die March-Thaya-Auen umfassen ein vielfältiges Mosaik an Lebensräumen. Charakteristisch für die Kulturlandschaft an der March sind die Feuchtwiesen.

Die Donau-Auen liegen zwischen Wien und der Staatgrenze. Sie beherbergen zahlreiche Arten, die für naturnahe Wälder und Flusslandschaften typisch sind. Die March-Thaya-Auen begleiten die Staatsgrenze entlang der Slowakei und Tschechien.

Gebietsbeschreibung

Entlang der Donau ist ein System von Alt- und Nebenarmen, Auwiesen, Inseln und Buchten ausgebildet. Auwälder bestimmen das Landschaftsbild. Trotz gravierender wasserbaulicher Maßnahmen beherbergen die Donau-Auen vielfältige Lebensgemeinschaften, die von der Dynamik der Donau geprägt sind.

Entlang der Staatsgrenze zur Slowakei und zu Tschechien liegen die March-Thaya-Auen. Auch auf slowakischer und tschechischer Seite grenzen Ramsar-Gebiete an. Die March mündet unterhalb von Marchegg in die Donau. Die March ist ein pannonisch geprägter Tieflandfluss.
 
Die gestaltenden Kräfte von March und Thaya, die Hochwasserdynamik, ist trotz Hochwasserschutzmaßnahmen noch ein bedeutender Faktor im Schutzgebiet. Bis zu 2 km breit können die Auen auf österreichischer Seite für mehrere Wochen unter Wasser stehen. Die größte Überschwemmungsfläche (ca. 840 ha) liegt in den unteren Marchauen.
 
Die March-Thaya-Auen umfassen ein vielfältiges Mosaik an Lebensräumen. Augewässer prägen das Bild der Aulandschaft, etwa ein Drittel des Gebiets ist mit Auwald bedeckt. Charakteristisches Element der Kulturlandschaft sind die Feuchtwiesen, welche über eine große biologische Vielfalt verfügen. Ganz besonders interessant ist das Vorkommen der Millionen Jahre alten Urzeitkrebse in den Tümpeln der Marchwiesen.
 
In Marchegg befindet sich jeden Sommer eine der größten österreichischen Storchenkolonien. Bemerkenswert ist, dass die Störche hier auf Bäumen brüten. In Marchegg und Baumgarten werden auf 90 ha Wiesen extensive Beweidungsprojekte durchgeführt, bei denen ausgewählte Rinderrassen, die "Galloways", eingesetzt werden. Aber auch ackerbaulich genutzte Flächen sind im Schutzgebiet zu finden.
 
Ausgedehnte Schlammflächen finden sich im Mündungsbereich bei Markthof und an den Absatzbecken der ehemaligen Zuckerfabrik in Hohenau. Für viele pannonische Arten stellen die March-Thaya-Auen die westliche Grenze ihrer Verbreitung dar.

Gebietsdaten und Übersichtskarte

Die wichtigsten Daten des Ramsar-Gebiets "Donau-March-Auen":

Bundesland: Niederösterreich

Politische Bezirke: Wien-Umgebung, Bruck/Leitha, Gänserndorf, Mistelbach

Koordinaten: 48 07' - 48 44' N; 16 30' - 16 59'

Seehöhe 140 bis 170 m

Feuchtgebietstypen:

  • Ständig wasserführende Bäche, Flüsse und Ströme (Typ M);
  • Saisonal oder periodisch wasserführende Bäche, Flüsse und Ströme (Typ N);
  • Saisonal oder periodisch wasserführende Teiche und Tümpel (Typ Ss)
  • Baumdominierte Süßwasser-Feuchtgebiete (Typ Xf)

Ramsar-Gebiet seit 1983

Besitzverhältnisse: Österreichische Bundesforste, Großgrundbesitz, Agrargenossenschaften und Gemeinden, bäuerlicher Kleinbesitz

Fläche 38.500 ha

Hydrologie

Bis zur Jahrhundertwende (19./20. Jh.) war die Flusslandschaft der Donau noch weitgehend unberührt. Mit der Regulierung der Donau (1882-1900) wurde der Charakter der Landschaft stark verändert.

Die einst weitverzweigte Donau wurde in ein einheitliches Bett gefasst. Der errichtete Damm schnitt die nördlich der Donau gelegenen Augebiete von der Dynamik des Flusses ab. Freie Schotterflächen entlang der Flussarme gingen verloren.

