Österreichs Agrarexporte entwickelten sich 2022 trotz Krisen positiv

Flaggen-Weltkarte
Foto: BML

Die Statistik Austria hat die vorläufigen Außenhandelsdaten für das Jahr 2022 veröffentlicht mit erneut positiven Entwicklungen für den Agrar- und Lebensmittelbereich. Agrarexporte haben wertmäßig um 17,4 Prozent zugelegt und einen neuen Höchstwert von 16,25 Milliarden Euro erzielt.

Agrarexporte erzielen neuen Höchstwert

Im Jahr 2022 wurden Agrarprodukte und Lebensmittel im Wert von rund 16,25 Milliarden Euro exportiert, um 17,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Die relativ hohe wertmäßige Steigerung ist auch auf deutliche Preissteigerungen der Inputfaktoren (unter anderem Energie, Transport, Verpackungen und Rohstoffe) zurückzuführen. Ein kritischer Blick auf die mengenmäßige Entwicklung für das Jahr 2022 zeigt, dass der Agrarsektor „nur“ um 0,3 Prozent zulegen konnten.

Die Gesamtexporte Österreichs betrugen mit einem Plus von 17,2 Prozent gegenüber 2022 rund 194,13 Milliarden Euro. Der Agrar- und Lebensmittelsektor erzielte mit einem Anteil von 8,4 Prozent an den österreichischen Gesamtexporten erneut einen ausgezeichneten Wert.

Der Trend in Richtung ausgeglichener Agraraußenhandelsbilanz setzte sich 2022 fort: mit rund 24 Millionen Euro ist diese leicht negativ (Vergleich 2021: minus 44 Millionen Euro). Rein landwirtschaftliche Erzeugnisse erzielten 2022 mit einem Wert von 6,32 Milliarden Euro einen Anteil am Agrarexport von rund 38,9 Prozent, die Erzeugnisse der Lebensmittelindustrie mit einem Wert von 9,9 Milliarden Euro einen Anteil von 61,1 Prozent. Rein landwirtschaftliche Erzeugnissen weisen mit einem Minus von mehr als 2,76 Milliarden Euro eine deutlich negative Außenhandelsbilanz auf. Erzeugnisse der Lebensmittelindustrie bauen 2022 die deutlich positive Außenhandelsbilanz auf fast 2,73 Milliarden Euro weiter aus.

Europäischer Binnenmarkt unangefochten wichtigste Destination für österreichische Agrarprodukte

Die Europäische Union bleibt der wichtigste Markt für österreichische Agrarprodukte. Mit rund 12,3 Milliarden Euro wurden 2022 mehr als 75 Prozent aller Agrarprodukte in die Europäische Union exportiert. Das entspricht einem deutlichen Anstieg um rund 20 Prozent, also einem Fünftel, gegenüber dem Vorjahr. Die restlichen knapp 25 Prozent im Wert von rund 3,9 Milliarden Euro wurden auf Drittlandsmärkten abgesetzt, das entspricht einem Plus von 10,6 Prozent gegenüber 2021. Insgesamt wurden 2022 mehr als 85 Prozent der österreichischen Agrarprodukte nach Europa (inklusive Europäischer Union), also in „nahe Märkte“ exportiert. Dies entspricht einer Zunahme von einem Fünftel gegenüber 2021.

Deutschland hat die Position als Österreichs wichtigste Exportdestination weiter gefestigt. 2022 wurden Agrarprodukte im Wert von mehr als 5,9 Milliarden Euro ausgeführt (Zunahme von mehr als 15 Prozent gegenüber 2021). Dies entspricht mehr als einem Drittel aller Agrar- und Lebensmittelexporte Österreichs (36,5 Prozent). Neben Deutschland zählen Italien (1,73 Milliarden Euro; plus 28,5 Prozent), Ungarn (626 Millionen Euro; plus 30,6 Prozent) und die Niederlande (608 Millionen Euro; plus 21 Prozent) zu den Top-Exportländern Österreichs in der Europäischen Union.

Österreichische Agrarexporte auf Drittlandsmärkten präsent

Ausfuhren in die USA als wichtigstem Drittlands-Exportmarkt waren 2022 erneut stark rückläufig (772 Millionen Euro; minus 15,2 Prozent). Ebenso jene in die Volksrepublik China (120 Millionen Euro; minus 27,9 Prozent; fällt auf Platz acht unter Drittlandsmärkten). Exporte in den zweitwichtigsten Drittlandsmarkt Schweiz entwickelten sich weiter positiv (610 Millionen Euro; plus 14,2 Prozent), auch jene in die Russische Föderation (328 Millionen Euro; plus 29,2 Prozent; somit Platz drei der Drittlandsmärkte). Agrarexporte in das Vereinigte Königreich haben sich 2022 positiv gegenüber dem Vorjahr entwickelt: Mit einem Wert von 205 Millionen Euro lag dieser um 4,7 Prozent über jenem aus 2021. Das Vereinigte Königreich nimmt damit Platz Fünf unter den wichtigsten Drittlands-Exportdestinationen ein.

