Österreichs Agrarexporte im ersten Halbjahr 2023 stark von Preisentwicklung beeinflusst
Die Außenhandelsdaten der Statistik Austria für das erste Halbjahr 2023 zeigen ein differenziertes Bild. Agrarexporte haben wertmäßig um 9 Prozent zugelegt, aber mengenmäßig um rund 7 Prozent abgenommen.
Agrarexporte legen wertmäßig stetig zu
Im ersten Halbjahr 2023 wurden Agrarprodukte und Lebensmittel im Wert von rund 8,5 Milliarden Euro exportiert, um 9 Prozent mehr als im Vorjahr. Die relativ hohe wertmäßige Steigerung ist auch auf deutliche Preissteigerungen der Inputfaktoren (unter anderem Energie, Transport, Verpackungen und Rohstoffe) zurückzuführen. Ein kritischer Blick auf die mengenmäßige Entwicklung für diesen Zeitraum zeigt aber, dass der Agrarsektor mengenmäßig mit einem Minus von 7,1 Prozent abgeschlossen hat.
Die Gesamtexporte Österreichs betrugen mit einem wertmäßigen Plus von 5,9 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2022 rund 102,2 Milliarden Euro. Der Agrar- und Lebensmittelsektor erzielte mit einem Anteil von 8,3 Prozent an den österreichischen Gesamtexporten erneut einen ausgezeichneten Wert.
Der Trend in Richtung ausgeglichener Agraraußenhandelsbilanz setzte sich 2023 fort: mit rund 35 Millionen Euro ist diese leicht negativ. Rein landwirtschaftliche Erzeugnisse erzielten im ersten Halbjahr 2023 mit einem Wert von 3,3 Milliarden Euro einen Anteil am Agrarexport von rund 39,2 Prozent, die Erzeugnisse der Lebensmittelindustrie mit einem Wert von 5,2 Milliarden Euro einen Anteil von 60,8 Prozent. Rein landwirtschaftliche Erzeugnissen weisen mit einem Minus von rund 1,29 Milliarden Euro eine deutlich negative Außenhandelsbilanz auf. Erzeugnisse der Lebensmittelindustrie bauen im ersten Halbjahr die deutlich positive Außenhandelsbilanz auf fast 1,26 Milliarden Euro weiter aus.
Europäischer Binnenmarkt unangefochten wichtigste Destination für österreichische Agrarprodukte
Die Europäische Union bleibt der wichtigste Markt für österreichische Agrarprodukte. Mit rund 6,56 Milliarden Euro wurden im ersten Halbjahr 2023 77 Prozent aller Agrarprodukte in die Europäische Union exportiert. Das entspricht einem Anstieg um rund 11 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die restlichen rund 23 Prozent im Wert von rund 1,96 Milliarden Euro wurden auf Drittlandsmärkten abgesetzt, das entspricht einem Plus von 2,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Insgesamt wurden heuer im ersten Halbjahr wertmäßig fast 88 Prozent der österreichischen Agrarprodukte nach Europa (inklusive Europäischer Union), also in „nahe Märkte“ exportiert. Dies entspricht einer Zunahme von 11,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Deutschland hat die Position als Österreichs wichtigste Exportdestination weiter gefestigt. Im ersten Halbjahr wurden Agrarprodukte im Wert von mehr als 3,15 Milliarden Euro ausgeführt (Zunahme von 12,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum). Dies entspricht mehr als einem Drittel aller Agrar- und Lebensmittelexporte Österreichs (37 Prozent). Neben Deutschland zählen Italien (920 Millionen Euro; plus 12,2 Prozent), Ungarn (332 Millionen Euro; plus 9 Prozent) und die Niederlande (289 Millionen Euro; minus 4,3 Prozent) zu den Top-Exportländern Österreichs in der Europäischen Union.
Österreichische Agrarexporte auf Drittlandsmärkten präsent
Die beiden wichtigsten Drittlands-Exportmärkte Schweiz und USA schnitten im ersten Halbjahr 2023 wertmäßig ähnlich ab: Ausfuhren in die Schweiz entwickelten weiter positiv (320 Millionen Euro; plus 8,7 Prozent), jene in die USA stark rückläufig (314 Millionen Euro; minus 22,5 Prozent). Agrarexporte in das Vereinigte Königreich haben sich im heurigen ersten Halbjahr positiv gegenüber dem Vorjahreszeitraum entwickelt: Mit einem Wert von 118,6 Millionen Euro lag dieser um fast 17 Prozent über dem ersten Halbjahr 2022. Exporte in die Ukraine sind im ersten Halbjahr 2023 wieder deutlich angestiegen (63,2 Millionen Euro, wertmäßig plus 96,1 Prozent und mengenmäßig plus 48,1 Prozent. Exporte in die Russische Föderation sind hingegen zurückgegangen (126 Millionen Euro; minus 26,8 Prozent wertmäßig und minus 30,1 Prozent mengenmäßig), ebenso jene in die Volksrepublik China (55,7 Millionen Euro; minus 7 Prozent).
TOP-Exportprodukte „Made in Austria“
Bestseller bleiben neben alkoholfreien Erfrischungsgetränken (Energy Drinks, Eistees und Limonaden mit einem Wert von rund 1,48 Milliarden Euro; wertmäßig plus 6,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum) eine Vielzahl an Lebensmittelzubereitungen (434 Millionen Euro; plus 19,4 Prozent), auch Milchprodukte wie Käse und Topfen (426 Millionen Euro; wertmäßig plus 16,1 Prozent), Futtermittel (421 Millionen Euro, plus 6,6 Prozent), feine Backwaren (402 Millionen Euro, plus 15,4 Prozent) Fleisch und Fleischprodukte (Rindfleisch: 334 Millionen Euro, plus 12,7 Prozent und Schweinefleisch 233 Millionen Euro, plus 23,3 Prozent) sowie Schokoladewaren (282 Millionen Euro Milliarden Euro; plus 21,4 Prozent).
Mengenmäßig positive Entwicklungen im Export gab es im ersten Halbjahr 2023 nur bei Rindfleisch (plus 11,5 Prozent), Schweinefleisch (plus 6,8 Prozent), Teigzubereitungen & Mehlspeisen (plus 3,9 Prozent), Schokoladenwaren (plus 3,8 Prozent) und bei Fruchtsäften und -konzentraten (plus 3,3 Prozent).
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