Policy Lab zum Thema Baukultur in Bruck an der Leitha

Die Teilnehmenden der Veranstaltung stellen Fragen an die Vortragenden Elsa Brunner, Christian Rosenwirth und Elias Molitschnig. Eine Person notiert im Hintergrund an der Pinwand das Gesagte.
Foto: BML / Claudia Schaefers

Das BML veranstaltete am 7. September 2022 in Bruck an der Leitha ein Policy Lab zum Thema „Bedeutung der regionalen Zusammenarbeit für die qualitative Verbesserung der Baukultur und zur Stärkung der Orts- und Stadtkerne“. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten sich dabei zu diesem Thema intensiv austauschen.

Im Rahmen des ÖREK 2030-Umsetzungspakts Raum für Baukultur – Orts- und Stadtkerne stärken sowie Raum für Baukultur eröffnen steht der Fokus auf einer Steigerung der gesellschaftlichen Bedeutung von Baukultur und baukulturellem Erbe. Besonders die (Bau-)Kultur im Umgang mit Orts- und Stadtkernen soll kritisch diskutiert und damit ein proaktiver Beitrag zur Gestaltung des Raums der Zukunft geleistet werden. Den Regionen kommt dabei eine wesentliche Bedeutung in ihrer Rolle als Partner bei der Behandlung dieses komplexen und vielfältigen Themas zu, ebenso bei der Umsetzung von Maßnahmen.

Ziel der Veranstaltung war es, sich über aktuelle Beispiele aus der gut gelebten Praxis zu informieren und Erfahrungen auszutauschen. Das Regionen-Ministerium steht für die Kooperation zwischen Bund und Ländern mit Regionen und ermöglicht einen Austausch zwischen regionalen Akteurinnen und Akteuren. Dabei ist eine Mehrebenenkooperation kein Selbstläufer, sondern wird vom BML im Sinne „regionaler Governance“ bewusst initiiert und angeregt.

HinweisHinweis

Was ist ein Policy Lab?

Ein Policy Lab ist ein Veranstaltungsformat, in dem Akteurinnen und Akteure ihr Fachwissen und ihre Erfahrungen aus unterschiedlichen Bereichen austauschen und damit ihr Wissen erweitern können. Es bietet einen speziellen Rahmen, um relevante und aktuelle Fragestellungen zu einem bestimmten Thema aus verschiedenen Perspektiven zu behandeln. Ziel ist es, die Interessen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu verstehen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln.

Baukultur und Stärkung von Orts- und Stadtkernen in Mehrebenen-Perspektive

Der Vormittag startete mit einer Einführung von Roland Arbter (BML), der die Veranstaltung in den Kontext der Bemühungen des BML stellte, die Schnittstellen zwischen Regionen, Ländern und dem Bund zu verbessern. Elsa Brunner (BMKÖS) ergänzte den Rahmen, indem sie über Hintergründe und Prozesselemente des ÖREK Umsetzungspakts „Raum für Baukultur“ berichtete. Aus ihrer Sicht sei diese Veranstaltung im Sinne eines „Dialogs mit Regionen“ besonders wichtig für das Thema des Umsetzungspakts. Das BML bietet ab 2023 im Rahmen des GAP-Strategieplans neue Unterstützungsinstrumente für die Orts- und Stadtkernstärkung. Christian Rosenwirth (BML), gab Einblick in Hintergrundüberlegungen und zeigte, auf welche Weise diese neuen Interventionen die Erstellung interkommunaler integrierter Stadtentwicklungskonzepte und eine regionale Koordinationsperson fördern. Den ersten Block beschloss Elias Molitschnig (Land Kärnten). Er skizzierte die baukulturellen Leitlinien des Landes Kärnten und verwies auf die Bedeutung, konkrete Unterstützungsmaßnahmen von Landesseite bereitzustellen. Für die Fragestellung der regionalen Handlungsebene hob er besonders die Bedeutung von Strategien und Plänen, die Bürgerinnen- und Bürgerbeteiligung sowie Wettbewerbe für Qualitätssteigerung hervor.

Einblicke in unterschiedliche Anwendungen der regionalen Zusammenarbeit

Im zweiten Blick wurde insbesondere die regionale Sicht und das regionale Schaffen in unterschiedlichen Anwendungskontexten sowie der Mehrwert regionaler Kooperationen thematisiert. Oskar Januschke (Stadt Lienz) präsentierte den kooperativen Ansatz von vier integrierten Stadtentwicklungskonzepten (ISEK4) im Südalpenraum. Aus seiner Sicht ist die Voraussetzung abgestimmter Raumentwicklung zwischen Städten und Umlandgemeinden nicht in erster Linie die Frage nach Zuständigkeiten, sondern der Mut der Gemeinden, das Thema aktiv anzugehen. Christian Söser, Regionalmanagement Oberösterreich, berichtete von den Erfahrungen der Innenentwicklung der Bezirksstädte Vöcklabruck und Gmunden im Rahmen stadtregionaler Kooperationen. Er thematisierte vor allem die Revitalisierung leerer Flächen und betonte, dass eine Potenzialanalyse gemeinsam mit den Eigentümerinnen und Eigentümern eine wichtige Ergänzung zur reinen Förderung darstellt. Aus dem Blickwinkel des Welterbes beschrieben dann Ingeborg Hödl (Verein Welterbe Wachau) und Cristian Abrihan (Büro für Baukultur) den aktuellen Prozess, der in der Wachau zur Entstehung eines neuen baukulturellen Leitbilds geführt hat. Aus ihrer Sicht war eine umfassende Beteiligung der regionalen Bevölkerung zentral, um möglichst große Akzeptanz zu schaffen.

Baukulturelle Leitlinien als Basis für gemeinsame nachhaltige Lebensraumentwicklung 

Das Nachmittagsprogramm gliederte sich in zwei Sequenzen. Zunächst konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, zusammengesetzt aus Vertreterinnen und Vertretern der Landesregierung, Regionalmanagements, örtlichen Entwicklung und Expertinnen und Experten, Einblicke in den konkreten Anwendungskontext der Baukulturellen Leitlinien in der Region Römerland Carnuntum bekommen. Zwei Bürgermeister erzählten gemeinsam mit Planerinnen und Planern über die Herausforderungen, die sich vor allem aus dem zunehmenden Flächendruck auf den Standort zwischen Wien und Bratislava ergeben. Besonders anschaulich wurde die Bedeutung einer gemeinsamen Sprache was Baukultur betrifft und die Wichtigkeit der regionalen Zusammenarbeit. Der zweite Teil des Nachmittagsprogramm bestand aus drei parallelen Workshops, bei denen entlang von drei Leitfragen in Kleingruppen gemeinsam gebrainstormt und diskutiert wurde.