TOP-Exportprodukte „Made in Austria“

Bestseller bleiben neben alkoholfreien Erfrischungsgetränken (Energy Drinks, Eistees und Limonaden mit einem Wert von rund 2,99 Milliarden Euro; plus 16,7 Prozent gegenüber 2021) auch Milchprodukte wie Käse und Topfen (1,76 Milliarden Euro; plus 26,4 Prozent), Fleisch und Fleischprodukte (1,44 Milliarden Euro; plus 13,4 Prozent), Süß- und Backwaren (1,4 Milliarden Euro; plus 14,1 Prozent) sowie eine Vielzahl an Lebensmittelzubereitungen (1,1 Milliarden Euro; plus 14,8 Prozent). Auch finden österreichische Futtermittel weiterhin sehr guten Absatz (1,13 Milliarden Euro; plus 12,1 Prozent).

Genau betrachtet: der bilaterale Agrarhandel Österreichs mit der Russischen Föderation und der Ukraine

Österreichische Agrar- und Lebensmittelexporte in die Russische Föderation haben sich 2022 weiter ausgebaut und mit einem Wert von mehr als 328 Millionen Euro (Plus 29,2 Prozent gegenüber 2021) einen neuen Höchstwert erzielt. Dies entspricht einem Anteil von rund 2 Prozent der österreichischen Agrarexporte. Die Russische Föderation liegt auf dem insgesamt 11. Platz im Export-Absatzmärkte-Ranking, beziehungsweise nimmt den dritten Platz an wichtigsten Drittlandsmärkten Österreichs ein, noch vor dem Vereinigten Königreich.

Österreich weist eine traditionell stark positive Agrar-Handelsbilanz mit der Russischen Föderation auf, 2022 betrug diese Plus 312,25 Millionen Euro (Importe 15,9 Millionen Euro). Die wichtigsten Exportprodukte 2022 aus diesem Sektor sind: Lebensmittelzubereitungen, alkoholfreie Getränke, Ölsaaten sowie Gewürz- und Kakaozubereitungen.

Österreichs Agrar- und Lebensmittelexporte in die Ukraine betrugen 2022 78,4 Millionen Euro (Minus 1,3 Prozent gegenüber 2021). Mit einem Anteil von rund 0,5 Prozent an den österreichischen Gesamt-Agrarexporten rangiert die Ukraine auf dem insgesamt 28. Platz im Export-Absatzmärkte-Ranking (11. Platz der wichtigsten Drittlandsmärkte).

Österreich weist eine stark negative Agrar-Handelsbilanz mit der Ukraine auf, 2022 betrug diese Minus 78,3 Millionen Euro (Importe: 156,75 Millionen Euro). Zu den wichtigsten Exportprodukten 2022 zählen Sonnenblumen, Körnermais sowie Lebensmittel- und Kakaozubereitungen.

Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf den internationalen Agrarhandel

Die Ukraine und Russland sind gewichtige Akteure auf dem Weltmarkt für Getreide und Ölsaaten. Russland ist ein weltweit bedeutender Weizenexporteur und wichtiger Lieferant für Düngemittel in die Europäischen Union, während die Ukraine ein wichtiger Agrarhandelspartner der Europäischen Union ist und große Mengen an Mais, Raps, Sonnenblumenkernen und Weizen an diese exportiert. Zusammen waren beide Länder bis zu Beginn des Russischen Angriffskriegs auf die Ukraine im Februar 2022 für rund 30 Prozent der weltweiten Weizenexporte verantwortlich.

Konkrete Prognosen über langfristige Auswirkungen sind auch nach mehr als einem Jahr schwierig zu erstellen. Fällt die Ukraine als Weizenexporteur aus, hat dies massive Auswirkungen auf die globalen Handelsströme. Damit ukrainische Agrargüter die EU und den Weltmarkt erreichen, und um sicherzustellen, dass die Ukraine auch dringend benötigte Güter der Grundversorgung wie humanitäre Hilfe, Lebensmittel, Futter- und Düngemittel sowie Treibstoff importieren kann, haben sich die Internationale Gemeinschaft und die EU für alternative Logistikrouten eingesetzt: für die EU-Ukraine „Solidarity Lanes“ sowie für das Getreideabkommen „Black Sea Grain Initiative“.