Flussdialog 2.0 - Mitgestaltung der Bevölkerung an den Flüssen Krems, Raab und Salzach

Traisenmündung beim Donaukraftwerk Altenwörth
Foto: BML / Alexander Haiden

Aufgrund vielfältiger Veränderungen und Eingriffe der letzten Jahrhunderte durch den Menschen zählen aquatische Lebensräume heute weltweit zu den gefährdetsten Ökosystemen. Das Projekt zur Bürgerbeteiligung an der Krems, der Raab und der Salzach unterstützt dabei die nachhaltige Entwicklung der österreichischen Gewässer und nützte dabei die Chancen sozialer Medien zur Partizipation.

Im Zuge eines Pilotprojektes setzte das Ministerium erstmals in der Wassersektion Social Media zur Bürgerbeteiligung ein, um lokales Wissen zu bündeln und Vernetzung zu schaffen. Auf den Facebook-Seiten „Flussdialog Unsere Krems“, „Flussdialog Unsere Raab“ und „Flussdialog Unsere Salzach“ sowie auf der Instagram-Seite „Flussdialog Unsere Salzach“ konnten sich Anwohnerinnen und Anwohner über die weitere Entwicklung ihres Flusses informieren und über Möglichkeiten und Chancen über die zukünftige Gestaltung diskutieren. Die Finanzierung und Projektleitung der Flussdialoge wurde von der Sektion Wasserwirtschaft im Bundesministerium und den Bundesländern übernommen.

Erst fragen, dann planen

Nach dem Motto „Erst fragen, dann planen“ ist das Ziel des Flussdialogs, durch die frühzeitige Einbindung aller Beteiligten eine gute Basis zu schaffen, um ökologische Maßnahmen zur Verbesserung der österreichischen Fließgewässer möglichst rasch und zufriedenstellend planen und umsetzen zu können. Zentral war dabei das Sammeln unterschiedlicher Standpunkte, Meinungen und Wünsche über Social Media sowie das Vernetzen aller Interessierten und Beteiligten über Online-Kanäle. Diese Inputs aus der Bevölkerung bilden eine wichtige Grundlage zur zukünftigen Gestaltung des jeweiligen Flusses. Das Themenspektrum der Online-Befragung reichte von der aktuellen Nutzung des jeweiligen Flusses durch die Anwohnerinnen und Anwohner, über ökologische Verbesserungsmöglichkeiten für eine naturnahe Entwicklung, bis hin zu möglichen Angeboten für Freizeit und Naherholung. Die Befragungsergebnisse wurden im Anschluss breit kommuniziert sowie mit Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern diskutiert und sollen in die laufenden und zukünftigen Planungen einfließen. Detaillierte Informationen zu den Befragungsergebnissen wuden auf dem Social Media Kanal des jeweiligen Pilotprojektes und der Website www.flussdialog.at präsentiert.

 

Befragungsergebnisse des Flussdialoges „Unsere Krems“

Im Rahmen des „Flussdialoges 2.0 – Unsere Krems“ war die Bevölkerung des Kremstals von Mitte September bis Mitte Oktober 2022 dazu eingeladen, im Zuge einer Online-Befragung ihre Meinung über die zukünftige Gestaltung der Krems und ihrer Zuflüsse einzubringen. Von der Beteiligungsmöglichkeit haben 633 Personen Gebrauch gemacht.

Die Befragung ergab, dass sich 81 % der Befragten eine Verbesserung des Lebensraumes für Tiere im Wasser durch Steine oder Totholz und 67 % eine Wiederherstellung eines naturnahmen Flusslaufes mit Windungen, Seitenarmen und Auenlandschaften wünschen. Nur 11 % der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wollen, dass die Krems so bleibt wie sie aktuell ist. 73 % der Befragten wünschen sich außerdem, dass es an ausgewählten Stellen mehr Möglichkeiten geben soll, an oder in den Fluss zu kommen und 69 % wollen mehr Sitzgelegenheiten am Ufer.

