Solidaritätskorridore in die Ukraine für den Transport von Agrar- und Hilfsgütern

Bis zum Frühjahr 2022 wurden drei Viertel der ukrainischen Getreideproduktion exportiert und sicherten damit rund 20 Prozent der jährlichen Exporteinnahmen des Landes. Durch die russische Invasion ist auch dieser Bereich der ukrainischen Wirtschaft massiv beeinträchtigt.
Exporte sind insbesondere durch die Blockade, Verminung oder Zerstörung der ukrainischen Schwarzmeerhäfen durch den russischen Aggressor drastisch eingeschränkt. Vor dem Krieg wurden mehr als 90 Prozent der Getreide- und Ölsaatenexporte über diese Häfen abgewickelt. Kapazitäten erreichten damals rund fünf Millionen Tonnen Getreide pro Monat. Das entspricht einer Menge von 200.000 Tonnen pro Tag (auf 4 Schiffen), die auf die Verladung warten.
Stabilisierung der weltweiten Agrar- und Lebensmittelmärkte und Verbesserung der globalen Ernährungssicherheit
Damit ukrainische Agrargüter die EU und den Weltmarkt erreichen, und um sicherzustellen, dass die Ukraine auch dringend benötigte Güter der Grundversorgung wie humanitäre Hilfe, Lebensmittel, Futtermittel, Düngemittel und Treibstoff importieren kann, sollen alternative Logistikrouten (als Alternative zum Schiffsgüterverkehr) die EU mit der Ukraine verbinden.
EU-Ukraine „Solidarity Lanes“
Die Europäische Kommission arbeitet seit Mai 2022 im Rahmen eines Aktionsplanes mit Mitgliedstaaten, ukrainischen Behörden, Transportunternehmen und anderen relevanten Akteuren auf beiden Seiten zusammen, um alternative Logistikrouten zu optimieren: die „EU-Ukraine Solidarity Lanes“.
Marktteilnehmer in der EU sollen dringend erforderliche Ausrüstung, Fahrzeuge, Lastkähne und Schiffe zur Verfügung stellen. Die EU hat erfolgreich eine EU Matchmaking Plattform installiert, die “EU-Ukraine business matchmaking platform”. Ergänzend gibt es eine EK-Webpage mit Zusatzinformationen Keeping Ukrainian goods moving (europa.eu). Österreichische Logistik-Unternehmen und auch kleinere Agrarhändler sind registriert.
Die Europäische Kommission hat eine Milliarde Euro für den weiteren Ausbau der „Solidarity Lanes“ zugesagt, insbesondere für den Ausbau von Umladeplätzen an der Grenze der Ukraine zur EU. Bislang wurden mehr als 34 Millionen Tonnen ukrainisches Getreide, Ölsaaten und andere Agrarprodukte über die "Solidarity Lanes" exportiert.
Züge bringen Getreide aus der Ukraine nach Österreich
Die Rail Cargo Group (RCG) der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) baut ihre Agrartransporte aus der Ukraine speziell seit Beginn des Krieges aus. Die RCG gilt als „best practice“ Beispiel für EK, auch mit der Initiative „Grain Lane“ GrainLane (grain-lane.com) - auch als Handy App - als Vermittlungsplattform für Verkäufer, Einkäufer und Logistikunternehmen.
Die RCG hat seit Kriegsbeginn mehr als eine Million Tonnen Agrarprodukte aus der Ukraine transportiert.
Black Sea Grain Initiative
Das Getreideabkommen von Juli 2022, auf Initiative der Vereinten Nationen und der Türkei mit Russland und der Ukraine verhandelt, wurde nach dem 18. März 2023 erfolgreich verlängert. Durch die Schwarzmeer-Initiative konnten bis zum Zeitpunkt der Verlängerung bereits 25 Millionen Tonnen Agrarprodukte aus der Ukraine in 45 Länder exportiert werden, ein wichtiger Beitrag zur Senkung der globalen Nahrungsmittelpreise und zur Stabilisierung der Märkte.
Via Black Sea Grain Initiative und Solidarity Lanes konnte das Vorkrisenniveau an monatlichen Agarexporten aus der Ukraine (5 bis 6 Millionen Tonnen) erreicht werden.