Auch die March war vor ihrer Regulierung ein stark mäandrierender Fluss, dessen zahlreiche Mäander im Lauf der Zeit vom Hauptfluss abgetrennt wurden. Bei der Regulierung von March und Thaya wurden Mäanderbögen durchgestochen und die Ufer befestigt. Weite Teile der Au wurden durch Hochwasserschutzdämme vor den Hochwasserereignissen abgeschlossen. Die Begradigung der March wurde 1964 abgeschlossen, die der Thaya 1987.

Auswahlkriterien

Für die Donau-March-Thaya-Auen treffen folgende internationale Ramsar Kriterien zu:

  • Ein Feuchtgebiet gilt als international bedeutend, wenn es repräsentative, seltene oder einzigartige Beispiele von natürlichen oder naturnahen Feuchtgebietstypen innerhalb der entsprechenden biogeographischen Region aufweist (Ramsar Kriterium 1).
  • Ein Feuchtgebiet gilt als international bedeutend, wenn es gefährdete, stark gefährdete Arten oder vom Aussterben bedrohte ökologische Gemeinschaften beherbergt (Ramsar Kriterium 2).
  • Ein Feuchtgebiet gilt als international bedeutend, wenn es Populationen von Pflanzen- und/oder Tierarten beherbergt, die für die Erhaltung der biologischen Vielfalt in der jeweiligen Region von Bedeutung sind (Kriterium 3).
  • Ein Feuchtgebiet gilt als international bedeutend, wenn es Pflanzen- und/oder Tierarten in einem kritischen Stadium ihrer biologischen Entwicklungszyklen beherbergt, oder als Lebensraum bei ungünstigen Bedingungen dient (Kriterium 4).
  • Ein Feuchtgebiet gilt als international bedeutend, wenn es eine wichtige Nahrungsquelle für Fische darstellt oder, wenn es als Laichgrund, Kinderstube und/oder Wanderroute bedeutend ist und Fischbestände entweder innerhalb des Feuchtgebiets oder anderswo davon abhängen (Kriterium 8).

Erhaltungsmaßnahmen

Das Ramsar-Gebiet Donau-March-Auen steht als Landschaftsschutzgebiet unter Schutz. Teile des Gebietes sind Naturschutzgebiet. Seit 1996 besteht der Nationalpark Donau-Auen (95 km2).

Im Zuge eines LIFE-Projektes (1998 bis 2002) wurden einige bisher nur bei Hochwasser durchströmten Augewässer wieder mit der Donau verbunden.

Zur Verhinderung der Sohleintiefung der Donau wird laufend grobes Schottermaterial in den Strom hinzugegeben. Maßnahmen zur Besucherlenkung im Nationalpark Donau-Auen wurden durchgeführt.

Im Rahmen von LIFE-Projekten wurden Maßnahmen zur Revitalisierung der Gewässer in den March-Thaya-Auen durchgeführt, wie z. B. Belebung des Mäandersystems.

Das Gebiet der Donau-Auen zwischen Wien und Bratislava steht seit 1996 als Nationalpark unter Schutz. Das Ramsar-Schutzgebiet ist auch als Natura 2000-Gebiet ausgewiesen.

Bemerkenswerte Pflanzenarten

Ausgewählte Pflanzenarten werden nachfolgend genannt:

Ganzblatt-Waldrebe (Clematis integrifolia), Wassernuss (Trapa natans), Röhrichtbrennnessl (Urtica kioviensis) und Sommerknotenblume (Leucojum aestivum), Zwerg-Wasserlinse (Wolffia arrhiza), Amerikanische Aster (Aster novi-belgii agg.) – ein Neophyt, Kantiger Lauch (Allium angulosum), Langblättriger Ehrenpreis (Veronica longifolia), Schlammling (Limosella aquatica), Tannenwedel (Hippurus vulgaris), Krebsschere (Stratoites aloides) u.v.a.

Bemerkenswerte Tierarten

Ausgewählte Tierarten werden nachfolgend genannt:

Biber (Castor fiber);

Vorkommen zahlreicher Fisch- und Amphibienarten: Donau-Kammmolch (Triturus dobrogicus), Rotbauchunke (Bombina bombina), Knoblauchkröte (Pelobates fuschus), Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) u.a.

Heuschrecken: Lauchschrecke (Paraleurus alliacus), Grüne Strandschrecke (Aiolopus thalassinum); Urzeitkrebse

Vögel: *Schwarzstorch (Ciconia nigra), *Weißstorch (Ciconia ciconia), *Wespenbussard (Pernis apivoris), *Schwarzmilan (Milvus nigrans), *Eisvogel (Alcedo atthis), *Grauspecht (Picus canus), *Kleines Sumpfhuhn (Porzana parva), *Wachtelkönig (Crex crex), *Sperbergrasmücke (Sylvia nisoria) u.a.