Die Ergebnisse der Online-Befragung wurden auch im Rahmen eines Workshops mit Vertreterinnen und Vertretern unterschiedlicher Interessensgruppen diskutiert. Darüber hinaus hat im Juli 2023 ein Exkursionstag stattgefunden, an dem die interessierte Bevölkerung eingeladen war, sich gemeinsam mit den Expertinnen und Experten der Wasserwirtschaft des Landes Oberösterreich ein Bild von den angedachten Maßnahmen vor Ort zu machen.

 

Befragungsergebnisse des Flussdialoges „Unsere Raab“

Von Mitte April bis Mitte Mai 2023 war die Bevölkerung im Raabtal dazu eingeladen, in einer Online-Befragung im Rahmen des „Flussdialogs 2.0 – Unsere Raab“ ihre Meinung zur zukünftigen Gestaltung der Raab und ihrer Zuflüsse abzugeben. Insgesamt haben 1.163 Personen aus dem Raabtal bei der Online-Befragung ihre Meinung zur Zukunft der Raab abgegeben.

Die Ergebnisse zeigen einen klaren Wunsch, die Raab wieder naturnäher zu gestalten. 87 % der Befragten wünschen sich die Anbindung von Alt- und Seitenarmen. Auch die Schaffung von Fluss- und Auenschutzgebieten, die der Natur vorbehalten sein sollten, findet bei den Befragten große Unterstützung. Zusätzlich finden sanfte Möglichkeiten für Freizeit und Naherholung Zustimmung: 66 % der Befragten äußern den Wunsch nach einer verbesserten Zugänglichkeit zum Fluss und 58 % wünschen die Schaffung von zusätzlichen Sitzgelegenheiten – dabei sollte aber auch ein Mehrwert für die Natur entstehen. Vermieden werden sollte laut den Befragten auf jeden Fall ein hoher Besucherandrang. Nur 14 % der Befragten sehen keinen Veränderungsbedarf an der Raab.

Im Herbst 2023 wurden die Ergebnisse aus der Online-Befragung auch in einem Workshop mit Stakeholdern und Gemeinden im Raabtal diskutiert. Die Befragungsergebnisse sollen nun in die nächsten Planungsschritte zur konkreten Maßnahmenumsetzung an der Raab einfließen.

 

Befragungsergebnisse des Flussdialoges „Unsere Salzach“

Im Rahmen des „Flussdialoges 2.0 – Unsere Salzach“ wurde von Mitte September bis Mitte Oktober 2023 eine Online-Befragung durchgeführt, in der konkrete Meinungen, Wünsche und Entwicklungsziele im Projektgebiet an der Salzach abgefragt wurden. Im Fokus der Befragung standen die im Salzachplan präsentierten planerischen Überlegungen in den Handlungsfeldern Renaturierung, Hochwasserschutz, Fuß- und Radverkehrswege sowie (Nah-)erholungsmöglichkeiten an der Salzach. Insgesamt haben 3.611 Personen an der Umfrage teilgenommen.

Fast zwei Drittel (65 %) der befragten Personen besuchen die Uferbereiche an der Salzach in ihrer Freizeit regelmäßig, 59 % nutzen ebenso die Naturräume und Wälder des naheliegenden Flusses. Der größte Zukunftswunsch ist mit 80 % Zustimmung die stellenweise Wiederherstellung eines naturnahen Flusslaufs sowie die Schaffung eines abwechslungsreichen Flusslaufs (57 %). Auch eine verbesserte Zugänglichkeit und mehr Naherholungsmöglichkeiten wird von 77 % der Befragten als wichtig beurteilt. Gleichzeitig befürworten auch 48 % der Befragten, dass ausgewählte Bereiche der Natur vorbehalten sein sollten. Verbesserungen im Bereich der Rad- und Fußwege werden klar befürwortet – allerdings nicht als oberste Priorität.

Ein Workshop mit den Interessensgruppen sowie eine Exkursion an die Salzach sind für 2024 geplant, um weitere Planungsschritte und Maßnahmen zur Umgestaltung der Salzach einzuleiten.