* Brutvorkommen von Anhang I-Arten der EU-Vogelschutzrichtlinie

National bedeutende Bestände in den Donau-Auen von Weißstorch (Ciconia ciconia: 1 %), Schwarzstorch (Ciconia nigra: 1%), Eisvogel (Alcedo atthis: 13%) u.a. In den March-Thaya-Auen: Nachtreiher (Nycticorax nycticorax: 25 %), Weißstorch (Ciconia ciconia: 20-25 %), Schwarzstorch (Ciconia nigra: 6-8%), Knäkente (Anas querquedula: max. 20 %), Sakerfalke (Falco cherrug: 20 %) u.a.

Die Donau-Auen sind ein bedeutendes Durchzugs- und Überwinterungsgebiet von Wasservögeln: Kormoran (Phalacrocorax carbo, 1992: 888), Stockente (Anas platyrhynchos, 1991: 4.229), Seeadler (Haliaeetus albicilla, 1993:9)Die March-Thaya-Auen sind ein bedeutender Rastplatz für Wasservögel: Kormoran (Phalacrocorax carbo, 1993-95: >250), Stockente (Anas platyrhynchos: 1993-95: 6.082) u.a.

Während des Vogelzugs werden die March-Thaya-Auen als überregional bedeutsames Rastgebiet von den Limikolen genutzt. Aber auch Enten und Gänse rasten im Gebiet.

Aktuelle Nutzung

Das Gebiet der Donau-Auen zwischen Wien und Bratislava wurde 1996 zum Nationalpark erklärt. Seither erfolgt eine schrittweise Außernutzungstellung in den Bereichen Land- und Forstwirtschaft, Jagd und Fischerei.

Für die March-Thaya-Auen sind folgende Nutzungsarten zu nennen:

  • Forstwirtschaft: Die forstwirtschaftliche Nutzung der March-Wälder erfolgt meist als Mittelwaldbetrieb.
  • Landwirtschaft: Die abgedämmten Flächen an March und Thaya werden meist intensiv ackerbaulich genutzt. Wiesen werden extensiv genutzt.
  • Fischerei: Fischerei erfolgt an der March ausschließlich durch Freizeitfischer, meist in Form der traditionellen Daubelfischerei.
  • Jagd: Die Jagd auf Wasservögel stellt in den March-Thaya-Auen eine wichtige Nutzung dar.

Zuständige Verwaltung/Information/Links/Literatur

Informationen über die Donau-March-Auen sind u.a. bei nachfolgend genannten Stellen erhältlich:

Amt der Niederösterreichischen Landesregierung
Abteilung Naturschutz
Landhausplatz 1, Haus 16
A-3109 St. Pölten
Tel: +43 2742 9005
http://www.noe.gv.at/

Nationalpark Donau-Auen
Fadenbachstraße 17
A-2304 Orth a.d. Donau
Tel. +43 2212 3450


Infostelle Schloß Eckartsau
Nationalpark-Forstverwaltung Eckartsau der Österreichischen Bundesforste
A-2305 Eckartsau
Tel.: +43 2214 2335


Literaturauswahl

DVORAK, M. & KARNER, E. (1995):
Important Bird Areas in Österreich.
Monographie des Umweltbundesamtes Bd. 71: 93-109.

GAMERITH, W. (1999):
Donau-Auen: Naturreichtum im Nationalpark. Mit Beitr. Von B. Lötsch und R. Gayl.
Tyrolia-Verlag, Innsbruck, Wien: 269

S.GOLEBIOWSKI, R. & NAVARA, G. (2000): Naturerlebnis Donau Auen. Das Buch zum Nationalpark.
Verl. Styria, Graz: 223 S.

UMWELTBUNDESAMT (1999):
Fließende Grenzen. Lebensraum March-Thaya-Auen. Wien: 384 S.

WENDELBERGER, E. 1998):
Grüne Wildnis am großem Strome. Die Donauauen. 3. Auflage. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten: 208.

ZUNA-KRATKY, Th.; KALIVODA, E.; KÜRHTY, A.; & HORAL, D. (2000):
Die Vögel der March-Thaya-Auen im österreichisch-slowakisch-tschechischen Grenzraum. Distelverein, Deutsch Wagram: 285 S.

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